Die Fed trägt die Verantwortung für die Finanzkrise: Die US-Wirtschaft gibt vor, eine freie Marktwirtschaft zu sein, während die US-Notenbank Federal Reserve Billionen Dollars aus dem nichts druckt, um damit dubiose Finanzvermögenswerte zu kaufen und ein insolventes Bankensystem am Leben zu halten. Im Grunde lassen sich die geldpolitischen Strategien der Fed, die in Wahrheit nichts weiter als Preiskontrollen sind, mit den zentralplanerischen Maßnahmen der Sowjetunion vergleichen

Ron Paul, Wall Street Journal, 20.10.2011

Wer wissen will, was bei der Federal Reserve falsch läuft, muss man zunächst einmal die Natur des Geldes verstehen. Geld ist wie jedes andere Gut in unserer Wirtschaft, das den Märkten entspringt, um die Bedürfnisse und Wünsche der Verbraucher zu befriedigen. Die besondere Nützlichkeit des Geldes liegt darin, dass es den indirekten Tausch vereinfacht, dass es uns leichter gemacht wird, Waren zu kaufen und zu verkaufen, da es eine einheitliche Methode der Ermittlung des Warenwerts darstellt.

Geld ist aber kein auf die Regierung beschränktes Phänomen und muss auch nicht von der Regierung verwaltet werden. Wenn Zentralbanken wie die Federal Reserve Geld verwalten, dann betreiben sie damit eine Preiskontrolle, die nicht etwa zu wirtschaftlichem Wohlstand, sondern in die Katastrophe führt.

Seit ihrer Gründung im Jahre 1913 hat die Federal Reserve jeden einzelnen Wirtschaftsboom und Wirtschaftseinbruch in den USA zu verantworten. Sie pumpt zu niedrigen Zinsen neues Geld in das Finanzsystem, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch indem der Geldmengenversorgung noch mehr Geld hinzufügt wird, sorgt man dafür, dass der Preis – oder der Zins – im Laufe der Zeit niedriger ist, als er vom Markt veranschlagt werden würde.

Diese niedrigen Zinssätze haben nachteilige Auswirkungen auf die Ressourcenverteilung und sind die Ursache dafür, dass es überall in der Wirtschaft zur Fehlinvestitionen, zu einer Fehlallokation des Kapitals kommt. Bestimmte Projekte und Unternehmungen, die profitabel erscheinen, wenn man sie mit künstlich niedrigen Zinssätzen finanziert, stellen in Wirklichkeit nicht die besten Verwendungsmöglichkeiten dieser Ressource dar.

Letztendlich zeigt sich dann, dass der durch die Fed geschaffene Wirtschaftsboom nicht nachhaltig ist, weshalb das Platzen der Blase einsetzt, da sich diese Fehlinvestitionen des Kapitals in einem Überschuss von Produktionsmitteln, Warenbeständen usw. niederschlagen. Und solange diese fehlgeleiteten Gelder nicht in einen produktiveren Bereich fließen – also in Verwendungsbereiche, die vom freien Markt tatsächlich auch nachfragt werden – stagniert die Wirtschaft.

Der entscheidenden Beitrag, den die österreichische Wirtschaftsschule zur Wirtschaftstheorie geleistet hat, bestand in ihrer Beschreibung des Wirtschaftszyklus – in der Beschreibung der Boom-Phasen und des Zusammenbruchs der Blasen sowie ihrer Ursachen, den geldpolitischen Interventionsmaßnahmen der Regierung in Zusammenarbeit mit dem Bankensystem.

Und trotz alledem scheinen sich die Entscheidungsträger in der Federal Reserve über die Ursachen der jüngsten Finanzkrise immer noch nicht im Klaren zu sein, weshalb sie auch nicht fähig sind, mit einer entsprechenden Lösung aufzuwarten.

In vielerlei Hinsicht unterscheiden sich die Gouverneure des Federal Reserve Systems und die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed nicht von anderen hochrangigen Regierungsvertretern.

Da die von ihnen getroffenen Entscheidungen die Funktionsmechanismen der Wirtschaft tiefgreifend beeinflussen und sie über hunderte schlauer Ökonomen verfügen, die für sie Untersuchungen anstellen und Daten sammeln, erliegen sie der Illusion, dass sie, nur weil sie an all diese Ressourcen herankommen, in der Lage sind, die Wirtschaft so zu lenken, wie sie es für richtig halten. Doch nichts könnte falscher sein. Keine Einstellung könnte destruktiver sein.

