Niemand kann sagen, wann Silber wieder auf neue Höchststände klettert. Eine Analyse der Silberpreisentwicklung der vergangenen zehn Jahre macht jedoch deutlich, dass das weiße Metall nicht mehr allzu lange zu derart niedrigen Preisen zu haben sein dürfte, wie dies aktuell der Fall ist
Andrey Dashkov, Casey Research, 23.01.2012
In der letzten Ausgabe von „Metals, Mining and Money“ schätzte Jeff Clark, dass Gold angesichts des Umfangs seiner jüngsten Preiskorrektur, die im September vergangenen Jahres einsetzte, bereits im Mai 2012 neue Allzeithochs markieren könnte. Im Folgenden werden wir uns mit der Frage beschäftigen, wie lange es bei Silber dauern könnte, bis sich der Preis wieder erholt hat.
Es ist weithin bekannt, dass Silber bedeutend schwankungsfreudiger ist als Gold. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Silberpreis von USD 4,07 pro Unze auf USD 48,70 pro Unze bereits verzwölffacht, während sich der Goldpreis im selben Zeitraum von USD 255,95 pro Unze auf USD 1.895 pro Unze versiebenfacht hat.
Diese Volatilität von Silber gilt, wie Sie im Folgenden sehen werden, natürlich auch für seine Korrekturen. Die Silberkorrekturen verlaufen gewöhnlich massiver und über längere Zeiträume hinweg, als dies bei Gold der Fall ist.
Wenn wir uns die drei größten Goldkorrekturen des aktuellen Bullenmarkts anschauen, so kommen wir auf einen durchschnittlichen Preiseinbruch von lediglich 22,8%. In der nachfolgenden Grafik betrachten wir die drei größten Silberkorrekturen, die gemeinsam mit dem Zeitraum, den das Metall benötigte, um wieder neue Preishochs zu markieren, ausgewiesen werden:
Die drei größten Silberkorrekturen des aktuellen Bullenmarkts beliefen sich im Schnitt auf 42,1%.
Die aktuelle Silberkorrektur ist die zweitgrößte seit 2001, doch was sie wirklich einzigartig macht, ist ihre Dauer. Bei den Korrekturen in 2004 und 2006 dauerte es gerade einmal fünf bzw. vier Wochen, bis Silber auf sein Preistief absank. In 2008 waren es 31 Wochen, bis der Silberpreis sein Preistief gefunden hatte.
Bei der jüngsten Silberkorrektur – vom Preishöhepunkt am 28.04.2011 bis zum Preistief am 29.12.2011 – dauerte es ganze 35 Wochen, bis das Metall sein Preistief erreichte, ein in der Tat ziemlich heftiger Abwärtstrend.
Überdies ist völlig offenkundig, dass Silber in der Regel bedeutend länger braucht als Gold, um sich von seinen Preiskorrekturen zu erholen: Bei den drei größten Goldkorrekturen dauerte es im Schnitt 57 Wochen und sechs Tage bis der Goldpreis neue Höchststände markierte, während es bei den drei größten Silberkorrekturen durchschnittlich 98 Wochen und vier Tage dauerte, bis Silber wieder auf seine alten Preisniveaus geklettert war.
Und, wie lange wird es nun brauchen, bis sich Silber wieder von seinem Preiseinbruch des Jahres 2011 erholt hat?
Keiner kann sagen, was die Zukunft bringt, Fakt ist aber, dass die aktuelle Korrektur dem durchschnittlichen Umfang der vergangenen drei Silberkorrekturen sehr nahe kommt, weshalb wir im Folgenden den durchschnittlichen Zeitraum, den Silber brauchte, um sich wieder zu erholen, zu Grunde legen werden.
Bei der durchschnittlichen 42,1%igen Silberkorrektur dauerte es 98 Wochen und vier Tage, bis der Preis wieder auf seine alten Höchststände geklettert war. Wenn wir dieses Verhältnis auf die jüngste 46,3%ige Silberkorrektur übertragen, kommen wir auf 108 Wochen und drei Tage. Ausgehend vom 28.04.2011 würde der Silberpreis in Höhe von USD 48,70 pro Unze (London PM Fix) frühestens am 26.05.2013 durchbrochen werden.
Dass Silber in der Regel mehr Zeit benötigt als Gold, um wieder auf alte Höchststände zu klettern, sollte niemanden überraschen. Die Hälfte der weltweiten Silbernachfrage kommt von der Industrie, was heißt, dass eine schwache wirtschaftliche Entwicklung die Nachfrage stark nachteilig beeinflussen kann – ein Sachverhalt, den wir in 2008 anschaulich mitverfolgen konnten.
Darüber hinaus sei hier angemerkt, dass ein genaues Datum natürlich reine Mutmaßung ist, da bei derartigen Erwägungen alle fundamentalen Aspekte, die direkten Einfluss auf die Preisfindung nehmen, einfach ignoriert werden.
2011 ist nicht 2008. Fakt ist, dass wir im Gold- und im Silbermarkt mittlerweile bereits bedeutende Veränderungen beobachten konnten. Das Silver Institute wies in einem jüngst veröffentlichten Marktbericht darauf hin, dass die „Investorenaktivität“ die entscheidende Einflussgröße bei der Silberrally im April wie auch beim Abverkauf des Metalls im September gewesen ist.
Unterdessen war die Nachfrage nach physischem Silber nicht nur stabil, sondern erreichte laut GFMS in 2011 sogar ein neues Allzeithoch.
Die Investmentnachfrage nach physischem Silber begründet sich vornehmlich durch die monetären Eigenschaften des Metalls. Vor dem Hintergrund des Niedergangs der Fiatwährungen scheint es keineswegs übertrieben, davon auszugehen, dass Silber seine Anziehungskraft als Geldmetall in nächster Zeit wiedergewinnen wird. Dies könnte möglicherweise sogar zum stärksten künftigen Preistreiber avancieren. Wir möchten physisches Silber im Portfolio jedenfalls nicht missen.
Wenn es irgendetwas gibt, was im Rahmen dieser Vogelperspektive über den Kursverlauf der vergangenen zehn Jahre wirklich heraussticht, dann ist es, dass Korrekturen etwas ganz normales sind. Ebenso offenkundig ist die Tatsache, dass derartige Korrekturen auch ein Ende haben.
Und genauso wie bei Gold, ist auch der Silberbullenmarkt noch lange nicht vorbei, ganz egal, welche Preisschwächen kurzfristig noch zu sehen sein werden. Investoren sollten sich in Geduld üben und nicht vorschnell aufgeben.
Zu versuchen, schlauer zu sein als der Markt und die Höchst- und Tiefststände richtig zu timen, dürfte inmitten eines säkularen Bullenmarkts, wie wir ihn bei Silber gerade haben, mit Sicherheit die falsche Strategie sein. Stattdessen sollte man sich stets die Fundamentaldaten von Silber vor Augen halten: Ein Industriemetall, dessen Verwendungsmöglichkeiten fortwährend zunehmen, und ein Geldmetall wie Gold.
Wir gehen davon aus, dass das Zeitfenster, wo man Silber noch für USD 30 pro Unze kaufen kann, schon bald zu sein dürfte. Die Gewinne, die man mit Silber eines Tages realisieren wird, ergeben sich aus aktuellen Käufen, jetzt, wo die Preise noch niedrig sind.