Rod Rojas, Mises Institute, 02.03.2011
Sie kennen ja die Geschichte: Ein Ökonom wird gefragt, wie es seiner Frau geht. Darauf der Ökonom: „Im Vergleich zu was?“. Spaß beiseite, dies ist eine der wichtigsten Fragen, wenn man sich mit einer ganzen Reihe von wirtschaftlichen Problemen auseinandersetzt.
In jüngster Zeit, jetzt, wo Gold wieder Allzeithochs verzeichnet, erleben wir, wie die Menschen die Bewertung ihres Vermögens in US-Dollars immer stärker hinterfragen. Im Grunde genommen ist diese Maßeinheit zur Bewertung der eigenen Vermögenswerte – des eigenen Autos, Hauses oder Aktienportfolios – einem fortwährenden Schrumpfungsprozess ausgesetzt.
Daher kann man sich durchaus fragen, ob die Ersparnisse wirklich im Wert steigen. Mit anderen Worten: Wenn sich der Wert Ihrer Ersparnisse verdoppelt, während sich der Preis für Milch und alles andere ebenfalls verdoppelt, dann haben Sie auch keine Wertsteigerung erzielt. Diese angeblichen „Zugewinne“ werden höchstens noch besteuert, also wir sprechen hier von Zugewinnen, die in Wirklichkeit gar keine sind.
Die Maßeinheit des US-Dollars verkleinert sich zusehends. Dies geschieht über die Erhöhung der Geldmenge – was bedeutet, dass immer mehr Dollars in Umlauf gelangen. Regierungen machen so etwas.
Aber warum würden Regierungen daran interessiert sein, den Wert von Geld abzusenken? Nun ja, es gibt es eine Vielzahl von Gründen, warum dies für unsere Herren und Meister von Vorteil ist.
Zunächst einmal ist die Geldschaffung eine einfache Methode, um Regierungsausgaben zu bestreiten. Wenn die Regierung für Kriege, Rettungspakete, ihre eigenen Gehälter und Lieblingsprojekte zahlen will, kann sie ganz einfach Geld drucken und muss es uns so nicht unter Zwang mithilfe der Besteuerung wegnehmen.
Zweitens sind wir uns alle darüber im Klaren, dass seltene und begehrte Waren teurer sind, als jene, die in Hülle und Fülle vorhanden sind. Auf der anderen Seite gibt es einige Güter, die so überreichlich vorhanden sind, dass sie trotz ihrer hohen Beliebtheit kostenlos zu Verfügung stehen –die Luft zum Atmen beispielsweise.
Wenn der Staat nun die Zahl der Dollars erhöht – also die Geldmenge erhöht – reduziert er dadurch den Umtauschkurs des Dollars. Wenn man Geld spart, ist dies sehr schlecht, für die Regierungen hingegen ist es einfach nur großartig, da sie gewöhnlich große Schuldner sind.
Zu unserem Unglück kann dieser Abwertungsprozess soweit vorangetrieben werden, bis das Geld völlig an Wert verliert. Das passiert auch schneller, als man vielleicht glauben mag – und zwar nicht nur in Bananenrepubliken, sondern auch in mächtigen Ländern.
Gewöhnlich sind billige Waren eine feine Sache. Wenn man die Menge verfügbaren Weizens erhöht, sinkt der Brotpreis. Der Fortschritt der Menschen beruht darauf, immer mehr wirtschaftliche Güter zu einem immer günstigeren Preis zu fertigen. Der Unterschied zwischen Geld und Brot ist, dass man Geld nicht auf dieselbe Art konsumieren kann wie Brot. Geld dient ausschließlich als Tauschmittel, besonders wenn wir von modernen Papierwährungen sprechen. Angesichts dieser Tatsache bringt uns die Verbilligung von Geld überhaupt keine Vorteile.
Aber würde uns mehr Geld nicht reicher machen? Nein, nicht wirklich.
Wenn man mit Unmengen an Geld mitten in einer Wüste ausgesetzt würde, könnte man sich trotzdem nichts dafür kaufen. Geld ermöglicht einem zwar den Tausch von Waren und Dienstleistungen – doch in Wirklichkeit sind es die Waren und Dienstleistungen selbst, die getauscht werden, nicht das Geld.
Man muss es sich einfach als eine effektive und verbesserte Form des Tauschens vorstellen. Wenn man ein Klempner ist, braucht man in Wirklichkeit kein Geld zum Leben (man kann Geld ja nicht essen); Geld ermöglicht es einem lediglich seine Arbeit als Klempner indirekt gegen Lebensmittel einzutauschen. Wenn es das Geld nicht gäbe, müsste man als Klempner jedes Mal, wenn man Nahrungsmittel braucht, einen Lebensmittelverkäufer finden, der gerade Klempnerdienste benötigt, so dass man diese Dienstleistung dann gegen Nahrungsmittel eintauschen kann.
