Gold und Silber waren die Rohstoffe, die in den vergangenen zehn Jahren die besten Zugewinne verbuchen konnten, und es spricht viel dafür, dass sich diese Entwicklung auch in diesem Jahrzehnt weiter fortsetzen wird

Frank Holmes, U. S. Global Investors, 17.01.2012

Was für ein Jahrzehnt! Die schnell anwachsende urbane Bevölkerung in den Schwellenmärkten, die durch ein unglaubliches Wirtschaftswachstum angetrieben wird, hat dafür gesorgt, dass die Rohstoffe die vergangenen zehn Jahre eine atemberaubende Rally hinlegten. Wenn wir uns die alljährliche Kursentwicklung seit 2002 anschauen, so kommen wir zu dem Ergebnis, dass alle von uns beobachteten 14 Rohstoffe Zugewinne verbuchen konnten.

Der große Gewinner war ein Edelmetall – aber wahrscheinlich nicht das, an das sie gerade denken. Mit einem durchschnittlichen Jahresgewinn von beeindruckenden 20% war Silber während der vergangenen zehn Jahre der König der Rohstoffwelt, dicht gefolgt von Gold (19%) und Kupfer (18%).

Bemerkenswert ist überdies, dass alle Rohstoffe bis auf Erdgas in der Lage gewesen sind, die annualisierte 10-Jahresperformance des weit gefassten US-amerikanischen Aktienindexes S&P 500 zu übertreffen, dessen durchschnittlicher Jahreszuwachs bei 2,92% lag.

2011 hat die Aufwärtsbewegung der Rohstoffe der vergangenen zehn Jahre nicht widergespiegelt. Nur vier der von uns beobachtete Rohstoffe konnten im letzten Jahr Zugewinne verbuchen: Gold (10%), Rohöl (8%), Kohle (6%) und Mais (3%).

Die anderen Rohstoffe unseres Rohstoff-Periodensystems mussten Preiseinbußen hinnehmen, wobei die Verluste von 10% bei Silber bis zu 32% bei Erdgas reichten.

Meines Erachtens muss jeder Investor und Finanzberater diesen Chart vorliegen haben, da die alljährliche Fluktuation der Rohstoffe anhand der Aufstellung visuell erkennbar wird.

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Nehmen wir beispielsweise Erdgas, das in 2002 und 2005 außerordentliche Zugewinne verbuchen konnte, in den vergangenen vier Jahren aber ein echtes Kellerkind war, was auf Ängste zurückzuführen ist, dass ein überreichliches Angebot auf eine sich abschwächende Nachfrage trifft. Auch ist die Branche zurzeit immer noch damit beschäftigt, neuen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen, durch die gigantische Schiefergasvorkommen zu bedeutend geringeren Preisen zugänglich gemacht würden.

Nehmen wir als Gegenbeispiel Rohöl. Rohöl gelang es innerhalb der vergangenen zehn Jahre sechs Mal in der oberen Hälfte des Rohstoffkorbs zu landen. Und obschon es ein sehr schwankungsfreudiger Rohstoff ist, verfügt Rohöl angesichts der anhaltend restriktiven Versorgung und der steigenden Nachfrage über bedeutend attraktivere Fundamentaldaten als Erdgas.

Nachdem Gold elf Jahre in Folge Zugewinne verbuchen konnte, fragen sich jetzt natürlich Einige, ob das gelbe Metall seine Gewinnserie auch in 2012 weiter fortsetzen wird. Einer dieser Skeptiker ist der Moderator Brian Sullivan von CNBC. Letzten Donnerstag sagte ich ihm während eines Interviews, dass die angstbasierten wie auch gold-affinen Käufe meines Erachtens weiter anhalten und den Goldpreis auf historisch hohen Niveaus halten werden.

Ein Grund, warum sich die angstbasierten Goldkäufe auch in Zukunft weiter fortsetzen dürften, sind die unaufhörlich steigenden Staatsschulden einer Vielzahl von Industrieländern. Im Rahmen eines Webcasts, der den Ausblick für das Jahr 2012 zum Gegenstand hatte, scherzte John Mauldin, dass die die Mayas keine Astrologen waren, die das Ende der Welt prophezeiten, sondern Ökonomen, die das Ende Europas vorhersahen.

Mauldin ist der Meinung, dass die USA noch über den entsprechenden Spielraum verfügen würden sich auszusuchen, wie sie mit den Defiziten und Schulden künftig umgehen wollen, wohingegen Europa und Japan jetzt die Zeit davonläuft.

Die Lage scheint in der Tat ziemlich trostlos zu sein, wenn man sich vergegenwärtigt, welche Schuldenmengen Europa, Japan und die USA alleine in diesem Jahr zurückzahlen müssen. Der Makro-Researcher Greg Weldon führt in seinem Ausblick für 2012 aus, dass alleine in den USA dieses Jahr US-Staatsanleihen und Zinsen in Höhe von knapp USD 3 Billionen fällig werden.

Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Portugal und Spanien sehen sich mit endfälligen Staatsanleihen und Zinszahlungen in Höhe von fast USD 2 Billionen konfrontiert, während Japan die Rangliste anführt und in 2012 über USD 3 Billionen zurückzahlen muss.

Nimmt man die Schulden dieser Industrienationen zusammen, kommt man insgesamt auf fast USD 8 Billionen, während alleine die Zinszahlungen das Bruttosozialprodukt einer Vielzahl weltweiter Länder übersteigen.


