Der Euro läuft nicht Gefahr, in eine Vertrauenskrise zu geraten, sondern befindet sich bereits mitten drin

Vedran Vuk, Casey Research, 16.07.2011

Wie schlecht geht es dem Euro nun wirklich? Eine Art, sich der Beantwortung dieser Frage zu nähern, besteht darin, den Euro mit dem US-Dollar zu vergleichen. Schaut man auf den 3-Monats-Chart, dann deutet dies auf eine erhebliche Volatilität dieses Währungspaares.

Angesichts der Meldungen der jüngsten Zeit scheint die Kursentwicklung des Euros gegenüber dem US-Dollar jedoch völlig kontraintuitiv. Der Euro hatte ja sogar dem Ende der zweiten Runde der quantitativen Lockerung die Show gestohlen und die Titelseiten beherrscht.

Es kommt einem so vor, als würde jeden Tag eine neue Meldung zu Griechenland aufschlagen. Und dieser Nachrichtentrend bezüglich des Euros ist völlig unzweideutig negativer Natur – wir haben es hier also nicht mit einem Mix aus guten wie auch schlechten Meldungen zu tun.

Meines Erachtens ist es der US-Dollar selbst, der dafür verantwortlich zeichnet, dass die oben stehende Grafik im Hinblick auf die Lage des Euros nur wenig aussagekräftig ist, da der US-Dollar ebenfalls keine besonders gute Figur macht. Daher wirkt der Euro lediglich volatil, wenn man ihn mit dem US-Dollar vergleicht.

Vielleicht sollten wir den Euro daher besser mit Gold vergleichen, um so ein aussagekräftigeres Bild zur Lage des Euros zu erhalten, schließlich müsste Gold ja kräftig im Preis steigen, wenn die Fiatwährungen in den Keller gehen:

Und in der Tat erhalten wir durch den Vergleich mit Gold bereits ein deutlicheres Bild. Gold befindet sich gegenüber dem Euro ganz klar in einem Aufwärtstrend, obwohl sich diese Entwicklung während der letzten paar Monate etwas abschwächte. Gold fiel zunächst, aber nur um dann wieder mit neuem Schwung einen Satz nach oben zu machen.

Da sich der Goldpreis jedoch aus mehr Faktoren zusammensetzt als nur dem Wert des Euros, können wir die Goldpreisentwicklung auf Eurobasis auch nicht ausschließlich dem Euro zuschreiben.

Es gibt jedoch eine Grafik, die unsere Fragestellung am besten beleuchtet: Der EURO/Schweizer Franken-Chart. Obwohl es dieses Währungspaar in der Regel nicht auf die Titelseiten der Massenmedien schafft, ist es in unserem Fall jedoch von entscheidender Bedeutung:

Vergleicht man den Euro mit dem Schweizer Franken, so sind alle Zweifel ausgeräumt: Für den Euro geht es abwärts.

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Eurozone und die Schweiz wirtschaftlich eng miteinander verbunden sind. Wenn die europäische Wirtschaft einbricht, ist das auch für die Schweiz mit Nachteilen verbunden. Veränderungen, die mit Faktoren in Zusammenhang stehen, die keine geldpolitische Ursache haben, können daher vernachlässigt werden.

Beispielsweise kann es beim EUR/USD-Kurs zu Schwankungen kommen, wenn in den USA gute Fertigungs- oder Arbeitsmarktzahlen veröffentlicht werden. Sind die Arbeitslosenzahlen in Deutschland jedoch schlecht, dann ist das auch für die Schweiz keine besonders vielversprechende Entwicklung.

Und wenn wir uns die Zinssätze anschauen, stellen wir fest, dass der Schweizer Referenzzinssatz immer noch bei 0,25% vor sich hindümpelt, während der Leitzins der Eurozone auf 1,5% angehoben wurde. Theoretisch hieße das, dass der Euro stärker und der Schweizer Franken schwächer werden müsste – aber genau das Gegenteil ist der Fall.

Am Anfang begründeten die Händler den Kursanstieg des Franken noch damit, dass man auch für die Schweiz mit einer baldigen Zinsanhebung rechnen würde. Nun ja, die Zinsdifferenz besteht nun aber schon seit ein paar Monaten, und die Schweizer sind den Zinsanhebungen der EZB immer noch nicht gefolgt.

Wir können aufgrund der vorgenannten Aspekte davon ausgehen, dass sich der wirkliche Zustand des Euros mithilfe des EUR/CHF-Kurses so wirklichkeitsnah als möglich abbilden lässt. Und man muss kein Genie sein, um zu sehen, in welche Richtung sich der Euro die vergangenen 3 Monate aufgemacht hat: Es geht direkt abwärts.

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