Unter Edelmetallinvestoren herrschte am Mittwochmorgen das blanke Entsetzen: Silber war zwischenzeitlich um fast 8% und Gold um fast 4% eingebrochen. Doch an den Fundamentaldaten hat sich überhaupt nichts geändert. Für den langfristig orientierten Investor ist der beste Kaufzeitpunkt immer dann, wenn es bei den Edelmetallpreisen zu massiven Schwächephasen kommt.
Für Investoren ist es von entscheidender Bedeutung, sich die Frage zu stellen, warum man in einer Zeit wie der heutigen überhaupt in Edelmetalle investiert sein sollte. Finanzprofis lassen sich von ihren Emotionen bei der Entscheidungsfindung nicht beeinflussen. Wir sollten uns daher noch einmal die Fakten anschauen.
Warum soll man sich eigentlich für eine Hartwährung entscheiden, anstatt in Papierwerte und Papiergeld zu gehen?
Die Silberinvestmentnachfrage wird in 2011 immer noch auf einem neuen Allzeithoch liegen und bezüglich der gegenwärtigen Abschwächung machen wir uns nicht die geringsten Sorgen. Die Faktoren, die dafür sorgten, dass der Silberpreis im letzten Jahrzehnt von USD 4 pro Unze auf USD 50 pro Unze kletterte, sind nicht nur immer noch intakt, sondern verstärken sich zusehends weiter:
- Die offizielle US-Staatsverschuldung hat jüngst die Marke von USD 15 Billionen überschritten und liegt mittlerweile bereits bei einem Schulden/BSP-Verhältnis von rund 100%.
- Griechenland hat im Grunde schon den Staatsbankrott verkündet – Italien, Portugal sowie Spanien stehen ebenfalls kurz davor, was einen bevorstehenden Euro-Zusammenbruch wahrscheinlich macht.
- Die Gouverneure der US-Notenbank bereiten die Finanzmärkte gerade verbal auf eine dritte Runde der quantitativen Lockerung (QE3) vor, und das obwohl QE-Light und Operation Twist weiter anhalten.
- Die Rohstoffinvestoren haben zurzeit eine Riesenangst davor, ihr Geld im Depot eines Wertpapierhändlers zu halten, nachdem MF Global USD 1,5 Milliarden an Kundengeldern gestohlen hat. Es kann nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahme bezeichnet werden, Einlagengelder der Kunden mit institutionellen Geldern für Eigengeschäfte zu verquirlen, so wie es MF Global getan hat.
- Bei den US-Bundesstaats- und Gemeindeanleihen zieht ein sich schnell auf uns zu bewegender Pleite-Orkan heran.
- Die USD 1,25 Billiarden schwere Derivateblase wird Tag für Tag größer, wobei eine Vielzahl dieser Zahlungsversprechen durchaus in Rauch aufgehen könnte, wie wir jüngst bei der „Nicht-Pleite“ Griechenlands mitverfolgen konnten.
- Die offizielle US-Arbeitslosigkeit verharrt weiter bei 9%, während die reale US-Arbeitslosigkeit bei rund 20% liegt.
- Venezuela hat seine Goldreserven repatriiert. Genauer gesagt, hat sich Venezuela sein Gold von den westlichen Zentralbanken – die das gelbe Metall an Wall Street Banken verliehen hatten, die es wiederum auf den Markt warfen – wieder zurückgeholt.
- Die Occupy Wall Street Bewegung ist mittlerweil in ganz USA anzutreffen. Sollte diese Bewegung den Winter tatsächlich überleben, ist bereits im Frühjahr mit ersten echten Gewaltausbrüchen zu rechnen.
- Der lachhafte offizielle US-Verbraucherpreisindex wird zurzeit neuen Verwässerungs-Manipulationen unterzogen – ein Versuch, die massive Preisinflation vor der unwissenden Öffentlichkeit Geheim zu halten.
- Libyen ist aufgrund seiner Pläne gestürzt worden, einen goldgedeckten Dinar einzuführen und libysches Öl für Gold zu verkaufen anstatt für US-Dollars.
- Die registrierten physischen Silberbestände an der Chicagoer Rohstoffbörse COMEX verharren weiter nahe des Allzeittiefs.
- Die US-Aufsichtsbehörde für Termin- und Optionshandel, CFTC, hat sich nun doch dazu durchringen können, beim Future-Handel mit Rohstoffen Positionslimits einzuführen – das gilt auch für Silber.
- Der US-Dollar befindet sich weiterhin in einem säkularen Bärenmarkt.
- Die allgemeine Öffentlichkeit ist zurzeit so weit weg davon, in Gold und Silber zu investieren, dass die Behauptung, die Edelmetalle befänden sich in einer Blase, schlicht als krasse Desinformation bezeichnet werden muss.
Soviel dazu. Nichts hat sich geändert. Die fundamentalen Gründe, warum man Edelmetalle besitzen sollte, werden stattdessen Tag für Tag immer gewichtiger. Im Vergleich zu 1999, der Startphase des säkularen Edelmetallbullenmarkts, sind mittlerweile sogar Dutzende weiterer Gründe hinzugekommen, Gold und Silber zu halten.
Gold und Silber sollte jedoch ausschließlich physisch gehalten werden, man sollte die Metalle also jederzeit in den eigenen Händen halten können – nur so kann man sich vollumfänglich vor der anhaltenden Währungsentwertung schützen, vom vollständigen Schulden- und Fiatgeld-Kollaps mal ganz abgesehen.