Seit Mitte des Jahres 2010 hat sich die Zuwachsrate der weltweiten Geldmenge kontinuierlich erhöht. Die westlichen Industrieländer verfügen praktisch ausnahmslos über negative Realzinsen, während bei ihren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen kein Ende in Sicht ist. In der Vergangenheit hat Gold stets von einer derartigen Entwicklung profitieren können

Frank Holmes, U. S. Global Investors, 11.12.2011

Was kommt dabei heraus, wenn man negative Realzinsen mit Maßnahmen der weltweiten Zentralbanken zur Erhöhung der Geldmenge kombiniert?

Man erhält eine außerordentlich potente Mixtur für einen höheren Goldpreis, die das gelbe Metall auf das unvorstellbare Preisniveau von USD 10.000 pro Unze treiben könnte.

Negative Realzinsen und ein starkes Wachstum der Geldversorgung sind zwei Faktoren, die einen maßgeblichen Einfluss auf etwas haben, das ich als „angstbasierten Handel“ bezeichne. Negative Realzinsen kommen immer dann zum Tragen, wenn die Inflationsrate – der Verbraucherpreisindex – über den aktuellen Zinssätzen liegt. Schaut man sich die G7- und E7-Länder an, so stellt man fest, dass die Mehrzahl von ihnen negative Realzinsen aufweist.

Unter den G7-Ländern sind die britischen Bürger am schlechtesten dran. Der Realzins liegt in Großbritannien zurzeit bei -4,5%. US-Investoren ergeht es nicht viel besser, ihr Realzins liegt bei -3,25%, und die US-Notenbank Federal Reserve hat bereits zugesagt, dass sie die Zinsen auf diesem Niveau halten wird. Japan ist zurzeit das einzige G7-Land, wo es die Zinsen gerade so auf 0% schaffen.

Im Gegensatz dazu verfügen die am stärksten bevölkerten Schwellenländer der Welt, die E7-Länder, größtenteils über positive Realzinsen, wobei hier die Einschränkung gemacht werden muss, dass die größten Schwergewichte unter den E7-Ländern, China und Indien, negative Realzinsen von rund -2% ausweisen.

Mit anderen Worten: Die Investoren dieser Länder, die ihre Ersparnisse als Barvermögen oder in niedrig verzinsten Investments wie US-Staatsanleihen und Geldmarktkonten halten, fahren aufgrund der Inflation in Wirklichkeit Verluste ein.

Für Investoren kann sich das als schwerwiegendes Problem herausstellen – doch für eine Zentralbank, die Millionen Dollars an Geldreserven hält, kann es in der Tat katastrophale Auswirkungen haben. Das ist auch der Grund, warum die weltweiten Zentralbanken Schutz suchen, indem sie ihre Devisenbestände in Richtung Gold umschichteten.

Andrey Kryuchenkov von VTB Capital erklärte diese Woche gegenüber dem Wall Street Journal, dass „die Zentralbanken zurzeit diversifizieren, und das geht mit einer sich intensivierenden Rate vonstatten, mit der niemand gerechnet hat.“

Bei den jüngsten Schätzungen wird davon ausgegangen, dass sich die weltweiten Goldkäufe der Zentralbanken in 2011 auf 475 bis 500 Tonnen belaufen werden. Dieser Geldstrom, der sich aktuell über den Goldmarkt ergießt, verfügt über das Potenzial den Goldpreis in 2012 auf ein neues Preisniveau zu heben. John Mendelson von der ISI Group rechnet damit, dass der Goldpreis innerhalb der ersten sechs Monate des Jahres 2012 auf bis zu USD 2.200 pro Unze klettern wird.

Und während die Realzinsen auf absehbare Zeit weiter im negativen Bereich bleiben dürften, drucken viele dieser Länder Rekordmengen neuen Geldes, was mit weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen einhergeht.

Der Chef der Forschungsabteilung von U.S. Global Investors, John Derrick, sagt, dass sich die weltweiten Zentralbanken aktuell auf konjunkturbelebende Maßnahmen konzentrieren würden. Diese Maßnahmen nahmen mit Brasiliens Leitzinsabsenkung im August dieses Jahres ihren Anfang und fanden diese Woche mit der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) ihren vorläufigen Höhepunkt. Laut der ISI Group seien alleine dieses Jahr 40 geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken identifiziert worden.

