Das kostspielige Ende des Dollarimperiums: Der Goldpreis und der Ölpreis veranschaulichen die Hintergründe

Ron Hera, Hera Research, 12.04.2012

Die Geschichte des US-Dollars ist eng mit einer ganzen Reihe von Kriegen verknüpft, an denen die Vereinigten Staaten beteiligt gewesen sind. Der Bretton-Woods-Akkord und der Status des US-Dollars als Weltreservewährung waren beides Nebenprodukte des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945). Auf den Koreakrieg (1950 – 1953) folgte der Vietnamkrieg (1959 – 1975) und dem folgte dann das Ende des Bretton-Woods-Systems. Nachdem der US-Dollar ab 1971 von den Fesseln der Golddeckung befreit war, verwandelte er sich in eine Waffe des Kalten Kriegs (1945 – 1991) zwischen den USA und den ehemaligen Sowjetrepubliken (UdSSR). Und jeder Krieg ging mit einer Erhöhung der Geldmenge einher.

Dem Golfkrieg (1990 – 1991) folgten dann die Kriege in Afghanistan und im Irak, die in 2001 bzw. 2003 ihren Anfang nahmen. Zur selben Zeit begann auch der US-geführte Krieg gegen den Terror. Und genauso wie die vorangegangenen Kriege führten auch die jüngsten Kriege zu einer Ausweitung der US-Geldversorgung. Beispielsweise werden die Kosten für den Irakkrieg mit bis zu USD 4 Billionen beziffert.

Der Wertverlust des US-Dollars ist auf die exzessive Ausdehnung der Geldmenge zurückzuführen, wobei hier noch die steigende Rohstoffnachfrage der Schwellenländer hinzukommt, die zu den anhaltend hohen Rohstoffpreisen ihren Teil beiträgt. Speziell der hohe Rohölpreis ist für die US-Wirtschaft – welche sich nach der Rezession, die 2007 begann, gegenwärtig angeblich wieder erholt – zu einer Last geworden.

Zur selben Zeit hat der internationale Handel damit begonnen, sich sukzessive vom US-Dollar wegzubewegen, was die Rolle des US-Dollars als Weltreservewährung gefährdet. Angesichts der Geschichte des US-Dollars, scheint es wahrscheinlich, dass das unvermeidliche Ende der Herrschaft des US-Dollars als Weltreservewährung durch einen Krieg markiert werden wird.

Die US-Politiker fordern einen Krieg mit dem Iran, dem drittgrößten Ölexporteur der Welt. Der Iran weigert sich, sein Öl auf Dollarbasis zu verkaufen. Würde iranisches Öl in US-Dollars gehandelt, würde dies den Dollarpreis für Rohöl etwas entspannen und Druck von der US-Wirtschaft nehmen. Darüber hinaus würde der Status des US-Dollars als Weltreservewährung verbessert und der US-Wirtschaft Einfluss bei den Konsumenten iranischen Öls eingeräumt, zu denen auch China und Indien gehören.

Die US-amerikanischen Nachrichtenmedien bereiten die amerikanische Öffentlichkeit zurzeit mit Berichten über die Gefahr, der Iran könnte sich in eine Atommacht verwandeln, auf einen Krieg mit dem Iran vor. In den Nachrichtensendungen wurde bereits darüber spekuliert, ober der Iran Israel nicht umgehend von der Landkarte tilgen würde, sollte ihm eine Atomwaffe in die Hände fallen – und das ungeachtet der Tatsache, dass der Iran dadurch im Rahmen eines thermonuklearen Schlagabtauschs ausgelöscht würde.

Ferner wurde berichtet, dass der Iran mithilfe von Interkontinentalraketen auch Atomschläge gegen Ziele auf US-amerikanischen Boden ausführen könnte, obwohl der Iran weder Nuklearsprengköpfe noch Interkontinentalraketen besitzt.

