Der Westen steht kurz vor einer Phase der „Superstagflation“, gegen welche die britische Stagflation in den 70er Jahren wie ein Kinderspiel anmuten wird. Dieses Mal wird die Stagflation nicht nur als ungemütlicher Zeitgenosse daherkommen, sondern als Profikiller, der ganze Wirtschaften ausschaltet

The Daily Bell, 24.01.2011

„Aktuelle Zahlen belegen, dass sich das Wachstum verlangsamt hat, während die Arbeitslosigkeit und der Ölpreis weiter steigen – ein ernsthaftes Problem, das bereits die 70er Jahre abwürgte

Gegenwärtig nehmen die Befürchtungen immer weiter zu, Großbritannien könne Gefahr laufen, in eine ernsthafte Stagflation zu geraten, da offizielle Zahlen aus dieser Woche zeigen, dass sich das Wachstum in den letzten 3 Monaten des Jahres 2010 weiter verlangsamt hat.

Analysten sind der Meinung, dass die Wirtschaft bereits Anzeichen einer Stagflation aufweist – diese giftige Mischung aus stagnierendem Wachstum und steigenden Preisen versetzt die Politiker in eine Situation, wo sie nicht in der Lage sind, das eine Problem zu lösen, ohne dadurch das andere noch schlimmer zu machen.

Die Haushalte leiden, da der schwache Arbeitsmarkt bedeutet, dass die Gehälter nicht mit den stärken Preisanstiegen in der Wirtschaft mithalten können. In den 70ern erlebte Großbritannien eine schlimme Phase der Stagflation, als der Ölpreisschock zu großen Leistungseinbrüchen und einer starken Zunahme der Inflation führte.

Jetzt sind in Großbritannien ähnliche Kräfte am Werk, so die Analysten, die dabei auf die fortwährend über den Zielmarken liegende Inflation verweisen, welche trotz eines verlangsamten Wachstums weiter anhält.“ – UK Telegraph, 23.01.2011 „Der Kampf gegen die Stagflation“

Vorherrschendes soziales Thema: Ja wo kommt das denn her?

Freimarktanalyse: In dem oben stehenden Auszug findet sich mal wieder eine dieser ganz einfachen Erklärungen. Der Telegraph hat aber nur zum Teil Recht. Die Ursache der Stagflation liegt nicht in den „höhere Ölpreisen“ sondern in der Gelpolitik. Der Westen steht kurz davor, in eine Phase einzutreten, die wir im Folgenden – aus Mangel eines besseren Begriffs – „Superstagflation“ nennen werden. Ja, in den 70ern gab es Stagflation, dieses Mal wird es aber bedeutend schlimmer werden. In diesem Artikel werden wir erklären, warum dies so ist.

In den 70er Jahren hatte die Zentralbanker viel zu viel Geld gedruckt, um die Wirtschaft wiederzubeleben. Dies traf besonders für die Vereinigten Staaten zu. Dieses keynesianische Geheimmittel hat schon damals nicht funktioniert, und wird auch heute nicht funktionieren. Der „Ölpreisschock“ zu jener Zeit hatte überhaupt nichts mit der größeren Realität der Stagflation zu tun.

Wenn man eine fehlerhafte Geldpolitik mit einer verzerrten, manipulierten und trägen Wirtschaft kombiniert, ist Stagflation nun einmal das, was am Ende dabei herauskommt. Und genau das passiert gerade wieder, nur wird es dieses Mal zu Beginn des 21. Jahrhunderts bedeutend heftiger ausfallen als in 70er Jahren, da der finanzielle Ruin jetzt wesentlich umfassender ist.

Die 70er Jahr begannen mit einer Rezession und einem Einbruch am Aktienmarkt. Die Wirtschaft erholte sich ein wenig und die Aktien stiegen wieder; dann setzte die Inflation ein. Die Eigenheimpreise stiegen stark an, genauso wie dies auch bei den Preisen für Rohstoffe und Nahrungsmittel der Fall war. Erst als der „Lange“, Paul Volcker, Ende der 70er Jahre der Federal Reserve zu Hilfe eilte und Vorsitzender der US-Notenbank wurde, fing die Wirtschaft wieder an, den Weisungen der Zentralbank zu folgen.

