Nach Auffassung der meisten Händler und Ökonomen dürfte die US-Notenbank der Wirtschaft und den Banken in 2012 wieder einmal einen Geldregen bescheren. Dieses Mal wird sie sich bei ihrem Kaufrausch wohl auf hypothekarisch besicherten Giftmüllpapiere konzentrieren, um den dahinsiechenden US-Immobilienmarkt „zu retten“. Für den cleveren Investor bedeutet das schlicht, dass er noch mehr Gold halten muss

Scott Silva, The Gold Speculator, 23.01.2012

An Wall Street gibt es die alte Redensart: „So wie der Januar verläuft, verläuft das ganze Jahr.“ Viele Händler sind der Auffassung, dass der Aktienmarkt das Jahr mit einem Plus beenden wird, wenn auch im Januar Gewinne verbucht werden konnten.

Und in der Tat enthält dieses Sprichwort auch ein Körnchen Wahrheit. Vergleicht man die Daten des weit gefassten US-amerikanischen Aktienindexes S&P 500 über einen Zeitraum von 65 Jahren (von 1940 bis 2004), so zeigt sich, dass der Markt in 69% aller Fälle auf Jahresbasis Zugewinne verbuchen konnte, wenn es auch im Januar zu Gewinnen kam.

Das ist zwar immer noch besser, als eine Münze zu werfen, aber als Grundlage für erfolgreiches Handeln kann das kaum dienen. Echte Gewinne fährt man ein, indem man unter einer Vielzahl von Investments das Beste auswählt.

In 2011 ließ sich beispielsweise beobachten, dass sich die Aktien im Vergleich zu Edelmetallen nur schlecht entwickelten, während auch die Investoren langlaufender US-Staatsanleihen Kapital verloren und die Immobilienpreise weiter im Wert fielen. Zahlreiche Investoren warfen einfach das Handtuch und zogen sich darauf zurück, Bargeld zu horten, was sich aber schnell als Verlustposition herausstellt, da die Inflation jedem einzelnen Dollar ein Stück seiner Kaufkraft raubt.

Doch nun liegt auf einmal ein Stimmungswechsel in der Luft. Trotz der massiven Schuldenstände, des politischen Stillstands und der unerträglich hohen Arbeitslosenzahlen in den USA sowie all der weltweiten Verwerfungen gibt es erste wage Anzeichen des Optimismus.

Die Herstellerindizes sind ein wenig gestiegen, die Produktivität hat sich verbessert, ja selbst die Gehälter konnten wieder einen Teil ihrer Verluste wettmachen. Das Verbrauchervertrauen verbessert sich und die Gewinnmeldungen der Unternehmen könnten für weitere gute Nachrichten sorgen, jetzt, wo gerade die Berichtssaison beginnt.

Ja selbst die US-Notenbank Federal Reserve scheint optimistisch gestimmt. Vergangene Woche signalisierte die Fed, dass sie von neuen Anleihekäufen (QE3) vorerst absehen würde, und das obwohl sie ihre eigene BSP-Prognose für 2012 erneut abgesenkt hat.

Aber nicht jeder glaubt den Beteuerungen der Fed und ist zuversichtlich, dass die Notenbanker tatsächlich in der Lage sind, sich derart einzuschränken. Die meisten Händler und Ökonomen sind der Auffassung, dass die Fed in der ersten Hälfte des Jahres 2012 weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen (QE3) durchführen wird.

Die nächste Runde quantitativer Lockerung wäre riesig und würde sich auf bis zu USD 1 Billion belaufen, während diese geldpolitischen Stützungsmaßnahmen vornehmlich auf den einbrechenden US-Immobilienmarkt abzielen würden. Unter QE3 würde die US-Notenbank hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBSs) kaufen, das sind Finanzderivate, die aus zigtausenden Eigenheimhypotheken zu einem einzigen besicherten Paket zusammengeschnürt wurden.

Viele dieser MBSs werden als „Giftmüllpapiere“ bezeichnet, da sie geplatzte Hypotheken, sogenannte Subprime-Kredite, enthalten, was es sehr schwierig macht, diese Finanzderivate auf dem Sekundärmarkt weiterzuverkaufen. Als die Kaufgebote für eine immer größere Zahl dieser MBSs ganz einfach ausblieben, stellte sich recht schnell heraus, dass die Bewertung der Papiere zu Marktpreisen garnicht mehr möglich ist, was zahlreiche Bankbilanzen verheerte und in der Folge zum Finanzzusammenbruch des Jahres 2008 führte.

