Die Zentralbanken verlieren gerade die Kontrolle über die Staatsanleiheblase, die Kaufkraft ihrer Papiergeldwährungen und die Edelmetallmärkte. Der Zusammenbruch der Anleiheblase und der Papiergeldblase wird extrem schmerzhaft sein

Alasdair Macleod, Finance and Economics, 05.01.2010

Zwischen 1716 und 1720 versuchte John Law die französische Regierung mit einem Plan, den man später „die Mississippi-Blase“ nannte, vor dem Bankrott zu retten. Seine Strategie bestand darin, zwei Organisationen ins Leben zu rufen: Eine Bank, deren Zweck es war Papiergeld auszugeben, und eine Firma, deren hauptsächlicher jedoch öffentlich nicht verkündeter Zweck es war, die Regierungsschulden zu finanzieren. Law begriff, dass er dafür bis auf geringe Mengen alles Gold und Silber beschlagnahmen und die französischen Bürger zwingen musste, ihre Steuern zu zahlen und Aktien der Mississippi Company zu kaufen – und zwar ausschließlich mit den neuen seitens der Bank ausgegebenen Banknoten. Das waren die drei wichtigen Bestandteile dieses Planes.

Viele von uns sind sich nun der Schuldenblase der Regierung gewahr, die sicherstellt, dass die heutigen Herrscher aufgrund künstlich niedriger Kosten von der Schuldenlast befreit sind. Viele von uns sind sich jedoch nicht darüber im Klaren, dass es noch eine weitere Blase gibt – die Geldwertblase, die ebenfalls auf künstlich hohen Niveaus gehalten wird.

Die Geldblase bläht sich hauptsächlich bezüglich der Geldmenge und weniger bezüglich des Preises auf, was es bedeutend einfacher macht, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Es gibt hier auch einen signifikanten Unterschied im Vergleich zu gewöhnlichen Blasen: Wenn gewöhnliche Blasen in einem Zusammenbruch enden, dann bleibt der Wert des Geldes davon unberührt.

Bei dieser aktuellen Doppel-Blase werden die Schulden und das Geld letztlich gemeinsam zusammenbrechen – die Schuldenblase platzt, wenn die nominellen Renditen steigen, und das Platzen der Papiergeldblase wird an den steigenden Edelmetallpreisen abzulesen sein.

Zur Zeit von John Law war es verboten, mehr als eine minimale Menge an Gold- und Silbermünzen zu besitzen. In moderner Zeit wurde seitens der Zentralbanken ein anderer Ansatz verfolgt, um Gold und Silber völlig aus dem Geldumlauf zu verbannen.

Natürlich haben sich die Zentralbanken auch selbst eingeredet, dass Edelmetalle nun überflüssig seien, und sie vollumfänglich durch Papiergeld ersetzt. Auf diese Art reduzierten sie verantwortungslos ihre Bestände zum Zwecke der Edelmetallpreisdrückung.

Gleichzeitig bildeten sich bei den Geschäftsbanken – die Gold- und Silberkonten offerierten – aufgrund des fraktionalen Reservesystems gegenüber ihren Kunden große Bestände an ungedeckten Verbindlichkeiten. Aufgrund dieser ungedeckten und nicht offengelegten Positionen ist die Strategie der Edelmetallpreisdrückung mittlerweile auf gefährliche Art von dem noch verbliebenen Vertrauen in die Zentralbanken sowie in das Bankensystem abhängig.

Wir können davon ausgehen, dass sich der Zusammenbruch des Geldwerts eher im Gold- und Silberpreis spiegeln wird, als in anderen Papierwährungen – und die Warnsignale sind bereits da. Die Edelmetallpreise klettern seit einem Jahrzehnt, und 2010 stellten die Käufer mit gewisser Regelmäßigkeit fest, dass es recht schwer ist, sich das physische Metall durch die Banken dann auch tatsächlich ausliefern zu lassen. Hierdurch wurde deutlich, dass die Fähigkeit der Zentralbanken, die Edelmetallpreise unter Kontrolle zu halten, sich nun dem Ende neigt.

Und es sind nicht nur die Edelmetallpreise, die aktuell außer Kontrolle geraten. In den vergangen drei Monaten stiegen die Renditen auf Regierungsschulden, und das trotz neuer Runden der Geldinflation. Die Märkte werden nun immer skeptischer, wenn es um neue Geldemissionen geht, um so den Markt für Staatsanleihen zu stützen, und sie beginnen dabei eher die Risiken zu hinterfragen, als auf die Wertstabilität zu achten.

