Griechenland kann seine Schulden unmöglich zurückzahlen und sollte die Zahlungsunfähigkeit verkünden. Das griechische Volk hat seine demokratischen Rechte jedoch eingebüßt und steht nun unter der Kontrolle der EU, des IWF und der EZB, die es vorziehen, die Griechen zum Wohle der skrupellosen Banken als Geiseln zu halten

James Turk, FGMR.com, 26.02.2012

Griechenland bleibt weiter im Schuldgefängnis. Dieses entsetzliche Urteil wurde dem griechischen Volk vergangene Woche von den Brüsseler Eurokraten, Merkel, Sarkozy, der Europäischen Zentralbank, dem Internationalen Währungsfonds und – am schändlichsten von allen – den griechischen Politikern, die das ihnen unterbreitete Ultimatum annahmen, nach unten durchgereicht.

Es stellt sich in der Tat die Frage, was sich diese Politiker eigentlich dabei denken und welchen Interessen hier wirklich gedient wird. Die EUR 130 Milliarden, die Griechenland angeblich helfen sollen, werden ja wohl kaum dazu genutzt werden, die wirtschaftlichen Aussichten dieses angeschlagenen Landes wieder aufzuhellen.

Sieht man einmal von den Kleckerbeträgen ab, die in die Wirtschaft durchsickern werden – da mit den Rettungsgeldern auch das monatliche Salär der griechischen Parlamentarier in Höhe von EUR 8.594 (plus weiterer Nebeneinkünfte) sowie ein paar andere Kleinigkeiten sichergestellt werden – passiert der überwiegende Teil des Rettungspaketes die Bilanz Griechenlands und wandert direkt in die Hände der skrupellosen Geldgeber, die idiotisch genug waren, den Griechen diese Kredite überhaupt erst zur Verfügung zu stellen.

Hier sieht man wieder einmal, dass unbekümmert vergebene faule Kredite rücksichtsloser Geldgeber auf Kosten des Steuerzahlers sozialisiert werden.

Wären die griechischen Politiker tatsächlich am Wohl des griechischen Volks interessiert gewesen, dann hätten sie sich für den Weg entschieden, den Islands politische Führung eingeschlagen hatte, und ganz einfach die Zahlungsunfähigkeit verkündet.

Island und Griechenland wurden ungefähr zur selben Zeit von der Finanzkrise erfasst und doch könnte der Entwicklungsprozess dieser beider Länder nicht unterschiedlicher sein.

Während Griechenland gerade in einer Depression versinkt, die sich Jahr für Jahr weiter verschlimmert, und zusätzlich noch eine völlig untragbare Schuldenlast mit sich schleppt, die viel zu groß ist, um den Schuldendienst bewältigen zu können, selbst wenn die griechische Wirtschaft wachsen würde, meldet BBC:

„In Island kann jetzt wieder sicher investiert werden, so die Kreditratingagentur Fitch, die das Kreditrating des Landes drei Jahre nach dem spektakulären Zusammenbruch der isländischen Wirtschaft wieder anhob.“

Natürlich gibt es zwischen den beiden Ländern auch bedeutende Unterschiede. In Island wurde der überwiegende Teil der Schulden durch Unternehmen und Banken angehäuft, während die drückende Last der Griechen von ihrer Staatsverschuldung herrührt. Der bemerkenswerteste Unterschied ist aber, dass Griechenland Mitglied der Eurozone ist. Das Land ist also dazu gezwungen, den Euro zu verwenden, während sich Island in einer ungleich vorteilhafteren Lage wiederfindet und sein Schicksal selber bestimmen kann.

Island ist weder der Europäischen Union beigetreten, noch hat es seine Währung oder seine Wirtschaft der Brüsseler, Frankfurter oder Washingtoner Kontrolle – den Zentren der aufdringlichen Bürokraten, die versuchen, den Griechen ihren Willen aufzuzwingen – unterworfen.

Überdies hat Island nicht die Kontrolle über die eigene Regierung an die Geldgeber des Landes abgetreten oder die Demokratie aufgegeben – was augenscheinlich das Szenario ist, das der deutsche Finanzminister Schäuble den Griechen nur allzu gerne aufzwingen würde und sich in Italien bereits bewahrheitet hat.

Die italienische Regierung des nichtgewählten „Technokraten“ Mario Monti „hat nicht einen einzigen gewählten Politiker in ihren Rängen.“ Daher sollte es auch niemanden wundern, dass der Wunsch besteht, dem griechischen Volk die Kontrolle über ihr eigens Land aus den Händen zu reißen. Wenn es in Italien funktioniert hat, ja warum soll es in Griechenland anders sein!

Wir haben ja die empörten Reaktionen der EU-Politiker mitverfolgen dürfen, als der ehemalige griechische Premierminister Papandreou sich dazu entschlossen hatte, das griechische Volk ein Referendum durchführen und die Griechen somit selbst über ihre Zukunft entscheiden zu lassen, so wie es auch das isländische Volk getan hatte.

Der französische Präsident Sarkozy erklärte, dass er über Papandreous Entscheidung, ein Referendum abzuhalten, „bestürzt“ sei, während der luxemburgische Premierminister Juncker sagte, dass ein Referendum des griechischen Volks etwas sei, „auf das man auch verzichten könne“.

Es war unausweichlich, dass das vorgeschlagene griechische Referendum nicht stattfand, da die Griechen zum damaligen Zeitpunkt genauso wenig die Kontrolle über das Schicksal ihres eigenen Landes in den Händen hielten wie heute. Der Ausgang des Ganzen war also vorherbestimmt.

Im Folgenden finden Sie ein paar Zeilen eines Artikels, den ich vor einem Jahr geschrieben habe:

„Ich persönlich bin jedenfalls nicht der Meinung, dass die Regierungen das Richtige tun werden, und der Grund dafür wird sehr gut durch ein Zitat der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Punkt gebracht, das von der Zeitung The Telegraph aufgegriffen wurde.

Ich habe es nicht auf Merkel abgesehen, sondern hebe ihren Ausspruch hervor, da ich der Meinung bin, dass dieser akkurat einfängt, was heutzutage alle Politiker denken. Merkel erklärte, dass die Eurozone einer ´außerordentlich ernsten Situation` gegenüberstehen würde und ´das Primat der Politik über die Märkte durchgesetzt werden muss.`“

Was in Wirklichkeit „durchgesetzt“ werden müsste, ist Recht und Gesetz – doch wird dieses altehrwürdige Prinzip in den erbitterten Debatten in Griechenland wie auch außerhalb des Landes praktisch überhaupt nicht thematisiert.

Wenn sich die Politiker über die Märkte stellen, dann hat das zur Folge, dass die Politiker zum Wohle ihrer eigennützigen Interessen ständig auf den Interessen des Volks herumtrampeln.

Es besteht keinerlei Hoffnung darauf, dass Griechenland jemals in der Lage sein wird, seine Schulden zurückzuzahlen, indem es sich der drakonischen Last ergibt, die ihm nun auferlegt wurde. Die Banken hingegen wollen einfach nur ihr Geld zurück, selbst wenn das bedeutet, dass man Griechenland dafür im Schuldturm gefangen halten muss.

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