Auf der Silber-Konferenz in Spokane im US-Bundesstaat Washington sprach The Gold Report mit drei Silberinvestmentexperten: James Turk, dem Vorsitzenden von GoldMoney; Andrew Kaip, dem Vizepräsidenten von Precious Metals & Mining bei BMO Capital Markets; und Ian McAvity, Autor bei Deliberations on World Markets
Karen Roche, The Gold Report, 21.10.2011
The Gold Report: Es wird immer wieder gesagt, Silber würde zwei Herren dienen: Zum einen ist da die industrielle Verwendung von Silber und zum anderen die physische Investmentnachfrage. Beide Kräfte sind gegenüber Verwerfungen wie der europäischen Schuldenkrise, der Abschwächung des Wachstums in China und einer potenziellen Währungskrise im Westen anfällig. Wie ist Ihr Ausblick für Silber angesichts dieses Umfelds?
James Turk: Es ist wahr, dass Silber über zwei völlig verschiedene Nachfragequellen verfügt. Zum einen ist da die industrielle Komponente, ähnlich wie bei den unedlen Metallen, nichtsdestotrotz verfügt es aber auch, genauso wie Gold, über eine Geld-Komponente. Für mich ist Silber der kleine Bruder des Goldes.
Wenn Geld in den Goldsektor fließt, dann hat das auf den Silbermarkt größere Auswirkungen als auf den Goldmarkt, da die Goldnachfrage unelastisch ist, was heißt, dass die Menschen es ungeachtet seines Preises nachfragen. Die Silbernachfrage reagiert auf Preisveränderungen hingegen sehr empfindlich, weshalb man bei Silber auch viel mehr Volatilität hat, die es bei Gold so nicht gibt.
Andrew Kaip: Die Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums wird wahrscheinlich das entscheidende Element sein, welches Silber kurzfristig ein Abwärtsrisiko beschwert. Aufgrund seines Langzeitausblicks mögen wir Silber jedoch, da wir der Auffassung sind, dass die Abschwächung der BRIC-Wirtschaften (Brasilien, Russland, Indien und China) bedeutend geringer ausfallen wird, als der Markt gegenwärtig annimmt. Der Markt wird schon bald wieder ungezwungener mit Silber umgehen, und der Preisanstieg wird dann die Aktien mit nach oben ziehen.
Zur selben Zeit haben die die Ängste bezüglich der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung kurzfristig aber auch einen positiven Einfluss auf die Silbernachfrage. Dass die Investoren sich mehr Sorgen über potenzielle geopolitische oder geofinanzielle Risiken machen, ist gut für Silber. Im großen Ganzen könnten die Investmentnachfrage und das weltweite Wachstum dafür sorgen, dass sich Silber besser entwickeln wird als Gold. Die aktuellen Abverkäufe sind eine gute Möglichkeit, bei hochwertigen Silbertiteln einzusteigen.
Ian McAvity: Ich glaube, dass beim S&P 500 eine Art von Deflationsrisiko besteht. Wir haben nun scharfe Einbrüche bei den Aufwärtstrends des brasilianischen Reals, des kanadischen Dollars, des australischen Dollars, des südafrikanischen Rands und der asiatischen Aktienmärkte gesehen. Das sagt mir, dass es bei den Finanzvermögenswerten eine Deflationswelle gibt.
Zur selben Zeit haben wir aber auch die Magier in Europa, die versuchen, ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, um ihren Euro zu retten. Vor diesem Hintergrund bin ich der Meinung, dass die Menschen auch in Zukunft auf die Tatsache stoßen werden, dass Gold der einzige Ort ist, wo man Zuflucht findet. Silber wird dabei die Rolle des volatileren Cousins von Gold einnehmen.
TGR: Das Gold/Silber-Verhältnis wird oft als einer der Gründe angeführt, warum es bei den Silberpreisen zu Anstiegen kommen wird. Wie ist Ihre Meinung bezüglich der Bedeutung dieses Verhältnisses?
