Michael Snyder, The Economic Collapse, 01.03.2012

Die Arbeitslosenrate in der Eurozone liegt zurzeit bei 10,7%. Das ist die höchste Arbeitslosenrate seit der Einführung des Euros. Die Arbeitslosigkeit stieg selbst während der letzten Rezession nie über 10,2%. Das sind sehr beunruhigende Meldungen.

Erst vor kurzem wurde verkündet, dass die Eurozone erneut in eine Rezession abrutscht, aber die Arbeitslosigkeit liegt heute bereits auf neuen Höchstständen. Da stellt sich schon die Frage, wie schlimm es in den kommenden Monaten noch werden wird. Die Wahrheit ist, dass die Probleme in Europa gerade erst anfangen.

Die europäische Staatsschuldenkrise verschlimmert sich zusehends, während die nächste bedeutende Krise schon in der Wartestellung lauert. Die EU verfügt über eine größere Bevölkerung, ein größeres Bankensystem und mehr Fortune 500 Unternehmen als die USA. Wenn das europäische Finanzsystem zusammenbricht, wird das Beben weltweit zu spüren sein.

Einige der Arbeitslosenzahlen, die zurzeit aus Europa vermeldet werden, sind einfach nur atemberaubend. In Spanien liegt die Arbeitslosigkeit aktuell bei 19,9% und in Griechenland bei 23,3%.

Wirft man einen Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit, sind die Zahlen noch bedeutend schlimmer. Die Arbeitslosigkeit unter Arbeitnehmern, die jünger als 25 Jahre sind, liegt in Griechenland bei 48,1% und in Spanien bei 49,9%.

Wer sich die Fotos der Austeritätsaufstände in Spanien und Griechenland einmal in Ruhe anschaut, wird feststellen, dass die Mehrheit der Demonstranten junge Leute sind.

Und anstatt dass sich die Situation aufhellt, kennen die Arbeitslosenzahlen in Europa nur eine Richtung. Viele Analysten waren geschockt, als sie von den Zahlen erfuhren. Das Folgende stammt aus einem CNN-Artikel:

„´Das ist beängstigend,` so Carl Weinberg, Chefökonom bei High Frequency Economics, der darauf hinwies, dass die Arbeitslosenrate nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers bei 10,2% ihren Höhepunkt fand.“

Ja, es ist in der Tat beängstigend. Und richtig gruselig wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass es in Europa bisher ja noch überhaupt keine bedeutende Finanzkrise gegeben hat. Bisher sind die politischen Entscheidungsträger immer in der Lage gewesen, den Staatsbankrott von Griechenland zu verhindern und dafür Sorge zu tragen, dass die europäischen Großbanken nicht in die Pleite abrutschen.

Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass Europa seinem „Tag der Abrechnung“ nun immer schneller entgegeneilt:

  • Die Europäische Zentralbank erklärte Ende März, dass sie griechische Staatsanleihen nicht mehr länger als Kreditsicherheit akzeptieren würde. Das ist in der Tat sehr beunruhigend.
  • Die europäischen Großbanken mussten bei griechischen Staatsschulden jüngst unerwartet hohe Verluste bekanntgeben. Das Folgende stammt aus einem Reuters-Artikel:

„Die Schrecken der griechischen Schuldenkrise traten am Donnerstag durch eine Reihe europäischer Bankenverluste offen zu Tage … Von Frankreich über Deutschland bis hin zu Großbritannien und Belgien haben die vier größten Banken der Region mitgeteilt, dass sie im letzten Jahr aufgrund ihrer griechischen Anleihebestände Gesamtverluste von über EUR 8 Milliarden gemacht haben.“

  • Die International Swaps and Derivative Association hat entschieden, dass die griechische Schuldenregelung kein Kreditereignis sei und die Kreditausfallversicherungen daher nicht ausbezahlt werden müssen. Diese Entscheidung macht es für private Anleihehalter noch unattraktiver, einem freiwilligen Schuldenschnitt zuzustimmen. Überdies kann diese Entscheidung auch zu einem heftigen Vertrauensverlust gegenüber den Kreditausfallversicherungen an sich führen. Schließlich soll eine „Versicherung“ ja auch schützen, wenn etwas passiert. Wird sie aber nicht ausgezahlt, wenn man sie braucht, ja was ist sie dann eigentlich wert?