Im Kriegsfeuer geschmiedet

Das nahende Ende des Zweiten Weltkriegs führte im Juli 1944 zur Schaffung des Bretton-Woods-Systems, obwohl die Kämpfe in Europa und im Pazifik noch bis 1945 anhielten. Der in Gold konvertierbare US-Dollar wurde im internationalen Zahlungsverkehr zur dominierenden Abrechnungseinheit. Der Goldpreis wurde vor dem Krieg mit USD 35 pro Unze festgelegt, was nach dem Krieg jedoch deflationär war. Und es gab rein Garnichts im Bretton-Woods-Akkord, was die USA hätte davon abhalten können, mehr Währung zu drucken, als durch Gold gedeckt war – außer der Gefahr, dass den USA auf einmal die Goldreserven ausgehen.

Das Bretton-Woods-System funktionierte ungefähr 17 Jahre lang so, wie es ursprünglich gedacht war. Der Londoner Goldmarkt, der während des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen kam, wurde 1954 wieder eröffnet. Bis 1961 hatte der Aufwärtspreisdruck bei Gold das Establishment dazu veranlasst, den sogenannten Londoner Goldpool einzurichten, der sich aus der US-Notenbank Federal Reserve und den wichtigsten europäischen Zentralbanken (darunter die Zentralbanken von Großbritannien, Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, der Schweiz und Westdeutschland) zusammensetzte.

Mithilfe von Interventionen am Londoner Goldmarkt verteidigte der Londoner Goldpool die Preismarke von USD 35 pro Unze, aber der Aufwärtsdruck beim Goldpreis nahm immer stärker zu. Im Juli 1962 verbot US-Präsident Kennedy mit der Präsidialexekutive 11037 allen Amerikanern Gold im Ausland zu halten. Der französische Präsident Charles de Gaulle verurteilte die USA auf einer Pressekonferenz im Jahre 1965 vor den Augen der Weltöffentlichkeit dafür, dass sie den US-Dollar als Weltreservewährung missbraucht hätten. Der Londoner Goldpool brach im März 1968 zusammen, nachdem Frankreich sich aus der Gruppe zurückgezogen hatte, was einen massiven Anstieg bei der Goldnachfrage auslöste und zur Folge hatte, dass der Londoner Goldmarkt für zwei Wochen komplett geschlossen werden musste.

Bis 1971 hatten die USA ihre Goldreserven zur Deckung des Dollars aufgrund der Kosten für den Vietnamkrieg bis zum Äußersten ausgereizt. Die Ausweitung der US-Geldmenge führte 1970 zu einem Anstieg des Verbraucherpreisindexes von über 6%, und selbst 1971 lag der VPI immer noch bei über 4%. Im August 1971 schloss US-Präsident Nixon das Goldfenster und implementierte diverse Preiskontrollen. Das Bretton-Woods-System war Geschichte und es entstand spontan ein System freier Wechselkursbeziehungen.

Die Goldbestände der USA, die während des Zweiten Weltkriegs mit rund 20.205 Tonnen ihren Höhepunkt erreichten, fielen bis 1971 auf rund 8.134 Tonnen. Im Februar 1973 werteten die USA den Dollar ab und hoben den offiziellen Goldpreis auf USD 42,22 pro Unze an. Im Juni desselben Jahres explodierte der Marktpreis für Gold in London auf über USD 120 pro Unze.

Und obwohl der US-VPI Anfang 1973 noch unter 4% lag, schraubte er sich rasch in die Höhe und erreichte Anfang 1974 9%. Als der Dollar von den letzten Überresten der Golddeckung befreit war, erlaubte man es den US-Bürgern auch wieder, Gold als Inflationsschutz zu halten.

Vor dem Hintergrund einer außer Kontrolle geratenen US-Dollarinflation verkündete die Organisation ölexportierender Länder (OPEC) gemeinsam mit Ägypten, Syrien und Tunesien im Oktober 1974 ein Öl-Embargo. Offiziell wurde hierfür die US-Unterstützung Israels im Jom-Kippur-Krieg angeführt, das Öl-Embargo zielte aber genauso auf den ungedeckten US-Dollar als Weltreservewährung ab, der als exklusives Tauschmedium bei Rohölgeschäften genutzt wurde.

