Zwölf Hinweise, dass Spanien gerade in die Wirtschaftsdepression abtaucht
Michael Snyder, The Economic Collapse, 24.12.2012
Na, woher kennen wir das bereits? Die Anleiherenditen schießen über die gefährliche Marke von 7%. Der Aktienmarkt bricht auf neue Tiefststände ein. Die Industrieaktivität kracht zu Boden und die Wirtschaft schrumpft. Die Arbeitslosigkeit explodiert auf über 20%. Die gigantische Immobilienblase platzt, während das Bankensystem vor dem Abgrund steht.
Die Lokalregierungen sind pleite und bitten die insolvente Zentralregierung um Rettungsgelder. Die internationale Gemeinschaft macht Druck und fordert die Implementierung weiterer Austeritätsmaßnahmen, die die Wirtschaft nur noch weiter schwächen und Horden gewaltsamer Demonstranten auf die Straße treiben werden.
Ja genau – all das, was sich heute in Spanien beobachten lässt, geschah bereits in Griechenland, und letztlich wird es auch in den USA zu derselben Entwicklung kommen. Irgendwann platzt jede Blase, und Spanien hat zurzeit mit unglaublichen wirtschaftlichen Leiden zu kämpfen, die nur die allerwenigsten Menschen haben kommen sehen.
Die spanische Rezession verwandelt sich gerade in Höchstgeschwindigkeit in eine vollumfängliche Wirtschaftsdepression, und zum jetzigen Zeitpunkt besteht keinerlei Hoffnung darauf, dass sich die Lage in absehbarer Zeit wieder bessern wird.
Die spanische Wirtschaft ist aber bedeutend größer als die Griechenlands. Laut den Vereinten Nationen liegt die griechische Wirtschaft weltweit auf Rang 32. Die spanische Wirtschaft hingegen ist die viertgrößte der Eurozone und die zwölftgrößte der Welt. Sie ist praktisch fünf Mal so groß wie die griechische Wirtschaft.
Die weltweiten Finanzmärkte befinden sich zurzeit in absoluter Anspannung, da, sollte die spanische Regierung am Ende um ein groß angelegtes staatliches Rettungspaket bitten, dies für die Eurozone das Aus bedeuten könnte. Es gibt schlicht nicht genug Geld, um Spanien dieselben Hilfsmaßnahmen zukommen zu lassen wie Griechenland.
Die politischen Vertreter Europas versuchen zurzeit natürlich ihr Bestes, die Eurozone vor dem Untergang zu bewahren, aber sie mit ihren Versuchen, ein Abgleiten dieser Länder in die Wirtschaftsdepression zu verhindern, bisher komplett gescheitert.
Ich habe erst vor kurzem darüber geschrieben, dass sich Griechenland bereits seit geraumer Zeit in einer schweren Wirtschaftsdepression befindet. Ich warnte davor, dass sich auch Spanien, Italien, Portugal und eine Reihe weiterer europäischer Länder auf demselben Kurs befinden.
In Spanien können wir uns nun buchstäblich eine Wiederholung der Ereignisse anschauen, die sich bereits in Griechenland abgespielt haben. Bedauerlicherweise dürfte das weltweite Finanzsystem jedoch nicht in der Lage sein, den vollständigen Zusammenbruch der spanischen Wirtschaft einfach so wegzustecken.
Im Folgenden finden Sie zwölf Hinweise darauf, dass Spanien gegenwärtig in eine Wirtschaftsdepression abtaucht:
1. Der spanische Aktienleitindex IBEX fiel am Montag zwischenzeitlich auf 5.905 Punkte, was fast einem 10-Jahrestief entspricht. Als der IBEX die Marke von 5.905 Punkten erreichte, hatte er in nur zwei Handelstagen 12% eingebüßt. Würde sich in den Vereinigten Staaten dasselbe abspielen, hieße dies, dass der Dow Jones innerhalb von 48 Stunden um 1.500 Punkte einbrechen würde.
2. Der spanische Aktienmarkt ist dieses Jahr bereits über 25% gefallen. In 2008 lag der IBEX 35 noch bei über 15.000 Punkten. Heute liegt er knapp über der Marke von 6.000 Punkten.
3. Spanien hat für drei Monate alle Arten von Leerverkäufen verboten.
4. Die Rendite für 10-jährige spanische Staatsanleihen liegt weit über der gefährlichen Marke von 7%.
5. Dank der Probleme in Spanien notiert der Euro zusehends schwächer. Am Montag fiel der Euro gegenüber dem US-Dollar auf ein neues 2-Jahrestief und gegenüber dem Yen sogar auf ein neues 12-Jahrestief.
6. Während des ersten Quartals 2012 ging die spanische Wirtschaft um 0,3% zurück. Im zweiten Quartal 2012 lag der Rückgang der spanischen Wirtschaft bei 0,4%.
