Robert Fitzwilson, King World News, 12.12.2012
Wir leben in einer verwirrenden Zeit. Und in unserem Streben, die Dinge im historischen Kontext zu verstehen und Klarheit zu gewinnen, wenden wir uns dem Aufkommen der Auffassung zu, dass alles „kostenlos“ sein sollte. Dieses Konzept, dass alles „gratis“ ist, erklärt eine ganze Menge.
Das Römische Reich hatte seine eigenen Erfahrungen mit „kostenlos“ gemacht. 123 v. Chr. boxte Gaius Gracchus einen festen Getreidepreis durch. Dabei ging es gar nicht so sehr um eine Politik der kostenlosen Lebensmittelzuteilung, sondern die staatliche Preiskontrolle zielte vielmehr darauf ab, die Bevölkerung vor den wilden Schwankungen des Getreidepreises zu schützen.
58 v. Chr. ging ein römischer Politiker namens Publius Clodius sogar noch einen Schritt weiter und etablierte die Praxis, das Getreide einfach zu verschenken. Und als Julius Cäsar an die Macht kam, wurde bereits ein Drittel der römischen Bevölkerung mit kostenlosem Getreide versorgt. Diese Praxis hielt dann die nächsten 500 Jahre an, bis das Weströmische Reich unterging.
Das Getreide war natürlich nicht kostenlos. Aber einige römische Bewohner werden das mit Sicherheit geglaubt haben. Die Realität ist, dass das Getreide aus den Provinzen, speziell aus Nordafrika, eingeführt wurde. Und diese Einfuhren hatten einen hohen Preis.
Es wurden Eroberungskriege geführt und viele Menschen kamen dabei ums Leben. Im ganzen römischen Imperium bediente man sich der Sklavenarbeit. Die Arbeitskraft und das akkumulierte Einkommen wurden konfisziert und genutzt, um bei all jenen, die sich für die Quelle der Geschenke ihrer Herrscher nicht interessierten, den Eindruck zu erwecken, die Zuwendungen seien kostenlos.
Es hat immer Menschen gegeben, die erwarten, etwas kostenlos zu bekommen. Was uns Sorge bereitet, ist, dass diese Auffassung zur vorherrschenden Denkweise unserer Zeit geworden ist – und zwar weltweit und generationsübergreifend. Man könnte diesen Erfolg des Gratis-Konzepts vielleicht auf den Erfolg des Startup-Unternehmens Hotmail zurückführen.
Hotmail bot kostenlose E-Mail-Konten an. Es war der Anfang einer Zeit, wo alle nach „Köpfen“ suchten und die Unternehmen danach bewertet wurden, wie viele Mitarbeiter sie beschäftigen und welche Investoren dahinterstehen. Hotmail war aus finanzieller Sicht eine extreme Erfolgsgeschichte. Das Kostenlos-Konzept entwickelte sich zu einer mächtigen Strategie.
Durch das Internet wurde dieses Konzept noch weiter vorangetrieben und ausgeweitet. Inhalte sollten kostenlos sein. Eine ganze Generation wuchs mit der Erwartungshaltung, für nichts zahlen zu müssen. Es ist daher nur wenig überraschend, dass die riesigen Haushaltsdefizite und nichtfinanzierten Verbindlichkeiten der Regierungen durch den „Gratis“-Kult einfach vom Tisch gewischt wurden. Und obschon es belastbare Beweise gibt, die Gegenteiliges belegen, propagieren die Massenmedien nach wie vor, dass sich die Weltwirtschaft zurzeit inmitten einer Erholung befindet.
Aus historischer Sicht ist es so, dass die Vorstellung, die Dinge seien „kostenlos“, immer durch Eroberungen und Beschlagnahmungen aufrecht erhalten wurde. Wenn sich dann keine Menschen mehr fanden, die man noch erobern oder deren Vermögen man beschlagnahmen konnte, brachen die Systeme in sich zusammen.
Das kann Jahrhunderte dauern, wie wir beim Römischen Reich sahen – aber wir gehen nicht davon aus, dass das heute der Fall sein wird. Die Welt ist heutzutage viel zu stark vernetzt und interdependent. Wenn unser Finanzzug entgleist, wird das Ganze schnell vonstattengehen. Der „Gratis“-Kult wird dann feststellen, dass die Kosten des Eigennutzes und der Verantwortungslosigkeit astronomisch sind. Bedauerlicherweise wird es den Rest von uns aber auch mit nach unten reißen.
Wer sein Vermögen schützen will, sollte es jetzt tun. Zurzeit sind noch keine Mistgabeln und Fackeln zu sehen – aber es wird eine Zeit kommen, wo der „Gratis“-Mob von den Regierungen fordern wird, das gesamte Vermögen zu verkonsumieren. Realwerte – speziell Gold, Silber und Ackerland – werden aus historischer Sicht als sicher erachtet. Man sollte aus dem Fiatgeld und den festverzinslichen Anlagen aussteigen, bevor es zu spät ist. Das ist die beste Möglichkeit, sein Vermögen zu bewahren und das alte Finanzsystem nicht nur intakt zu überstehen, sondern aus der Krise vielleicht sogar noch vermögender hervorzugehen, als man sich je hätte vorstellen können.