JT: Vor ein paar Monaten lag das Gold/Silber-Verhältnis bei 31. Dann stieg es auf 56 und jetzt liegen wir wieder bei 52. Langfristig gesehen, wird das Gold-Silber-Verhältnis aber weiter sinken, was heißt, dass Silber Gold im Hinblick auf die Zugewinne auch in Zukunft ausstechen wird. Das Entscheidende für mich ist, dass man – sofern man mit der Volatilität klarkommt – Silber besitzen sollte, da Silber in Zukunft eine bessere Kursentwicklung hinlegen wird als Gold.
Ich nutze das Gold/Silber-Verhältnis gerne, um mir verschiedene Dinge anzuschauen. Zunächst einmal ist es guter Indikator bezüglich des relativen Werts. Das aktuelle Verhältnis von 52 zeigt, dass Silber gegenüber Gold relativ billig ist. Wenn man vorhat, Edelmetalle zu kaufen, und man darüberhinaus mit der Volatilität von Silber zurechtkommt, weiß man also, dass man mit Silber heute ein besseres Geschäft macht, als wenn man Gold kaufen würde, da sich dies schlicht aus dem Gold/Silber-Verhältnis ergibt.
Dann nutze ich das Gold/Silber-Verhältnis auch gerne, um die großen Trends im Edelmetallmarkt zu veranschaulichen. Während der Edelmetallbärenmärkte steigt dieses Verhältnis. Beispielsweise lag das Verhältnis im Jahre 1980 bei 17, während man im Jahre 1991 105 Unzen Silber benötigte, um 1 Unze Gold zu kaufen. Seit 1991 ist das Verhältnis gefallen und ich glaube, dass wir davon ausgehen können, dass das Verhältnis innerhalb der nächsten Jahre, während sich der Edelmetallbullenmarkt fortsetzt, weiter fallen wird.
AK: Ich bin mir bezüglich des Gold/Silber-Verhältnisses nicht ganz sicher. Wir tendieren dazu, das Verhältnis mit 1:60 zu veranschlagen, und legen dafür Fundamentaldaten der 90er Jahre zu Grunde, als ein völlig anderes Wirtschaftsumfeld vorherrschend war. Beispielsweise war China damals kein Silberkäufer und wir sahen, wie die industrielle Nachfrage zerstört wurde, da die Fotoindustrie die Verwendung von Silber immer weiter zurückschraubte.
Heute blicken wir wieder auf eine wachsende industrielle Nachfrage, da China und die BRIC-Wirtschaften in ihrer Industriealisierung voranschreiten, während die wachsende Mittelschicht in diesen Ländern immer stärker Elektrotechnik nachfragt. Für die langfristige Silbernachfrage und Veränderungen des Verhältnisses verheißt dies natürlich gutes. Uns gefällt auch die Silbernachfrage der Photovoltaik-Branche, was gemeinsam mit einer steigenden biomedizinischen Verwendung des Metalls zu einer bedeutenden langfristigen Wachstumskomponente der Silbernachfrage werden wird.
IM: Im Frühjahr hatte sich Silber ein wenig überhitzt, als es den ersten Anlauf in Richtung USD 50 pro Unze unternahm. Das sorgte dafür, dass Silber aus seinem historischen Silber-Gold-Verhältnis von 45:1 bis 80:1 ausbrach. Dieses Verhältnis beherrschte den Markt seit 1984. Es kam zu einen Rücksetzer, wo diese Zugewinne erst einmal verarbeitet werden mussten, da Silber rund 75% über seinem 200-Tage-Schnitt lag. Im Gegensatz dazu lag Gold nur rund 29% über seinem 200-Tage-Schnitt. Als der Goldpreis bei USD 1.600 pro Unze eine Stützungslinie fand, ging das Silber/Gold-Verhältnis wieder auf 55:1 zurück. Gold hatte den Rücksetzer also wieder wettgemacht.
Von jetzt an wird Silber aber wieder die Führung übernehmen. Ich glaube, dass Gold und Silber gegenüber Schwächen des S&P 500 immer noch sehr anfällig sind – doch wenn Gold erneut Anlauf auf seinen jüngst erzielten Höchststand in Höhe von USD 1.900 pro Unze nimmt und diese Marke durchbricht, dann wäre das für mich schon sehr spannend und ich würde davon ausgehen, dass Silber dann zu neuem Leben erwacht.
TGR: Was glauben Sie, in welchem Umfang der Silber-ETF (börsennotierter Silber-Fonds) die Dynamik des Silbermarkts verändert hat?