7. Die spanischen Lokalregierungen sind pleite und müssen von der spanischen Regierung gerettet werden. Das Folgende stammt aus einem kürzlich veröffentlichten CNBC-Artikel:
„Madrids Sorgen werden noch dadurch verstärkt, dass laut Medienberichten nun auch noch ein halbes Dutzend der 17 Regionalregierungen mit einer inoffiziellen Finanzierungskrise zu kämpfen hat und sie es Valencia gleichtun könnten, das bei der Zentralregierung bereits um Hilfe gebeten hat.“
8. Der Prozentsatz fauler Kredite in den Büchern spanischer Banken ist auf ein 18-Jahreshoch geklettert. Die politischen Vertreter Europas haben zugesichert, den in Schwierigkeiten befindlichen spanischen Banken mit einem Rettungspaket in Höhe von EUR 100 Milliarden zu helfen, doch die meisten Analysten sind sich einig, dass diese EUR 100 Milliarden nicht einmal im Ansatz ausreichen werden.
9. Die Leistung der spanischen Industrie ist im Mai dieses Jahres bereits den neunten Monat in Folge zurückgegangen.
10. Die Arbeitslosenrate Spaniens liegt gegenwärtig bei atemberaubenden 24,6%. Die Arbeitslosenrate Spaniens ist heute bereits höher als die der Vereinigten Staaten auf dem Höhepunkt der Großen Depression in den 30er Jahren.
11. Die spanische Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 52%.
12. Die spanische Regierung hat angekündigt, dass sie eine ganze Reihe von Steuererhöhungen und Ausgabeneinsparungen vornehmen will, was zu einer weiteren Abschwächung der spanischen Wirtschaft führen wird. Die Menschen gehen auf die Straße, um gegen die Austeritätsmaßnahmen zu protestieren. Vergangene Woche sind alleine in Madrid 100.000 Demonstranten auf die Straße gegangen.
Und bedauerlicherweise ist das für Spanien erst der Anfang seines wirtschaftlichen Albtraums.
Sollte die Rendite für 10-jährige spanische Staatsanleihen weiterhin über der Marke von 7% verharren, wäre dies ein sehr schlechtes Zeichen. Laut dem Wall Street Journal ist die Marke von 7% für das Vertrauen der Investoren von entscheidender Bedeutung:
„´Der Anstieg der 10-jährigen Rendite weit über die Marke von 7% erinnert doch stark an die Ereignisse in Griechenland im April 2010, in Irland im Oktober 2010 und in Portugal im Februar 2011`, so ein Analyst der Bank of New York Mellon. ´In all diesen Fällen hatte ein deutlicher Sprung über 7% den Beginn des Zusammenbruchs des Investorenvertrauens signalisiert, der in jedem dieser Fälle innerhalb von Wochen zu einem Rettungspaket führte.`“
Man sollte die Renditen Spaniens in den kommenden Wochen also genau im Auge behalten …
Europa macht gegenwärtig eine albtraumhafte wirtschaftliche Phase durch.
Am Sonntag erklärte der griechische Premierminister Antonis Samaras der US-Außenministerin Hillary Clinton, dass sich Griechenland bereits in der „Großen Depression“ befindet.
Genau wie in Spanien liegt die auch die griechische Arbeitslosenrate über 20% und die Jugendarbeitslosigkeit bei über 50%. Der einzige Grund, warum das Finanzsystem Griechenlands noch nicht vollständig kollabierte, ist, weil das Land Auslandshilfen erhält. Doch nun mehren sich die Hinweise darauf, dass diese Hilfszahlungen schon bald Geschichte sein könnten.
Gegenwärtig gibt es anhaltende Gerüchte darüber, dass der Internationale Währungsfonds seine Hilfszahlungen an Griechenland aussetzen wird, bis Griechenland seine Hausaufgaben gemacht hat. Unterdessen wird das Leid in Griechenland immer schlimmer.
Bedauerlicherweise zollen die meisten Amerikaner den aktuellen Ereignissen in Spanien und Griechenland keine Aufmerksamkeit. Die meisten US-Bürger sind der Meinung, dass die USA immer „die größte Wirtschaft auf dem Planeten“ sein werden und wirtschaftliches Wohlergehen eine Selbstverständlichkeit darstellt.
Die Wahrheit ist aber, dass die Vereinigten Staaten bereits heute eine höhere Pro-Kopf-Staatsverschuldung aufweisen als Griechenland oder Spanien. Und genauso wie Griechenland und Spanien befinden sich auch die USA auf dem Weg in den wirtschaftlichen Abgrund. In den USA wird sich noch früh genug eine depressionsartige Wirtschafssituation einstellen.
Sie sollten die guten Zeiten daher besser genießen, solange sie noch da sind. Am Horizont braut sich jede Menge Ärger zusammen.