Der renommierte Silberexperte David Morgan erklärte diese Woche im Interview, warum die Profis im physischen Silbermarkt bereits wieder Nachkäufe tätigen, während der Durchschnittsinvestor sich auch dieses Mal nicht zu Käufen wird durchringen können. Die Marktmanipulanten der US-Regierung sind zwar in der Lage, die Edelmetallmärkte über Papierderivate kurzfristig unten zu halten, bezüglich der realen Angebots- und Nachfragesituation sowie im Hinblick auf die langfristige Preisentwicklung haben sie jedoch keine Möglichkeiten der Einflussnahme
This Week in Money, 01.10.2011
This Week in Money im Gespräch mit dem Silberexperten David Morgan
Vielleicht haben wir bei Silber bereits das Tief erwischt, was ich jedoch ein wenig bezweifle. Ich glaube, dass es noch ein wenig Zeit braucht, um zu konsolidieren und eine Basis für einen erneuten Anstieg zu schaffen. Einige meiner Kollegen glauben, dass das jetzt der Tiefpunkt ist und Silber wieder direkt nach oben schießen wird. Nun, ich gehöre nicht dazu.
Normalerweise ändert sich die Psychologie, was ich ein wenig ausführen möchte. Eine Menge Leute, die bei dem Preisniveau von USD 40 pro Unze daran gedacht haben zu kaufen, haben wahrscheinlich auf eine Kurskorrektur gewartet. Nun ja Leute, hier habt ihr eure Korrektur.
Jetzt haben sie ihre Meinung aber geändert. Man kann dasselbe Produkt nun USD 10 billiger, prozentual gesehen also wesentlich billiger kaufen und trotzdem werden sie ihre alte Meinung erneut überdenken. Als Silber bei USD 40 lag, haben sie sich gesagt: ´Wenn es doch nur auf USD 30 gehen würde, dann würde ich kaufen.` Tun sie aber nicht.
Nun ja, das sind die Leute die ich als Durchschnittsinvestoren bezeichne, wohingegen die Profis bei diesen Preisniveaus bereits wieder mit ihren Käufen beginnen, was auch genau das ist, was ich tue…
Der Gold- und Silbermarkt – speziell der Silbermarkt würde ich sagen – ist emotionsgeladener als irgendein anderer mir bekannter Markt…Im Edelmetallmarkt scheint sich jeder kleine Kursschwinger gleich in eine Art von großer Sache zu entwickeln, und wenn man etwas wie das [die jüngsten Kursrückgänge] erlebt, dann kommt es im Internet förmlich zu einer Explosion an Kommentaren…
Fundamental gesehen, befinden wir uns gegenwärtig in der gefährlichsten Zeit der Geldgeschichte, die es jemals gab. Wir haben eine Fiatwährung als Weltreservewährung, die auch unter dem Namen US-Dollar bekannt ist. Und es gibt keine Fiatwährung in der Geschichte der Menschheit, die jemals überlebt hätte.
Wir befinden uns also in einer Situation, die jeden, der diese grundlegende Tatsache begreift, buchstäblich anfleht, sich in Edelmetallen zu positionieren – wenn auch nur oberflächlich, sagen wir mit 10% als einem moderaten Einstieg in diesen Markt – weil niemand sagen kann, was die Zukunft noch bringen wird.
Ich gehöre zu denen, die nicht wissen, was die Zukunft bringt, aber ich weiß, was sich in der Vergangenheit abgespielt hat, weshalb ich glaube, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass die Situation in Zukunft weiter von Aufs und Abs geprägt sein wird, es letztendlich jedoch zu einem weiteren [Währungs-]Verfall kommt. Es wird dann zunehmend um Fragen des Vertrauens gehen.
Schauen wir der Realität ins Auge: Russland und China gaben vor Monaten bekannt, dass sie sich dazu entschlossen haben, den Handel untereinander von nun an in den eigenen Währungen abzuwickeln und den US-Dollar dabei komplett zu umgehen. Und während sich die Situation weiterentwickelt, wird man künftig immer mehr derartige Schritte beobachten können.