Nach dem Ende des Jom-Kippur-Kriegs im Jahre 1974 begannen die OPEC-Länder (zu denen bis 1974, dem Beginn der iranischen Revolution, auch der Iran zählte) aufgrund ihrer mit dem steigenden Ölpreis in Zusammenhang stehenden Handelsbilanzüberschüsse hunderte Milliarden an entwerteten US-Dollars anzuhäufen. Die arabischen „Petrodollars“ wurden in US-Staatsanleihen umgewandelt, in Finanzmärkte auf der ganzen Welt investiert und an Geschäftsbanken verliehen.

Bis 1979 hatte sich der Ölpreis ungefähr vervierfacht und der Goldpreis schoss immer schneller in die Höhe. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Paul Volcker, hob die Federal Funds Rate 1979 auf 11,2% an, doch ungeachtet dessen schoss der US-Verbraucherpreisindex 1980 auf 13,5%, während die US-Wirtschaft in eine Rezession abtauchte. Der Goldpreis kletterte in der Spitze auf bis zu USD 850 pro Unze und Öl kostete mit durchschnittlich USD 37,42 pro Barrel mehr als zehn Mal so viel als noch vor zehn Jahren, wo ein Barrel Rohöl mit weniger als USD 3,60 notierte.

In einem desperaten Versuch, den US-Dollar zu retten, erhöhte Volcker die Federal Funds Rate Mitte 1981 auf beispiellose 20%, wodurch der Leitzins bis Mitte 1982 auf wucherhafte 21,5% kletterte. Letztlich konnte Volker mit seiner radikalen Intervention die VPI-Inflation dann doch noch verlangsamen und das Vertrauen in den US-Dollar wieder herstellen. Überdies wurde mit diesen Maßnahmen auch der Ölpreis gedrückt, während die Preise für Gold und Silber in den Keller schossen.

Der Ausschuss, um die Welt mit Papiergeld zu fluten

Das Dilemma, in dem die Federal Reserve nach der Amtszeit von Paul Volcker steckte, bestand darin, die Zinssätze wieder abzusenken und gleichzeitig dafür Sorge zu tragen, dass der Anstieg der US-Geldmenge keinen Einfluss auf den Verbraucherpreisindex hat, das Triffin-Dilemma (der Konflikt zwischen der inländischen Geldpolitik und den Anforderungen, die an eine Währung im internationalen Handel gestellt wird) bestmöglich neutralisiert und die Kreditaufnahme der US-Regierung während des Kalten Krieges gestützt wird.

Die erste bedeutende Maßnahme bestand darin, die Inflation strikt als eine Frage der Preisinflation aufzufassen und nicht als einen Anstieg der Geldmenge, der letztlich eine Folge der niedrigen Zinssätze ist. Wenn die Zinsen niedrig sind, neigen die Preise dazu zu steigen, da sich die Geldversorgung schneller erhöht. Die zweite entscheidende Maßnahme bestand daher darin, die Preise von den Zinsen abzukoppeln. Die dritte wichtige Maßnahme zielte darauf ab, die Psychologie der Verbraucher im Hinblick auf die Inflationserwartungen zu manipulieren.

Während es noch eine leichte Übung darstellte, den VPI so zu verändern, dass er relativ stabile Preise auswies, war die Abkopplung der Preise von den Zinssätzen schon ein bedeutend schwierigeres Unterfangen, da die Preise der weltweit gehandelten Rohstoffe nicht vollumfänglich durch die USA kontrolliert wurden. Am Ende lief es darauf hinaus, dass eine Manipulation des Verbraucherpreisindexes nur dann gelingt, wenn man auch die weltweiten Rohstoffpreise, speziell den Ölpreis, kontrolliert.

