Vergleicht man die monatliche Goldpreisentwicklung seit Beginn des säkularen Goldbullenmarkts mit dem diesjährigen Kursverlauf, so zeigt sich, dass ein neues Goldpreishoch bis Ende des Jahres keine Überraschung wäre

Jeff Clark, Casey Research, 14.11.2011

Die meisten Beobachter des Goldmarkts sind sich darüber im Klaren, dass das gelbe Metall saisonal dazu neigt, in der zweiten Jahreshälfte eine bessere Kursentwicklung aufzuweisen als in der ersten Jahreshälfte.

Seit dem Jahre 2001 wurde das Preishoch von Gold – von den zwei Ausnahmen in 2006 und 2008 einmal abgesehen – immer erst nach dem 01. September erzielt. In sieben der vergangenen zehn Jahre wurde das Jahrespreishoch entweder im November oder Dezember erreicht.

Stehen uns also bis zum Jahresende neue Höchststände beim Goldpreis bevor? Und wie verhält es sich mit den Goldminenaktien?

Eine Möglichkeit, hierauf eine Antwort zu bekommen, besteht vielleicht darin, sich anzuschauen, inwiefern Gold seinem saisonalen Trend im bisherigen Jahresverlauf bereits gefolgt ist. Sollte Gold seinem saisonalen Trend in 2011 bereits stark gefolgt sein, gäbe es guten Grund zu der Annahme, dass wir bis Jahresende weitere Preissteigerungen sehen werden.

In der nachfolgenden Grafik sehen Sie die durchschnittliche monatliche Goldpreisentwicklung seit dem Jahre 2000 bis heute, welche der diesjährigen Kursentwicklung gegenübergestellt wird:

Wie man anhand der Grafik erkennen kann, folgte der Goldpreis dieses Jahr bis auf drei Monate seinem typischen saisonalen Trend. Wir haben es hier also tatsächlich mit einer erhöhten Korrelation zu tun, da saisonale Muster normalerweiser nur in zwei Drittel aller Fälle eingehalten werden.

Die diesjährige Goldpreisentwicklung erscheint volatiler als gewöhnlich, was in Wirklichkeit aber nicht der Fall ist und damit zusammenhängt, dass der Vergleichsmaßstab (roter Balken) die monatlichen Goldpreise über einen Zeitraum von elf Jahren in sich vereint.

Sollte sich der aktuelle Trend weiter fortsetzen, könnte das Goldpreishoch des Jahres 2011 vielleicht sogar noch vor uns liegen, was bedeutet, dass das gegenwärtige Preishoch vom 05.09.2011 in Höhe von USD 1.895 pro Unze (London PM Fix) übertroffen würde.

Schauen wir nun auf die Goldminenaktien. Hierfür legen wird den AMEX Gold Bugs Index zu Grunde:

Als Gruppe gesehen, haben sich Goldminenaktien dieses Jahr bereits in sechs von zehn Monaten entgegen ihres saisonalen Trendmusters entwickelt. Das dürfte unterstreichen, warum die Halter von Goldminenaktien in jüngster Zeit so frustriert gewesen sind, speziell wenn man sich die Abweichungen in den Monaten Mai und August anschaut.

Natürlich soll das jetzt nicht heißen, dass die Goldminenaktien in November und Dezember nicht steigen könnten. Fakt ist, dass die durchschnittlichen kumulativen Zugewinne für Goldminenaktien während der letzten 60 Tage des Jahres bei 11,8% liegen. Anhand der Grafik ist deutlich zu erkennen, dass November typischerweise der stärkste Monat des Jahres ist.

Eine weitere Möglichkeit zu ermitteln, ob in nächster Zeit ein neues Goldpreishoch vor uns liegt, könnte darin bestehen, sich die durchschnittlichen Zugewinne anzuschauen, die Gold während seiner Sommertiefstände bis zum Ende der zweiten Jahreshälfte ausweist. Zusammenfassend lässt sich diesbezüglich sagen, dass die durchschnittlichen Zugewinne, die der Goldpreis von seinen Sommertiefstständen (Juni, Juli oder August) bis zur zweiten Jahreshälfte (September – Dezember) verzeichnen konnte, seit Beginn des Goldbullenmarkts im Jahre 2001 bei 20,7% liegen.

Unser diesjähriger Sommertiefststand wurde am 1.07. mit USD 1.483 pro Unze erzielt, womit wir auf USD 1.790 pro Unze kämen – ein Preis, den wir bereits überschritten haben.

Man sollte jedoch auch daran denken, dass Effekte wie die Pleite eines weiteren europäischen Landes, die Implementierung einer neuen Runde der quantitativen Lockerung durch die US-Notenbank, ein Angriff Israels auf den Iran oder Ähnliches bei den vorgenannten Überlegungen überhaupt nicht berücksichtigt werden.

Der größte Zugewinn, der seit 2001 in der zweiten Jahreshälfte gegenüber den Sommertiefstständen erzielt werden konnte, wurde im Jahre 2009 mit 33,5% verzeichnet. Sollte sich dies in 2011 wiederholen, würde der Goldpreis vor Jahresende auf USD 1.979 pro Unze klettern, was, ausgehend vom aktuellen Preis in Höhe von USD 1.787 pro Unze, einem 10,7%igen Anstieg entspräche.

Ein 10,7%iger Preisanstieg ist über einen derart kurzen Zeitraum ein ziemlich mächtiger Preissprung, den ich angesichts des gegenwärtig prekären Zustands der Weltwirtschaft und des globalen Finanzsystems jedoch auch nicht für unmöglich halten würde.

Natürlich ist die Fragestellung, in welche Richtung sich Gold in den nächsten Wochen aufmachen wird, letztlich nichts weiter als Spielerei. Schauen wir aufs große Ganze, wird schnell deutlich, dass Gold früher oder später die Marke von USD 2.000 pro Unze hinter sich lassen wird – und selbst dieser Preis ist fernab von den inflationsbereinigten Goldhochs früherer Tage.

Die riesige Inflationswelle ist bisher noch garnicht aufgeschlagen, aber sie zeichnet sich bereits am Horizont ab. Man sollte daher Gold und Silber kaufen, die höheren Preise werden kommen, ganz egal, wie die Preisentwicklung in den jeweiligen Monaten dann konkret aussehen wird. Und wenn Sie noch nicht genug physische Edelmetalle besitzen, dann ist es für Sie ohnehin an der Zeit.

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