Retten, bis die Schwarte kracht: Eine Pleite Griechenlands und der Austritt aus der Eurozone würde dazu führen, dass die anderen Europleiteländer dem Beispiel Athens folgen. Die ganzen Mätzchen, die vornehmlich aus Deutschland kommen, das sich angeblich nicht sicher ist, ob es den Griechen mit weiteren Krediten hilft und deren Verluste finanziert, sind reine Show
Bob Chapman, The International Forecaster, 04.02.2012
Die Schaffung der Eurozone hat den Beteiligten zwar eine gemeinsame Währung beschert, aber auch jede Menge Probleme. Ein einheitlicher Zinssatz, der allen Euroländern passen soll – für die Länder an der Peripherie, war das einfach zu schön, um wahr zu sein.
Das Ergebnis des Ganzen: Die schwachen Euroländer haben sich mehr Gelder geliehen, um ihre Defizite zu finanzieren, als sie sich eigentlich hätten leihen dürfen, wodurch sie ihre Wirtschaften von einer schweren Last befreiten.
Wir schrieben schon in den 90er Jahren, dass ein einheitlicher Zinssatz für alle Euroländer die Vernichtung des Euros zur Folge haben würde, doch hat das, wie üblich, niemanden interessiert. Der Grund dafür ist denkbar simpel: Jedes dieser Länder befindet sich auf einem unterschiedlichen Entwicklungsstand und die schwachen Euroländer waren auf einmal in der Lage, sich zu einem Zinssatz in Höhe von 4% zu finanzieren – ein riesiger Unterschied im Vergleich zu ihren einstigen Zinssätzen.
Und während die Schuldenberge immer stärker anwuchsen und sich sukzessive die Regeln änderten, gerieten die schwachen Euroländer zusehends in Schwierigkeiten. Unterdessen wurde es den europäischen Banken erlaubt, Staatsschulden mit einem Hebel von 40:1 zu kaufen. Normalerweise hatten Banken bis dahin immer mit einen Hebel von 9:1 gearbeitet. Das bedeutet, dass jede Art von Problem gleich in ein Superproblem ausartet. Das Resultat können wir heute mitverfolgen.
Deshalb befinden sich Griechenland und die anderen schwachen Euroländer heute auch in solch massiven Schwierigkeiten. Die Banken haben viel zu viel Geld geschaffen und durch ihre Gier sich und den Staaten den Gar ausgemacht – und das obwohl die Banker eigentlich hätten wissen müssen, dass sie diese Kredite niemals hätten vergeben dürfen. Diese Kreditvergabe der Banken und die Kreditaufnahme der Staaten haben letztlich zum jetzigen Pleitezustand der Eurozone geführt. Mittlerweile ist ein untragbarer Schuldenstand erreicht worden.
Was Griechenland anbelangt, so laufen die aktuellen Gespräche zwischen den Geldgebern und der Regierung auf einen 70%igen Schuldenschnitt hinaus. Wir glauben aber nicht, dass das Problem dadurch gelöst werden wird. Griechenland würde die kommenden 50 Jahre in einem Zustand der Austerität und Armut dahinvegetieren – und all das, nur um in der Eurozone zu verbleiben, wo die Griechen ohnehin keine Chance hätten, wettbewerbsfähig zu werden?
Das ist alles auf die politische Führerschaft in Griechenland und ihre Verbindungen zu den Bürokraten, Bankern und anderen Kreisen zurückzuführen – Gruppen, in deren Interesse es ist, dass die Griechen Teil der Eine-Welt-Regierung bleiben.
Dank dem USD 1 Billionen schweren Kredit der US-Notenbank Federal Reserve sind die Zinssätze in der Eurozone von ihren jüngsten Höchstständen wieder abgesunken. Wir gehen davon aus, dass diese Entspannungsphase die kommenden zwölf Monate anhalten wird.
Zinssätze werden durch interne wie auch externe Faktoren beeinflusst. Das Mittel gegen den Anstieg der Zinssätze wird die Inflation sein. Es wird zu einer enormen Geldschaffung und der Ausdehnung der Schuldenmenge kommen, was mit stagnierendem Wirtschaftswachstum und der Gefahr einer griechischen, portugiesischen, belgischen, spanischen und italienischen Staatspleite einhergeht. Überdies besteht die Gefahr einer Kreditverknappung, die den Welthandel einschränken könnte.
Die Kreditnehmer stellen bereits fest, dass die europäischen Banken ihre Vergabe von Unternehmenskrediten zurückfahren, während die Aussicht darauf besteht, dass Europa und Großbritannien damit beginnen werden, Schutzzölle einzuführen. Wie trostlos die Situation ist, sieht man auch dran, dass sich die europäischen Banken untereinander keine Gelder mehr leihen, weil das Vertrauen weg ist.
