Silber ist im Vergleich zu Gold aktuell so teuer wie seit 13 Jahren nicht mehr. Sollte sich Silber im Verhältnis zu Gold weiter verteuern, könnte das Gold/Silber-Verhältnis mittelfristig bis auf 30 oder noch stärker einbrechen
James Turk, FGMR.com, 12.02.2011
Bei Edelmetallbullenmärkten liefert Silber immer die bessere Performance ab. Der Silberpreis steigt dabei schneller als der Goldpreis. Das Gegenteil ist der Fall, wenn wir uns in einem Bärenmarkt befinden – dann fällt der Silberpreis schneller als der Goldpreis. In der unten stehenden Grafik wird dieses Phänomen des Gold/Silber-Verhältnisses (GSV) verdeutlicht.
Auf dem Höhepunkt des letzten Edelmetallbullenmarkts im Januar 1980 brauchte man 17,4 Unzen Silber um eine Unze Gold zu kaufen. Danach kehrte sich das GSV wieder um und begann erneut mit dem Anstieg. In Februar 1991 benötigte man 101,8 Unzen Silber, um sie in eine Unze Gold einzutauschen. Zu jener Zeit wurde Silber mit gerade einmal USD 3,50 pro Unze gehandelt – ein 93%iger Preiseinbruch im Vergleich zum Höhepunkt des Silberpreises während des vorausgegangenen Bullenmarkts.
Silber war dann wieder „spottbillig“, aber weiter verbilligte es sich nicht mehr. Der Silberpreis begann sich wieder zu fangen, als die wertorientierten Käufer hier Gewinnmöglichkeiten erkannten. Seit diesem Zeitpunkt kam es bei Silber zu einem allgemeinen Preisanstieg – und dieser Anstieg fiel schneller aus, als der spektakuläre Anstieg beim Goldpreis.
Im Ergebnis haben wir nun einen Langzeit-Abwärtstrend beim Gold/Silber-Verhältnis vorliegen. Mit anderen Worten: Seit 1991 entwickelte sich Silber besser als Gold.
Vergangene Woche touchierte das GSV die Marke von 45. Am Freitag ging man mit einem GSV von 45,3 aus dem Handel. Das war der niedrigste Tages- und Wochenstand des GSV seit Februar 1998. Februar 1998 ist ein bedeutendes Datum, da dies der Monat war, als Warren Buffett bekanntgab, dass er 130 Millionen Unzen Silber erworben hatte. Die Auswirkungen seines Investments sind auch im Chart erkennbar.
Dank seiner Offenlegung wissen wir, dass er mit den Silberkäufen im Juli 1997 begonnen hatte, als das weiße Metall mit rund USD 4 pro Unze gehandelt wurde. Das GSV lag zu diesem Zeitpunkt im mittleren 70er Bereich.
Wir sollten uns hier noch einmal ansehen, was mit dem Verhältnis geschah, als Buffet seine Bestände im Verlaufe der nächsten paar Monate weiter aufstockte, eine Maßnahme, die dann in der offiziellen Verlautbarung seiner Käufe ihren Höhepunkt fand: Das GSV fiel fast um 50% – es waren also nur noch 41,3 Unzen Silber nötig, um eine Unze Gold zu kaufen.
Silber hatte sich damals eindeutig besser entwickelt als Gold, genauso wie dies auch in den letzten paar Monaten der Fall gewesen ist. Die oben stehende Grafik zeigt einen bemerkenswerten Rückgang des GSV.
Das Verhältnis hat nun einen wichtigen Punkt erreicht. Es bricht gerade durch eine Stützungslinie, die durch die untere rote Linie des Charts gekennzeichnet ist.
Es gab bereits verschiedene frühere Versuche, diese Stützungslinie zu durchbrechen, die jedoch alle scheiterten. Im Ergebnis bewegte sich das GSV in den darauffolgenden Jahren immer zwischen der Handelsspanne, die in der Grafik durch die beide roten parallel verlaufenden Linien gekennzeichnet ist. Es macht den Eindruck, als wäre diese Handelsspanne nun reif, einkassiert zu werden.
Niemand kann sagen, wie sich die Märkte in Zukunft entwickeln werden – nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass das GSV diese Stützungslinie letztendlich durchbrechen wird, ein Ereignis, mit dem ich schon lange gerechnet habe und auf dass ich geduldig seit vielen Jahren warte.
Sollte ich Recht behalten, und das GSV bricht durch den 40er Bereich und fällt unter den Buffett-Punkt, dann gibt es auch kein eindeutiges kurzfristiges Kursziel mehr. Angesichts der offenkundigen Kursdynamik, die aus der oben stehenden Grafik hervorgeht, sowie der außerordentlich positiven Silber gegenwärtig zu Grunde liegenden Fundamentaldaten – wie die beispiellose Silber-Backwardation – scheint ein Durchbruch in den unteren 30er Bereich äußerst wahrscheinlich, wobei ich jedoch nicht die Möglichkeit ausschließen würde, dass der GSV sogar noch tiefer fallen könnte.
Mein langfristiges Kursziel für das Gold/Silber-Verhältnis liegt bei 17. Es handelt sich hierbei um das ungefähre durchschnittliche Verhältnis, mit dem diese beiden Edelmetalle über Jahrhunderte hinweg gehandelt wurden, also vor der Ankunft der Fiatwährungen im Jahre 1971.
Ich gehe davon aus, dass das GSV in Höhe von 17 zwischen 2013 und 2015 erreicht werden könnte. Da sich das GSV jedoch aktuell bereits so gut zu entwickeln scheint, brauchen wir vielleicht garnicht so lange zu warten.
Die beispiellose Backwardation im Silbermarkt ist ein deutliches Signal, ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich wohlmöglich gerade ein massives Short Squeeze aufbaut. Sollte dies eintreten – was ich für immer wahrscheinlicher halte – ist überhaupt nicht mehr abzusehen, wie schnell das GSV von 17 erreicht werden könnte.