Aus der Finanzkrise des Jahres 2008 hat man nichts gelernt. Aktuell gehen immer mehr Experten mit Warnungen an die Öffentlichkeit, dass der Welt eine neue große Finanzkrise bevorsteht, die praktisch jederzeit ausbrechen kann

The Economic Collapse, Michael Snyder, 01.06.2011

Stehen wir nur kurz davor, eine Wiederholung der Ereignisse des Jahres 2008 (oder etwas noch schlimmeres) zu erleben? Jetzt gehen plötzlich alle möglichen Leute an die Öffentlichkeit und warnen, dass wir am Rande des nächsten großen Finanzzusammenbruchs stehen könnten.

Natürlich gefällt es vielen Ökonomen und Finanzexperten ganz einfach, sich selbst reden zu hören, und manchmal stellen sie auch einfach nur deshalb unverschämte Behauptungen auf, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wenn jedoch gleichzeitig viele unheilvolle Warnungen an die Öffentlichkeit dringen, neigt man in der Tat irgendwie dazu, erst einmal hinzuhören.

Die Wahrheit ist, dass die weltweiten Finanzmärkte heutzutage anfälliger sind, als dies im Jahre 2008 der Fall war, und es überall auf dem Planeten Anzeichen für neue Probleme gibt.

Japan versucht sich gerade von der schlimmsten Naturkatastrophe zu erholen, die das Land jemals ereilte, und hat zur selben Zeit auch noch mit einer nicht enden wollenden Atomkrise zu kämpfen. Die Europäer bemühen sich aktuell darum, Griechenland ein weiteres Rettungspaket zu schnüren, während ein halbes Dutzend anderer europäischer Länden ebenfalls in Schulden versinkt und auch Finanzspritzen benötigen wird.

In den USA finden sich alle möglichen Anzeichen, die in Richtung eines Wirtschaftszusammenbruchs weisen, und die Politiker in Washington D.C. machen einfach weiter wie bisher, in der Hoffnung, die wirtschaftlichen Probleme würden sich schon irgendwie von alleine lösen. Die Ölpreise sind aktuell unglaublich hoch, während Chaos und Unruhen über den Planeten hinwegfegen.

Die sich gerade entwickelnden Rahmenbedingungen könnten sich also durchaus als das perfekte Explosionsgemisch erweisen, um die nächste globale Finanzkrise auszlösen.

Die nachfolgenden Kommentare sind nur ein Abriss einer Vielzahl von Finanzwarnungen, welche die Öffentlichkeit in den vergangenen Tagen seitens prominenter Stimmen zu hören bekam:

Der Ökonom Nouriel Roubini: „Ich glaube, dass wir uns aktuell an einem Umkehrpunkt in Richtung Marktkorrektur befinden. Die Daten aus den USA, Europa, Japan und China legen eine wirtschaftliche Abschwächung nahe.

Der Investmentprofi Jim Rogers: „Ich würde davon ausgehen, dass wir in nächster Zeit ein paar ernsthafte Probleme bekommen werden…Bis 2011, 2012, 2013…Ich weiß nicht wann, wir werden jedoch eine erneute wirtschaftliche Abschwächung haben.“

Mark Mobius, Chairman des Emerging-Market-Bereichs von Templeton Asset Management: „Uns steht mit Sicherheit eine weitere Finanzkrise bevor, da wir keines der für die vorangegangene Krise ursächlichen Probleme gelöst haben.“

David M. Blitzer, Vorsitzender des Indexausschusses bei S&P Indizes: „Die [US-]Eigenheimpreise setzen ihre Abwärtsspirale fort und es ist keine Erholung in Sicht.“

Jeffrey Gundlach, Geschäftsführer von DoubleLine Capital: „Ich glaube, dass uns hier eine Art Wiederholung der Kreditkrise bevorsteht. Das ist es, was mir Angst macht.“

Der Großinvestor Carl Icahn: „Ich glaube, es könnte ein weiteres großes Problem geben. Wird es nun nächste Woche passieren, nächsten Jahr – keine Ahnung, das kann keiner mit Sicherheit sagen. Aber ich bin nicht der Meinung, dass das System ordnungsgemäß funktioniert. Ich finde es erstaunlich, dass wir fast wieder dort sind, wo wir einst waren, angesichts all der Fremdkapitalfinanzierung, die wir heute bei den Investmentbanken vorfinden. Es wird hier mit viel zu viel Fremdkapital gearbeitet, und man geht mit dem Geld anderer Leute viel zu viel Risiko ein.“

