Gelddruckmaßnahmen, Zwangsenteignungen, Geldentwertung & Währungsreform: Ein Blick in die Geschichte zeigt, was den westlichen Industrieländern in den nächsten Jahren bevorsteht

Robert Fitzwilson, King World News, 18.11.2012

Andrew Dickson White war Geschichtsprofessor und wirkte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er überzeugte Ezra Cornell eine große Universität zu gründen, die auch seinen Namen trägt. White wurde der erste Präsident von Cornell. Das Ziel bestand darin, einen „Zufluchtsort für die Wissenschaft zu schaffen, wo die Wahrheit um der Wahrheit willen gelehrt werden soll.“

White ist für die heutigen Anleger dank seines Werks, das sich mit dem französischen Papiergeld während der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts beschäftigt, immer noch von Bedeutung. Seine Arbeit wurde in Buchform unter dem Titel „Die Fiatgeldinflation in Frankreich“ veröffentlicht.

Ja sicher, es gibt noch unzählige weitere Experimente mit Papierwährungen, aber die französische Episode sticht in der Geldgeschichte besonders hervor. Einer der Gründe dafür ist, dass die Franzosen erst 70 Jahre zuvor eine Hyperinflation erlebt hatten. John Law war der Architekt dieser vorangegangenen Katastrophe. Er gab Wertpapiere aus, die mit Land in Louisiana besichert waren, während die Banque Royale, die französische Notenbank, immer mehr Noten und Anleihen ausgab, damit die neuen Aktien erworben werden konnten.

White kommentierte dieses Schneeballsystem mit den Worten:

„Mit welcher Sicherheit es auf den Trümmern des Wohlstands aller Menschen mit geringen Mitteln eine Klasse verkommender Spekulanten schafft – die allerschädlichste Klasse, die eine Nation beheimaten kann, in der Tat noch schädlicher als Berufskriminelle, die vom Gesetz auch als solche erkannt werden und unterdrückt werden können; wie es zunächst die Überproduktion anregt und dann alle Branchen kraftlos zurücklässt; wie es das wirtschaftliche Wohlergehen vernichtet und politische und gesellschaftliche Immoralität schafft.“

Ein französischer Staatsmann hielt altes Papiergeld in die Luft und erklärte, dass daran das Blut und die Tränen der Vorväter kleben. Doch ungeachtet der Geschichte und all der Warnungen, trieb Frankreich sein neues Papiergeldsystem weiter voran. Die Befürworter beteuerten, dass „es dieses Mal anders ist.“ Tragischerweise war es das aber nicht.

Ende 1789 war Frankreich massiv verschuldet und wies enorme Haushaltsdefizite aus. Der damalige Finanzminister hieß Jacques Necker und sprach sich gegen die aggressiven Gelddruckmaßnahmen aus. Necker wurde als ein Mann beschrieben, der „durch und durch ehrlich war, der seine Gesundheit und sein Vermögen dem Wohle Frankreichs aufopferte.“ Bevor er zurücktrat, wurde Necker jedoch als „Schuft, der nur darauf aus ist, sich auf Kosten der Öffentlichkeit zu bereichern“, bezeichnet. Das ist Dankbarkeit – so kann es einem ergehen, wenn man der „Notwendigkeit“ des Staats, sich Geld zu leihen, im Weg steht.

Es wurde eine neue und verbesserte Methode der Fiatgeldschaffung ersonnen. Es wurden „Assignate“ ausgeben, Schuldscheine, die mit konfiszierten Ländereien der katholischen Kirche besichert wurden. Überdies rentierten die Papiere anfangs noch mit 3%, und um sie noch glaubwürdiger zu machen, wurden sie herrlich verziert mit einem Portrait von Ludwig XVI. versehen.

Es hieß, dass durch die Ausgabe von Assignaten unglaubliche Dinge vollbracht werden könnten. Beispielsweise würde die Wirtschaft angekurbelt, die Kaufkraft aller Menschen erhöht und man sei dadurch auch in der Lage, die Staatsverschuldung abzutragen.

