Deutschland dürfte sich in der Hoffnung, dass die Kern-Euro-Länder weiter zusammengehalten werden können, bereits damit abgefunden haben, dass die sechs Eurozonenpleiteländer aus der Einheitswährung aussteigen. Vom 07. Dezember bis 10. Januar werden Europas Entscheider aufgrund der Weihnachtsferien ohnehin nicht allzu viel machen – und das obwohl das gesamte europäische Bankensystem auf der Kippe steht

Bob Chapman, The International Forecaster, 26.11.2011

Jedes Mal, wenn in letzter Zeit in Europa ein neuer Akteur auf der Politbühne präsentiert wurde, handelte es sich dabei um einen Zögling von Goldman Sachs. Da haben wir Mario Monti, den „ernannten“ Premierminister Italiens, Lucas Papademos, den „ernannten“ Premierminister Griechenlands oder Mario Draghi, den „ernannten“ Chef der Europäischen Zentralbank.

Völlig unverhohlen kontrollieren die Banken die Regierungen und die staatlichen Behörden, eine Oligarchie, die aktuell den überwiegenden Teil der Länder auf dem Planeten unter Kontrolle hat. In Amerika werden die Politiker gekauft, in Europa ist das ein wenig anders, dort gibt es unter den Bürokraten, Technokraten, Politikern und den Elite-Bankern Einvernehmen, was die Weltregierung und ihre Herrschaft anbelangt.

Goldman Sachs, JP Morgan Chase und andere Megabanken befinden sich nun bereits seit Jahrzehnten an die Schaltstellen der Macht. Sie kontrollieren alle Akteure auf dem Spielfeld, weshalb der Spielausgang auch stets zu ihrem Vorteil ist. Unterdessen werden den Bankern und Anderen Boni in Billionenhöhe ausgezahlt …

Europa hat immer noch keine strukturelle Langzeitlösung für die Schuldenkrise, keiner konnte bisher eine Lösung anbieten. Ja wenn nicht einmal Deutschland in der Lage ist, all seine Anleihen am Markt zu platzieren und gerade einmal 65% davon verkaufen konnte, wie will man dann allen Ernstes Euro-Anleihen oder Anleihen der sechs Pleiteländer los werden?

Noch schlimmer: Wie sich nun herausstellte, hält die Bundesbank gewöhnlich Anleihen zurück, um damit Operationen am Markt durchzuführen, weshalb Deutschland real nur rund 50% aller Anleihen, die es eigentlich am Markt platzieren wollte, an den Mann bringen konnte.

Wie ein gigantischer Wurm frisst sich die Schuldenkrise immer weiter durch den europäischen Kontinent. Sollte sich die Schuldenkrise in Europa weiter verschärfen, müssten Deutschland und andere Nationen ihren gegenwärtigen Kurs einer ernsthaften Revision unterziehen. Die Schuldenkosten steigen zusehends, wodurch den Banken aller involvierten Ländern, auch der solventen Länder, die Hände gebunden sind.

Ja und selbst bei deutschen Staatsanleihen gilt: Wer will schon Schulden eines Landes halten, das die Hälfte oder sogar einen noch größeren Teil aller Schulden der anderen Länder garantiert? Zur selben Zeit verlangt man eine straffe Kontrolle und will die Haushaltsdisziplin erzwingen. Wir haben in diesen Ländern gelebt und können ihnen versichern, dass die Aufrechterhaltung einer solchen Politik über einen längeren Zeitraum schlicht unmöglich ist.

Die Wahlen in Spanien brachten das Ergebnis, mit dem zu rechnen war. Die Abstimmung am 20. November, dem Todestag General Francos, stellte sich für die sozialistische Partei dann auch als Gnadenschuss heraus.

