The New American, Alex Newman, 22.07.2012

Der Internationale Währungsfonds zieht wieder einmal Kritik auf sich. Dieses Mal stammt sie von einem leitenden Mitarbeiter, der vergangenen Monat zurücktrat. Er sagte, dass er sich „schämen“ würde, überhaupt mit der Organisation in Verbindung gebracht zu werden, und kritisierte den IWF öffentlich wegen seiner „Inkompetenz“, seiner Auswahl vorbelasteter Führungsfiguren und der Unterdrückung von Informationen.

Nachdem der IWF-Ökonom Peter Doyle rund 20 Jahre im IWF – auch als Leiter der Europaabteilung und angesehener Berater – tätig gewesen ist, verließ er die Organisation und erklärte, dass sich zahlreiche Probleme „immer weiter verstärken“ würden.

„Nach 20 Jahren des Dienstes schäme ich mich dafür, überhaupt irgendetwas mit dem Fonds zu tun gehabt zu haben“, so Doyle in einem Brief, wo er noch hinzufügte, dass er sich gewünscht hätte, damals schon gewusst zu haben, was er heute weiß. „Es gibt gute Leute hier, die stocksauer sind. Ich gehe – aber vielleicht sollten Sie sich darum bemühen, nicht auch noch die anderen zu verlieren.“

In seinem wütenden Brief an die Geschäftsführung des IWF vom 18.06.2012 gab Doyle formell bekannt, dass er den IWF verlässt. In dem Schreiben machte er die Organisation für eine ganze Reihe von Fehlern verantwortlich, die nach seinem Dafürhalten nur noch schlimmer würden.

„Das ist nicht nur aufgrund von Inkompetenz … Es ist, weil die substantiellen Schwierigkeiten dieser Krise, genauso wie es auch bei anderen Krisen der Fall war, lange im Voraus identifiziert, dann aber unterdrückt worden sind.“

Laut Doyle hätte der IWF rechtzeitig eindringliche Warnungen über die sich anbahnenden Krise veröffentlichen müssen – eine Krise, von der man wusste, dass sie kommen würde. „Das Versagen des Fonds, sie [die Warnungen] zu veröffentlichen, ist ein Versagen erster Ordnung“, so Doyle in seinem Brief, der zuerst CNN in die Hände geriet und dann von den weltweiten Medien verbreitet wurde.

Aufgrund dieses Versagens und der Unterdrückung von Informationen, so Doyle weiter, würde die Welt nun einen heftigen Preis zahlen:

„Zu den Folgen gehört viel Leid (und das Risiko einer noch schlimmeren Entwicklung), auch für Griechenland, und dass die zweite Weltreservewährung [der Euro] nun am Rande des Abgrunds steht und der Fonds der Entwicklung die letzten zwei Jahre hinterherlief und bei den verzweifelten Versuchen, … [den Euro] zu retten, eine reaktionäre Rolle spielte.“

Diese Faktoren hätten zu atemberaubenden Fehlern geführt. Hierzu gehört auch etwas, das Doyle als „europäische Voreingenommenheit“ bezeichnet. Doyle wies in seinem Brief darauf hin, dass sich die Probleme „immer weiter verschlimmern, ungeachtet der Initiativen, mit denen sie angeblich angegangen werden sollen.“

„Diese Tatsache wird am deutlichsten, wenn man sich die Ernennungen der IWF-Geschäftsführer im letzten Jahrzehnt anschaut, die allesamt völlig offenkundig eine Katastrophe gewesen sind. Selbst die aktuelle Geschäftsführerin [Christine Lagarde] ist befleckt, da weder ihr Geschlecht noch ihre Integrität oder ihr Elan die grundlegende Illegitimität des Auswahlprozesses wettmachen können.“

Die drei letzten IWF-Chefs vor Lagarde sind allesamt vor dem Ende ihrer regulären Amtszeit zurückgetreten. Der jüngste Rücktritt war der von Dominique Strauss-Kahn, den man aufgrund von Vergewaltigungsvorwürfen verhaftet hatte. Aber auch ohne diese Skandale waren die globale Institution und ihre Ziele bereits massiver Kritik ausgesetzt. Und selbst Lagarde ist mittlerweile schon in die Kritik geraten.

Doyles harsche Kritik am IWF – einer hochumstrittenen Institution, die darauf aus ist, sich selbst in eine Art von planetarer Zentralbank zu verwandeln – hat bei den weltweiten Medien für Wirbel gesorgt. Zahlreiche weltweite Medien haben über seinen beißenden Rücktrittsbrief berichtet.

Einige Analysten erklären sogar, dass diese Geschichte Teil eines weitreichenderen Trends ist, der sich gegenwärtig in den Sphären der Hochfinanz und Weltregierungsorganisationen beobachten lässt.

„Überall springen die Ratten nun wütend von der Titanic“, so der Finanzblog ZeroHedge bezüglich Doyles Kritik. „… der mit Skandalen überfrachtete IWF … ist in der internationalen Gemeinschaft zu einer Lachnummer verkommen.“ ZeroHedge weist darauf hin, dass die Titanic nun rasch sinken würde: „Hier braut sich ein Skandal zusammen, der die Glaubwürdigkeit des IWF als internationale Organisation im Kern erschüttern könnte.“

Der IWF-Sprecher William Murray erklärte, dass ein Großteil der Kritik von Doyle bereits vor der Veröffentlichung seines Briefs öffentlich bekannt gewesen sei. Er bestritt jedoch, dass sich der IWF darum bemüht hätte, Informationen zu unterdrücken …

Und während der Internationale Währungsfonds versucht, sich immer mehr Macht anzueignen, um die Weltwirtschaft zu kontrollieren, und sogar darauf hofft, ein neues globales Währungssystem zu schaffen, behaupten die Kritiker der Organisation, dass der Fonds vollständig aufgelöst oder zumindest von Grund auf reformiert werden müsste. Angesichts der völlig überschuldeten weltweiten Regierungen, die zurzeit um Rettungspakete bitten, um sich über Wasser halten zu können, ist die Wahrscheinlichkeit, dem Fonds in nächster Zeit Einhalt zu gebieten, jedoch sehr gering.

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