Darüber hinaus wurde erklärt, dass maximal 400 Millionen gedruckt würden. Hätten sie sich daran gehalten und nicht mehr als 400 Millionen gedruckt, hätten sich einige der Versprechungen vielleicht tatsächlich bewahrheitet. Aber sie hielten sich nicht daran. Am Ende wurden 26 Milliarden gedruckt – und es kam sogar noch eine neue Version von Papiergeld hinzu: Die „Mandate“. Diese Mandate, so hieß es, seien „so gut wie Gold“. Am Ende waren die Assignaten und Mandate wertlos.

Letztlich endete das Fiatgeld-Experiment in einer Katastrophe. Der beste Arbeitsplatz Frankreichs war wohl der hinter der Druckerpresse, wo Milliarden an neuem Papiergeld gedruckt wurden. Und obwohl die Wirtschaft und die Exporte zunächst tatsächlich eine Belebung erfuhren, ging Frankreich rasch die Luft aus und die französischen Produzenten mussten ihre Werke schließen. Eine enorme Arbeitslosigkeit war die Folge.

Frankreich wurde mit Papiergeld geflutet. Der Wert der Währung ging massiv zurück. In einer erstaunlichen Propagandaaktion erklärte die Regierung, der fallende Wert der Währung sei darauf zurückzuführen, dass man nicht mehr davon drucken würde. Hoffnungslose Menschen sagen und tun hoffnungslose Dinge. Es kam zu einer Vielzahl von tyrannischen Zwangsmaßnahmen, hierzu gehörten beispielsweise Zwangsanleihen, die all jenen auferlegt wurden, die noch über Vermögen verfügten.

[Gold und Silber waren vorübergehend bei hoher Strafe verboten und mussten bei der Regierung abgegeben werden. Bereits zwei Jahre bevor alle Assignaten und Mandate für ungültig erklärt wurden, bereitete der Staat heimlich eine Währungsreform vor. 1797 wurde dann der Franc (Silbergeld) eingeführt.]

Was diese Episode der Währungsgeschichte für uns heute so bedeutsam macht, ist nicht die Tatsache, dass die Franzosen das wirklich taten. Das Wichtigste, was wir hieraus lernen können, ist, mit welcher Geschwindigkeit das Land durch das Papiergeld wirtschaftlich und gesellschaftlich verheert wurde. Das war kein langsamer, schrittweiser Prozess.

Zweitens können wir nicht nur aus all den Beteuerungen und Versprechungen derer lernen, die dieses Tragödie in Gang setzten, sondern auch aus all den Versicherungen, die dann immer wieder im Laufe der darauffolgenden Jahre vorgebracht wurden.

Die Geschichte weist uns hier deutlich darauf hin, dass, hat ein Fiatgeldsystem erst einmal an Fahrt aufgenommen, die Dynamik letztlich nicht mehr aufzuhalten ist. Die Tragödie und der Kollaps werden zu den unvermeidlichen Endhaltestellen dieses „Zugs“. Und aus diesem Grund hatten sich die Franzosen auf einen Weg begeben, der schon bei ihren Vorfahren – gerade mal 70 Jahre zuvor – in die Katastrophe führte.

Unsere heutige Welt macht zurzeit genau denselben Prozess durch – und das obschon wir ja um die zahlreichen gescheiterten Fiatwährungen und die daraus resultierenden tragischen Schicksale wissen. Ja es beschleicht einen das Gefühl, dass diese sich regelmäßig wiederholende Geschichte schlicht zum Zyklus menschlicher Existenz gehört.

Zu der Zeit, als White seine Vorlesungen hielt, erklärte er, dass er es bedauern würde, „so viel Anstrengungen auf ein Thema verwendet zu haben, dem der praktische Wert fehlt.“ Er hätte sich niemals vorstellen können, dass diese französische Geldpolitik in den Vereinigten Staaten jemals Anhänger finden würde. Es veranschaulicht, wie stark die realen geschichtlichen Entwicklungen vom gesunden Menschenverstand und einfachsten Lebenswahrheiten abweichen können.

Diese historischen Geschehnisse machen uns unmissverständlich klar, wo wir uns heute befinden und wo die Reise künftig noch hingehen wird. Die einzig realistische Option der Anleger besteht darin, sich auf Realwerte zurückzuziehen.

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