Wenn die Geldmenge also nicht festlegt, wie reich eine Gesellschaft ist – sondern dies vielmehr durch die tatsächlich geschaffenen und im Besitz befindlichen Güter bestimmt wird – warum sollten wir uns dann daran stören, dass die Regierung Geld schafft? Was interessiert es mich, ob die Milch USD 1 kostet und ich USD 10 pro Stunde verdiene oder ob die Milch USD 10 kostet und ich USD 100 pro Stunde verdiene?
Die Antwort auf diese Frage hängt damit zusammen, dass die Geldschaffung nicht gleichmäßig und gleichzeitig auf alle Preise und Gehälter Einfluss nimmt. Analogien sind niemals perfekt, aber stellen Sie sich vor, wir hätten ein Wasserbassin (welches das in Umlauf befindliche Geld darstellt). Diesem Bassin fügen wir nun zusätzliches Wasser hinzu (welches das neu geschaffene Geld darstellt). Um das Ganze nachverfolgen zu können, färben wir dieses zusätzliche Wasser mit roter Farbe ein.
Es ist völlig klar, dass sich die rote Farbe nicht mit einem Mal im Becken ausbreiten wird. Zunächst wird man genau dort rote Farbe erkennen können, wo das neue Wasser ins Bassin eingelassen wurde, und dann dauert es eine Weile, bis sich das ganze Wasser im Bassin gleichmäßig rot gefärbt hat. Wenn die Menge an roter Farbe nur gering ist und das Bassin groß genug, dürfte die Wasserfarbe am Ende sogar noch nicht einmal besonders rot erscheinen.
Das ist im Grunde auch der Weg, den neues Geld in einer Wirtschaft nimmt. Diejenigen, die das neue Geld als erste erhalten – die Regierung und ihre Freunde – können es auch als erste gemeinsam mit dem alten Geld und somit mit einer konzentrierteren Kaufkraft ausgeben. Während das Geld nun langsam seinen Weg in die Wirtschaft findet, verwässert es zusehends die Kaufkraft der gesamten Geldmenge.
Die Wirkung dieser ungleichmäßigen Preisanpassung ist, dass die Warenpreise für einige Bevölkerungsteile steigen, bevor ihre Gehälter nachziehen, was diese Menschen wesentlich ärmer macht.
Dadurch wird Kapital von einigen Gesellschaftsbereichen zu anderen verlagert – die Gesamtmenge des Kapitals ändert sich dadurch jedoch überhaupt nicht.
Aber müssen wir unsere Exporte nicht verbilligen? Nein, müssen wir nicht.
Wenn man Exporte billiger macht, indem man eine Währung abwertet, subventioniert man dadurch einfach nur die Exporte. Der Warenkäufer des Importlandes macht dabei ein gutes Geschäft, auch verkauft der Hersteller der Exporte dadurch mehr – aber all dies geht zu Lasten der Bevölkerung. Noch einmal: Diese Art der Politik führt zu keinerlei Kapitalerhöhung, sondern hat lediglich einen Kapitaltransfer zur Folge.
Aber wenn dadurch auf Export beruhende Arbeitsplätze geschaffen werden, dann ist das doch gut, oder etwa nicht?
Das Problem dabei ist, dass durch die Subventionierung dieser Arbeitsplätze keine wirklich produktiven Arbeitsplätze gefördert werden. Um für diese Arbeitsplätze zu zahlen, muss man jemand anderem die Ressourcen wegnehmen. Diese andere Person wollte dieses Geld auf irgendeine Art verkonsumieren, sparen oder investieren. Indem man die Ressourcen umlenkt, wird das Kapital jedoch nicht erhöht, was schlussendlich zu einer Erhöhung der Realeinkommen führen würde.
Solange die Bevölkerung nicht begreift, was sich hier gerade in Wirklichkeit abspielt, kommen die Politiker und die Massenmedien auch ungeschoren davon, wenn sie ständig irgendwelche Anstiege bei den Immobilienpreisen oder neue Höchststände beim Dow Jones feiern. Im Folgenden finden Sie eine Grafik, die den Dow Jones Industrial Average in US-Dollar, unserem schrumpfenden Maßstab, darstellt. Ja sicher, sieht richtig schön aus:
Aber wie sieht der Dow Jones aus, wenn wir einfach Mal den Maßstab wechseln und ein stabileres Wertmaß nehmen? Wir könnten Milch, Büroklammern oder irgendetwas anderes verwenden. In der nachfolgenden Grafik wird der Dow Jones in Gold ausgepreist:
Da ergibt sich in der Tat ein anderes Bild. Eine Sache, die man anhand der oben stehenden Grafik erkennen kann, ist, dass der Anstieg der Aktienpreise oder irgendeiner anderen in Papiergeld denominierten Ware, nicht unbedingt etwas über den wirklichen Wert des Investments aussagen muss.
