Joel Skousen, World Affairs Brief, 29.06.2012
Bei den Zuschriften, die ich von Abonnenten und Preppern erhalte, ist der Wirtschaftszusammenbruch Woche für Woche das allesüberragende Thema, und das obwohl ich im World Affairs Brief bereits unzählige Male im Detail auf die Gründe eingegangen bin, warum es in den USA in den nächsten paar Jahren weder eine Hyperinflation noch einen plötzlichen Totalzusammenbruch des US-Dollars geben kann. Fakt ist, dass ein plötzlicher Totalzusammenbruch des US-Dollars schon allein aufgrund der schieren Größe der weltweiten Dollarmenge garnicht möglich ist.
Und dennoch gibt es einen nicht enden wollenden Strom von Vorhersagen, dass ein Totalzusammenbruch unmittelbar bevorsteht. Diese Prognosen stammen von uninformierten wie auch informierten Finanzautoren aus dem konservativen/libertären Lager. Die letztgenannte Gruppe müsste es eigentlich besser wissen, aber sie haben das Ganze schlicht nicht gut genug durchdacht und nutzen den ganzen Hype, um mehr Abonnements und Finanzprodukte zu verkaufen oder sich von ihrer langen Litanei bereits veröffentlichter falscher Zusammenbruchs-Vorhersagen reinzuwaschen.
Pfarrer Lindsey Williams pusht fortwährend das Bankenfeiertags/Untergangs-Szenario und verweist dabei auf seine falschen Insiderquellen. Mein verstorbener Freund Bob Chapman fiel auch auf verschiedene angeblich aus US-Sicherheitskreisen stammende Szenarien herein, wo behauptet wurde, dass die Banken aufgrund eines unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruchs geschlossen würden. Das war im August 2010 – aber selbst nachdem sich diese Entwicklung nicht bewahrheitet hat, hielt Bob an dem Zusammenbruchs-Szenario fest.
Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, warum die US-Notenbank Federal Reserve einen Bankenfeiertag ausrufen sollte, wo die Menschen plötzlich nicht mehr an ihr Geld kommen. Die Wirtschaft würde innerhalb weniger Wochen zusammenbrechen und es würde der Fed angelastet werden. Und solange man über die Mittel verfügt, Geld aus dem Nichts zu schaffen, besteht auch gar kein Grund dafür. Die Leute, die fortwährend derartige Behauptungen aufstellen, haben entweder keine Ahnung, über welche Macht die Fed eigentlich verfügt, oder sind sich über die Pläne der Strippenzieher überhaupt nicht im Klaren.
Die Liste derjenigen, die einen unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch prognostizieren, wird Woche für Woche länger, was aber noch lange nicht heißt, dass die Prognose dadurch richtiger wird. R. G. Allen, Robert Kiyosaki, Gonzalo Lira, Mike Maloney, Mike Dillard (der den Zusammenbruch des Euros bereits seit Jahren vorhersagt und nicht davon ablässt, obwohl er mit seinen Vorhersagen daneben lag) und in jüngerer Zeit die National Inflation Association, Porter Stansberry und Sandy Leeds – alle pushen den unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des US-Dollars.
Und obschon die wirtschaftlichen Fundamentaldaten in der Tat förmlich nach einem Zusammenbruch schreien, haben diese guten Leute keine Ahnung von der Macht der Verschwörung, mit der wir es hier zu tun haben, und über welche Fähigkeiten die Strippenzieher im Hinblick auf die Manipulation der Wirtschaftsdaten verfügen.
Selbst Peter Schiff sagt voraus, dass es bis 2014 zum Kollaps kommt, wie von Beacon Equity Research gemeldet wird. Und der Autor des Artikels, Dominique de Kevelioc de Bailleul, glaubt ebenfalls daran:
„Gold- und Silberinvestoren, die mitverfolgen, wie die Edelmetalle zurzeit im Bereich ihrer Dezembertiefs von USD 1.523,90 pro Unze bzw. USD 26,15 pro Unze gehandelt werden, sollten jetzt ernsthaft darüber nachdenken, Gold und Silber zu kaufen. Der spätestens 2014 einsetzende ´große Neustart` des weltweiten Finanzsystems wird die Edelmetallhalter reichlich belohnen, da sie unter den Investoren als die großen Gewinner dastehen werden [dieser Teil ist richtig, solange man sich das Gold und Silber auch physisch ausliefern lässt], so Peter Schiff.
