Goldsilverworld.com, 14.10.2012

Die Menschen neigen dazu, schnell zu vergessen und aus der Geschichte nichts zu lernen. George Bernard Shaw sagte einmal: „Was wir aus der Geschichte lernen, ist, dass die Menschen aus der Geschichte nicht lernen.“ Es ist sinnvoll, sich der Vergangenheit zuzuwenden, um das zu lernen, was andere vor uns – oftmals auf die harte Tour – schon gelernt haben.

Was die Rolle von Gold in unserem Geldsystem anbelangt, stammen die jüngsten Lektionen und Einsichten aus der Phase des „Bretton Woods Systems“. Wenn man mal davon absieht, dass es sich bei Bretton Woods um ein nettes Ferienresort in den Bergen handelt, dann steht der Name für die Vereinbarungen, mit denen im Jahre 1944 ein neues globales Geldsystem aus der Taufe gehoben wurde.

Scott Minerd, der Investmentchef von Guggenheim Partners, veröffentlichte vor wenigen Tagen ein kurzes aber sehr eindrucksvolles Papier, das eine ganze Reihe interessanter Einsichten zur Geldgeschichte bereithält. Die darin enthaltenen Lektionen sollten von uns allen – auch von unseren wirtschaftlichen und politischen Führern – verinnerlicht werden. Scott Minerd schreibt:

„Der frühe Erfolg von Bretton Woods – der auf schwachen Währungen beruht, um die Exporte anzuheizen – ähnelt auf überraschende Weise den geldpolitischen Strategien, die heutzutage von den weltweiten Zentralbanken ergriffen werden. Einige haben die aktuellen Strategien an den Devisenmärkten auch als Bretton Woods II bezeichnet.

Und obwohl es nicht offiziell bestätigt wird, haben die Zentralbanken ihre Währungen technisch gesehen wieder einmal an den Dollar gekoppelt. Und da die USA ihre Geldbasis zurzeit mittels der quantitativen Lockerung (QE) ausweiten, bleibt den anderen Ländern kaum etwas anderes übrig, als sich diesem Abwärtswettlauf anzuschließen. Diese Situation ist heute genauso wenig tragfähig wie in den 60er Jahren.

Gold war ein wichtiger Bestandteil des Bretton Wood Systems. Als monetärer Anker verlieh Gold dem Dollar seine Stabilität als globale Reservewährung. Mit dem Niedergang der Gold-Konvertierbarkeit unter Bretton Woods ging auch die weltweite Preisstabilität zu Bruch. Und nachdem Gold 1971 von seinem offiziellen Preis von USD 35 pro Unze abgekoppelt wurde, stieg es in den darauffolgenden zehn Jahren um über 2.000%. Investoren gehen immer dann in Gold, wenn die Währungen nicht mehr länger als gute Wertspeicher fungieren.“

Die Rolle von Gold bei der Schaffung von Geldwertstabilität

Wie aus dem oben stehenden Zitat hervorgeht, hat Gold unter Beweis gestellt, dass es über die Fähigkeit verfügt, dem Geldsystem Stabilität zu verleihen – eine der entscheidenden Voraussetzungen für ein solides Finanzumfeld und eine ausgeglichene Wirtschaft. Gold ist einfach gesagt eine andere Art von Währung.

Der Edelmetallexperte Nick Barisheff von der Bullion Management Group erklärte jüngst gegenüber GoldSilverWorlds, dass, schaut man sich die Geschichte der Währungen an, es nicht ein einziges Beispiel gebe, wo eine Fiatwährung nicht durch eine Hyperinflation oder einen vollständigen Währungskollaps zugrunde gegangen wäre. Heutzutage ist das gesamte weltweite Fiatwährungssystem auf die eine oder andere Art an die Weltreservewährung gekoppelt. Barisheff geht davon aus, dass sich die Geschichte schon bald wiederholen wird, da wir uns seines Erachtens zurzeit immer stärker einer Art von Endspiel annähern.

