Charles Oliver von Sprott Asset Management im Gespräch mit The Gold Report

JT Long, The Gold Report, 24.10.2012

The Gold Report: Charles, Anfang Sommer dieses Jahres sagten Sie voraus, dass der Goldpreis und der Silberpreis aufgrund der quantitativen Lockerungen (QE) in den USA und Europa steigen würden. Seitdem hat Gold einen Preissprung gemacht und konnte sich über der Marke von USD 1.700 pro Unze halten und Silber hielt sich über der Marke von USD 30 pro Unze. In den USA wurde kürzlich QE3 bekanntgegeben, aber Einige sagen, dass die Liquiditätsinjektionen zunehmend an Wirkung verlieren würden. Haben die Edelmetalle bereits ihre Preisdecke erreicht oder gibt es immer noch Luft nach oben?

Charles Oliver: Ich rechne damit, dass die Edelmetallpreise in den kommenden zehn Jahren noch erheblich steigen werden. Das hängt vornehmlich mit QE und den anderen Gelddruckprogrammen zusammen. Die USA haben kürzlich QE3 angekündigt. Die vorausgeschickt sei hier angemerkt, dass sie die Druckerpresse bisher noch nicht richtig angeworfen haben. Ein ordentlicher Preisanstieg bei den Edelmetallen muss erst noch kommen.

TGR: Wird die US-Wahl im November dieses Jahres Einfluss darauf haben?

CO: Ich glaube, dass die Wahl mit Sicherheit Einfluss darauf hat. Die Wahl könnte die Implementierung von QE3 nach hinten verlagern, da die Federal Reserve keine Maßnahmen einleiten will, die als Wahlbeeinflussung aufgefasst werden könnten. Ich gehe davon aus, dass QE3 nach den Wahlen einsetzen wird, also diesen Herbst oder Anfang nächsten Jahres, und ich rechne damit, dass dann auch noch weitere bedeutende Programme hinzukommen werden.

Was den Goldpreis anbelangt, hatte ich vorausgesagt, dass er dieses Jahr die Marke von USD 2.000 pro Unze erreichen würde. Es besteht immer noch die Chance darauf, dass das passiert, wahrscheinlicher ist aber, dass der Goldpreis irgendwann im nächsten Jahr die Marke von USD 2.000 pro Unze durchbrechen wird. Einige der Trendlinien im Chart deuten darauf hin, dass der Goldpreis irgendwann im nächsten Jahr bei USD 2.200 pro Unze liegen wird.

TGR: Sind die höheren Edelmetallpreise bei den Minentiteln bereits mit eingepreist worden?

CO: Die Minentitel entwickeln sich bereits seit ein paar Jahren schlechter als der Goldpreis und werden aktuell in einigen Fällen zu den billigsten Bewertungen der letzten zehn Jahre gehandelt, wenn man sich die Kurs-Gewinn-Verhältnisse und die Umsätze anschaut.

Ich rechne damit, dass die Minenaktien innerhalb der nächsten 18 Monate wieder aufholen und auf normalen Niveaus notieren werden. Eines der Dinge, die wir herausfinden wollen, ist, was ein möglicher Auslöser für das Einsetzen dieser Aufholjagd sein könnte. Wir haben mehrere Punkte dafür ausgemacht.

Zunächst einmal sind es natürlich die Bewertungen. Die Titel sind zurzeit unglaublich billig. Zweitens sind es die Anstiege bei den Dividenden. Den überwiegenden Teil der letzten zehn Jahre haben die Goldfirmen überhaupt keine Dividenden gezahlt. In den letzten paar Jahren haben dann viele Goldfirmen damit angefangen, Dividenden zu zahlen und diese bereits mehrere Male erhöht.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass diese Dividenden bei großen und mittleren Goldproduzenten bei 1% oder darunter lagen. Heute erleben wir, wie viele von ihnen fast schon 2% ausschütten, und sie könnten in absehbarer Zeit sogar bei 3% bis 4% liegen.

Im aktuellen Umfeld sind die Investoren natürlich renditehungrig und halten nach allem Ausschau, was Rendite abwirft. An irgendeinem Punkt werden die Anleger bei den Goldaktien die Frage stellen, wie viel Rendite sie bei diesen Papieren erhalten, was für die Bewertung dieser Titel sehr positiv sein könnte.