Bedauerlicherweise scheint die Welt aus den Ereignissen des Jahres 2008 praktisch nichts gelernt zu haben. Die weltweiten Finanzmärkte funktionieren im großen Ganzen noch genauso, wie sie es vor der Krise taten, nur mit dem Unterschied, dass man die weltweite Situation vor Ausbruch der Finanzkrise in 2008 noch als stabil bezeichnen konnte.

Als Japan im Frühjahr dieses Jahres von dem entsetzlichen Erdbeben getroffen wurde, wischten dies die meisten Ökonomen umgehend beiseite und erklärten, das Land würde sich als „widerstandsfähig“ erweisen und sehr schnell erholen.

Zu jener Zeit sprach ich mich gegen diesen von den Massenmedien kolportierten Konsens aus und veröffentlichte den Artikel „14 Gründe, warum der Zusammenbruch der japanischen Wirtschaft eingesetzt hat.“ Später schrieb ich dann einen weiteren Artikel mit dem Titel „Die japanische Wirtschaft befindet sich in bedeutend größeren Schwierigkeiten, als die meisten Menschen glauben“.

Und was passierte? Nun ja, Japan befindet sich mittlerweile bereits offiziell in einer Rezession. Die japanische Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal 2011 annualisiert um 3,7% zurückgegangen. Und so schlimm diese Zahl auch sein mag, wir sollten hier nicht vergessen, dass sich die Tsunamikatastrophe ja erst am 11.03.2011 ereignete. Da stellt sich dann in der Tat die Frage, wie die Zahlen des zweiten Quartals aussehen werden.

Zwischen einer Naturkatastrophe und den daraus resultierenden Auswirkungen gibt es oft eine Zeitverzögerung. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Albtraums werden in Japan noch auf Jahre hinaus zu spüren sein. Fakt ist, dass es sehr interessant werden dürfte, zu beobachten, wie die Umsatzberichte aus Japan in den kommenden Monaten ausfallen werden.

Und der Rest der Welt beginnt nun ebenfalls, die Probleme in Japan richtig zu spüren zu bekommen. Vor kurzem wurde in USA Today ein Artikel mit der Überschrift „US-Wirtschaft wurde durch das japanische Erdbeben stärker geschädigt, als angenommen“ veröffentlicht.

Es ist erstaunlich, dass die Leute tatsächlich überrascht sind, dass der schlimmste Tsunami in der jüngeren Geschichte der Menschheit massive wirtschaftliche Folgen hat.

Unterdessen geht die Krise in Fukushima weiter und verschlimmert sich zusehends. Falls sie es nicht mitbekommen haben sollten: Die Japaner haben noch nicht einmal im Ansatz eine Lösung bezüglich der Atomkatastrophe in Fukushima finden können. Wenn Sie eine Vorstellung davon bekommen möchten, wie schlimm es um die Gegend rund um Fukushima steht, brauchen Sie nur den Artikel von Natural News mit dem Titel „Die Gegend um Fukushima herum ist nun eine radioaktive Todeszone und ähnelt einem von einer Atombombe zerstörten Zielgebiet“ zu lesen.

Und in Europa sind die Bedingungen ebenfalls reif für einen weiteren Finanzzusammenbruch. Haben Sie mitverfolgt, was sich in jüngster Zeit rund um Griechenland abgespielt hat? Das ist einfach nur verrückt. Ohne ein weiteres Rettungspaket muss die griechische Regierung schon bald die Zahlungsunfähigkeit ausrufen.

Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds wollen Griechenland keine weiteren Rettungsgelder zukommen lassen, außer Griechenland akzeptiert einige weitreichende Forderungen, die mit dieser Hilfe einhergehen. Die EU und der IWF sind sich aber selbstverständlich im Klaren darüber, dass, sollte man Griechenland nicht retten, dies zu einem totalen Chaos an den Finanzmärkten führen würde.