JT: Ich glaube, dass der Silber-ETF den Silbermarkt durcheinandergewirbelt hat. Die Investoren müssen sich die Frage stellen, warum sie sich Silber überhaupt kaufen wollen. Kauft man es, weil man an der Silberpreisentwicklung teilhaben will? Das kann man tun, indem man in irgendwelche Papierprodukte geht – Futures, ETFs, Optionsscheine oder exotische Derivate. Oder will man Silber, weil man das Metall als solches haben will, das über keinerlei Ausfallrisiken verfügt? In diesem Falle will man den Anlagewert auch wirklich besitzen, und die einzige Möglichkeit, das zu tun, ist Silber physisch zu besitzen.
Ich glaube, es gibt heutzutage eine Menge Leute, die sich diese Frage noch garnicht gestellt haben: Warum kaufe ich überhaupt Silber?
Ich bin auch der Meinung, dass die Schwankungsfreudigkeit von Silber einige Investoren abschrecken wird, weil sie darauf einfach nicht eingestellt sind. Sie haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht und begreifen nicht, wie volatil Silber sein kann, und das ist bedauerlich, da sie nicht unvorbereitet in den Markt gehen sollten. Wer die Volatilität nicht mag, sollte auch kein Silber besitzen.
AK: Die ETFs hatten dieselbe Wirkung auf Silber wie auf den Goldmarkt. Mit dem Silber-ETF wird dem Investor eine einfach Möglichkeit an die Hand gegeben, mit den Kursbewegungen des Metalls zu spielen. Das lenkt natürlich in gewisser Weise von den Silberaktien ab.
Was vom Markt überhaupt keine Berücksichtigung findet, ist die Tatsache, dass die Aktien im Hinblick auf ihre Produktions- und Reserveniveaus ein sehr gutes Wachstum aufweisen und den Investoren, langfristig gesehen, einen stärken Hebel bescheren können als das Metall selbst. Es gibt zahlreiche Beispiele der letzten Jahre, wo sich die Aktien im Vergleich zum Metall bedeutend besser entwickelt haben. Derartige Qualitätsinvestments sind es, in die man investiert sein sollte.
IM: Die ETFs stellen für die Minenaktien tatsächlich eine echte Konkurrenz dar. Ich glaube, dass dies auch in Zukunft noch einige Zeit so sein wird. Die ETFs haben enorme Geldmittel von den Minenaktien weggelenkt. Sie haben mit Sicherheit dafür gesorgt, dass der gewöhnliche Investor mit dem Gold- und Silberpreis bedeutend einfacher arbeiten kann. Und sie haben auch ihren Anteil an den Preisanstiegen der Metalle.
Die Minenfirmen ist es hingegen kaum gelungen, ihre Gewinnmargen zu steigern. Steigende Ölpreise, zur Neige gehende Reserven und ein verwässerter Wert für die Anleger, der auf die bei Übernahmen gezahlten Aufschläge zurückzuführen ist, haben den Haltern von Goldminenaktien einen Schlag versetzt. Silber hat darunter ein bisschen weniger gelitten, aber auch hier sind die Titel nicht wesentlich stärker geworden.
Die Ausschüttung von Dividenden wäre ein Weg, wie man mit den ETFs mithalten könnte. Ich glaube, dass es in Zukunft immer mehr Druck geben wird, damit anzufangen, dass Vermögen an die Anteilseigner auszuschütten. In einer Ära der Nullzinspolitik, wo der FED-Chef Ben Bernanke für die kommenden Jahre von kostenlosem Geld spricht, werden diejenigen, die den Investoren Cash-Dividenden zahlen … zusehends an Bedeutung gewinnen.
Die Firmen behaupten aber, die Ausschüttung von Dividenden würde dazu führen, dass das Kapital einer Doppelbesteuerung unterliegt, was ja auch ein berechtigter Einwand ist. Dann drehen sie sich um und behaupten, dass sie für eigenes Wachstum sorgen und die eigenen Umsätze steigern müssen. Wenn sie dabei wirklich die Produktion ausweiten – also in neue Projekte und künftige Produktionsquellen investieren – ist das ja auch berechtigt, doch scheinen die Aktienpreise dieses Wachstum nicht widerzuspiegeln.