1988 kam es dann zu einem entscheidenden Durchbruch. In einem im Journal of Political Economy veröffentlichten Artikel mit dem Titel „Das Gibson-Paradoxon und der Goldstandard“ zeigten Robert B. Barsky und Lawrence („Larry“) H. Summers, dass der Goldpreis eine negative Korrelation zu den Zinssätzen aufweist. Und da Gold nur in verschwindend geringen Mengen industriell verkonsumiert wird, ändert sich der Goldpreis relativ zu dem Wert der bedeutendsten Währungen.

Speziell nach 1971 hatte sich der Goldpreis als Barometer der US-Dollarinflation herausgestellt. Noch wichtiger war jedoch, dass auch der Goldpreis und der Ölpreis in einer Wechselbeziehung standen. Die Implikation, die sich aus dem Gibson-Paradoxon ergab, war, dass man die Zinsen so lange auf niedrigen Niveaus halten kann, bis der Goldpreis steigt. Wenn man die Zinsen auf niedrigen Niveaus halten kann, ohne dass es dabei wie in den 70er Jahren zu einem beschleunigten Anstieg des VPI kommt, kann man die Geldmenge unbegrenzt ausweiten.

Alan Greenspan, der 1987 zum Vorsitzenden der Federal Reserve ernannt wurde, senkte die Zinsen. In der Folge erhöhte sich die US-Geldversorgung, welche jedoch damit begann, sich immer stärker von den Anstiegen des VPI abzukoppeln. Der Goldpreis fiel im Grunde über einen Zeitraum von 20 Jahren – eine Entwicklung, die mit den Erfolgen von Paul Volcker zu Beginn der 80er Jahre ihren Anfang nahm, und das trotz der Tatsache, dass der Ölpreis unterdessen relativ stabil blieb und die Zinsen sanken.

Die von Summers und Greenspan implementierten Neuerungen in der Geldpolitik ermöglichten es den Vereinigten Staaten, ihren Spieleinsatz im Kalten Krieg zu erhöhen, was 1991 schließlich zum Zusammenbruch der UdSSR führte. Wenn wir hier einmal alle anderen Aspekte außen vor lassen, dann ist es so, dass die UdSSR durch die massiven Ausgaben der USA zu Fall gebracht wurde. Ferner schien der Untergang der UdSSR die Vorherrschaft des US-Dollars für die kommenden Jahrzehnte zu garantieren.

Während der 90er Jahre trieben Greenspan und Summers (der zu jener Zeit unter Robert Ruben stellvertretender US-Finanzminister war) die Deregulierung der Finanzmärkte voran. Überzeugt von ihren Konzepten, vereitelte der sogenannte „Ausschuss, der die Welt rettete“ die Regulierung von außerbörslich gehandelten Finanzderivaten und schaffte erfolgreich den Banking Act von 1933 (Glass-Steagall) ab.

Im Rückblick kann man sagen, dass Greenspan die Zinssätze über einen viel zu langen Zeitraum hinweg viel zu weit unten gehalten hat, was in den 90er Jahren zur Dot.com-Blase führte. Das Platzen der Dot.com-Blase hätte für den „Ausschuss, der die Welt rettete“ eigentlich ein deutlicher Warnhinweis sein müssen, wurde aber einfach ignoriert. Stattdessen verwaltete die Federal Reserve den Absturz ab dem Jahr 2000, indem sie die Zinsen senkte und auf niedrigen Niveaus hielt.

Die US-amerikanischen Banken nutzten die deregulierten Finanzmärkte und die niedrigen Zinsen, um sich Spekulationen hinzugeben und speziell im Hypothekenmarkt mit immer höheren Hebeln zu arbeiten, während zusätzliche Risiken über den immer schneller wachsenden Markt außerbörslich gehandelter Derivate abgesichert wurden. Im Ergebnis bildete sich eine Immobilienblase, während der nominelle Wert aller außerbörslich gehandelten Derivate auf USD 600 Billionen anschwoll (was dem Zehnfachen des weltweiten Bruttosozialprodukts entspricht) und die Finanzbranche ihre Gewinne auf 40% der S&P500 Unternehmens-Profite ausweitete.