Dafür musste man ihr aber auch eine heftige Dosis versetzen. Volcker erhöhte die kurzfristigen Zinssätze auf knapp 20% und lähmte in diesem Prozess die Bankenwirtschaft, während er gleichzeitig fast eine Depression auslöste. Bis 1982 fing sich die Wirtschaft dann tatsächlich wieder und es setzte eine Erholung ein.

Das Magazin BusinessWeek stellte damals die berühmt gewordene Frage, ob der Aktienmarkt tot sei – und dann, genau zur rechten Zeit, sprang der Markt plötzlich wieder an. Es kam zu den großen Bullenmarktanstiegen der 80er Jahre, die einige Zeit anhielten, bis zum Crash im Jahre 1987.

Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist den 70er Jahren sehr ähnlich, wie wir bereits an zahlreichen Beispielen festmachen konnten. Wir sind jedoch bereits seit geraumer Zeit der Meinung, dass die jahrzehntelange Reaktion gegen die Auswüchse der durch das Zentralbankgeld ausgelösten Verzerrungen der Wirtschaft dieses Mal wesentlich länger anhalten wird, als dies in den 70er Jahren der Fall war.

Wir rechnen nicht damit, dass dem Bullenmarkt im Rohstoffbereich innerhalb der nächsten 4 oder 5 Jahre die Puste ausgeht. Vielmehr scheint es wahrscheinlich, dass auch das Dollarreservesystem untergehen könnte.

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts hat bisher alles länger gedauert. Die Wirtschaft brauchte bis 2008, bis sie sich völlig verausgabt hatte, und diese Erschöpfungserscheinungen waren bedeutend tiefgreifender als in den 70er Jahren. Wie vorauszusehen war, sprangen die westlichen Zentralbanken in die Presche und druckten buchstäblich Billionen an Papierdollars aus dem nichts.

Und obwohl Ben Bernanke und andere führende Zentralbanker immer behaupten, sie seien in der Lage, diese riesigen Mengen an Währungen „sterilisieren“ zu können, wird sie die Realität eines Besseren belehren. Das ist alles nur eine Frage der Zeit.

Sie haben bereits seit über zwei Jahren Gelder in die Banken gesteckt, und es ist offenkundig, dass diese jetzt in Umlauf gelangen. Die Geldumlaufgeschwindigkeit nimmt zu, was mit einer Preisinflation einhergeht. Das war natürlich alles voraussehbar und ähnelt der Entwicklung in den 70er Jahren.

Die Geldpolitik wiederholt sich, genauso wie dies auch beim Wirtschaftszyklus und der erlahmenden Verbrauchernachfrage der Fall ist. Hier ist ein Auszug aus einem anderen Artikel der britischen Zeitung Telegraph bezüglich der Schwierigkeiten, mit denen die britische Wirtschaft aktuell zu kämpfen hat:

„Die Verkäufe des britischen Einzelhandels erlitten ihren schlimmsten Dezember seit Beginn der Aufzeichnung, da die Einzelhändler mit den arktischen Wetterbedingungen und Käufern, die höhere Preise mieden, zu kämpfen hatten…

Die größten Rückgänge beim Gesamtverkaufsvolumen gab es im Nahrungsmittelbereich, der im Monatsvergleich um 0,9% zurückging, so die britische Statistikbehörde. Das Volumen der Einzelhandelsverkäufe ging im Monatsvergleich um 0,8% zurück – das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1988, so die Statistikbehörde.

