Es liegt in der Natur der Panik, dass sie plötzlich eintritt. Die weltweite direkte Gesamtverschuldung aller Staaten in Höhe von über USD 50 Billionen scheint auf Dauer jedenfalls nicht mehr finanzierbar

John Browne, Euro Pacific Capital, 24.01.2011

Wenn man gebeten wird, die großen weltweiten wirtschaftlichen Veränderungen zu beschreiben, die seit dem Ausbruch der Finanzkrise zum Tragen kamen, dann ist es ein guter Ausgangspunkt, bei den riesigen Umschuldungsmaßnahmen zu beginnen, mit denen die Schulden des privaten Sektors auf den öffentlichen Sektor übertragen wurden.

In einem Versuch, die sich weiter verschärfende Krise einzudämmen, retteten die Regierungen auf der ganzen Welt Unternehmen und Firmen, indem sie ihre schlechten Schulden in die Staatsbilanzen übertrugen. Obwohl diese Maßnahmen für eine gewisse Stabilität sorgten – schließlich ist der Bankrott von Regierungen bei weitem nicht so wahrscheinlich wie der von Privatunternehmen – dürften die langfristigen Konsequenzen fatal ausfallen.

Zwei der größten Wirtschaftsräume der Welt, die Europäische Union (USD 16 Billionen) und die Vereinigten Staaten (USD 14 Billionen), wurden zu den führenden Protagonisten, als es darum ging, die privaten Schulden in öffentliche Schulden umzuwandeln. Während die USA die Schulden von Banken, Versicherern, Hypothekenhaltern und ganzen Wirtschaftsbereichen übernahmen, wurde dies seitens der Europäischen Union gleich mit ganzen Staaten praktiziert.

Wie vorherzusehen war, sorgen die daraus resultierenden Schuldenstände nun für Spannungen beim US-Dollar und beim Euro.

Noch schlimmer: Im Hinblick auf die Anhäufung von Schulden wurde mithilfe der Rettungsgelder eine von Gleichgültigkeit geprägte Stimmung erzeugt. Die westlichen Regierungen haben sich nun auf eine immerwährende Schuldenorgie eingestellt, während die Bonitätsnoten der USA und von einigen Kernländern der Europäischen Union wie Frankreich und Großbritannien bereits ernsthaft in Frage gestellt werden.

Da die Sozialisierung der privaten Schulden tief sitzende Feindseligkeiten bei den Bürgern hervorrief, bleibt nun abzuwarten, ob es genügend politischen Druck gibt, um diesem Trend Einhalt gebieten zu können. In den USA scheint es so zu sein, als hätten die politischen Kräfte, die fiskalische Zurückhaltung einfordern, gerade die Oberhand; aber in einer derart fortgeschrittenen Phase des Spiels ist es keineswegs gewiss, dass die neu gewählten fiskalischen Hardliner auch in der Lage sein werden, zivile Unruhen und den Staatsbankrott zu vermeiden.

Es sollte an dieser Stelle auch darauf hingewiesen werden, dass die Umschuldung einige kurzfristige Vorteile mit sich gebracht hat. Befreit von der Angst, Rückzahlungen leisten zu müssen, haben in den letzten Monaten zahlreiche Firmen sehr vielversprechende Umsatzberichte veröffentlicht (da braucht man beispielsweise nur einen Blick auf Detroit zu werfen).

Trotz einer anhaltenden Nachfrageschwäche haben diese Firmen hart daran gearbeitet, ihre Bilanzen zu verbessern und die operativen Margen zu erhöhen. Die daraus resultierende Rally bei den Aktienpreisen, ließ auch den Glauben erstarken, dass hier eine Erholung vorliegen würde.

Trotz dieser positiven Entwicklung bei den Aktienpreisen bewegt sich die Arbeitslosigkeit jedoch immer noch auf einem gefährlich hohen Niveau, was die Steuereinnahmen eintrübt und zu bedeutend höheren Ausgaben bei den Arbeitslosengeldansprüchen führt. Dies sorgt wiederum dafür, dass die öffentlichen Schuldenstände noch schneller ansteigen.

Die weltweite direkte Gesamtverschuldung aller Staaten – bei der Garantien sowie nicht finanzierte Verbindlichkeiten im Gesundheitswesen und bei den Renten keine Berücksichtigung finden – beläuft sich aktuell auf rund USD 41,6 Billionen. Nimmt man noch die weltweit ausstehenden Gemeindeanleihen hinzu, kommt man auf eine weltweite Staatsverschuldung von über USD 50 Billionen.

In Anbetracht dieser Gesamtverschuldung erscheint sogar der Reichtum der vermögendsten Länder wie China (USD 2,85 Billionen an Devisenreserven) und Japan (USD 1,1 Billionen an Devisenreserven) bedeutungslos.

Da es nur so wenig Kredit gibt, den man für die künftigen finanziellen Notwendigkeiten der USA und der EU einsetzen könnte, verwundert es auch nicht, dass die Währungen beider Wirtschaftsräume gerade unter Druck geraten. Es ist daher auch keineswegs überraschend, dass der chinesische Präsident Hu Jintao seinen Staatsbesuch in den USA mit der Warnung einleitete, dass die Abwertung des US-Dollars die Ursache für zahlreiche der aktuellen geldpolitischen Probleme sei – und er es deshalb auch nicht verdiene, länger die Rolle der Weltreservewährung innezuhaben.

Dem Euro dürfte es in vielerlei Hinsicht kaum besser ergehen. Die Europäische Union hat für ihre kleineren Mitgliedsländer ein Rettungspaket in Höhe von USD 1 Billion organisiert – in der Praxis ist jedoch garnicht genügend Geld da, um alle Länder an der Peripherie der EU retten zu können, geschweige denn eines der Kernländer wie Frankreich oder Spanien.

Vergangene Woche legte die EU nahe, es sollte Griechenland doch erlaubt werden, die Zahlungsunfähigkeit zu erklären und beim größten Teil der griechischen Verbindlichkeiten eine Schuldenumstrukturierung einzuleiten.

Die Zeitung Irish Times berichtete zur selben Zeit, dass die EU es Irland erlaubt hatte, seine eigenen Euros zu drucken, um die Schulden der Banken zu begleichen. Wird die EU auch Portugal, Spanien, Belgien, Italien und Frankreich erlauben, genau dasselbe zu tun? Und wenn ja, was bleibt dem Euro dann noch an Glaubwürdigkeit?

Es ist durchaus möglich, dass die Investoren bisher so langsam reagiert haben, weil die jetzige Generation zu Lebzeiten noch keinen Währungszusammenbruch einer großen und bedeutenden Währung erlebt hat. Obwohl die Märkte gegenwärtig ruhig sind, dürfen wir nicht vergessen, dass es in der Natur einer Panik liegt, dass diese plötzlich ausbricht.

Eine Panik kann schnell zum Ausbruch kommen und überwältigt diejenigen, die nicht darauf vorbereitet sind. Wenn dies eintritt, dürfte es sogar die felsenfest sicheren Vermögenswerte wie Schatzanweisungen schwer erwischen.

In einem derartigen Klima sind Gold und Silber die besten Begleiter.

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