Mittlerweile dürfte auch der Letzte begriffen haben, dass die mächtigste Notenbank der Welt, die Federal Reserve, die Eurozone mit gigantischen Mengen an Papierdollars über Wasser halten wird. Angesichts dessen ist es nur fair, dass die 6.000 Tonnen europäischen Goldes als Kreditsicherheit in den USA verbleiben

Jeff Thomas, International Man, 29.02.2012

Mittlerweile dürfte auch der Letzte mitbekommen haben, dass der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke Amerika den quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) Europas verschrieben hat.

Dabei ist es völlig unerheblich, ob die Fed die Gelder direkt an die einzelnen Länder weiterreicht oder dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) gutschreibt und diese sich dann um die Verteilung kümmern. Am Ende geht es darum, den Finanzzusammenbruch der Europäischen Union zumindest für eine Weile hinauszuzögern und somit auch einen ähnlichen Crash in den USA noch ein wenig vor sich herzuschieben.

Obwohl man es sich kaum vorstellen kann, ist es durchaus möglich, dass Bernanke tatsächlich der Auffassung ist, dass man durch die Schaffung immer größerer Mengen von Fiatgeld bei den Fiskalproblemen der Europäischen Union eine Lösung erzielen kann.

Für all jene, die wie ich der Meinung sind, dass die Situation bereits viel zu weit vorangeschritten ist, um noch eine Lösung herbeiführen zu können, und die QE-Maßnahmen der EU das Problem nur noch verschlimmern werden, ist aber heute bereits abzusehen, dass der Schaden dieser Lockerungsmaßnahmen für den amerikanischen wie auch europäischen Steuerzahler die Vorstellungskraft sprengen wird.

Die jüngste Effekthascherei wird lediglich dazu beitragen, dass der Crash am Ende noch massiver ausfallen und länger anhalten wird. Lange nachdem sich diejenigen, die die aktuellen Machenschaften ausgeheckt haben, bereits in ihre Villen zurückgezogen haben, wird der gewöhnliche Bürger für diese Interventionen noch büßen müssen.

Es gibt in diesem Zusammenhang jedoch ein kleines Randthema, das bisher, wie es scheint, noch von niemand aufgegriffen wurde. Wenn die USA der EU Milliarden oder gar Billionen an US-Dollars leihen, dann wäre es doch aus Sicht der USA nur vernünftig, zu fordern, dass diese Kredite auch besichert werden – schließlich ist das der ganz normale Weg, wie die Geschäfte im Bankenwesen abgewickelt werden.

Oberflächlich betrachtet, mag das vielleicht unwahrscheinlich erscheinen, da es in der Tat ein wenig abgeschmackt wirken würde, wenn die Fed auf einen Pfandbrief, na sagen wir, für die Akropolis oder den Turm von Pisa bestünde, in Wirklichkeit gibt es aber eine bedeutend vernünftigere und logischere Möglichkeit.

In den Kellern des Federal Reserve Building in New York werden gegenwärtig schätzungsweise rund 6.000 Tonnen Gold gelagert, das EU-Ländern gehört. Würden die USA verlangen, die Schulden der EU mit dem EU-Gold in New York zu besichern, dann wäre das mit Sicherheit keine unvernünftige Maßnahme.

Der Witz an der Geschichte ist, dass die Fed, ganz egal wie viel Kredit sie der Europäischen Union auch immer bereitstellen mag, das Geld nie wieder sehen wird. Es ist überhaupt nicht möglich, dass die Kredite, die die Fed der EU bereitstellt, jemals wieder zurückgezahlt werden, da die EU ja noch nicht einmal in der Lage ist, bereits bestehende Schulden zu bedienen.

Also, was spräche dann dagegen?

Zunächst einmal könnte man unterstellen, dass die EU es ablehnen würde, ihr Gold als Kreditsicherheit einzusetzen. Da die QE-Gelder aus den USA ohnehin nicht zurückgezahlt werden, würde ein solcher Schritt ja garantieren, dass sie all ihr Gold an die US-Regierung abtreten müssen.

