Das Bankensystem der westlichen Welt hat nichts mit Marktwirtschaft zu tun. Es ist ein räuberischer Mechanismus, um die Bevölkerung um ihr hart erarbeitetes Geld zu bringen

Ron Paul, 09.07.2012

Vergangene Woche hielt der von mir geleitete Unterausschuss eine Anhörung zum Mindestreserve-Bankensystem und zu der durch den staatlichen Einlagensicherungsfonds verursachten Verantwortungslosigkeit im Bankenwesen ab.

Das Mindestreserve-Bankensystem ist eine Praxis, bei der die Banken die Gelder ihrer Kunden als Guthaben ausweisen, in Wirklichkeit jedoch nur einen kleinen Teil dieser Einlagen als Reserve vorhalten. In Wirklichkeit sind fast 100% dieser Kundengelder weiterverliehen worden, und dennoch leben die Bankkunden in dem Glauben, dass sie ihr Geld jederzeit in voller Höhe abheben können.

Die verliehenen Gelder werden dann auf andere Konten eingezahlt und von dort aus erneut weiterverliehen – das wird bis zur Grenze, also den vorgeschriebenen Eigenkapitalanforderungen der Banken, ausgereizt, wodurch der Geldvermehrungseffekt zusätzlich noch verstärkt wird.

Der Mathematiker und Volkswirtschaftler Murray Rothbard erklärte dazu:

„Die Mindestreserve-Banken … schaffen Geld aus dem Nichts. Im Grunde tun sie dies auf dieselbe Art wie Geldfälscher. Auch Geldfälscher schaffen Geld aus dem Nichts, indem sie etwas drucken, das dann Geld oder ein Einlöseversprechen darstellen soll. So entziehen sie der Öffentlichkeit auf betrügerische Art Ressourcen – also den Menschen, die ihr Geld ehrlich verdient haben. Und auf genau dieselbe Art fälschen auch die Mindestreserve-Banken die Einlöseversprechen für Geld, die sie dann in der Öffentlichkeit als Geld in Umlauf bringen. Diese Entsprechung hat jedoch eine Ausnahme: Die staatlichen Gesetze versagen dabei, diese Einlöseversprechen als Fälschungen zu erkennen.“

Und während die Mainstream-Ökonomen diesen „Geld-Multiplikator“ praktisch als wundersamen Prozess feiern, der zu einer robusten Wirtschaft führt, wird es den Banken durch die niedrigen Eigenkapitalanforderungen in Wirklichkeit erlaubt, Billionen an Dollars aus dem Nichts zu schaffen – ein Prozess, der das Produktionsgefüge der Wirtschaft stört und den Wirtschaftszyklus in Gang setzt.

Ist die Boomphase des Boom-Bust-Wirtschaftszyklus erst einmal an ihr Ende gelangt, setzt das Platzen der Blase ein, was zur Folge hat, dass einige Menschen versuchen, Bargeld zu halten. Diese Menschen heben dann Geld von ihren Konten ab, um die Geldscheine physisch in ihren Händen zu halten.

Das Problem ist nur, dass die Bankeinlagen zum überwiegenden Teil aus Schulden bestehen, die in Form einer umgekehrten Pyramide auf einem kleinen Betrag ursprünglicher Bankeinlagen thronen. Mit jedem Dollar an Bargeld, der bei einer Bank abgehoben wird, geht auch der Faktor des „Geld-Multiplikators“ zurück, was zu einer Kreditkontraktion führt.

Und wenn die Bankkunden auf einmal en masse versuchen, mehr Gelder abzuheben, als an Geldreserven tatsächlich vorgehalten wird, bricht das gesamte Kartenhaus in sich zusammen. Das ist die sehr reale Gefahr, mit der gegenwärtig einige europäische Banken zu kämpfen haben.

Und da die Menge der bei den Banken gehaltenen Einlagen stets den Betrag der Geldreserven übersteigt, ist es völlig offenkundig, dass die Mindestreserve-Banken überhaupt nicht in der Lage sein können, all ihren Kunden auf Verlangen ihr Geld auszuzahlen. Funktional sind diese Banken im Grunde also allesamt insolvent.

Und obschon die Wahrscheinlichkeit, dass alle Bankkunden gleichzeitig auf den Gedanken verfallen, ihr Geld abzuheben, relativ gering ist, kommt es von Zeit zu Zeit dennoch zu Bank-Runs. Der einzige Grund, warum die Banken in der Lage sind, ein solches Ereignis zu überleben, ist, weil sie sich dann auf die staatliche Subvention namens Einlagensicherfonds verlassen können.

Der Einlagensicherungsfonds war dazu gedacht, die Stabilität des Bankensystems zu erhöhen und Bank-Runs zu verhindern. Und obwohl der Einlagensicherungsfonds tatsächlich zu einer Verringerung der Zahl und der Schwere der Bank-Runs geführt haben dürfte, handelt es sich bei diesem Fonds nichtsdestotrotz um eine staatliche Rettungsgarantie.

Diese Rettungsgarantie ermutigt die Banken zu verantwortungslosem Handeln. Sie werden dazu ermutigt, die Einlagen ihrer Kunden in völlig unsolide Finanzinstitutionen zu stecken, was zur Instabilität des gesamten Finanzsystems beiträgt.

Die Lösung, um dieses Problem der Instabilität des Finanzsystems zu beseitigen, besteht in der Schaffung eines wirklich marktwirtschaftlichen Bankensystems. Banken dürfen nicht mehr länger von der Regierung gestützt werden, wenn sie in die Pleite abrutschen.

Banken unterscheiden sich nicht von anderen Firmen – auch sie sollten mit dem Schreckgespenst, dem Regulativ namens freier Markt konfrontiert werden. Die Banken mit soliden Geschäftspraktiken, die entsprechend hohe Reserven vorhalten, gewinnen das Vertrauen ihrer Kunden und werden überleben, während es andere halt nicht schaffen.

Das Bankenwesen geht – genauso wie jede andere Aktivität im Finanzwesen – mit Risiken einher, und die Regierung sollte endlich mit dem affigen und nutzlosen Versuch aufhören, diese Risiken auszumerzen. Die Regierung sollte dem Markt nicht im Wege stehen und es ihm erlauben zu funktionieren. Das führt nämlich zu einem stabileren System, das die Bedürfnisse der Verbraucher, Kreditnehmer und Investoren tatsächlich auch befriedigt.

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