Schiff, der Chef von Euro Pacific Capital, erklärte: ´Die Vereinigten Staaten haben jede Menge Probleme [richtig].` Und nachdem die Fed ihr drittes quantitatives Lockerungsprogramm (QE3) aufgelegt haben und diese Maßnahme wieder verpufft sein wird, ´werden wir … eine Krise haben. Ich gehe nicht davon aus, dass wir dann noch die Zeit für QE4 oder QE5 haben werden. Ich meine, darauf läuft das Ganze ja letztlich hinaus, denn das ist alles, was mit der quantitativen Lockerung erreicht wird. Mit jedem neuen QE wird die Saat für das nächste QE gelegt [Auch richtig: Durch die Schuldenmonetisierung der Fed wird das Problem nicht gelöst, aber man gewinnt Zeit – und zwar bedeutend mehr Zeit, als die meisten Analysten glauben.].`
Und die weltweiten Gelder, die nach einem sicheren Hafen Ausschau halten, werden eine erneute Wiederholung der Währungsentwertung durch die Schuldenmonetisierung der US-Notenbank nicht akzeptieren [In Wahrheit stehen die Großinvestoren dahinter und feiern das Ganze noch. Alle hoffen auf ein europäisches Rettungspaket, selbst diejenigen, die nicht direkt involviert sind, da dadurch die Chancen erhöht werden, dass das Gesamtsystem weiter gestützt werden kann].
Und da die Politiker aufgrund der Verwerfungen in Europa dazu gezwungen worden sind, harte Entscheidungen zu treffen, hat man sich vorübergehend von der noch schlimmeren Situation, die vom Schuldenberg und den Defiziten in den USA ausgeht, abgewandt, so Schiff [Richtig, aber hier wird auch unterschätzt, dass die US-Notenbank über bedeutend mehr Macht verfügt, zu inflationieren und damit dann auch noch davonzukommen, ohne einen Zusammenbruch zu verursachen.].
´Es wird Nationalismus aufkommen. Die gesünderen Länder werden es als unpassend erachten, ihr hart verdientes Geld zu Rettung ihrer weniger verantwortungsvollen Nachbarn aufzuwenden [Das stimmt nicht. Obschon die Öffentlichkeit tatsächlich zunehmend dazu neigt, nationale Interessen über globale Interessen zu stellen, sind alle Politiker in Machtpositionen mit dem Globalismus verheiratet und werden dabei mitmachen. Kanzlerin Merkel ist das beste Beispiel dafür: Ständig wettert sie gegen die Rettungspakete, stimmt dann aber zu und fordert dabei sogar noch mehr Macht für die EU ein, um mit der Krise fertig zu werden].
Der zeitliche Ablauf von Schiff’s Armageddon-Szenario für den US-Dollar stimmt mit den Vorhersagen der Rohstofflegende Jim Rogers und des ShadowStats-Ökonomen John Williams überein, die beide davon ausgehen, dass 2014 das Jahr sein wird, wo der US-Dollar seine Rolle als Weltreservewährung verlieren wird – was natürlich einen substantiellen Verfall der weltweiten Kaufkraft des Dollars und bedeutend höhere Metallpreise nahelegt [Das zuletzt Gesagte ist größtenteils richtig, aber die Aussage, dass der Status des US-Dollars als Weltreservewährung vernichtet werden wird, ist es nicht, wie ich im Folgenden ausführen werden.].
Diese drei Männer rechnen damit, dass 2014 das Jahr sein wird, wo die US-Wirtschaft auf neue Rekordtiefs einbricht – das Jahr, wo sich die Politiker im Hinblick auf die Einsparvorschläge beim Bundeshaushalt wie auch bei den Landes- und Gemeindehaushalten schließlich dazu gezwungen sehen werden, harte Entscheidungen zu treffen [Es wird überhaupt keine harten Entscheidungen geben. Kein Politiker würde es überleben, die Ausgaben so stark zusammenzustreichen, dass ein ausgeglichener Haushalt dabei herauskommt.].
Laut der Prognose von Jim Rogers wird 2014 auch das Jahr sein, wo es zu massiven Bürgerunruhen kommen wird, ähnlich dem, was sich gerade in Griechenland abspielt [Ja vielleicht – sollten sie die staatlichen Zuwendungen und Subventionszahlungen an die Interessengruppierungen tatsächlich streichen, aber das wird nicht passieren.].“
Bürgerunruhen würden nur dann einsetzen, wenn die Regierung über den Mut verfügen würde, die Ausgaben zu beschneiden – und zwar nicht nur bei der Sozialhilfe und den anderen staatlichen Zuwendungen, sondern auch bei all den anderen Ausgabepositionen, durch die den mit der Regierung kooperierenden Unternehmen und Stiftungen unzählige Millionen zufließen.