Die Partido Popular (PP) ist eine unternehmerfreundliche Partei und regiert aktuell bereits in 11 der 17 autonomen Regionen Spaniens. Sollte die PP die Sozialisten im März auch noch in ihrer Hochburg schlagen, dürfte sie die nächsten Jahre die absolute politische Macht im Land sein. Zapatero hat ihr mit einer Arbeitslosenquote von 22% und einer Rendite auf spanische Staatsanleihen in Höhe von 7% jedenfalls genügend Arbeit hinterlassen.

Die Konservativen werden versuchen müssen, dass spanische AAA-Kreditrating wieder herzustellen. Viele Spanier haben sich einfach nur für das geringere Übel entschieden.

Frankreich ist auch so ein Wackelkandidat, wo die Regierung die Banken und andere Eurozonenmitglieder rettet. Derartige Maßnahmen könnten Frankreich sein AAA-Kreditrating kosten. Mitte Januar wissen wir mehr, aber es sieht nicht gut aus.

Die Finanzierungskosten für 10-jährige Staatsanleihen sind praktisch in allen Eurozonenländern gestiegen, und es sieht so aus, als würden die Zinsen in Zukunft weiter auf diesem Niveau verharren. Einige große Länder müssen fast 7% entrichten, das sind die höchsten Schuldenfinanzierungskosten seit der Schaffung des Euros. Die Zinsdifferenz zwischen französischen und deutschen Anleihen liegt bei rund 2%, das hat es auch noch nie gegeben.

Unterdessen verliert der Euro gegenüber dem US-Dollar erheblich an Boden. Und die Renditen für die zweijährigen Staatsanleihen sind in den meisten Eurozonenländern ebenfalls gestiegen. Frankreich zahlt aktuell fast 1,9% im Vergleich zu den 0,4% die für Deutschland oder den 0,28% die für die USA anfallen.

Ohne die Geld- und Kreditschaffung der EZB und der einzelnen Eurozonenländer wären die europäischen Anleihemärkte überhaupt nicht mehr funktionsfähig. Einige Banken machen bereits einen hoffnungslosen Eindruck. Die größte italienische Bank, UniCredit, muss in nächster Zeit USD 51 Milliarden an Anleihen refinanzieren. Die Anleihe dieser Bank rentiert zurzeit mit über 10%. Diese Bank kann nur noch von der EZB gerettet werden, genauso wie es die US-Notenbank Federal Reserve vor drei Jahren tat, als sie US-amerikanische und europäische Banken mit Rettungsgeldern versorgte.

Und während sich all das abspielt, haben 70% der Amerikaner von der Bedeutung der in Europa stattfindenden Ereignisse nicht die leiseste Ahnung. Und das ist noch gar nichts, warten Sie erst einmal auf 2012!

Alleine die Banken müssen USD 660 Milliarden an endfälligen Schulden finanzieren. Unterdessen rentieren viele der 10-jährigen Staatsanleihen der Eurozone bei über 7,25%, was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass diese Länder Hilfe brauchen. Griechenland, Irland und Portugal hat man ja bereits geholfen.

Und nicht vergessen: Wir sprechen hier von USD 6 Billionen und zwar nur um die sechs Pleiteländer der Eurozone zu retten und dafür zu sorgen, dass sich deren Wirtschaften in einer Seitwärtsbewegung über Wasser halten. Die solventen Eurozonenländer können derartige Summen garnicht bereitstellen, ohne nicht selbst pleite zu gehen.

Da muss man sich schon fragen, wie es sein kann, dass die Banker es so weit kommen ließen. Das muss Absicht gewesen sein, denn blöd sind sie nicht.

Und dann gibt es ja auch noch das Thema Kapitalflucht. Alleine in diesem Jahr haben die griechischen Banken bereits 20% ihrer Einlagen verloren. Wir hoffen die Bankkunden haben das Geld genommen, um damit Gold und Silber zu kaufen. Wir fragen uns, ob als nächstes die spanischen und italienischen Bankkonten geräumt werden.

