Martin A. Armstrong, Martinarmstrong.org, 14.01.2012

Die Staatsschuldenkrise erfreut sich bester Gesundheit und teilt kräftig aus. S&P hat die Kreditratings von Frankreich und acht weiteren Eurozonenländern herabgestuft, was weltweit erneut Ängste anfachte, dass die Schuldenkrise doch noch nicht vorbei ist. Man sorgt sich, dass Europa vielleicht nicht in der Lage ist, sich aus der Finanzkrise zu befreien.

Aber warum soll überhaupt irgendjemand davon ausgehen, dass irgendeine Regierung auf dem Planeten in der Lage sein wird, sich aus der Schuldenkrise zu befreien? Das ist ungefähr so, als wäre sich ein Mann, der bereits fünf Mal verheiratet gewesen ist, sicher, dass er nun seine große Liebe gefunden hat!

Es ist schlicht die Hoffnung, die hier gegenüber der Erfahrung obsiegt. Und genau das ist es auch, was dafür sorgt, dass die Finanzmärkte weiter in Aufruhr sind. Die Entscheidungsträger reden nur. Hinter ihren Beteuerungen steckt nichts, aber auch gar nichts. Das sind absolute Dilettanten.

Aber wenn es überhaupt keinen Plan gibt, die Schulden jemals wieder zurückzuzahlen, wie kann dann ein vernünftiger Mensch annehmen, dass sich die Schuldenkrise schon irgendwie von selbst lösen wird? Die Halter von Staatsanleihen sind unglaublich dumm. Sie sind wie der ewige Optimist, der vom Wolkenkratzer gestürzt ist und von dem auf Höhe der vierten Etage noch die Worte „soweit, so gut“ zu vernehmen waren.

Standard & Poor´s Rating Services hat Frankreich und Österreich ihren AAA-Status aberkannt und die Schulden weiterer sieben Euroländer herabgestuft, darunter auch die von Spanien, Italien und Portugal. Das AAA-Rating von Deutschland, der größten europäischen Wirtschaft, blieb vorerst unangetastet. Man muss sich aber fragen, wie lange Deutschlands Top-Rating noch Bestand haben wird.

Die Herabstufung der Bonität Frankreichs, der zweitgrößten europäischen Wirtschaft, ist ein Weckruf. Es könnte sein, dass die Finanzierung des Euro-Rettungsfonds, mit dem man den in Schwierigkeiten befindlichen Ländern zu Hilfe eilt, jetzt teurer wird, da das AAA-Rating des Fonds von den Ratings seiner Mitglieder abhängig ist.

Auch die Europäische Zentralbank und die Banken sind von den Herabstufungen direkt betroffen. Die europäischen Banken wird man dazu zwingen, die Euro-Bonds ihrer Regierungen zu kaufen, und die Herabstufung der Schuldenqualität wird die Europäische Zentralbank und die europäischen Kontrollbehörden dazu nötigen, ihre eigenen Regeln für die Hinterlegung von Kreditsicherheiten zu ändern.

Die Vorstellung, man könnte Staatsschulden als Reserven halten, weicht gerade der Wirklichkeit. Schon bald wird es wieder nur noch um Unternehmensschulden gehen, so wie es zu Anfang bei der im Jahre 1913 gegründeten US-Notenbank Federal Reserve der Fall gewesen ist.

Zu jener Zeit hatte die US-Notenbank ausschließlich in Unternehmensanleihen investiert (nicht in Staatsanleihen), um die Wirtschaft zu beleben. Auf diese Art kam es zu einer direkten Wirtschaftsbelebung. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs übernahmen dann die Staatsschulden die Rolle der Unternehmensschulden, was die Maßnahmen der Zentralbank in eine inzestuöse und indirekte Art der Wirtschaftsbelebung verwandelte.

All diejenigen, die die Griechen Betrüger und Diebe nennen, die all das zu verschulden haben, weil sie über ein Jahrzehnt absichtsvoll bezüglich ihrer Finanzsituation gelogen haben, begreifen nicht, dass hier in Wirklichkeit von allen Regierungen ein und dasselbe Spiel gespielt wird und die Berechnungsmethodik der Wirtschaftsdaten nach 1980 maßgeblich verändert wurde.

Es braucht eine bedeutende Reform, doch da es diesbezüglich weder einen politische Willen noch einen politischen Zusammenschluss gibt, ist das unwahrscheinlich, solange es nicht zu einem großen Finanzzusammenbruch kommt.

Wir erleben gerade die Endphasen der Deflation. Als die Länder 1931 die Zahlungsunfähigkeit auf ihre Schulden erklärten, brauchte es im Nachgang noch zwei Jahre, bis es zur inflationären Trendwende kam. So wie es aussieht, spiegelt diese Herabstufung der Bonität der Euroländer immer noch den Zusammenbruch der Vermögenswerte wider.

Da die Staatsschulden herabgestuft wurden, geht auch der Wiederverkaufswert bestehender Schuldenpapiere zurück. Das untergräbt nicht nur die Banken, die so dazu animiert werden, Staatsschulden aus dem Weg zu gehen, sondern es trifft auch die Rentenkassen, da ihre Bestände ebenfalls im Wert zurückgehen. Wir haben es hier also mit einer Art von deflationärer Endphase zu tun.

Die Inflation setzt nur dann ein, wenn die Mehrheit der Anleihehalter anfängt zu begreifen, dass sie mit privaten Vermögenswerten besser dran sind. Das wird dann den Übergang von staatlichen Investments in Richtung privater Investments markieren.

Es gibt keine Staatsschulden, die sicher sind! Da wird niemand auch nur irgendetwas jemals wieder zurückzahlen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Spiel vorbei ist, und es scheint, dass es nächstes Jahr, also 2013 bereits soweit sein könnte. Es könnte durchaus sein, dass es bis 2017 bereits ein neues Weltwährungssystem gibt.

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