Wir verstehen jetzt, wie es sich in den frühen Monaten im Jahre 1720 in Paris angefühlt haben muss, als der Aktienpreis der Mississippi Company, ein Stellvertreter für die Staatsschulden, zu fallen begann. Und wenn die letzten paar Monate des Jahres 2010 den Anfang vom Ende für die heutigen Regierungsanleihen bedeuteten, dann wird 2011 den Anfang vom Ende für Papiergeld einleiten. Diese zwei Blasen sind jetzt vollumfänglich miteinander vernetzt.

Das ist der Grund dafür, warum wir 2011 auch als das Jahr bezeichnen können, an dem das Geld zu sterben beginnt. Die Zentralbanken fangen gerade an, bei beiden Blasen und den Edelmetallen die Kontrolle zu verlieren. Die Zerstörung der Ersparnisse des privaten Sektors ist mit sich immer weiter ausdehnenden Haushaltsdefiziten einhergegangen, so dass die Ausdehnung der Geldblase auch weiterhin herhalten muss, um die Situation einzudämmen, da es gar keine andere Alternative gibt.

Da die Geldinflation in Preisinflation übergeht, wird es auch zu einem erneuten Anstieg bei den Renditen auf Staatsanleihen kommen, wodurch sich ein selbst befeuernder Prozess aus fallenden Preisen für Staatsanleihen und Kaufkraftabwertung bei den Papierwährungen entwickelt, während die Preise für Rohstoffe und Rohmaterialen weiter ansteigen. Dieser Prozess ist bereits im Gange.

Die steigende Preisinflation dürfte auch zu einem Anstieg der Zinssätze führen, was den Blasenzüchtern jedoch überhaupt nicht gelegen kommt. Höhere Zinssätze werden das, was an Regierungsfinanzen noch übrig geblieben ist, gänzlich zerstören, was aufgrund der Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Vermögenspreise auch zu erheblichen Verlusten im Bankensystem führen wird. Plötzlich wird es überall negative Rückkopplungsschleifen geben. Es ist genau das, was John Law während des Sommers 1720 entdecken musste, und es ist besser davon auszugehen, dass sich die Geschichte wiederholt, als etwas anderes anzunehmen.

Dieses Mal wird sich der Zusammenbruch bei den Regierungsschulden und beim Wert der Papierwährung jedoch nicht auf das vernichtende Platzen der Mississippi-Blase beschränken. Die Blasen von heute sind globaler Natur, und zusammengenommen sind sie bedeutend größer.

Der Wert des Hartgelds wird heute in enormem Umfang unten gehalten – das war zu John Laws Zeit nicht der Fall. Wenn zu einer Anpassung kommt, dürfte diese bei Weitem schärfer ausfallen, ja im Ergebnis sogar katastrophal, und sie dürfte mit einem plötzlichen Vertrauensverlust einhergehen.

Diese Anpassung wird diejenigen durcheinanderwirbeln, die auf einen mechanistischen Zusammenhang zwischen der Geldmenge und dem allgemeinen Preisniveau vertrauten. Sie wird das gefeierte Experiment der Keynesianer mit ihren sich immer weiter ausdehnenden Haushaltsdefiziten als Mittel der Wirtschaftserholung zerstören. Sie wird die Zentralbanken zerstören. Man wird nur wenig Trost darin finden, dass die zwei letztgenannten Konsequenzen eine teuer erkaufte Verbesserung darstellen.

Jetzt, wo das neue Jahr angebrochen ist, leben allerorts wieder alte Wunschvorstellungen auf, bei denen denkende Menschen nur mit dem Kopf schütteln können. Es ist nun wieder an der Zeit für die Investmentstrategen, sich ihre Prognosen auszumalen, die natürlich alle einhellig optimistisch daherkommen. Es gibt aber nur eine Frage, die es diesen Wahrsagern zu stellen gilt, und das ist die Frage nach dem Schicksal der zwei Blasen und der Drückung des Gold- und Silberpreises. Wird es in 2011 soweit sein?

Vielleicht, aber selbst wenn das Geld nicht dieses Jahr stirbt, so ist dieses Jahr auf alle Fälle das Jahr, an dem es zu sterben beginnt.

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