Nachdem der Goldpreis im Juni 2001 ein historisches Tief erreicht hatte, begann er wieder mit seinem Anstieg. Ab 2006 kam es dann auch beim Öl zu immer stärkeren Preissteigerungen – ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Abkopplung der Zinssätze von der Preisentwicklung nicht mehr richtig funktionierte. Der Fehler bestand darin, dass die Federal Reserve über die erhöhten und durch ihre eigene Geldpolitik geschaffenen Geldströme überhaupt keine Kontrolle mehr hatte.

Der „Ausschuss, der die Welt rettete“ flutete die Welt mit billigen US-Dollars. Die durch die niedrigen Zinsen angeheizte erhöhte Liquidität führte zu beispiellosen Spekulationen an den Finanzmärkten, erhöhten Risiken und der Bildung enormer Vermögensblasen wie der Dot.com-Blase und der Immobilienblase. Und was das Ganze noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass die exzessive Geldmengenausweitung das Vertrauen in den US-Dollar schwächte.

Aufgrund des vom steigenden Ölpreis ausgehenden Drucks begann die US-Wirtschaft in 2007 an Fahrt zu verlieren. Die US-Eigenheimblase platzte, was mit Subprime-Krediten begann. Gleichzeitig erreichte der Rohölpreis im Juni 2008 mit USD 145 pro Barrel (West Texas Intermediate) seinen Höhepunkt.

Ungefähr vier Monate später setzte eine Finanzkrise ein, die bei Weitem größer war als die des Jahres 1929. Es kam zum Platzen der größten Kredit- und Geldausweitungsblase in der Geschichte der Menschheit. Im Oktober 2008 erklärte Greenspan vor dem US-Kongress: „… ich habe einen Fehler in dem Modell entdeckt, dass ich für die entscheidende Struktur gehalten habe, die festlegt, wie die Welt funktioniert.“

Das Ausmaß der Krise

Die politischen Antworten der US-Regierung und der Federal Reserve (unter dem Vorsitzenden Ben S. Bernanke, der das Amt in 2006 übernahm) auf die Finanzkrise und die sogenannte Große Rezession waren radikal inflationärer Natur. Die Federal Reserve hat den weltweiten Finanzinstitutionen über USD 16 Billionen und den US-Banken und US-Konzernen USD 7,77 Billionen an Krediten zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus hat die Federal Reserve von den Banken Giftmüllpapiere (hypothekarisch besicherten Wertpapieren oder auch MBSs) im Wert von USD 1 Billion gekauft und rund USD 800 Milliarden an US-Staatsschulden monetisiert, wodurch die Bilanz der Fed von USD 900 Milliarden vor Ausbruch der Krise auf über USD 2,7 Billionen aufgebläht wurde.

Angesichts des massivsten Wirtschaftsrückgang seit der Großen Depression legte die US-Regierung ein Konjunkturpaket in Höhe von USD 700 Milliarden auf – und das trotz der Tatsache, dass die Steuereinnahmen zur selben Zeit fielen. Ferner hat die US-Regierung ein weiteres USD 800 Milliarden Rettungspaket aufgelegt, mit dem Institutionen wie die Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac verstaatlicht wurden. Die US-Regierung bürgt nun für Hypothekenschulden in Höhe von rund USD 5 Billionen. Neil Barofsky, der Sondergeneralinspekteur für das TARP-Bankenrettungspaket, bezifferte die Gesamtverbindlichkeiten der US-Regierung mit USD 23,7 Billionen. Im Ergebnis stieg die Staatsverschuldung der Bundesregierung massiv an, was in 2011 dazu führte, dass die Kreditwürdigkeit der US-Regierung das erste Mal in der Geschichte abgesenkt wurde.

Der Wertverlust des US-Dollars, der auf eine radikal inflationäre Geldpolitik zurückzuführen ist, sorgte in 2009 für den Ausbruch eines weltweiten Währungskrieges und trieb die weltweiten Rohstoffpreise stärker in die Höhe, als dies unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Der trotz sinkender Nachfrage steigende Ölpreis sorgte für eine Verlangsamung der Wirtschaftserholung.