Die Europäische Union und der Euro waren von Anfang an unsinnige Ideen – eine einzige Ausgabenorgie, mit jeder Menge Schulden und enormen Handelsdefiziten.
Nun, wo die Austerität das Kommando übernommen hat, befindet sich Deutschland in einer sehr schwierigen Lage. Deutschland wird mit möglichen Anleiheverlusten konfrontiert, während die schwachen Euroländer wie Griechenland sogar noch mehr Gelder benötigen, um zu überleben. Sollte Deutschland weitere Kredite gewähren und die Verluste finanzieren, kann das Spiel aufrecht erhalten werden. Tut Deutschland dies nicht, bricht das System in sich zusammen.
Schauen wir auf die Daten, so stellen wir fest, dass sich Portugal zurzeit in derselben Situation befindet wie Griechenland vor einem Jahr und Italien heute dort ist, wo sich Portugal vor einem Jahr befand. Sollte es keine bedeutenden Veränderungen geben, werden diese Länder also aller Vorausschau nach eines nach dem anderen in die Pleite abrutschen. Die Banker hätten so die Möglichkeit, den Zusammenbruch in die Länge zu ziehen, was ihnen natürlich am liebsten wäre.
Wir erklärten bereits in der Vergangenheit, dass ein Land wie Griechenland selbst bei einem 70%igen Schuldenerlass die nächsten 25 bis 50 Jahre in Armut leben würde. Würden die Griechen hingegen die vollständige Zahlungsunfähigkeit ausrufen und aus der Eurozone austreten, müssten sie lediglich mit einer fünf bis zehn Jahre anhaltende Depression rechnen. Natürlich wäre Letzteres zunächst einmal desaströs. Die Menschen würden sich auf Tauschgeschäfte zurückziehen, der Schwarzmarkt würde boomen. Es würde sich halt wieder die nüchterne Normalität einstellen …
Würden sich die Gläubiger mit Griechenland auf einen partiellen Zahlungsausfall einigen, wäre das Land auf Jahre hin auf lebenserhaltende Maßnahmen angewiesen. Ihre Europartner werden das garnicht mögen, aber das ist nun einmal der Preis für die wirtschaftliche und finanzielle Existenz der Eurozone: Fortwährende Finanzhilfen.
Die EU-Mitglieder wissen ganz genau, dass, sollte Griechenland die Eurozone verlassen, auch Portugal und Irland folgen würden – und wohlmöglich auch Belgien, Spanien und Italien. Wenn das passiert, dürfte die Europäische Union zum Reinfall werden, der Traum der Illuministen von einer Weltregierung könnte dann ebenfalls vorbei sein.
Unseres Erachtens steht außer Frage, dass Griechenland bis zu den nächsten Wahlen im April dieses Jahres alle entscheidenden Maßnahmen hinauszögern wird. In der Zwischenzeit erwartet Griechenland, dass Deutschland sie finanziell hinüberrettet. Nach unserem Dafürhalten gibt es keine andere Option für Deutschland, als die Griechen mit durchzuschleifen, ansonsten könnte die griechische Staatspleite zur Folge haben, dass der Euro und die Eurozone kollabieren
Die ganzen Mätzchen aus Deutschland sind reine Show. Sie wissen dasselbe, was wir auch wissen. Die Eurozone ist schwach, und sie sind sich im Klaren darüber. Wenn Griechenland scheitert, kommt es zu einer Sturzlawine, da Portugal und Irland denselben Weg gehen würden.
Was die Sache noch schwieriger macht, sind die Wahlen in Frankreich. Können Sarkozy und Merkel das politische Risiko eingehen, Griechenland in einer so späten Phase noch zu retten? Also wir gehen davon aus, dass ihnen überhaupt nichts anderes übrig bleiben wird. Der Verlust von Griechenland, Irland und Portugal würde ein enormes Chaos anrichten, und das wissen sie auch. Griechenland wird daher vor Ende März weitere Nothilfen erhalten.
Unterdessen warten die italienischen und spanischen Staatsschulden in Höhe von USD 4 Billionen auf ihren großen Auftritt. Italien muss alleine in 2012 USD 455 Milliarden an Schulden refinanzieren. Ja, wie soll das gehen? Italien und Spanien werden unseres Erachtens EZB-Kredite nutzen, um ihre fälligen Staatsanleihen zu bedienen und die Haushaltsdefizite zu finanzieren.
Die Schulden werden von den jeweiligen Regierungen also in Wirklichkeit bei der Europäischen Zentralbank, also dem Steuerzahler abgeladen. In 2013 könnte sich dieses Spiel dann nochmals wiederholen – entweder stellt die US-Notenbank der EZB noch mehr Geld zur Verfügung, oder die europäischen Banken hebeln die EZB-Kredite mithilfe des fraktionalen Reservesystems.