TGR: Das wären die beiden wichtigsten Punkte – Bewertungen und Dividendenanstiege?

CO: Es gibt noch andere Dinge, auch Fusionen und Übernahmen gehören dazu. In den letzten paar Monaten kam es zu einer ganzen Reihe von Fusionen und Übernahmen. Von den alteingesessenen Goldfirmen kamen jede Menge Kommentare und Interesse bezüglich der attraktiven Bewertungen von Gold- und anderen Edelmetallfirmen. Darüber hinaus scheint es so, als würden auch die Asiaten Käufe tätigen.

TGR: Was steckt hinter diesen asiatischen Käufen? Glauben Sie, dass wir künftig noch mehr davon sehen werden?

CO: In jüngster Zeit gab es eine ganze Reihe von Transaktionen. Ich habe mit einer Reihe von Goldfirmen gesprochen, und es scheint so, als würden die asiatischen Gruppen ein signifikantes und zunehmendes Interesse daran haben, sich Anteile oder die komplette Eigentümerschaft an Rohstoffen und Edelmetallfirmen zu sichern.

Ja es kommt einem fast so vor, als hätte die Menschen eine Aufforderung von ganz Oben erhalten, damit anzufangen, ihr staatliches Papiergeld in harte Vermögenswerte umzuwandeln. Das würde auch mit meiner These in Einklang stehen, dass viele Länder zurzeit Papiervermögenswerte scheuen, weil sie durch all die Gelddruckmaßnahmen entwertet werden. Die Umschichtung in Richtung harter Vermögenswerte ist da nur eine logische Schlussfolgerung.

Also es wäre keine Überraschung zu hören, dass die asiatischen Gruppen und auch andere Länder zurzeit versuchen, aus den Papiervermögenswerten auszusteigen und in harte Vermögenswerte zu gehen.

TGR: Welche Rolle spielen die asiatischen Käufe bei ihren Goldpreisprognosen?

CO: Es dürfte eine Menge an Umschichtung aus dem Papiergeld in Richtung harter Vermögenswerte – wozu auch Gold und Goldminenfirmen gehören – stattfinden. Viele Statistiken zeigen, dass sich Organisationen, darunter auch Staaten, und Privatpersonen in den vergangenen zehn Jahren von Nettoverkäufern von Realwerten in substantielle Käufer harter Vermögenswerte und Gold verwandelt haben.

Vor zehn Jahren verkauften die weltweiten Regierungen noch rund 500 Tonnen Gold pro Jahr. Die Minenproduktion lag damals bei 2.800 Tonnen pro Jahr, das hatte also erheblichen Einfluss auf den Goldmarkt. Heute kaufen die weltweiten Regierungen ungefähr 500 Tonnen pro Jahr – das stellt eine Nettonachfrageveränderung von fast 1.000 Tonnen dar, da die Goldproduktion zurzeit immer noch bei rund 2.800 Tonnen liegt. Das ist eine unglaublich hohe Zahl.

Und wir sprechen hier ja nur von den Regierungen. Auch die Verkäufe von Münzen, die Verkäufe der Prägeanstalten und börsennotierten Fonds an Privatanleger sind enorm gestiegen. Bei der chinesischen Nachfrage gibt es einen riesigen Anstieg. Der chinesische Konsument hat vor zehn Jahren praktisch überhaupt keine Edelmetalle besessen und heute nähert er sich langsam dem Niveau Indiens an, bei dem es sich um einen der größten Goldkonsumenten der Welt handelt.

TGR: Der USD 438 Millionen schwere Sprott Gold and Precious Minerals Fund, den Sie verwalten, hält 7% physisches Silber, 20% Silberminentitel und 62% Goldminentitel. Haben Sie im Vergleich zum Vorjahr mehr in Silber investiert? Was steckt dahinter?

CO: Den überwiegenden Teil des vergangenen Jahrzehnts lagen die Bestände der Silberfirmen im Portfolio immer im einstelligen Prozentbereich. Vor ein paar Jahren stellte Eric Sprott dann ein paar Untersuchungen zum Silber/Gold-Verhältnis an. Und als ich mir die Arbeiten von Eric ansah, hat mir das buchstäblich die Augen geöffnet. Ich erkannte, wie attraktiv der Bewertungsausblick bei Silber und den Silberminen sein wird.