Die griechische Bevölkerung will keine weiteren Rettungspakete und Austeritätsmaßnahmen. Es gibt landesweite Proteste. Die Bürger Griechenlands haben bereits Milliarden an Euros aus den griechischen Banken abgezogen, während das Land gerade ins Chaos abgleitet.

Am Ende wird natürlich ein weiteres Rettungspaket für Griechenland geschnürt werden, damit man die ganze Veranstaltung noch ein wenig länger am Leben erhalten kann. Aber was ist, wenn all die anderen europäischen Pleiteländer ebenfalls Rettungspakete brauchen?

Die irische Regierung hat bereits angedeutet, dass das Land unter Umständen ein weiteres Rettungspaket benötigen wird. Portugal, Spanien, Italien und verschiedene andere Länder befinden sich ebenfalls am Rande einer Katastrophe.

Die meisten Amerikaner haben überhaupt keine Vorstellung davon, dass die europäische Staatsschuldenkrise in der Tat einen neuen globalen Finanzcrash auslösen könnte. Jeder sollte die Entwicklungen in Europa aufmerksam beobachten. Das dürfte ein sehr interessanter Sommer werden.

Und dann gibt es ja noch den hoffnungslosen Fall namens Vereinigte Staaten. Heute wurden weitere deprimierende Meldungen veröffentlicht. Die US-Eigenheimpreise sind aktuell 5,1% niedriger als noch vor einem Jahr und befinden sich jetzt auf dem Niveau von Mitte 2002. CNN erklärte, dass der „Double Dip“ in der US-Eigenheimbranche nun bestätigt worden sei.

Die Preise für US-Eigenheime sind im Verlaufe des aktuellen Wirtschaftsabschwungs bereits stärker gefallen, als dies während der Großen Depression der Fall war. Darüberhinaus fiel das Verbrauchervertrauen von 66 Punkten im April dieses Jahres auf aktuell 60,8 Punkte.

Die Amerikaner verlieren bezüglich der Wirtschaftsentwicklung immer mehr an Hoffnung. Vor einem Jahr glaubten laut dem Umfrageinstitut Gallup noch 41% aller Amerikaner, dass sich die Wirtschaft verbessern würde. Nun sind davon nur noch 27% überzeugt.

Darüberhinaus hatten die USA in 2011 bereits eine massive Inflation zu verzeichnen, während die Gehälter stagnieren. Die Arbeitslosigkeit grassiert und es werden nur sehr wenige neue Arbeitsplätze geschaffen. Noch schlimmer: Ein sehr hoher Prozentsatz der neu geschaffenen Arbeitsplätze sind Teilzeitjobs oder befristete Anstellungen.

Eigentlich sollte das ja eine „Erholung“ werden. Barack Obama und der Kongress hatten ein „Konjunkturpaket“ nach dem anderen durchgepeitscht. Die US-Verschuldung erhöhte sich dadurch um Billionen. Und die US-Notenbank Federal Reserve hat wie verrückt Geld gedruckt. Es wurden also massive Anstrengungen unternommen, um die Wirtschaft kurzfristig zu stützen.

Und nun, wo all diese Maßnahmen erfolgt sind, soll das die „Erholung“ sein?

Diese ganzen Maßnahmen zur Ankurbelung der US-Wirtschaft haben dafür gesorgt, dass die langfristigen Probleme der USA nur noch schlimmer geworden sind. Aufgrund der explodierenden US-Staatsverschuldung und der skrupellosen Gelddruckerei der Federal Reserve stirbt nun auch noch das Vertrauen in den US-Dollar. Sogar die Vereinten Nationen warnen jetzt vor einem möglichen Zusammenbruch des US-Dollars.

Wir stecken hier also in riesigen Schwierigkeiten. Trotz unserer beispiellosen Anstrengungen kämpft die US-Wirtschaft ums überleben, während unsere langfristigen wirtschaftlichen Probleme furchteinflößender als je zuvor erscheinen.

Bedauerlicherweise glauben die meisten Amerikaner immer noch, dass uns wundervolle wirtschaftliche Zeiten bevorstünden. Die meisten glauben, der aktuelle Abschwung sei nur von vorübergehender Natur und die Lage würde sich bald wieder zum Besseren wenden. Da stellt sich natürlich die Frage, was passieren wird, wenn diese Menschen die Wahrheit herausfinden.

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