Vielleicht haben Sie ihr Geld in irgendein Projekt investiert und sind der Meinung, dass Sie ordentlich Gewinn machen, obwohl Sie in Wirklichkeit riesige Verluste einfahren. Dies ist eine der gefährlichen Konsequenzen der Inflation: Durch die Preisverzerrungen erhöht sich die Menge der unternehmerischen Fehler. Die Inflation kann riesige Verluste verschleiern.
Ein weiter wichtiger Aspekt, den man anhand der vorstehenden Grafik lernen kann, ist, dass die Kaufkraft von Gold ebenfalls schwankt. Diese Schwankungen werden durch die seitens des Staates geschaffenen Boom- und Knallzyklen massiv verschärft.
Wenn wir beispielsweise auf den in Silber ausgepreisten historischen Wert von Gold schauen, kann man erkennen, dass der Goldpreis seit dem Aufkommen des Zentralbankwesens im 20. Jahrhundert launischen Schwankungen ausgesetzt war:
In der Regel wird gesagt, dass Gold ein stabiler Wertmaßstab sei, da sich die Kaufkraft von Gold seit dem Römischen Reich nicht geändert habe. Es wird gesagt, dass man sich zu Zeiten des antiken Roms für eine Unze Gold vollständig einkleiden konnte und auch noch ein paar Sandalen dafür bekam, und man auch heute für eine Unze Gold einen Anzug, ein Hemd und Schuhe bekommen würde. Viele behaupten, die Kaufkraft von Gold würde sich überhaupt nicht verändern, sondern die Papierwährungen würden lediglich gegenüber Gold abwerten.
Während ich zustimme, dass Gold bei weitem stabiler ist als irgendeine Papierwährung, kann ich mich der Aussage, Gold besäße einen stabilen Tauschwert, nicht anschließen. Ja es ist wahr – Papierwährungen werten gegenüber Gold ab, aber dasselbe gilt auch für jedes andere Gut, dessen Bestand sich erhöht.
Es gab Zeiten in der Geschichte der Menschheit, wo die Goldversorgung dramatisch angestiegen ist, beispielsweise während der spanischen Eroberungszüge in Amerika. Und es gab Zeiten, wo Silber wertvoller war als Gold, so wie es auch im alten Ägypten der Fall war.
Eine weitere Behauptung bezüglich des Werts von Gold ist, dass Gold über einen ihm „innewohnenden Wert“ verfügen würde, was im Grunde heißt, dass der Wert von Gold naturgegeben sei. Es wird in diesem Zusammenhang ausgeführt, dass es schwer und kostenintensiv ist, Gold zu fördern, was das gelbe Metall teuer macht und ihm eine „Preisdecke“ verleiht.
Diese Behauptung stimmt jedoch keineswegs. Alle Preise sind ein Produkt subjektiver Bewertungsmaßstäbe. Wenn niemand Gold wollte, wäre es auch völlig unerheblich, wie viel Arbeit man zur Produktion aufwenden muss oder wie bezaubernd die Eigenschaften von Gold sind – dieses Gut hätte keinen Wert. Andersrum wird ein Schuh daraus: Da die Menschen bereit sind, einen hohen Goldpreis zu zahlen, ist es wirtschaftlich überhaupt erst machbar, kostspielige Minen- und Produktionspläne zu verwirklichen.
Das Gegenteil ist auch wahr: Es ist völlig unerheblich, ob ein Gut nützlich ist oder nicht – wenn die Menschen dieses Gut wollen, wird es auch einen hohen Preis haben. Dies gilt beispielsweise für Diamanten für die Schmuckherstellung.
Der Punkt, der hier übersehen wird, ist, dass Gold ein Rohstoff und ein Geldmetall ist. Es gibt auch außerhalb des monetären Bereichs eine Verwendung für Gold, wodurch es über eine zusätzliche Komponente verfügt, die Papiergeldwährungen nicht aufweisen. In diesem Sinne könnte man sagen, dass der Rohstoffwert von Gold dem Metall eine „Preisdecke“ oder einen Verlustschutz verleiht.
Am Ende verfügt Gold jedoch über Wert, weil die Menschen es wollen und es selten ist. Ganz einfach.