Robert Fitzwilson, King World News, 08.08.2012

Der große Investor Art Cashin sagte einst, dass ihm als junger Mann geraten wurde, „nicht so für das Ende der Welt zu planen, als wäre es ein einmaliges Ereignis“. Und während wir versuchen, unsere Investmentzukunft zu erahnen, ist es hilfreich, diesen weisen Rat im Hinterkopf zu behalten.

Als meine Karriere Anfang der 70er Jahre begann, bestand mein einziges Ziel darin, meinen Abschluss an einer ganz bestimmten Wirtschaftsfakultät zu machen. Es war die Krönung meines jungen Lebens. Als ich 1973 meinen Abschluss in der Tasche hatte, fing ich bei einer Investmentfirma an und war versessen darauf, das Geschäft zu lernen.

Leider landete ich mitten in einem der schlimmsten Bärenmärkte der Geschichte. Die Lage war so schlecht, dass wir uns gezwungen sahen, uns in die Bibliotheken zurückzuziehen, um Bücher darüber zu lesen, wie man richtig investiert.

Die Antwort war aber ziemlich simpel. Alles ging den Bach runter, ganz egal, welche Theorie man auch einsetzte. Der Dow Jones hatte im Januar 1973 mit 1.067 Punkten sein Hoch ausgebildet und stürzte danach in die Tiefe, wo er Ende 1974 bei 570 Punkten zum Halten kam. Logisch, dass mein Ehrgeiz und meine Lust am Handel massiv darunter gelitten hatten.

Für mich war es einfach nur grausam, dass ich das krönende Ziel meines jungen Lebens erreicht hatte, nur um dann festzustellen zu müssen, dass das Ende der Welt da ist. Es war die Zeit der langen Schlangen an den Tankstellen. Wenn man Benzin wollte, musste man einen Freund kennen, der einen Freund kennt. Und dann musste man irgendwie in die Schlange kommen, ohne dass es jemand mitbekam.

Wie sich herausstellte, endete die Welt aber nicht, sondern es kam stattdessen zu einer enormen Rally, bei der all die während des Bärenmarkts 1973 und 1974 gemachten Verluste wieder wettgemacht wurden – und das trotz all des Pessimismus, der das Land und die Finanzmärkte zu jener Zeit beherrschte.

Nachdem der Dow Jones ein neues Hoch ausgebildet hatte, brach er Anfang 1976 abermals ein und sank bis Anfang 1978 auf rund 700 Punkte ab. Es war eine weitere Offenbarung. Jetzt würde die Welt auf alle Fälle enden – man hatte das Ereignis lediglich ein paar Jahre hinausgezögert. Aber wie wir heute wissen, war dem nicht so.

Der Punkt, auf den ich hinaus will und auf den Art Cashin ebenfalls hingewiesen hat, ist, dass die Welt nie enden wird. Was in Wirklichkeit geschieht, ist, dass es zu einem enormen Vermögenstransfer kommt, und zwar von denen, die in Panik verfallen und mutlos agieren, in Richtung all jener, die mit Hingabe und der Erfahrung der Vergangenheit nach vorne treten.

Während solcher Trendwenden werden enorme Vermögen verloren und gemacht. Während meiner gesamten Karriere habe ich zahlreiche dieser „Ende der Welt“-Momente erlebt. Eingetreten ist es nie. Das Smart Money schnappt sich einfach das, was alle anderen närrischerweise abstoßen.

Es ist weithin bekannt, dass ordnungsgemäß funktionierende Märkte bevorstehende Veränderungen antizipieren. Was wir letzte Woche gesehen haben, ist, dass der Markt uns eine Botschaft sendet. Und die Botschaft lautet, dass Veränderungen in der Luft liegen – positive Veränderungen.

Es gibt nach wie vor massive strukturelle, ökonomische und politische Probleme, darüber sind wir uns alle im Klaren. Es könnte jedoch sein, dass die Märkte uns gerade sagen, dass die Zukunft einen Reform-, Heilungs- und Erneuerungsprozess für uns bereithält.

Sieht man einmal von der sich anbahnenden Ressourcenverknappung ab, sind praktisch alle anderen Probleme nicht in der physischen Welt beheimatet. Die enorme Gelddruckerei, die nichtfinanzierten staatlichen Verbindlichkeiten, das kaputte Bildungssystem – das sind alles Probleme, die von Menschenhand geschaffen worden sind. Und da diese Probleme letztlich nur auf unglückliche Meinungsbilder zurückzuführen sind, verfügen die Menschen über Möglichkeiten, diese Dinge wieder geradezubiegen. Das könnte die Botschaft sein, auf die uns die Märkte hinweisen wollen.

Wenn dem so sein sollte, ist es durchaus möglich, dass wir einen bedeutend höheren Aktienmarkt sehen werden. Während sich die Aktien relativ gut halten konnten, befinden sich die Umsatzschätzungen und die Kurs-Umsatz-Verhältnisse im historischen Vergleich im grünen Bereich. In beiden Bereichen gibt es immer noch Raum für Zuwächse, was wesentlich höhere Aktienpreise bedeuten würde.

Der Schuldenmarkt ist problematisch. Die Zinsen müssten normalerweise bedeutend höher liegen, als es zurzeit der Fall ist, aber sie können nicht auf Spitzenniveaus angehoben werden, ohne dass in den Staatshaushalten das Chaos ausbricht. Daher wird man selbst im Falle wirtschaftlicher und politischer Fortschritte Zinsanstiege erst dann zulassen, wenn die Staatshaushalte wieder auf festen Füßen stehen.

Rohstoffe sind ein anderes Thema. Wir gehen davon aus, dass wir uns gegenwärtig einer bedeutenden Transformationsperiode annähern, die das Ende billiger und in Hülle und Fülle vorhandener Ressourcen markieren wird – zumindest für die heute lebenden Generationen. Das weltweite Bevölkerungswachstum der vergangenen 200 Jahre erreicht gerade ein kritisches Niveau, während die Ressourcen immer stärker aufgebraucht werden und ihre Produktion zunehmend teurer wird.

Die Preise für wichtige Industrierohstoffe wie Öl, Kupfer und Eisen werden steigen. Es bedarf lediglich einfacher mathematischer Rechnungen, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass sich diese Rohstoffe in den kommenden 10 bis 15 Jahren um ein Vielfaches verteuern werden.

Das Entscheidende ist, dass man von der Heilung der Weltwirtschaft profitiert, indem man in Technologie, Energie, Nahrungsmittel und Rohstoffe investiert. Es steht außer Frage, dass wir künftig noch enorme Gelddruckmaßnahmen und Währungsvernichtung sehen werden. Aus diesem Grund, sollte der Teil des Vermögens, den man nicht in Aktien angelegt hat, auch in Edelmetalle investiert werden.

Festverzinsliche Vermögenswerte sind zu meiden. Die Realzinsen sind negativ und die meisten festverzinslichen Vermögensanlagen werden sich für die Zukunft der Anleger und ihre Renten als Gift herausstellen. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wir aus dem Gröbsten noch lange nicht heraus sind, dennoch sollte man die Ohren aufsperren und zuhören, was die Märkte zu sagen haben.

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