Die US-Notenbank Federal Reserve, der letztinstanzliche globale Kreditgeber, wird die Pleitestaaten und Zombiebanken die nächsten Jahre mit unvorstellbaren Mengen an Liquidität über Wasser halten – ansonsten würde die Derivatebombe sofort zünden und das gesamte westliche Finanzsystem vernichten

Jim Sinclair, Jsmineset.com, 24.02.2012

Es gibt nach meinem Dafürhalten ein paar Punkte, die noch einmal genauer definiert werden sollten, da sie Hinblick auf die künftigen Entwicklungen an den Finanzmärkten von entscheidender Bedeutung sind:

1. Die Definition des Begriffs „Nominalwert“: „Der Nominalwert ist der Gesamtwert aller ausstehenden gehebelten Vermögenswerte. Der Begriff wird gewöhnlich in Options-, Future-, Derivate- und Währungsmärkten verwendet, da man dort mithilfe eines sehr geringen Investmentbetrags große Handelspositionen kontrollieren kann (was natürlich auch mit enormen Konsequenzen für die Händler einhergeht).“

2. Wir sollten im Hinterkopf behalten, dass der Gesamtwert aller ausstehenden außerbörslich gehandelten Finanzderivate, der von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) ermittelt wird, vor ungefähr zwei Jahren um 50% reduziert wurde. Die BIS hatte sich damals dazu entschlossen, die Berechnungsgrundlage zu ändern, indem sie einfach voraussetzte, dass alle Derivate zum Fälligkeitswert abgegolten würden.

Der eigentliche Nominalwert aller ausstehenden außerbörslich gehandelten Derivate, der von der BIS in den zwei darauffolgenden Berichten immer noch ausgewiesen wurde, belief sich auf USD 1,144 Billiarden. Das ist eine Tatsache. Seitdem die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich die Berechnungsmethodik geändert hat, wodurch der Nominalwert um 50% absank, liegt die Zahl unverändert bei USD 700 Billionen.

3. Der Nominalwert ausstehender Derivate, die von US-amerikanische Banken garantiert werden, muss dem Comptroller of Currency beim US-Finanzministerium gemeldet werden. US-Banken, die in ihren Bilanzen ausländische Finanzinstitutionen als Tochtergesellschaften stehen haben, müssen dem Comptroller of Currency die Daten nicht melden.

Das Entscheidende, was man bezüglich der Derivate verstehen muss, ist, wann der Versicherungsbetrag einer Kreditausfallversicherung (CDS) zu 100% schlagend wird. Die Antwort ist: Im Falle einer Insolvenz.

Um den Sinn und Zweck der Finanzderivate besser zu verstehen, können wir das Ganze ja noch mal mit einem Sojahändler vergleichen, der über ein schlechtes Gedächtnis verfügt und einen Long-Kontrakt bis zur Fälligkeit, also dem Lieferdatum hält. Er kann den Kontrakt nun entweder schließen oder in den darauffolgenden Monat überrollen. Die im Vertrag festgelegten Sojabohnen werden also geliefert, bzw. ist der Short-Kontrakt sogar dazu verpflichtet dem Vertragseigner die physische Ware gemäß den Vertragsbedingungen auszuliefern. Da gibt es kein Wenn und Aber.

Sollte das Entscheidungsgremium für Kreditereignisse der International Swaps and Derivative Association (ISDA) zu der Meinung gelangen, dass es sich bei einem Kreditereignis um einen unfreiwilligen Zahlungsausfall handelt, würde sich der nominelle Wert der Kreditausfallversicherungen, den die amerikanischen Banken den Spekulanten oder Haltern der notleidenden Obligationen garantiert haben, in den durch das CDS-Derivat vertraglich vereinbarten Betrag verwandeln. Das ist der Weg, wie aus einem nominellen Wert ein realer wird.

Übrigens handelt es sich hier um dasselbe ISDA-Komitee, das zugunsten von Paulson entschieden hatte, als dieser mit Leerverkäufen außerbörslich gehandelter besicherter Schuldeninstrumente Milliardengewinne einstrich – und es scheint in der Tat außerordentlich kreativ zu sein, ein derartiges Finanzinstrument zu shorten.

Das ist ein der Gründe, warum das Spiel weiter aufrechterhalten werden muss – und zwar nicht nur im Februar und März, wenn die Schuldenzahlungen Griechenlands fällig werden, sondern auf immer und ewig!