Letzte Woche verkaufte Deutschland eine Staatsanleihe mit fünfjähriger Laufzeit zu einer Rendite von unter 1% – das ist ein Rekordtiefststand. Für diese niedrig verzinsten Schulden gab es dreimal so viele Gebote, als Schulden am Markt platziert wurden, und das obwohl der offizielle Verbraucherpreisindex bei über 2% liegt.

Das bedeutet, dass die Investoren aktuell nur noch über sehr wenige akzeptable sichere Häfen verfügen und daher bereit sind, auch negative Realzinsen in Kauf zu nehmen. Für Gold sind das natürlich tolle Neuigkeiten, da das gelbe Metall gegenüber den an Wert verlierenden Währungen wie dem Euro, dem Yen und dem US-Dollar der sichere Hafen schlechthin ist.

Die alles erdrückende Schuldenlast der Industrieländer führt erwartungsgemäß zu einer Abschwächung der Importe aus den Schwellenländern. Das bedeutendste dieser Schwellenländer, China, dürfte von dieser Entwicklung jedoch nicht so stark betroffen sein, wie Einige vermuten.

Das ist „die größte Fehleinschätzung“ im Hinblick auf die chinesische Wirtschaft, so Andy Rothman von CLSA. Die Exporte spielen für die chinesische Wirtschaft lediglich eine stützende Rolle, mehr nicht. Die zweitgrößte Wirtschaft der Welt wird zu weiten Teilen durch den Binnenkonsum einer Bevölkerung von über 1 Milliarde Menschen angeheizt, die über immer mehr Kaufkraft verfügen.

Rothman sagt, dass zehn Jahre atemberaubender Einkommenszuwächse sowie eine geringe Privatverschuldung China dieses Jahr „zur weltbesten Verbraucher-Story machen werden, seien es nun Fertignudeln oder Luxusautos.“

Laut den chinesischen Handelszahlen von Dezember 2011 sind die Aluminium- und Kupferimporte im Vergleich zum Vormonat wie auch im Vergleich zum Vorjahr bedeutend angestiegen. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich China vor dem chinesischen Neujahr noch einmal mit diesen Rohstoffen eindeckt, aber der Anstieg der Geldmenge M2, der die letzten Monate zu verzeichnen war, spricht eher dafür, dass die Regierung gerade versucht, die Wirtschaft erneut zu anzuheizen.

Überdies war der städtische Arbeitsmarkt in China die vergangenen zwei Jahre außerordentlich robust gewesen. Die annualisierte Schwankungsrate lag gerade einmal bei rund 5% und war damit so gering wie seit 15 Jahren nicht mehr.

 Neben den steigenden Beschäftigungszahlen der städtischen Bevölkerung kann China auch noch auf unglaubliche Einkommensanstiege verweisen. CLSA geht davon aus, dass 2011 das „elfte Jahr in Folge gewesen ist, wo die Zuwächse des Realeinkommens der Stadtbevölkerung bei über 7% lagen,“ während das frei verfügbare Einkommen in den vergangenen zehn Jahren um 152% gestiegen ist.

Die Investoren sollten laut CLSA aber nicht damit rechnen, dass das chinesische Wachstum so robust sein wird wie in der Vergangenheit, da die Anlageinvestitionen unter die jährliche Wachstumsrate der vergangenen neun Jahre in Höhe von 25% abgesunken ist. Chinas zwölfter Fünfjahresplan weist weniger Ausgaben für Infrastrukturmaßnahmen aus als der elfte Fünfjahresplan, und auch bei den Ausgaben im Transportwesen und Schienenverkehr wird mit Rückgängen gerechnet, während die Kosten für Umweltschutzmaßnahmen zunehmen.

Wie aus der oben stehenden Grafik hervorgeht, ist das BSP Chinas unter die Marke von 10% gesunken, doch sahen wir in den vergangenen Jahren auch schon schlechtere Wachstumszahlen. CLSA geht davon aus, dass China in 2012 ein Unterschreiten der Marke von 8,5% nicht zulassen wird und „Peking auch über die Finanzressourcen und den politischen Willen verfügt, schnell bedeutend größere Konjunkturmaßnahmen zu implementieren.“

Geht man nach der Zahl der Artikel, in denen Ende 2011 eine „harte Landung“ Chinas diskutiert wurde, hat sich die einst euphorische Investorenstimmung nun in einen massiven Pessimismus verwandelt. Wie BCA ausweist, war Ende letzten Jahres in über 1.000 Artikeln vom „China-Crash“ die Rede.

In der Vergangenheit habe ich stets darauf hingewiesen, dass Querdenker extrem negative Stimmungen als potenziellen Einstiegspunkt erachten. BCA geht davon aus, dass der Pessimismus von den Märkten bereits eingepreist worden ist, da die technischen Marktindikatoren und die Bewertungen inländischer wie auch investierbarer Märkte einen „extrem niedergeschlagenen“ Eindruck machen.

Und was halten die nächsten zehn Jahre nun für uns bereit? Ich glaube, dass sich der Wachstums-Superzyklus der Schwellenländer weiter fortsetzen und mit einer zunehmenden Verstädterung und steigenden Einkommensraten einhergehen wird. Für Rohstoffe, speziell für Kupfer, Kohle, Rohöl und Gold sind das natürlich gute Nachrichten, und wir werden uns auch weiterhin auf Firmen konzentrieren, die am meisten von diesen so heiß begehrten Ressourcen profitieren werden.

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