Zur selben Zeit kam es in Europa aufgrund der hohen Schuldenniveaus, der Bankenrettungen und der explodierenden Haushaltsdefizite der Regierungen zu einer Staatsschuldenkrise. Und während sich zurzeit noch alle auf die Entwicklung der europäischen Staatsschuldenkrise konzentrieren, explodieren in den USA die nicht finanzierten Verbindlichkeiten der staatlichen Renten- und Krankenversicherung, die aktuell mit über USD 63 Billionen veranschlagt werden. Diese Summe lässt uns heute bereits erahnen, dass sich in den USA gerade eine ähnliche Krise wie in Europa anbahnt.

Die Zwickmühle der Finanzkriegsführung

Einer der entscheidenden Gründe, warum die Staatschuldenkrise in den USA bisher noch nicht ausgebrochen ist, ist die Tatsache, dass die Nachfrage nach US-Dollars und US-Staatsschulden durch den Status des US-Dollars als Weltreservewährung immer noch aufrecht erhalten wird. Nichtsdestotrotz befindet sich der US-Dollar aktuell in einem schrittweisen Prozess, diesen Status zu verlieren. Der Welthandel zersplittert immer stärker in zunehmend autonome Handelsblöcke, die über Währungs- und Handelsbeziehungen definiert werden. Ein Beispiel hierfür sind die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) gemeinsam mit Südafrika.

Die Nachfrage aus den Schwellenländern, besonders aus China, sorgt für einen stetig zunehmenden Aufwärtsdruck beim Ölpreis. Ein höherer Ölpreis, der sich durch eine Kombination aus schwächerem US-Dollar und erhöhter weltweiter Ölnachfrage begründet, droht, die US-Wirtschaft erneut in die Rezession abrutschen zu lassen. Selbst wenn wir hier die Tatsache einer sich seitwärts bewegenden bzw. sinkenden Versorgung mit hochwertigem Rohöl (Light Sweet Crude) außen vorlassen, deutet der Goldpreisanstieg der vergangenen zehn Jahre in Höhe von über 500% auf bedeutende uns noch bevorstehenden Ölpreisanstiege.

Der Iran – der drittgrößte Ölexporteur der Welt und einer der wichtigsten chinesischen Öllieferanten – befindet sich außerhalb der Kontrolle der USA. Die Iraner weigern sich, ihr Öl auf Dollarbasis zu verkaufen, was einerseits auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass der Umsturz der demokratisch gewählten iranischen Regierung im Jahre 1953 vom US-Auslandsgeheimdienst CIA orchestriert wurde, andererseits aber auch mit der aktuellen US-Politik im Nahen Osten im Zusammenhang steht.

Im März 2012 haben die USA den Iran unilateral aus dem SWIFT-System gedrängt, wodurch das Land im Grunde vom Welthandel abgeschnitten wurde. Es könnte sich für das internationale Klima jedoch als kontraproduktiv herausstellen, dass der Status des US-Dollars als Weltreservewährung derart offen als Machtinstrument eingesetzt wird. Sollte der US-Dollar innerhalb eines kurzen Zeitraums seinen Status als Weltreservewährung verlieren, käme es mit Sicherheit zu einer US-Staatsschuldenkrise und einem katastrophalen Zusammenbruch des US-Dollars, bei dem eine Hyperinflation nicht ausgeschlossen werden könnte.

Und nachdem sich die USA nun dazu entschlossen haben, unilaterale Maßnahmen gegen den Iran einzuleiten, könnten sie dazu gezwungen sein, sich auf extremere Handlungen zurückzuziehen, sollte der Zusammenbruch des US-Dollars als Weltreservewährung einsetzen.