Das ist der Grund, warum die quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) niemals aufhören dürfen. Hat man erst einmal damit begonnen, die Probleme zu verschleppen, kann man nicht mehr damit aufhören.

Die Hoffnung besteht darin, dass sich die Geschäftslage massiv verbessert und die Bankbilanzen durch steigende Umsätze wieder saniert werden können. Das ist aktuell aber nicht der Fall und wird auch in Zukunft nicht der Fall sein. Das Problem wird also immer weiter verschleppt werden, ein ums andere Mal, und zwar bis 2015, wenn das Ganze einen Punkt erreicht, wo die Geldsummen so groß geworden sind, dass sie sich gänzlich der Vorstellung entziehen.

Quantitative Lockerungsmaßnahmen sind die einzige Methode, um innerhalb von weniger als einer Sekunde unbegrenzt Liquidität zu schaffen, und zwar ohne dass dafür irgendwer irgendetwas tun müsste. Die US-Notenbank Federal Reserve, die als der letztinstanzliche globale Kreditgeber fungiert, hat außer der quantitativen Lockerung keine anderen Werkzeuge in ihrem Arsenal, mit denen sie in der Lage wäre, derartige Mengen an Liquidität zu schaffen.

Im Vergleich zu QE ist „Operation Twist“ (bei der die US-Notenbank kurzlaufende US-Staatsanleihen gegen langlaufende US-Staatsanleihen austauscht) einfach nur lächerlich.

Und da es keine wirtschaftliche Erholung gibt, muss das Problem immer weiter verschleppt werden, sie haben gar keine andere Wahl.

Für die Geldliquidität gibt es also nur eine Richtung, und zwar nach oben. Und weil die Liquidität nur eine Richtung kennt, kann auch Gold nur im Preis steigen … Darüber hinaus hängt der Wunsch nach einer starken Wirtschaftserholung von dem Willen der Geldgeber, Kredite zu vergeben, wie auch dem Willen der Kreditnehmer, sich Geld zu leihen, ab, weshalb auch keine bedeutende Chance darauf besteht, dass es zu einer solchen Erholung kommen wird.

Es gibt nur Lösungsmöglichkeit, um sich aus der Krise zu befreien, und das ist der historische Lösungsansatz: Die Implementierung eines neuen auf einer Rohstoffwährung (Gold) basierenden Geldsystems. Diese Notwendigkeit wird immer dringlicher werden. Das Bedürfnis nach einer rohstoffgedeckten Währung wird während der bedeutendsten Krisenphase, in 2015, seinen Höhepunkt erreichen.

Gold bewegt sich also immer mehr in das System hinein, anstatt sich von ihm zu entfernen. Am Tag der Abrechnung, der höchstwahrscheinlich im Juni 2015 kommen wird, wird Gold unter den verschiedenen Vermögensklassen der letzte Überlebende sein.

Das ist auch der Grund, warum ich bezüglich meines Minenprojekts (Tanzanian Royalty) und einiger anderer Minenprojekte wie McEwen Mining so zuversichtlich bin. Der Erwerb abbaubarer Goldreserven im Boden und der Aufbau einer Produktion ist genau die richtige Vorgehensweise. Das finale Ziel ist es, Geld aus dem Boden zu holen.

Der Hebel besteht darin, das Metall aufzuwerten und seine Natur zu verändern, und wenn man Goldvorkommen entdeckt und ausbeutet, tut man nichts anderes. Zu einem echten Geldregen wird es, wenn man das Projekt ohne Kredite realisiert. Das war mein Plan in 2001, als ich von Forbes interviewt wurde. Damals hatte ich diesen Plan in Stein gemeißelt.

In den 90er Jahren habe ich in meinem Buch „Boom“ die Länderauswahl und den Geschäftsplan detailliert beschrieben. Ich habe mich an diesen Plan gehalten und ihn ohne Abweichungen abgearbeitet. Und ich glaube, dass dieses Projekt ganz ohne Kreditfinanzierung mein größtes Werk werden wird – meine letzte Unternehmung, bevor ich mich nur noch dem Trading, meiner Liebe, und dem Schriftwechsel mit meinem geschätzten Freund Harry Schultz zuwenden werde.

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