Das Hauptargument ist, dass, schaut man sich die vergangenen 2.000 Jahre an, das Silber/Gold-Verhältnis in rund 95% aller Fälle bei 16:1 lag. Heute liegt es bei 50:1, was Silberaktien sehr attraktiv macht. Daher haben wir die Gewichtung von Silberaktien im Sprott Gold and Precious Minerals Fund in den letzten paar Jahren auch so massiv hochgefahren.

TGR: Das letzte Mal, als wir miteinander sprachen, erklärten Sie, dass alle renommierten Silbertitel über attraktive Bewertungen verfügen und die mittelgroßen Minenfirmen die ersten sein würden, die sich nach oben bewegen. Hat sich das bewahrheitet?

CO: Bei einigen Silbertiteln haben wir in den letzten paar Monaten eine großartige Performance sehen können. Nur um Ihnen ein Beispiel zu geben: Ein bedeutender Teil unseres Portfolios stieg in den letzten vier Monaten von rund USD 16 pro Aktie auf knapp USD 30 pro Aktie. Darüber hinaus ist der Preis für einen US-amerikanischen Produzenten – einen der größten Produzenten der Welt – von rund USD 14 pro Aktie im Juli auf aktuell knapp USD 22 pro Aktie gestiegen.

TGR: Basierten diese Preisanstiege auf erhöhten, vom Silberpreis herrührenden Unternehmensgewinnen oder hat der Markt seine Meinung über die Firmen aufgrund spezieller unternehmensspezifischer Nachrichten geändert?

CO: Ich glaube, dass einer der wichtigsten Faktoren tatsächlich QE gewesen ist, so blöd sich das auch anhören mag. Der Markt hatte Gold- und Silberaktien auf völlig irrationale Weise abverkauft. Ihre Bewertungen wurden dadurch unglaublich attraktiv – und sie sind es ungeachtet der jüngsten Anstiege immer noch.

Im Spätsommer kam es dann zu einer großen Veränderung der Marktstimmung, da der Vorsitzende der Federal Reserve, Ben Bernanke, QE3 bekanntgab und der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, erklärte, alles Erforderliche tun zu wollen, um die Europäische Union zu schützen, was ja nichts anderes heißt, als so viel Geld zu drucken, wie dafür nötig ist.

Ich würde ja gerne behaupten, dass die Preisanstiege bei den Silberaktien auf die großartigen Umsätze und Gewinne zurückzuführen sind – in Wirklichkeit war es aber ein Stimmungsumschwung bei den Anlegern. Die Bewertungen waren im Juni unglaublich attraktiv. Und auch im Juli waren sie unglaublich attraktiv. Und sie sind heute immer noch außerordentlich attraktiv.

Der Markt scheint sich aber irgendwie darauf zu fixieren, wie es mit dem Gelddrucken weitergehen wird und wie sich die daraus resultierenden Risiken gestalten. Der Markt scheint mehr Risiken eingehen zu wollen, wenn sich am Horizont Gelddruckmaßnahmen abzeichnen.

TGR: Lassen Sie uns über Gold sprechen.

CO: Genau wie die Silbertitel sind die Goldtitel ebenfalls sehr attraktiv bewertet Ich versuche mich auf Projekte zu konzentrieren, wo die Minen über einen hohen Goldanteil verfügen, da diese Firmen im Allgemeinen geringere Investitionskosten haben und unter Umständen über bessere Ertragsraten verfügen.

TGR: Glauben Sie, dass dieses Jahr mehr Geld fließen wird als in den letzten paar Jahren?

CO: Vor der Bekanntgabe von QE3 durch Bernanke war der Finanzierungsmarkt ausgetrocknet. Die kleinen Firmen fanden sich in einer sehr schwierigen Lage wieder. In den letzten paar Monaten konnten wir jedoch beobachten, wie sich der Markt wieder öffnet. Gewöhnlich fließen die Gelder zuerst zu den mittelgroßen Minenfirmen und sickern dann zu den kleinen Firmen durch. Mal abgesehen von irgendwelchen aus Europa kommenden Katastrophen, würde ich natürlich darauf hoffen, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt …

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