Aktuell gibt es allein 45 Millionen Amerikaner, die auf Lebensmittelmarken der US-Regierung angewiesen sind, 25 Millionen Regierungsangestellte und 3 Millionen Militärangestellte (inklusive des zivilen Servicepersonals) – und all diese Leute entscheiden sich an der Wahlurne für den Erhalt des Status Quo.
Und dann gibt es in den USA noch Millionen Liberale, die für ihre Lieblings-Ausgabenprogramme zur Wahlurne gehen: Subventionen für die Kunst, die Unterhaltungsindustrie, die Bildung, Auslandshilfen … Und am Ende müssen sie dafür noch nicht einmal Steuern zahlen, da der überwiegende Teil Defizite sind, die über Schulden finanziert werden.
Niemand aus den vorgenannten Gruppen würde die massiven Ausgabenkürzungen tolerieren, die für die Wiederherstellung der Solvenz des Landes notwendig wären.
Fassen wir noch einmal kurz die Gründe zusammen, warum ein Zusammenbruch, eine Abwertung oder eine Hyperinflaton des Dollars nicht möglich ist und warum der Dollar nicht unmittelbar davor steht, seinen Status als Weltreservewährung zu verlieren, und das die nächsten paar Jahre auch nicht passieren kann :
1. Der Zusammenbruch des US-Dollars: Der Zusammenbruch einer Währung kann nur dann stattfinden, wenn sie innerhalb eines kurzen Zeitraums relativ wertlos wird. Das Einzige, was hierzu führen könnte, ist eine sehr hohe Inflationsrate, was dann entweder in einer Abwertung und/oder der Hyperinflation endet. Nichts von dem stellt für den US-Dollar zurzeit eine Gefahr dar, obwohl die USA eine riesige Schuldenkrise haben.
2. Die Abwertung des US-Dollars: Eine Abwertung findet statt, wenn eine Währung an einen festen Wechselkurs gekoppelt ist. Inflationiert die kleinere Währung beispielsweise schneller als die Währung, an die sie gekoppelt ist, kommt es zu Nachfrageungleichgewichten, die am Ende dazu führen, dass die Währungsbindung nicht mehr aufrechterhalten werden kann und ein neuer Wechselkurs festgelegt wird.
Der US-Dollar ist aber an gar nichts gekoppelt – sondern er ist der Standard. In einem System, wo es keine Währungsbindung gibt, findet somit nur eine informelle Abwertung statt, und das auch erst dann, wenn der Dollar stärker inflationiert als die anderen Währungen. Das passiert jedoch auch nicht, da all die anderen Währungen ungefähr mit derselben Rate inflationieren wie der Dollar.
In Wirklichkeit ist es sogar so, dass die anderen Länder die US-Inflation begrüßen, da es ihnen dadurch erlaubt wird, ihre eigene Währung zu inflationieren, während der Wechselkurs gegenüber dem Dollar aufrechterhalten wird.
3. Eine Hyperinflation in den USA: Zwei Dinge müssen da sein, damit eine Hyperinflation einsetzen kann. Zunächst einmal muss man mit einer relativ kleinen Geldmenge beginnen können, die man danach um ein Vielfaches ausdehnt.
Da der Dollar aber bereits über so lange Zeit hinweg inflationiert und überall in der Welt verteilt wurde, ist die Dollarmenge mittlerweile so groß, dass die Weltreservewährung im Vergleich zu kleineren Währungen garnicht schnell genug inflationiert werden könnte. Selbst wenn die Fed riesige Geldmengen ins System pumpen würde, hätten wir es immer noch nicht mit einer Hyperinflation zu tun. Die Hyperinflation ist auf ein panikartiges Ausgabeverhalten der Öffentlichkeit zurückzuführen, da es zu immer schnelleren Preissteigerungen kommt.
Das Zweite, was man für eine Hyperinflation braucht, ist ein Mechanismus, um diese riesigen Geldmengen auch in die Taschen der Verbraucher zu schleusen, damit sie überhaupt in der Lage sind, mit den Preissteigerungen mitzuhalten. Andernfalls wird die Wirtschaft durch die Inflation sofort abgewürgt.
Die USA haben solch einen Mechanismus aber nicht. Die USA haben Lebensmittelmarken, Arbeitslosengeld- und Rentenzahlungen usw. – doch kommt es bei diesen Zuwendungen zu keinem echten Inflationsausgleich. Ohne die Fähigkeit der Öffentlichkeit, Monat für Monat mehr auszugeben, so wie es 1923 in Deutschland der Fall war, können die Menschen mit einer Hyperinflation schlicht nicht Schritt halten. Die Ausgaben gehen zurück, wodurch die Hyperinflation aussetzt und sich in eine Stagflation verwandelt.