Zweitens beginnen die Menschen in Europa langsam zu begreifen, dass es vielleicht nicht die beste Idee ist, das EU-Gold in Amerika zu lagern. Viele von ihnen fordern mittlerweile, dass ihre Regierungen das Gold zu den europäischen Banken zurückbringen.

Also, wie sähe die Antwort der Fed aus, wenn, sagen wir, die Bundesbank die Auslieferung des deutschen Goldes nach Frankfurt verlangen würde? Ich neige zu der Auffassung, dass den Deutschen die Antwort, die sie dann erhielten, nicht besonders gefallen würde.

Ein weiteres Argument, das gegen die Besicherung der europäischen QE-Gelder spricht, ist, dass die USA weiterhin darauf beharren, dass es sich bei Gold um ein barbarisches Relikt handelt, das niemand auch nur im Entferntesten als Geld erachten sollte. Würden die USA Gold als Kreditsicherheit einfordern, würden sie dadurch nicht automatisch in ein Wespennest stechen?

Ich glaube nein. Die Wespen sind ohnehin bereits in heller Aufruhr, um im Bild zu bleiben, da die Remonetisierung zurzeit ganz von alleine stattfindet, wie sich anhand der Tatsache ablesen lässt, dass mittlerweile auch große amerikanische Institutionen Gold aufkaufen. Diese Mär wird also so oder so in sich zusammenbrechen. Die US-Regierung kann dann garnicht mehr anders, als die Besicherung der Hilfskredite zu verlangen, will sie in den Augen ihrer Bevölkerung besonnen und verantwortungsvoll erscheinen.

Das bedeutendere Thema, um das es hier geht, ist aber die Zukunft der Währungen. Der Euro befindet sich auf dem Weg in den Untergang. Der US-Dollar würde im Gegenzug aller Vorausschau nach ebenfalls abstürzen. Es käme dann wahrscheinlich zu einem vollumfänglichen Währungskrieg, bei dem der Yuan, der Rubel, die Rupie und andere Währungen versuchen würden, mehr Bedeutung zu erlangen. Auch könnte sich der Internationale Währungsfonds dazu veranlasst sehen, eine eigene Papierwährung als Versuchsballon aufsteigen zu lassen.

Wahrscheinlich würden die Vereinigten Staaten dann versuchen, eine Art neuer Dollar zu schaffen. Ist eine Währung jedoch erst einmal zusammengebrochen, fällt es der Währung, die den Zusammenbruch verursacht hat, in der Regel äußerst schwer, ihre einstige Bedeutung wiederzuerlangen. Wollten die USA weiterhin die weltweit vorherrschende Reservewährung stellen, müssten sie also etwas Besseres bieten, als das gegenwärtig der Fall ist.

Viele Ökonomen gehen davon aus, dass es nach dem Zusammenbruch des Euros und des US-Dollars zu einer Rückkehr zu goldgedeckten Währungen kommen würde, was nur natürlich wäre, da sich das Konzept der Fiatwährungen in einem solchen Fall vor aller Augen als die Farce herausgestellt hätte, die es ist.

Beim aktuellen Goldpreis würde es aber nicht genügend im Umlauf befindliches Gold geben, um die Menge an weltweiten Währungseinheiten, die zurzeit existiert, zu decken. Es ist daher durchaus möglich, dass es alle Währungen schwer erwischen und sich umgehend ein weltweites goldgedecktes System entwickeln wird.

Würde dem so sein, stünden all jene Länder, die die größten Goldreserven halten, wirtschaftlich auf einmal am besten da. Die Frage, welche Länder in der jüngsten Vergangenheit die größten wirtschaftlichen Fehler begangen haben, wäre dann nicht so wichtig wie die Frage, wer nach dem Crash das Gold hält.

Die asiatischen Länder dürften sich über diese Entwicklung völlig im Klaren sein. Es ist kein Geheimnis, dass sie zurzeit massiv Gold anhäufen, und mit Sicherheit hoffen sie auch darauf, ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen, nachdem der Zusammenbruch in den Industrieländern stattfand.

Ob sich die USA dafür entscheiden werden, die quantitativen Lockerungsmaßnahmen für die Europäische Union an das Gold der EU zu koppeln, bleibt abzuwarten – auf alle Fälle wäre es eine sehr weise Entscheidung.

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