Fakt ist, dass die USA den Ölhandel nicht alleine mithilfe finanzieller Mittel kontrollieren. Die USA verfügen mit Israel über einen engen Verbündeten, halten zurzeit den Irak und Afghanistan besetzt und pflegen überdies enge Beziehungen mit der Türkei, Saudi-Arabien, Kuwait, Katar und anderen Nahostländern. Kurzum: Die USA haben den Iran mit über 40 US-Militärbasen umzingelt.

Ein erfolgreicher Einmarsch in den Iran würde den größten Nicht-US-Dollar-Ölexporteur ausschalten, wodurch der Zusammenbruch des Status des Dollars als Weltreservewährung noch ein wenig hinausgezögert werden könnte. Und obwohl ein Irankrieg zunächst einmal zu einem Anstieg des Ölpreises führen würde, würde die Kontrolle der USA über iranisches Öl langfristig zu einer Erhöhung der für US-Dollar erhältlichen Ölversorgung und somit zu einer Absenkung des Dollar-Ölpreises führen. Überdies würde die Fähigkeit der USA verbessert, den Ölpreis gemäß den Anforderungen der US-Wirtschaft zu kontrollieren.

Würden die USA einen der bedeutendsten Öllieferanten Chinas und Indiens kontrollieren, hätten sie darüber hinaus auch zusätzliche Mittel an der Hand, um den US-Dollar und die US-Schulden zu stützen und die Politik und das Wirtschaftswachstum der zwei größten Länder des Planeten zu beeinflussen. Es könnte aber sein, dass den USA gerade die Zeit für eine Invasion davonläuft. Sollte der Iran schließlich doch an Atomwaffen gelangen, würde das mit einer US-Invasion einhergehende Risiko massiv ansteigen.

Als Alternative zu einer Invasion käme noch ein begrenzter US-Militärschlag in Frage, bei dem es zu chirurgischen Angriffen auf Nuklearanlagen, Kraftwerke und Militäreinrichtungen käme. Durch eine Vernichtung der iranischen Nuklearanlagen und eine Unterdrückung potenzieller Gegenschläge wären die USA vielleicht in der Lage, die Gefahr zu neutralisieren, dass der Iran den Ölhandel unterbricht, indem er die Straße von Hormus unpassierbar macht. Dennoch würde selbst solch eine begrenzte US-Militäraktion eine Dimension erreichen, wie sie seit der Irak-Invasion des Jahres 2003 nicht mehr gesehen worden ist.

Ein begrenzter US-Militäreinsatz könnte dazu führen, dass das iranische Regime geschwächt und die moderate demokratie-freundliche Grüne Bewegung, die in 2009 brutal niedergeschlagen wurde, wiederbelebt wird. Durch einen Regimewechsel könnte es im Iran nach einer von den USA implementierten 26-jährigen Monarchie und einer mehr als drei Jahrzehnten währenden quasi-demokratischen religiösen Oligarchie zur Wiedererrichtung der Demokratie kommen. Wie dem auch sei – es ist unwahrscheinlich, dass ein Regimewechsel dazu führen würde, dass die iranischen Ölverkäufe in US-Dollars abgewickelt werden oder die Herrschaft des US-Dollars als Weltreservewährung ausgebaut wird. Genauso gut könnte ein Präventivschlag der USA auch dazu führen, dass die politische Unterstützung für das gegenwärtige iranische Regime zunimmt.

In Washington D. C. scheint es keinen politischen Willen zu geben, den auf einen Militärkonflikt mit dem Iran hinauslaufenden Kurs, den die US-Regierung eingeschlagen hat, zu ändern – und das trotz der Tatsache, dass ein US-Angriff auf den Iran die antiamerikanische Stimmung in der Region weiter anheizen und die islamistische Dimension des US-geführten Kriegs gegen den Terror weiter verstärken würde. Das Kriegsgetöse in den US-Medien ist laut und deutlich zu vernehmen, und sollte die Geschichte irgendwelche Rückschlüsse zulassen, dann dürften die USA schon bald nach den Präsidentschaftswahlen 2012 die Dämonen des Krieges entfesseln.

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