John Derrick sagte, dass die diesjährigen Maßnahmen der Zentralbanken auf eine Intensivierung der quantitativen Lockerung in 2012 hindeuten würden. Die Bank of England hat bereits mit einer neuen Runde der quantitativen Lockerung begonnen, und zahlreiche Experten rechnen damit, dass die EZB und die Federal Reserve hier nachziehen werden.

Bloomberg meldete, dass die Zuwächse bei der weltweiten Geldversorgung (M2) in 2011 aller Vorausschau nach ein neues Rekordhoch verzeichnen werden. In der nachfolgenden Grafik sehen Sie die prozentuale monatliche Veränderung der weltweiten Geldversorgung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aus der Grafik geht deutlich hervor, dass die Geldversorgung seit Mitte 2010 fortwährend weiter ausgedehnt wurde:

Der Grund, warum die weltweiten Zentralbanken ihre Druckerpressen Überstunden fahren lassen, ist simpel: Sie brauchen Geld. Frank Guistra, ein langjähriger Freund von mir, rief uns diese Wahrheit diese Woche erneut in einer Kolumne der Zeitung Vancouver Sun ins Gedächtnis:

„Das Entscheidende ist, dass das Geld benötigt wird, um Europa zu retten und Amerikas explodierende Schulden sowie seine künftigen nichtfinanzierten Verbindlichkeiten, die sich auf zig Billionen US-Dollars belaufen, zu finanzieren.

Dieses Geld ist nicht da. Es muss mithilfe der Druckerpressen in riesigen Mengen geschaffen werden – ungeachtet all der gegenteiligen Rhetorik, die man hören wird. Am Ende handelt es sich hierbei schlicht um den Weg des geringsten Widerstands.

Das Gelddrucken ist eine unsichtbare Steuer auf Ersparnisse, und diese Maßnahme lässt sich bedeutend einfacher umsetzen als, sagen wir, Steuern anzuheben oder öffentliche Dienstleistungen und staatliche Zuwendungen zu beschneiden.“

Und da die Zentralbanken immer mehr Geld drucken und die Geldmenge immer stärker ausweiten, kommt es zu einer zunehmenden Währungsentwertung. In jüngster Vergangenheit ließ sich noch beobachten, dass einzelne Währungen im Vergleich zu den anderen Währungen an Wert verloren – jetzt haben wir aber einen weltweiten Abwärtswettlauf, bei dem riesige Mengen an überschüssiger Liquidität ins System gepumpt werden.

Historisch gesehen, lässt sich sagen, dass diese überschüssige Liquidität in Richtung risikoreicherer Vermögenswerte wie Aktien oder Rohstoffe fließt. Für Gold ist diese Flucht in risikoreichere Vermögenswerte generell von Vorteil, da das gelbe Metall von vielen Investoren als Vermögensspeicher erachtet wird. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht die Wechselbeziehung zwischen Gold und der weltweiten Geldversorgung:

Durch die oben stehende Grafik erschließt sich uns aber nicht die ganze Wahrheit. Denn obwohl der Goldpreis die vergangenen 14 Jahre demselben Aufwärtskanal folgte wie die Geldversorgung, ist Gold laut der Edelmetallminen-Abteilung von Bloomberg nicht in der Lage gewesen, mit der Wachstumsrate von M2 Schritt zu halten.

Würde man die weltweite Geldversorgung heute mit Gold decken, wäre das gelbe Metall laut Bloomberg heute bereits bedeutend teurer. Die gelbe Linie der unten stehenden Grafik zeigt, dass der Goldpreis bei über USD 5.000 pro Unze liegen müsste, würde man die weltweite Geldversorgung zu 50% mit Gold decken. Würde man die gesamte weltweite Geldversorgung mit Gold decken, läge der Goldpreis bei über USD 10.000 pro Unze.

Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass das passiert – nichtsdestotrotz sind diese Zahlen ein nützlicher Hinweisgeber, der uns Aufschluss darüber gibt, in welchem Umfang die weltweiten Papierwährungen zurzeit entwertet werden.

Frank Guistra erinnerte die Leser daran, dass diese Entwicklung in der Vergangenheit schon einmal da gewesen ist:

„Wenn große Nationen erwachsen werden und sich überdehnen, dann ziehen sie sich auf den Weg des geringsten Widerstands zurück: Sie leihen sich und/oder drucken Geld. Alle taten es, und alle scheiterten damit. Und dieses Mal wird es auch nicht anders sein.“

In der Vergangenheit hat Gold von dieser Art von Ereignissen immer profitieren können.

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