Meistens war es in den vergangenen Jahren so gewesen, dass sich die Aktien der großen Produzenten in Wirklichkeit nicht viel besser entwickelt hatten als der Preis des Metalls selbst – ja in vielen Fällen wiesen sie sogar eine schlechtere Entwicklung als der Metallpreis auf.
TGR: In welchem Ausmaß kann der Silberpreis manipuliert werden?
JT: Ich glaube, dass die Regierungen nun bereits seit langer Zeit versuchen, den Goldpreis zu deckeln. Jahr für Jahr darf der Goldpreis immer nur ein klein wenig nach oben gehen. Fakt ist, dass der Goldpreis im letzten Jahrzehnt jährlich im Schnitt um 17% bis 18% gestiegen ist. Und man kann den Goldpreis nicht deckeln, ohne dass man nicht auch den Silberpreis deckelt. Die Folge ist meines Erachtens, dass Silber von diesen ganzen Bemühungen mit erfasst wird, die darauf abzielen, steigende Preise bei den Geldmetallen zu verhindern.
Gold und Silber sind der Kanarienvogel in der Kohlemine. Steigt der Goldpreis oder der Silberpreis, dann begreifen die Leute, dass es Probleme mit der Landeswährung gibt und die Zentralbanken ihrem Auftrag, die Kaufkraft des Geldes zu bewahren, nicht richtig nachkommen. Als Silber zu Anfang dieses Jahres in den Bereich von USD 50 pro Unze gelangte, war das ein ganz deutlicher Hinweis darauf, dass die Bemühungen, Silber unter Kontrolle zu halten, scheiterten.
Und es gibt noch einen weiteren großen Unterschied zwischen Gold und Silber. Gold befindet sich bereits in der zweiten Phase seines Bullenmarkts. Jeder Bullenmarkt hat drei Phasen. Phase eins ist Apathie und Nichtbeachtung. Phase zwei ist, wenn man sieht, wie es zu Preisanstiegen kommt. Das ist die längste Phase, wo immer mehr Menschen in den Markt gehen und das Metall kaufen. Die dritte Phase ist die spekulative Explosion.
Silber befindet sich immer noch in Phase eins seines Bullenmarkts, und das obwohl Gold bereits in Phase zwei angelangt ist. Silber wird erst in Phase zwei eintreten, wenn bedeutend mehr Menschen in den Markt gekommen sind und der Preis über USD 50 pro Unze, dem Silberallzeithoch von Januar 1980 liegt.
Inflationsbereinigt wären das heute fast USD 500 pro Unze. Das verdeutlicht, wie stark die Entwertung des US-Dollars in den vergangenen drei Jahrzehnten gewesen ist.
IM: Ich habe gehört, dass das Manipulationsargument 30 Jahre zurückreicht. Es steht außer Frage, dass bei den Käufen und Verkäufen von Zeit zu Zeit herumgefingert werden kann. Auch kann durch Computer-Algorithmus-Handel mit dem Markt gespielt werden. Doch es fällt es schwer zu glauben, dass die Preisniveaus aggressiv manipuliert werden. Diese Märkte sind extrem groß und liquide und man kann nie wissen, welche Akteure daran beteiligt sind.
TGR: Welche Bedeutung messen Sie der Tatsache bei, dass China im Silbermarkt als Käufer auftritt?
JT: Die Tatsache, dass China jetzt ein Nettosilberimporteur ist, ist von enormer Bedeutung. Jahrzehntelang war China ein Nettoexporteur, doch sorgt der Inflationsdruck dafür, dass die Menschen in China nun Maßnahmen ergreifen, um ihre Kaufkraft zu schützen. China war in seiner Geschichte immer sehr stark silberorientiert, demzufolge können wir nun auch diesen Ansturm auf Silber beobachten. Das wird in den kommenden Monaten und Jahren einen riesigen Einfluss auf den Silberpreis haben.