Das nächste Treffen des Offenmarktausschusses der Fed soll nächste Woche stattfinden, doch ist es recht unwahrscheinlich, dass der Fed-Vorsitzende eine neue Runde an Anleihekäufen verkünden wird.

Wir sollten aber auf Bernankes Aufzählung der anhaltenden Sorgen rund um den US-Eigenheimmarkt und seiner nachteilige Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Wachstumsaussichten achten. Der US-Eigenheimmarkt wird zum neuen Dämon hochstilisiert werden, den Bernanke später mit einer USD 1 Billion Dosis seines beliebten quantitativen Lockerungs-Elixiers den Gar ausmachen will.

Die US-Notenbank hat im Rahmen ihrer Kreditschaffung aber bereits USD 2,9 Billionen ins Bankensystem gepumpt. Diese in der Geschichte der USA einmalige Geldmengenausdehnung konnte die Wirtschaft bisher jedoch nicht wiederbeleben. Das US-BSP dümpelt irgendwo bei 2%, wenn nicht gar noch tief herum.

Es ist unwahrscheinlich, dass durch eine weitere Geldspritze in Höhe von USD 1 Billion großartig etwas bewirkt werden wird. Technisch gesehen, sind die USA in einer Liquiditätsfalle gefangen, wo zusätzliche quantitative Lockerungsmaßnahmen, egal in welcher Höhe, überhaupt keine Wirkung mehr entfalten.

Die österreichische Wirtschaftsschule liefert die Erklärung dafür. Durch die Intervention der US-Notenbank wurde die US-Eigenheimblase geschaffen, indem die Zentralbanker die Zinssätze auf künstlich niedrigen Niveaus hielten. Das sorgte bei den Eigenheimkäufern und Spekulanten für Fehlinvestitionen im Immobilienbereich.

Durch diese gesellschaftlichen Lenkungsmechanismen des Staates, die ihren formellen Ausdruck im Community Reinvestment Act finden, kamen Kaufinteressenten – die normalerweise überhaupt nicht in der Lage wären, sich ein Haus zu leisten – in den Genuss von durch den Steuerzahler garantierte Hypotheken, von denen bis heute bereits eine Vielzahl geplatzt ist.

Regierungsinterventionen im Markt sind also ganz unzweideutig die Ursache und nicht etwa die Lösung der US-amerikanischen Wirtschaftsprobleme.

Weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen würden von den Keynesianern in Washington mit Sicherheit gutgeheißen. Sie würden den Aktienmarkt in die Höhe treiben, speziell die Bankenaktien. Durch höhere Aktienpreise wird der Eindruck erweckt, dass es der US-Wirtschaft alles in allem ja garnicht so schlecht gehen kann.

Das Problem ist nur, dass weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen ganz allgemein zu höheren Preisen führen, da sie den Dollar entwerten und dessen Kaufkraft reduzieren. Mehr QE heißt also schlicht mehr Inflation.

Kommt es zu weiteren quantitativen Lockerungsmaßnahmen, bedeutet das, dass man auf einmal noch mehr Grund hat, sich gegen die Inflation und künstlich im Preis aufgeblähte Vermögenswerte zu schützen. Für den cleveren Investor heißt mehr QE einfach nur, dass er mehr Gold kaufen muss.

Es gibt einen Indikator, der alle widersprüchlichen Faktoren, die die Märkte und die Wirtschaft beeinflussen, in sich vereint und ihnen Aussagekraft verleiht: Der Goldpreis. Der Goldpreis sagt uns, dass wir das Schlimmste immer noch nicht hinter uns haben und die Erholung der US-Wirtschaft zahlreichen Risiken ausgesetzt ist.

Der Goldpreis klettert wieder nach oben, und diese Zugewinne verraten uns, dass wir mit einer erhöhten Volatilität der Aktienmärkte, weiteren Verwerfungen im Rahmen der europäischen Schuldenkrise und vielleicht sogar mit einem militärischen Kräftemessen mit dem Iran zu rechnen haben. Kurzum: Der Goldbullenmarkt hat immer noch einen weiten Weg vor sich.

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