4. Der US-Dollar verliert seinen Status als Weltreservewährung: Dieses Szenario wird in nächster Zeit ebenfalls nicht eintreten, da die Dollarmenge bedeutend größer ist als die Geldmenge anderer Währungen. Wollte man den Dollar beispielsweise durch den Euro ersetzen, müsste dafür ein Vielfaches der aktuell existierenden Euros geschaffen werden, was verheerende inflationäre Auswirkungen hätte. Dasselbe gilt für das Britische Pfund, und dem Chinesischen Yuan würde auch keiner trauen, weil es dort ebenfalls keinerlei Transparenz gibt.
Und was ist mit einem Währungskorb? Bei einem Währungskorb hätten wir dasselbe Problem wie in der Europäischen Union, wo die südlichen Euroländer trotz der strikten Regeln, die die Ausweitung der Geldmenge auf nationaler Ebene einschränken, Mittel und Wege fanden zu tricksen und genau das zu tun. Heutzutage kann sich niemand mehr auf solche freiwilligen Vereinbarungen verlassen.
Wenn es zurzeit eine echte Gefahr gibt, dann geht sie von der riesigen Derivateblase aus, wo es Billionen an Dollars an Kontrakten gibt, ohne dass diese über irgendeine reale Deckung verfügen würden. Bei den großen Papierinvestments werden heutzutage praktisch keinerlei Absicherungsmaßnahmen (beispielsweise mit Kreditausfallversicherungen) mehr vorgenommen, und sollte sich bei den Finanzderivaten eine ausreichend große Krise entwickeln, könnte nur ein geringer Teil der anfallenden Forderungen beglichen werden.
Im Grunde betrifft das aber in weiten Teilen nur den riesigen spekulativen Wirtschaftsbereich – also genau jene Gruppierung, die über die meiste Macht verfügt, um bei ihren Freunden bei der FED an Rettungspakete zu gelangen.
Ich gehe nicht davon aus, dass es dieses Jahr oder bis 2014 zu einem Kollaps kommen wird. Vielmehr rechne ich mit einer weiteren milden inflationären Erholung – also keiner echten Erholung, aber einer, wo die Inflation die deflationären Kräfte letztlich überwinden wird und die Menschen wieder damit beginnen, Ausgaben zu tätigen und einzustellen.
Diese Erholung wird nicht groß ausfallen, aber sie wird die Strippenzieher dabei unterstützen, die Schuldenspirale bis Ende dieses Jahrzehnts auszudehnen, wo dann noch größere Konflikte dabei helfen werden, den Schuldzuweisungen zu entkommen. Man sollte die Macht der Strippenzieher, ausreichend zu inflationieren, um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, und die Inflation zur selben Zeit unter 10% zu halten, nicht unterschätzen.
Dies vorausgeschickt, sei hier noch angemerkt, dass wir es mit echten Verschwörungen zu tun haben und die Strippenzieher natürlich ohne Weiteres in der Lage sind, den Stecker zu ziehen und die Wirtschaft zu Boden krachen zu lassen.
Alles, was sie dafür tun müssten, ist ihre Marktinterventionen im riesigen Derivatemarkt auszusetzen. Diese Interventionen zielen darauf ab, einen Ausfall bei den Vertragsparteien zu verhindern. Die Derivateblase ist das mit Abstand größte Schneeballsystem aller Zeiten: Billionen US-Dollars an Zahlungsversprechen, ohne dass diesen Zusagen irgendein Gut zugrunde läge.
Fakt ist, dass dieses ganze Derivate-Schlamassel seit dem Zusammenbruch von AIG in 2008 fortwährend zu kollabieren droht – und trotzdem sorgen die Finanz-Strippenzieher nach wie vor dafür, dass es bei den Kontrakten keine Kontrahentenausfälle gibt. Die Regeln werden fortwährend geändert, und sie kontrollieren die Schaltstellen, die diese Regeländerungen für illegal befinden könnten. Ich gehe davon aus, dass dieses Spiel noch ein paar Jahre aufrechterhalten werden kann.
Das soll nun nicht heißen, dass man sich nicht auf eine große globale Katastrophe vorbereiten sollte, ich glaube nur nicht, dass sie unmittelbar bevorsteht und allein finanzieller Natur sein wird. Ich gehe davon aus, dass es Krieg sein wird, der den weltweiten Wirtschaften letztlich den Garaus machen wird, und das liegt noch mindestens zehn Jahre in der Zukunft.