IM: China ist praktisch der größte Importeur aller Metalle. Es steht außer Frage, dass China aktuell sehr große Mengen an Papierwährung anhäuft hat und auf extrem aggressive Art versucht, dieses Papiergeld in handfeste Güter umzuwandeln. Dazu gehört auch, in Metall zu diversifizieren, und zwar zum Zwecke des Gelderhalts wie auch zum Aufbau künftig benötigter Lagerbestände. Ich bin mir ziemlich sicher, dass China in bedeutendem Umfang Silber, Kupfer und viele andere Metalle importiert.
Und es ist nicht nur China. Alleine 15 der nicht G7-Länder halten zusammengenommen rund USD 6,8 Billionen an Devisenreserven – die Masse davon in Dollars oder Euros. Es steht für mich außer Frage, dass sie alle genau beobachten, was der Westen macht, ihre Schulden hin und herschieben und versuchen, einen Weg zu finden, wie sie diese Papiere in etwas Handfestes umwandeln können, um ihre Kaufkraft zu erhalten, während die Schulden für die Entwertung des Papiergelds sorgen.
TGR: Welchen Ratschlag würden Sie Investoren geben? Welche Rolle sollte Silber im Portfolio oder Finanzplan spielen?
JT: Nun ja, Silber ist wie Gold. Edelmetalle sind keine Investments, sondern Geld. Sie sind der Ort, wo man seine Liquidität hin verlagert, nachdem man ein Investment verkauft hat und darauf wartet, weitere Investments oder Konsumentenkäufe zu tätigen. Man muss Gold und Silber also mit anderen Arten von Geld vergleichen, und man muss sich fragen: Möchte ich jetzt lieber Gold und Silber besitzen oder möchte ich lieber den US-Dollar oder eine andere Währung besitzen?
Angesichts der Tatsache, dass wir uns aktuell in einem durch die Nullzinspolitik geprägten Umfeld befinden, wo es einen steigenden Inflationsdruck gibt und sich die Zentralbanken in Maßnahmen ergehen, mit denen die Kaufkraft aller Landeswährungen entwertet wird, sehe ich keinen Grund, warum man eine Landeswährung besitzen sollte. Im Gegensatz dazu, kann man aber behaupten, dass man Gold und Silber besitzen sollte, um so sein Vermögen zu erhalten und die Kaufkraft zu schützen.
IM: Silber und Gold nehmen in einem Portfolio eine sehr wichtige Rolle ein. Jeder Investor muss herausfinden, wie viel Volatilität er ertragen kann. Silber ist praktisch immer volatiler als Gold. Wenn ich vielleicht ein wenig altmodisch bin, dann tendiere ich mehr zu Gold, wenn ich jedoch mit der relativen Schwankungsfreudigkeit von Silber zurechtkomme und auf das Risiko vorbereitet bin, habe ich auch keine Probleme eine 50:50-Aufteilung zwischen Gold und Silber vorzunehmen.
Innerhalb der Goldkomponente im Portfolio gebe ich mich vornehmlich mit physischem Gold zufrieden, füge hier aber auch eine Auswahl von Second-Tier-Minenaktien hinzu, also Firmen, die kurz vor Produktion stehen und neue Vorkommen erschließen. Ich habe auch kein Problem damit, hier auf Explorer-Aktien, die noch in einer ganz frühen Phase sind, zurückzugreifen.
Über die Silberfirmen kann ich nicht allzu viel sagen, aber auch hier würde ich Second-Tier-Firmen den größeren und weiterentwickelten Unternehmen, die bereits Kapital verbrauchen, vorziehen. Silber ist sehr volatil, da besitze ich lieber einen größeren Anteil des Metalls als Minenaktien.
TGR: Viele Menschen bezeichnen Edelmetalle als eine Art Versicherung und empfehlen für ein ausbalanciertes Portfolio einen Anteil von rund 10%. Wie hoch sollte der Edelmetallanteil Ihres Erachtens vernünftigerweise sein?
JT: Das hängt davon ab, wie hoch der Bargeldbestand des Portfolios ist. Und es kommen eine Reihe weiterer Faktoren wie Risikobereitschaft, Alter und Ziele hinzu. Die historische Norm ist, dass man 10% seines Portfolios in Edelmetallen halten sollte. Da Gold und Silber gegenwärtig jedoch so stark unterbewertet sind, während die Nationalwährungen durch die Maßnahmen der weltweiten Zentralbanken vernichtet werden, bin ich der Meinung, dass man mindestens 25% seines Portfolios in Gold und Silber halten sollte.