Die Kreditratingagentur Moody´s hat die ungarischen Staatsanleihen jetzt auf Ramsch-Status herabgestuft. Nachdem das bekannt wurde, war von Merkel und Sarkozy zu vernehmen, dass die EZB entsprechende Maßnahmen einleiten würde, was immer das heißen soll. Merkel und Sarkozy wissen weder, was sie sagen, noch, was sie tun sollen.

Die Situation ist unhaltbar, trotzdem würde es uns nicht überraschen, wenn bis Ende Januar erst einmal nichts passiert. Wir dürfen ja nicht vergessen, das Europa vom 07.12. bis 10.01. buchstäblich den Laden dicht macht, da die Weihnachtsferien anstehen – und das obwohl die Zukunft des europäische Bankensystem zurzeit auf der Kippe steht.

Wir fragen uns auch, welche Derivate aufgrund der jetzigen Entwicklung gerade platzen und was die Folgen sein könnten. Die US-Regierung hat erklärt, dass amerikanische Banken europäische Risiken in Höhe von mindestens USD 670 Milliarden halten würden, der überwiegende Teil dieser Risiken sind Kreditausfallversicherungen (CDSs).

Sollten die sechs Eurozonenländer die Zahlungsunfähigkeit erklären, könnte es durchaus sein, dass auch die US-Banken in die Insolvenz abrutschen. Die Ansteckungseffekte könnten das gesamte US-Bankensystem mit in den Abgrund reißen.

Es steht außer Frage, dass alle europäischen Banken durch ihre jeweiligen Länder rekapitalisiert werden müssen. Fakt ist, dass dieser Prozess bereits eingesetzt hat. Dasselbe konnten wir ja bereits vor drei Jahren in den USA mitverfolgen. Letztlich wird das zu einer bedeutenden Abwertung der Währungen und einer bedeutenden Verteuerung von Gold und Silber führen.

Die EU sieht sich gegenwärtig der größten Bedrohung gegenüber, mit der sie je konfrontiert gewesen ist, und dennoch ist bisher niemand in der Lage gewesen, eine Lösung anzubieten, was damit zusammenhängt, dass es – wie wir vorausgesagt hatten – in Wirklichkeit keine Lösung gibt.

Die schwächeren Eurozonenländer müssen den Währungsraum verlassen, der Euro muss rückabgewickelt werden. Artikel 123 des EU-Vertrags sagt ganz klar, dass die Finanzierung der Länder durch die Zentralbank illegal ist. Das ist eine echte Hürde. Es bedeutet, dass die Eurozone und die Europäische Union in ihrem eigenen Vertragswerk gefangen sind und man den Vertrag normalerweise ändern müsste. Ungezügelte Staatsanleihekäufe durch die EZB würden natürlich mit einer massiven Inflation einhergehen.

Sollten sie sich an den EU-Vertrag halten, bricht der Euro zusammen. Doch wo Hoffnungslosigkeit regiert, hält sich am Ende auch keiner mehr an die Gesetze. Dann geht es nur noch ums Überleben.

Andererseits sind die Deutschen nicht bereit, ihre Glaubwürdigkeit zu opfern und diesen illegalen Weg einzuschlagen. Krise hin oder her – es gibt keinen Grund, die Regeln zu brechen.

Die Geldinflation ist das direkte Ergebnis der Rettungsaktionen, dennoch bleibt die Systembereinigung die einzige langfristige Lösung. Wir gehen davon aus, dass sich Deutschland an die Regeln und seine eigenen Prinzipien halten wird. Das bedeutet, dass Deutschland bereits darauf vorbereitet ist, die sechs Pleiteländer aus der Eurozone zu verabschieden, während man darauf hofft, dass die Kern-Euro-Länder weiter zusammengehalten werden können.

Hier geht es nicht nur um Inflation, sondern auch um Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Durch die Finanzierung mithilfe geldpolitischer Instrumentarien verlagert man das Problem nur weiter in die Zukunft – letztlich ist es illegal und vernichtet die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die staatlichen Einrichtungen.

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