Gerhard Spannbauer, Krisenvorsorge.com, 03.02.2011

Eine Meinung mit Gewicht: Der weltgrößte Anleiheinvestor Pimco gibt die kriselnden Staaten Griechenland, Irland und Portugal auf. Die Schritte, die von der EU zur Rettung dieser Staaten unternommen wurden, werden nicht helfen. Es wird nur Zeit gewonnen, das Grundproblem – das Schuldendesaster – indes nicht gelöst. Pimco sieht nur noch eine Chance: Der Austritt dieser Staaten aus dem Euro.

Pimco ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1000 Mrd. Dollar die weltweite Nummer eins unter den Anleiheinvestoren. Und so ist das Gewicht dieser Empfehlung schwer zu überschätzen. Die jüngsten Beschlüsse auf dem EU-Gipfel lassen Pimco Alarm schlagen. „Die Politik darf nicht länger die Augen vor einer Staatspleite verschließen“, sagte Andrew Bosomworth, Leiter des Portfoliomanagements der Allianz -Tochter in München, der „Welt“.

Bosomworth fordert, umgehend eine glaubwürdige und damit langfristig stabile Wirtschafts- und Fiskalunion aufzubauen „oder sie riskiert einen Zusammenbruch der Währungsunion und damit des Euro“. Der in zwei Jahren in Kraft tretende Krisenmechanismus, der neben einem dauerhaften Rettungsschirm auch die Beteiligung privater Investoren an den Kosten einer Staatspleite vorsieht, wird von Pimco als grundsätzlich richtig angesehen, kommt aber leider zu spät.

Gerade Deutschland hatte sich dafür eingesetzt, die Gläubiger zu beteiligen, um so das Risiko des Marktes nicht auf die Steuerzahler der EU abwälzen zu können. Ein höchst umstrittener Schritt, der wohl auch nicht viel bringen wird. „Die Spannungen an den Finanzmärkten werden auch 2011 bleiben“, ist sich Bosomworth sicher.

Der Pimco-Vertreter sieht momentan nur eine Lösung: den (zumindest vorübergehenden) Austritt von Griechenland, Irland und Portugal aus dem Euro. Denn mit dem starken Euro sieht er keine Chance für diese Länder, ihren Haushalt zu konsolidieren und gleichzeitig ihre Wirtschaft zu Wachstum zu bringen. Eine eigene Währung würde diesen Ländern besser helfen, da diese den Export begünstigen würde.

Für Spanien, Italien und Belgien sehe die Situation besser aus, diese Staaten könnten es auch mit einem Verbleib in der Gemeinschaftswährung schaffen, dem Druck der Finanzmärkte stand zu halten. Mit einer Einschränkung: Ohne die Einführung einer gemeinsamen europäischen Staatsanleihe, so Bosomworth, wird aber auch das schwierig werden – daher fordert er die Einführung der heftig umstrittenen Euro-Bonds.

Die Einführung solcher Europa-Anleihen müsste begleitet werden von einer umwälzenden Reform der EU – nach dem Prinzip: Wer zahlt, hat auch mehr zu sagen. „Wer mehr in den Topf einzahlt als er herausnimmt, muss auch mehr Mitsprache haben“, stellt Bosomworth fest. Es könne nicht sein, dass Deutschland im Europarat 29 Stimmen habe und Spanien immer noch 27 Stimmen.

Tatsächlich konnten die Märkte durch die Beschlüsse des EU-Gipfels nicht beruhigt werden, im Gegenteil: Die Ratingagentur Moody’s verschärfte noch einmal den Druck, indem sie Irlands Bonitätsnote um gleich fünf Stufen senkte. Vertrauen sieht anders aus. Die Stellungnahme von Pimco dürfte diese Stimmung noch einmal verschärfen und für noch mehr Misstrauen der Finanzmärkte in die Entscheidungsfähigkeit der EU sorgen. 2011 wird nicht die erhoffte Wende bringen, stattdessen scheint es immer wahrscheinlicher, dass das Jahr 2011 in die Geschichte eingeht als das Jahr, in dem der Euro scheiterte.

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