Zivilisierte Menschen investieren nur in „erfolgreiche Unternehmen“ wie beispielsweise Berkshire Hathaway
Anthony Wile, Daily Bell, 05.05.2012
Charlie Munger von Berkshire Hathaway erklärte am 04.05.2012 in einem CNBC-Exklusiv-Interview: „Zivilisierte Menschen kaufen kein Gold.“ Munger erinnerte die Zuschauer daran, dass Gold nur für eine jüdische Familie sinnvoll ist, die im Wien des Jahres 1939 lebt und es in ihre Kleidung einnäht.
In der alternativen Presse wurde seine Aussage mit zahlreichen Artikeln und Kommentaren bedacht, da sie praktisch der gesamten Entwicklung der vergangenen zehn Jahre entgegensteht.
„Ich glaube, Gold ist eine großartige Sache, um es 1939 in Wien in die Kleidung seiner jüdischen Familie einzunähen, aber zivilisierte Menschen kaufen kein Gold – sie investieren in produktive Unternehmen.“ – Charles Munger, CNBC 04.05.2012
Und während Munger derlei kuriose Kommentare abgibt, wurde gemeldet, dass Berkshire Hathaway seine Gewinne im ersten Quartal 2012 mehr als verdoppelt hat.
Wie Reuters meldete, blieben die von Berkshire Hataway in der Versicherungsbranche gehaltenen Investments „von den durch Naturkatastrophen verursachten Verlusten des Vorjahres verschont.“ Überdies machten sie mit Finanzderivaten in ihrem Portfolio Gewinne, während es bei den Anleihen zu substantiellen Abschreibungen kam.
Man kann sich hier kaum des Gedankens erwehren, dass all die Öffentlichkeitsarbeit zur Vorbereitung des bevorstehenden Treffens der Anteilseigener dient. Dieses Treffen trägt den Titel „Woodstock für Kapitalismus“ und soll in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska abgehalten werden.
Auf dem kommenden Treffen sollen Munger und Buffett dann wieder einmal als große Investoren gefeiert werden. Es werden dann wieder all die ewigwährenden Behauptungen aufgetischt, dass es sich bei Buffett und Munger lediglich um einfache Männer handeln würde, die ein fantastisches Händchen dabei hatten, „großartige Firmen“ ins Portfolio zu nehmen.
Und das sollen wir allen Ernstes glauben? Für all jene, dich sich dafür interessieren, dürfte klar sein, dass speziell Warren Buffett bereits seit Jahren wilde Rundumschläge verteilt. Praktisch jedes Mal, wenn Buffett im Fernsehen auftaucht, fordert er höhere Steuern. Fordert er gerade einmal nicht höhere Steuern, macht er Geschäfte mit Firmen wie Goldman Sachs – und zwar zu Insiderpreisen.
Soweit ich das beurteilen kann, kauft Buffett nicht einfach Aktien, sondern sichert seine Aktieninvestments stets über zusätzliche Vereinbarungen und Anreize ab.
Er nutzt seine Größe und seinen Einfluss, um sich Vorteile zu verschaffen, während er den „Value Investing“-Ansatz postuliert. Und im Hinblick auf Gold und Silber ist er gegenüber der Öffentlichkeit bedauerlicherweise auch nicht ehrlich.
Seit 2001 hat sich der Goldpreis fast verzehnfacht und Silber hat sich ebenfalls ähnlich stark verteuert. Wir haben regelmäßig drauf hingewiesen, dass das kein Hexenwerk, sondern nur logisch ist. Der Wirtschaftszyklus – ein Konzept, das Munger der Öffentlichkeit offenkundig nicht nahebringen will – hatte bereits vor einem Jahrzehnt seinen Umkehrpunkt erreicht.
Für jeden, den es interessierte, war das klar ersichtlich – genauso klar ersichtlich wie der Mechanismus des Wirtschaftszyklus an sich. Die Zentralbanken drucken zu viel Geld und verursachen dadurch die ersten Boomphasen und das darauffolgende Platzen der Blasen. Der letzte Crash, wo die Edelmetalle übernommen hatten, fand in den 70er Jahren statt.
Während der 70er Jahre wurden die Preise für physisches Gold und Silber nach oben geboten. Als die Preise für physisches Gold und Silber schließlich für die meisten Anleger zu hoch waren, bekamen auf einmal die mit Gold und Silber in Zusammenhang stehenden Papierwerte die Auswirkungen des Goldbullen zu spüren.
Eine solche Entwicklung ist natürlich perfekt vorhersagbar, aber nicht etwa, weil Investieren vielleicht eine simple Sache ist oder ohne weiteres kontrolliert werden kann, sondern weil es sich beim Investieren heutzutage um ein künstliches Phänomen handelt, das von den Belebungsmaßnahmen der Zentralbanken abhängig ist.
Wer sich die Mühe macht herauszufinden, wie die Wirtschaft heutzutage funktioniert, gelangt (von außerplanmäßigen Erfolgsfaktoren einmal abgesehen) ganz automatisch zu der Schlussfolgerung, dass man Gold und Silber im Grunde nur halten und warten muss und dann dabei zusehen kann, wie sich der Zyklus unvermeidlich bis zu seinem Ende abspielt.
Und von welchem Ende ist hier die Rede? Nun ja … das dürfte ebenfalls offensichtlich sein. Die Edelmetallminen und die Juniorminen werden am Ende des aktuellen Zyklus gemeinsam mit anderen Arten von Papiergold steigen. Die einzige Frage ist, ob die Machthaber es auch zulassen werden, dass der aktuelle Zyklus bis an sein Ende gelangt.
Es gibt zahlreiche Faktoren, die hier eine Rolle spielen: Das reicht von Krieg bis hin zu einer vollumfänglichen Gold- und Silber-Konfiskation, sollten die Metalle den monetären Status Quo tatsächlich in Gefahr bringen.
Ich gehe davon aus, dass der Weg in Richtung eines Goldpreises von USD 5.000 pro Unze angesichts der Widerstände, die seitens der Machthaber kommen dürften, sehr steinig werden wird. Der Prozess an sich ist jedoch unstrittig und völlig augenfällig, ganz egal, was Leute wie Munger sagen.
Was Munger in seinem Interview eigentlich macht, ist, uns eine Art vorherrschender gesellschaftlicher Auffassung zu übermitteln – eine Art Werbekampagne der Eliten. Wir sollen glauben, dass es sich bei der Preisfestsetzung durch das Zentralbankwesen um einen Teil des „freien Markts“ handelt, den Munger und Buffet nach eigenen Bekundungen ja so gerne haben.
Ich würde begrüßen, wenn die beiden auch genau das tun würden, was sie predigen. Munger und Buffett sollten damit aufhören, die Vorteile von höheren Steuern zu preisen, und dem Thema, wie Geld in der heutigen Zeit geschaffen wird, nicht aus dem Weg gehen.
Sie würden allen ein Gefallen tun, wenn sie erklären würden, wie der Wirtschaftszyklus in Wirklichkeit funktioniert und wie die Menschen vielleicht davon profitieren könnten (mit der entsprechenden Vorsicht versteht sich).
Sie können sich sicher sein, dass Buffett und Munger gemäß ihrer eigenen Einschätzung, wie der Wirtschaftszyklus die Makroökonomie beeinflusst, handeln. Es ist eine Schande, dass sie dieses Wissen nicht mit der Öffentlichkeit teilen, sondern stattdessen Aussagen machen, die nicht gerade als ehrlich bezeichnet werden können.