„Außerhalb der Währungsunion sind die Chancen Griechenlands, sich zu regenerieren und wettbewerbsfähig zu werden, mit Sicherheit größer, als wenn es im Euro-Raum verbleibt … Ich rede nicht davon, Griechenland rauszuschmeißen, sondern Anreize für einen Austritt zu schaffen, die sie nicht ausschlagen können“

  • In griechischen Publikationen wird die deutsche Kanzlerin Angela Merkel als Hitler portraitiert. Die radikalen Linksparteien Griechenlands, die sich gegen die Rettungspakte aussprechen, gewinnen in den Umfragen immer höhere Zustimmungswerte und die Wut und Frustration der Griechen haben ein bisher beispielloses Niveau erreicht. Der Guardian meldete:

„Auf den Straßen Athens gibt es eine zunehmend feindselige Einstellung gegenüber Deutschland. Angela Merkel muss dabei die meisten Feindseligkeiten ertragen. Eine griechische Tageszeitung stellte sie vergangenen Monat auf der Titelseite als Nazi dar.

Niki Fidaki, 40, sagt, die Griechen seien wütend auf Deutschland und die Forderungen der Troika nach höheren Steuern und weiteren Einschnitten bei den Staatsausgaben:

´Die Leute können es sich nicht leisten, Steuern zu zahlen. Mein Gehalt ist gesunken, aber meine Steuern sind gestiegen. Und ich gehöre noch zu den Glücklichen. Die Hälfte meiner Freunde hat überhaupt keine Arbeit. Die Griechen hassen es, dass man uns die ganze Zeit bittet, zu zahlen, wo wir das Geld überhaupt nicht haben. Die Familien haben keine Arbeit, man muss sich um die Kinder kümmern, aber es ist kein Geld da, um für irgendwas zu bezahlen.“

Ich habe bereits in der Vergangenheit darüber geschrieben, dass Griechenland gegenwärtig eine verheerende Wirtschaftsdepression durchmacht. Das griechische Volk ist ganz bestimmt nicht in der Stimmung, noch weiter gegängelt zu werden.

Die Eurozone ist ein Pulverfass, das jederzeit explodieren kann.

Und, warum geht es der US-Wirtschaft im Vergleich zur europäischen Wirtschaft aktuell eigentlich so gut? Nun ja, ein entscheidender Grund dafür ist, dass es in den USA bisher noch keine Austeritätsmaßnahmen gab. Barack Obama finanziert die fingierte wirtschaftliche Prosperität gegenwärtig mit Krediten in Höhe von USD 150 Millionen pro Stunde – Gelder, die er sich von unseren Kindern und Kindeskindern leiht.

Natürlich wird diese rücksichtslose Verschuldung dazu führen, dass der Zusammenbruch des Finanzsystems am Ende nur noch schlimmer ausfällt, aber aktuell scheinen sich die Amerikaner daran überhaupt nicht zu stören. Das Einzige, was die Massenmedien zu beschäftigen scheint, ist, dass sich ein paar Indikatoren der US-Wirtschaft zurzeit leicht aufhellen.

Das Traurige daran ist, dass die US-Regierung einen Großteil dieser Gelder dann auch noch für die idiotischsten Sachen ausgibt. Wussten Sie eigentlich, dass die Obama-Regierung USD 750.000 für ein brandneues Fußballfeld für die Häftlinge in Guantanamo ausgegeben hat? Ich würde mir auch ein USD 750.000 teures Fußballfeld wünschen, wo ich kicken könnte. Das wäre toll.

Aber mal im Ernst: Würde die US-Regierung damit aufhören, künftigen Generationen jedes Jahr über eine Billion US-Dollar zu stehlen, sähe die Situation in Amerika ganz anderes aus. Daher sollten wir der Entwicklung in Europa auch unsere Aufmerksamkeit schenken – denn am Ende geht die Reise für die USA genau in dieselbe Richtung.

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