Im Jahresvergleich kam es in den Lebensmittelgeschäften zu einem Rückgang des Verkaufsvolumens von 3,4% – ein weiterer Rekordeinbruch – während die Preise um 5% stiegen. Die heutigen offiziellen Zahlen bieten einen klaren Blick auf die Auswirkungen, die das ungünstige Wetter und das Wirtschaftsklima auf die Weihnachtsverkäufe hatten, und auf die unterschiedlichen Geschäftsberichte von Einzelhändlern wie Marks & Spencer.“ – UK Telegraph „Einzelhändler leiden unter schlechtestem Dezember seit Aufzeichnungsbeginn“, 21.01.2011

Der Grund für den Rückgang bei den Verkäufen ist unserer Meinung nach nicht im Wetter zu suchen, sondern erklärt sich vollständig durch die Arbeitslosenrate in Großbritannien.

Laut einem BBC-Bericht vom 19.01.2011 stieg die Arbeitslosigkeit Ende November um 49.000 auf fast 2,5 Millionen Menschen. BBC fasste es wie folgt zusammen:

„Jeder Fünfte zwischen 16 und 24 Jahren ist jetzt ohne Arbeit, nach einem Anstieg um 32.000 auf 951.000 ist das die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1992. Die Arbeitslosenrate Großbritanniens liegt bei 7,9%, bei 16 bis 24-Jährigen liegt sie jedoch bei 20,3%. Der Premierminister David Cameron sagte, dass jegliche Anstiege bei der Arbeitslosigkeit, eine ´große Sorge` sind.“

Bei den Regierungszahlen wird natürlich grundsätzlich gelogen. So liegen die US-Arbeitslosenzahlen beispielsweise immer bei 10%, wohingegen nicht der Regierung angehörende Beobachter die Zahl eher im Bereich von 20% veranschlagen. Wir gehen sogar davon aus, dass sie noch höher ist. Und wir glauben auch, dass dieselben Zahlen auch für Großbritannien zutreffen.

Die Arbeitslosigkeit ist so hoch, weil die Wirtschaft des Westens immer noch total verzerrt ist. Anstatt es den bankrotten Konzernen und Banken zu erlauben zusammenzubrechen, druckten die westlichen Zentralbanken Billionen aus dem nichts und stellten diese Gelder dann zur Verfügung, so wie sie gerade gebraucht wurden. Und das ist nicht nur in den Vereinigten Staaten so, sondern auch in der gesamten westlichen Welt und vielen weiteren Regionen.

Mit diesem „Geld aus dem nichts“ sind die bankrotten multinationalen Konzerne und Finanzfirmen dann tatsächlich auch gerettet worden – das Resultat war jedoch eine verlängerte Phase der gestörten Kreditvergabe. Heutzutage kann überhaupt keiner mehr sagen, welche Firmen solvent sind und vielversprechende Geschäftskonzepte haben, und welche Firmen im Grunde genommen pleite sind.

Daher machten die Menschen auch keine Geschäfte mehr, was die Geldumlaufgeschwindigkeit beträchtlich verlangsamte. Und nun hat man es dank der enormen und anhaltenden monetären Belebungsmaßnahmen geschafft, dass die Aktienmärkte wieder steigen und das Geld schneller zirkuliert.

Das führt zur Preisinflation. Da die Billionen an Dollars jetzt damit beginnen, in den Umlauf zu gelangen, wird es auch zu Preisanstiegen kommen. Das Geld ist billig, weshalb man nun auch mehr Währung braucht, um sich eine Ware oder eine Dienstleistung zu kaufen. Die Preisinflation ist ein direktes Ergebnis einer fehlgeleiteten Politik, die seitens der Zentralbanker verfolgt wurde, um das Wirtschaftssystem des Westens zu stützen.

Die Zentralbanker werden selbstverständlich die Zinssätze anheben, aber die Summen, um die es hier geht, sind überhaupt nicht zu bewältigen – wir sprechen hier von einem Betrag der irgendwo zwischen USD 20 Billionen und USD 50 Billionen liegt.

Die Gelder werden auf alle Fälle in Umlauf kommen, ganz egal, was sie auch zu tun gedenken. Die Zinssätze müssten bis auf 50% oder 75% steigen, um die Geldumlaufgeschwindigkeit wieder zu verlangsamen und genügend Währung aus dem System abzuziehen. Westliche Gesellschaften sind jedoch bei einem kurzfristigen Zinssatz von 50% nicht überlebensfähig. Sie werden in einer derartigen Situation ganz einfach wegsterben und die Banken gleich mit.