Das heißt, dass der Verfall weiter anhalten wird, und es wird zwischen den Nationalstaaten und zwischen den Unternehmen immer mehr Probleme bezüglich des Vertrauens geben. All diese Absicherungsmaßnahmen in den Währungsmärkten sind ja gut und schön, nichtsdestotrotz sind Edelmetalle der beste Schutz, den es gibt…
[Die jüngsten Preisrückgänge bei Gold und Silber] sind meines Erachtens mehr als nur ein Abverkauf. Ich bin der Meinung, dass hier einige der großen Akteure – also die mit dem meisten Geld – in der Lage sind, diese Märkte hin und her zu bewegen, das ist es, was meiner Meinung nach passiert ist…
Und es gab Schwächen auf dem Kurshöhepunkt. Jeder Markt, der parabolisch ansteigt, ja selbst der Gold- undSilbermarkt ist da keine Ausnahme, macht Korrekturen durch.
Objektiv betrachtet lässt sich sagen, dass die ´Arbeitsgruppe [des US-Präsidenten] über die Finanzmärkte`, die auch unter dem Namen ´Plunge-Protection-Team` bekannt ist, tatsächlich existiert. Und diese Organisation ist die mächtigste existierende Organisation in den Finanzmärkten.
Diese Leute verfügen im Grunde über einen Freifahrtsschein, das zu tun, was ihnen beliebt. Sie können in den Aktienmarkt, den Futuremarkt, den Rohstoffmarkt, in den Währungsmarkt – sie können in jeden Markt gehen, wo sie der Meinung sind, dass sie hineingehen müssen, um ihn dort hinzubringen, wo sie ihn kurzfristig hinhaben wollen.
Nun, wenn man diese Aussage macht, dann begreifen das die Leute und wollen – das erlebe ich ständig – einfach aufgeben. Sie sagen dann: ´Wenn die das können, was hindert sie dann daran, das auf ewig so weiterzutreiben, in den Silbermarkt zu stürmen und ihn plattzumachen, wie sie wollen,` usw.
Fakt ist aber: Kurzfristig sind sie in der Lage, den Markt zu bewegen. Langfristig können sie die zugrunde liegende Tatsache aber nicht verändern, die da wäre, dass es nur eine begrenzte Menge an Gold und Silber auf der Welt gibt. Und ist die Versorgung am physischen Markt erst einmal sehr angespannt, was in Wirklichkeit bereits bei den heutigen Preisen der Fall ist, können sie den physischen Markt nicht kontrollieren. Den Papiermarkt können sie kurzzeitig kontrollieren.
Das ist der wirkliche Schlüssel, um die Sache zu begreifen – um zu wissen, was sich im physischen Markt abspielt, und sich dann selbst nach dieser Wahrheit zu richten. Und hat man das erst einmal getan, dann, so glaube ich, überwältigt man auch viel von der Angst, die ab und zu in diesen Märkten auftritt.
Man muss das auch langfristig sehen. Es handelt sich hierbei gewissermaßen um eine große Schlacht. Es ist eine Schlacht der Realität gegen die Fiktion. Es ist die Geschichte des echten Geldes gegen die fiktionale Geldgeschichte – eine Schlacht, die sich in der Geldgeschichte ein ums andere Mal wiederholt hat, doch nie zuvor fand es global statt so wie heute. Deshalb ist es für jeden von so entscheidender Bedeutung zu begreifen, was sich hier tatsächlich abspielt…
[Sollte man bei den gegenwärtigen Silberpreisen kaufen?]
Das mit der Psychologie hatte ich ja bereits eingangs erklärt. Grundsätzlich empfehle ich, dass, wenn man es mit der Angst zu tun bekommt, es an der Zeit ist zu kaufen, oder wenn sie mutig sind, dann ist es an der Zeit zu verkaufen, oder zumindest die Positionen zu verringern. Die Leute waren ziemlich unerschrocken, als der Silberpreis USD 35, USD 40 pro Unze überstieg, und jetzt ist er wieder unten bei USD 30 und sie haben Angst. Das ist die Zeit, wo man mit Käufen beginnen sollte.
Das, was ich unseren Lesern empfehle, ist, voranzugehen und einzusteigen. Das bedeutet nun nicht, dass man alles, was man hat, in den Markt werfen sollte, sondern nur, dass USD 30 viel weniger sind als USD 50, und es eine gute Zeit ist, mit Käufen zu beginnen.
Einige extrem angesehene Leute haben erklärt, dass es das nun gewesen sei, dass wir den Höchstpreis bereits gesehen haben. Also ich kauf denen das nicht ab. Ich sehe das einfach nicht, da sich an den Problemen im Finanzsystem nichts Grundlegendes geändert hat. Wenn dem so wäre, hätte ich auch eine andere Meinung dazu, aber derartiges fand nicht statt.