Was die österreichischen Ökonomen Ludwig von Mises und Friedrich von Hayek in der „sozialistischen Kalkulationsdebatte“ der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts so erfolgreich in die Diskussion einbrachten – die Auffassung, dass der Marktplatz, wo die Menschen frei entscheiden, was sie benötigen und dafür zahlen wollen, die einzig effektive Methode der Ressourcenverteilung ist – dürfte auch vielen gewöhnlichen Amerikanern einleuchten.

Doch auf die heutigen Regierungsführer haben derartige Erwägungen keinerlei Einfluss, sie scheinen sich über die Bedeutung des Preises für eine funktionierende Marktwirtschaft nicht im Klaren zu sein.

Die jetzige Denkweise der Federal Reserve ist auch nicht anders als die der Sowjetunion. Die Sowjetunion hatte auch hunderttausende Menschen mit der Durchführung von Forschung und der Bereitstellung von Kalkulationen betraut, um so zu versuchen, das Preissystem der (relativ) freien Märkte im Westen nachzuahmen. Und trotz der offenkundigen Lehren, die sich aus dem Zusammenbruch der Sowjets ziehen lassen, scheint dies in den USA immer noch nicht ganz angekommen zu sein.

Die Fed begreift nicht, dass der Zins ein Preis ist – ein Preis für die Zeit – und die Versuche, diesen Preis zu manipulieren, ebenso destruktiv sind wie alle anderen staatlichen Preiskontrollen auch. Sie begreift nicht, dass die Eigenheimbranche mithilfe ihrer Geldinjektionen zu Anfang dieses Jahrtausends künstlich aufgebläht wurde und die einzige Möglichkeit, in der Eigenheimbranche wieder auf die Beine zu kommen, darin besteht, es zuzulassen, dass die Preise wieder auf nachhaltige Marktniveaus absinken.

Stattdessen zielten die Maßnahmen der FED darauf ab, die erhöhten Preise weiter auf Blasen-Niveau zu halten, wodurch sichergestellt wurde, dass die schlechten Schulden in den Büchern und die scheiternde Firmen weiter im Geschäft blieben, während dem Markt einen Mühlenstein um den Hals gehangen wurde.

Die quantitativen Lockerungsprogramme der US-Notenbank haben dafür gesorgt, dass die Staatsverschuldung um Billionen US-Dollars zunahm. Der Schuldenstand ist mittlerweile so groß, dass, würde die Zentralbank damit beginnen, sich von ihrer Nullzinspolitik zu verabschieden, alleine schon der Anstieg der Zinssätze dazu führen würde, dass die US-Regierung jedes Jahr hunderte Milliarden Dollars an zusätzlichen Zinslasten zu tragen hätte.

Das ist auch der Grund, warum auf die Fed zurzeit massiv politischer Druck ausgeübt wird, die Zinssätze unten zu halten. Die Fed hat sich somit in eine Ecke drängen lassen, wo sie, selbst wenn sie die Zinssätze anheben wollte, alleine schon aus praktischen Erwägungen heraus dazu wahrscheinlich garnicht mehr in der Lage sein dürfte.

Aber irgendetwas wird sie schon tun, soviel wissen wir – da der Druck „einfach irgendetwas zu tun“ in der Regel schwerer wiegt als alle anderen Erwägungen.

Was die US-Notenbank nun jedoch genau tun wird, ist reine Spekulation, und angesichts dessen ist es auch nicht überraschend, dass die Märkte weiter straucheln, während die Erwartungen ins Kraut schießen. Würde die Fed stattdessen ihre Marktinterventionen und Marktverzerrungen beenden, wäre die US-Wirtschaft auch wieder in der Lage, sich zu erholen.

Die Existenz einer Organisation, die Billionen an Dollars aus dem nichts schaffen kann, um damit dann Finanzwerte aufzukaufen und ein im Grunde insolventes Bankensystem zu stützen, ist für eine Wirtschaft, die vorgibt frei zu sein, ein echter Minuspunkt.

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