Natürlich ziehen die schwachen Euroländer EZB-Kredite mit einem Zinssatz von 1% allen anderen Finanzierungsmechanismen vor. Die EZB ist ihnen aufgrund der Zurückhaltung, diese Anleihen jemals für uneinbringlich zu erklären, immer noch der liebste Geldgeber. Logisch, dass derartige Maßnahmen einen Wertverfall des Euros gegenüber allen anderen Währungen und speziell Gold und Silber zur Folge hätten. Hier sieht man wieder einmal, warum man zurzeit keine Währungen halten sollte.
Und auch Portugal gerät gerade wieder ins Wanken, während Irland nur auf den richtigen Moment wartet, um die Schulden, die dem irischen Volk von der Vorgängerregierung dreist auferlegt wurden, für nichtig zu erklären. Die Vorgängerregierung hat, so unglaublich es auch klingen mag, all die Schulden ausländischer Privatbanken, mit denen die Regierung überhaupt nichts am Hut hatte, übernommen und garantiert …
Wir rechnen damit, dass die Staatsschulden der Eurozone in 2012 durch die EZB aufgekauft werden, die sich dafür der europäischen Privatbanken bedient. Schaut man auf die Geldflüsse, kommt man zu dem Ergebnis, dass ausreichend liquide Mittel bereitstehen, um ein Überrollen europäischer Staatsschulden und neue Schuldenemissionen zu finanzieren. Und dann gibt es ja auch noch die Gelder des Euro-Rettungsfonds EFSF und dann später wohlmöglich auch des ESM-Rettungsfonds, die als Notkredite eingesetzt werden können. Dank all dieser Hilfsmechanismen ist Europa recht zuversichtlich, und die europäische Öffentlichkeit hat nicht die leiseste Ahnung, was hier eigentlich vor sich geht.
Und auch den französischen Banken, die fast die Hälfte aller italienischen Staatsschulden halten, wird Erleichterung verschafft. Frankreich büßt gerade an Wettbewerbsfähigkeit ein, Probleme mit ihren Banken können die Franzosen jetzt überhaupt nicht gebrauchen.
Die Steuerbelastungen in Frankreich sind heute bereits erdrückend, aber scheinen dann wohl doch noch nicht stark genug zu sein, da der ausscheidende Präsident Sarkozy eine Finanztransaktionssteuer einführen und die Mehrwertsteuer anheben will. Sarkozy wird versuchen, diese Maßnahmen noch vor seinem Abtritt im April dieses Jahres umzusetzen.
Seit September 2011 haben die europäischen Banken immer größere Geldmengen nachgefragt. Obwohl sie gerade erst USD 1 Billion erhalten, fordern sie bereits wieder die nächste Billion, die sie nach unserem Dafürhalten auch bekommen werden, wodurch die Gesamthilfen seit Sommer 2011 auf USD 3,3 Billionen anschwellen würden. Am liebsten hätten die Banken sogar noch weitere USD 2 Billionen obendrauf.
Was wir hier beobachten können, ist nichts weiter als die vollumfängliche Verstaatlichung des Bankensystems. Das Geld fällt dank der Fed und der EZB einfach wie Manna vom Himmel. Es ist einfach nur unglaublich, wie dreist die Banken ihre vollständige Rettung einfordern – aber genau das sehen wir gerade. Sie haben keinerlei Gewissensbisse bei ihren Forderungen nach noch mehr Geld, um weiter am Leben zu bleiben. Genau so sind sie – sie haben jedweden Bezug zur Realität verloren.
Olli Rehn, der EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung, fordert, dass die EU-Mitglieder mehr Gelder bereitstellen, um Griechenland über Wasser zu halten. Griechenland braucht die Gelder und wird sie auch erhalten. Bekommen die Griechen die Gelder nicht, könnten sie dadurch aus der Eurozone, ja vielleicht sogar aus der EU gezwungen werden – eine Entwicklung, an die die Eine-Welt-Regierer nicht einmal im Traum denken wollen.
Die Schulden sind nicht rückzahlbar, was diese Elitisten aber nicht im Geringsten interessiert, so lange das Endergebnis ihre Weltregierung ist. Sie müssen die Rechnung dafür ohnehin nicht zahlen, die Rechnung zahlen Sie! Ob Griechenland nun von Deutschland weitere Gelder erhält oder nicht, ist auch egal. Die Elitisten würden Deutschland im Notfall auch außen vorlassen, und sich die Gelder aus anderen Quellen beschaffen. Ja selbst der IWF könnte einspringen, sollten zusätzliche Gelder notwendig werden.