Und ich spreche hier von physischem Gold und physischem Silber. Allgemein lässt sich sagen: Umso älter man ist, desto weniger ist man auch bereit, Risiken einzugehen, was bedeutet, dass man auch mehr Liquidität in seinem Portfolio haben möchte. Wenn man älter wird, sollte man also weit über 25% seines Portfolios in physischem Gold und physischem Silber halten.
TGR: Wie hoch ist der Anteil von physischem Gold und Silber in Ihrem Portfolio?
JT: Ich bin mit rund 80% in Gold und Silber. Ich würde einmal schätzen, dass es wahrscheinlich 60% physisches Metall sind. Der Rest sind Minenaktien. Die anderen 20% sind Öl und ein wenig Nutzwald.
IM: Ich bin knapp über 50% in Gold und Silber investiert, aber ich habe auch eine hohe Risiko-Toleranz, da ich keine Familienangehörigen versorgen muss. Für mich ist es mehr eine philosophische Frage als alles andere. Menschen, die sich mit der Materie nicht so gut auskennen, rate ich dringend, zwischen Gold und Silber eine ausgewogene Balance zu finden. Für all jene, die aggressiver agieren wollen, lässt sich im Grunde sagen, dass das, was man bei Gold an Zugewinnen haben wird, bei Silber um das Zwei- bis Dreifache höher sein wird.
TGR: Die Silber- und die Goldaktien sind nicht so stark gestiegen wie die Metalle. Warum ist das Ihrer Meinung nach so gewesen und sehen Sie hier Veränderungen?
JT: Ich glaube, das ändert sich gerade. Die Minenaktien befanden sich seit Minenskandal rund um Bre-X Ende der 90er Jahre bis zum Zusammenbruch von Lehman Brothers im September des Jahres 2008 in einem Bärenmarkt. Die negative Stimmung während dieser Phase ging auf die Betrugsvorwürfe und das Aufkommen der Vorausverkäufe der Metalle durch die Minen zurück, so dass sich die Menschen von der Branche abwandten.
Auch die steigenden Betriebskosten der Minen sorgten dafür, dass die Margen sanken, was trotz der Preisanstiege bei den Edelmetallen zu sinkenden Gewinnen führte. All das hat sich seit 2008 geändert. Zunächst hat sich das nur langsam geändert, geht jetzt jedoch immer schneller vonstatten. Die Veränderungen lassen sich speziell am Cashflow der Minenfirmen ablesen. Die Firmen generieren nun langsam immer mehr Cashflow und einige haben deshalb sogar schon erhöhte Dividenden angekündigt.
Bei den Aktien der Minenfirmen befinden wir uns in Phase eins. Innerhalb der letzten paar Wochen, als die Edelmetalle wieder ihre Stützungsmarken testeten, gingen die Minenaktien ebenfalls wieder nach unten, um ihre Stützungsmarken zu testen. Die zweite Phase des Minenaktienbullenmarkts steht uns, denke ich, kurz bevor. Wir können in den kommenden Monaten mit bedeutend höheren Preisen rechnen, und zwar bei allen Goldminen- und Silberminenaktien.
AK: Die erhöhten Investitions- und Betriebskosten haben gemeinsam mit den Sorgen über mögliche Produktionsunterbrechungen dazu geführt, dass sich die Investoren ernsthaft über die Gewinnentwicklung Gedanken machten. Doch angesichts des höheren Silberdurchschnittspreises im dritten Quartal dürften die Umsatzzahlen eigentlich sehr gut ausfallen. Und das ist im Markt noch garnicht mit eingepreist. Das bedeutet, dass die Aktien im Vergleich zu den Metallen aktuell ein Schnäppchen sind.
Das Risiko besteht im Übergang ins vierte Quartal. Die Realität ist, dass die meisten Investoren auf das vierte Quartal und auf das Jahr 2012 schauen. Und obwohl wir wahrscheinlich auch im letzten Quartal bei den Silberfirmen bedeutende Gewinnsteigerungen sehen werden, besteht das Risiko darin, dass der Markt aufgrund der makroökonomischen Rahmenbedingungen bezüglich des Silberpreises skeptisch ist.