Aus dem Vorgenannten geht hervor, dass die „Golddeckungsrate“ der Zentralbanken ein verlässlicher Gradmesser ist, um sich einen Eindruck von der Stabilität des Geldsystems zu verschaffen. Bei der Golddeckungsrate werden die in der Bilanz einer Zentralbank aufgeführten Goldreserven (zum Kassapreis) der Gesamtgeldversorgung der jeweiligen Währung gegenübergestellt.

Anhand der unten stehenden Grafik lässt sich unschwer erkennen, dass wir uns gegenwärtig wirklich in einer außergewöhnlichen Phase befinden, da die Golddeckungsrate aktuell außerordentlich niedrig ist. Das letzte Mal, als eine solch niedrige Deckungsrate beobachtet werden konnte, war, als US-Präsident Nixon das Goldfenster schloss und das gelbe Metall wieder frei gehandelt wurde. Dieser Zeitpunkt ist auch das Ende der Bretton Woods Ära. Stehen wir heute am Ende des inoffiziellen Bretton Woods II?

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Goldpreisanstiege voraus

Nick Barisheff erwähnte auch eines der Argumente, das von den Goldkritikern regelmäßig vorgebracht wird, um zu unterstreichen, dass der Goldpreis nicht weiter steigen wird: Weitere Preisanstiege seien irrational, und es sei bereits zu spät, um jetzt noch in den Goldmarkt einzusteigen. Das ist doch nachvollziehbar oder?

Wenn man sich den langfristigen Goldpreischart ansieht, ist es ein Leichtes zu dieser simplen Schlussfolgerung zu gelangen. In Wirklichkeit macht es aber wenig Sinn, sich zu diesem Zweck den Kassapreis von Gold anzuschauen, da Gold eine Art von Währung ist und Währungen nicht isoliert betrachtet werden können.

Fakt ist, dass Gold fest mit dem System verbunden ist, ganz egal, ob das gelbe Metall nun an die Währungsversorgung gekoppelt ist oder nicht. Die von Scott Minerd dargestellte Golddeckungsrate ist eine der Möglichkeiten, sich einen Eindruck von Gold zu verschaffen. Minerd schreibt dazu:

„Die Aussicht auf eine erneute Aufwertung des offiziellen Goldpreises sollte nicht kleingeredet werden. Obwohl ich nicht mit einer Rückkehr zum Goldstandard rechne oder diese befürworte, ist eine abermalige Aufwertung von Gold durch eine oder mehrere Zentralbanken möglich.

Wenn die Federal Reserve beispielsweise bekanntgibt, dass sie bereit ist, Gold für USD 10.000 pro zu kaufen, würde die Golddeckungsrate des Dollars wieder auf 75% steigen, also ungefähr auf das Niveau, wo sie zu Beginn von Bretton Woods stand. Dadurch könnte man das Vertrauen in den Wert des Dollars wieder herstellen, sollte seine Rolle als Reservewährung infrage gestellt werden.

Vorausschauende Investoren sollten darüber nachdenken, ob sie nicht Gold und andere Edelmetalle nutzen, um sich vor der Vernichtung der Kaufkraft des Dollars zu schützen und auch von potenziellen Vorteilen zu profitieren, die von einem steigenden Marktpreis oder möglichen politischen Interventionen herrühren könnten.

Obwohl der Goldpreis im letzten Jahrzehnt bereits erheblich zulegen konnte, ist Gold weit davon entfernt, überbewertet zu sein. Das macht Gold zu einem Investment mit geringen Risiken und führt mich zu der Annahme, dass Gold nie wieder unter der Marke von USD 1.600 pro Unze gehandelt werden wird.“

Chris Powell von GATA kommentierte die Analyse von Minerd mit den Worten: „Es ist ein weitere wohlüberlegte Spekulation über die Gründe einer offiziellen Neubewertung von Gold zu einem bedeutend höheren Preis als dem heutigen papiergedrückten Preis.“ Wir empfehlen Ihnen, sich dieses Papier aufmerksam durchzulesen, das es dabei hilft, die Rolle von Gold in unserer Gesellschaft, speziell in unserem Geldsystem, besser zu verstehen.

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