Die Zentralbanker sind aber nicht dumm. Die angloamerikanische Machtelite – eine Handvoll unglaublich reicher Familien und anderer Interessengruppierungen – die auch das weltweite Zentralbankwesen ins Leben rief, ist ebenfalls nicht dumm. Der Zyklus im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gleicht dem der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, weshalb die Anglosphäre auf alle Fälle mit einem Anschlag bei der Preisinflation rechnen muss, was in Afrika im Übrigen bereits zu Nahrungsmittelaufständen führte.

Dieses Mal wird die Stagflation aber nicht einfach nur ungemütlich werden, sondern vielmehr als Killer der Wirtschaft wüten. Man hätte dann die Wahl zwischen der Hyperinflation oder unmöglich hohen Zinssätzen bei gleichzeitiger Depression, in deren Lichte die aktuellen wirtschaftlichen Störungen angenehm und wünschenswert erscheinen würden.

Zweifelsohne rechnet die Elite mit dieser Entwicklung. In 2008 segnete das Dollarreservesystem das Zeitliche und die aktuellen Anstrengungen des Westens, das System über Wasser zu halten, sind nichts weiter als die letzten Todeszuckungen.

Offensichtlich hofft die Anglosphäre darauf, dass es ihr möglich sein wird, den IWF-gesteuerten Bancor oder etwas Ähnliches in die Weltwirtschaft einbringen zu können. Die Eliten zählen dabei auf das durch die Stagflation verursachte Chaos – nennen wir es die Superstagflation – um dadurch das für die Einleitung dieser Veränderungen notwendige Bedürfnis zu schaffen.

Das sich dahinter verbergende Konzept besteht darin, dass Menschen, die dringend Nahrungsmittel und Arbeit benötigen, jedweden Plan unterstützen werden, der ihnen einen besseren Lebensstil verheißt.

Wir argumentierten jedoch seit jeher, dass diese Pläne – wenn auch nur in ihren Grundzügen – vor der Internetära ersonnen wurden. Mittlerweile wissen bereits viel zu viele Menschen über die geldpolitischen Manipulationen der Elite bescheid.

Während die Superstagflation für die westlichen Wirtschaften und die Weltwirtschaft zweifelsohne eine Plage sein wird, bleibt es in der Tat fraglich, ob es der Elite tatsächlich gelingen wird, die Krise in eine „Möglichkeit“ und im nächsten Schritt in eine Weltwährung zu verwandeln.

In den Massenmedien zirkulieren bereits die Empfehlungen der Sprachrohre der Elite. Der Internationale Währungsfonds verbreitet seine Idee eines Bancor, während Alan Greenspan über den Goldstandard spricht.

Doch die wirklichkeitsnahen Internetseiten könnten bereits jetzt schon dafür gesorgt haben, dass derartige Vorschläge irrelevant geworden sind. Es kann durchaus sein, dass eine zweite Bretton Woods Vereinbarungen von einer durch Austerität radikalisierten und bezüglich Geldfragen durch das Internet gebildeten Öffentlichkeit ganz einfach nicht mehr akzeptiert werden wird.

Schlussfolgerung: In einer derartigen Situation könnte es sein, dass das System ganz einfach in sich zusammenbricht, während gleichzeitig die spontane Verwendung von Gold und Silber einsetzt. Die Welt oder zumindest der Westen würde dann damit beginnen, auf Grundlage von privaten Formen des Geldes und eines freien Bankensystems zu funktionieren. Präzedenzfälle dazu gibt es bereits. Wir haben bereits in der Vergangenheit darüber berichtet, dass es der Elite innerhalb der letzten 100 Jahre gelang, das elegante private Geldsystem des Westens durch ein merkantilistisches quasi öffentlich-rechtliches System zu ersetzen. Doch der Merkantilismus des vergangenen Jahrhunderts könnte jetzt vom Markt überwältigt werden. Die Superstagflation könnte den Anfang des Endes einläuten.

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