Tim Price, Sovereignman.com, 17.12.2012

Die Kreditausweitung, so der große Ökonom der Österreichischen Wirtschaftsschule Ludwig von Mises, ist mit Sicherheit kein Geheimmittel, um die Menschen glücklich zu machen: „Der Boom, den sie hervorruft, muss unvermeidlich in die Katastrophe und ins Elend führen.“

Das scheint eine ziemlich genaue Zusammenfassung der aktuellen Situation der westlichen Länder zu sein: Katastrophe und Elend. Von Mises schrieb auch, dass „der finale Ausgang der Kreditausweitung eine allgemeine Verarmung“ ist.

Auch das stimmt. Und:

„Für eine solide Ausweitung der Produktion sind zusätzliche Kapitalgüter nötig, nicht zusätzliches Geld oder fiduziarische Mittel. Der Kreditboom ist auf dem Sand von Banknoten und Bankeinlagen gebaut. Er muss zusammenbrechen.“

Es scheint, als würden wir nun immer schneller dem Ende eines 40-jährigen Geldexperiments entgegeneilen. Als US-Präsident Nixon 1971 die Golddeckung des US-Dollars aufhob, öffnete er damit die Fluttore der Kreditausweitung – eine Kreditausweitung, die alle bis dahin bekannten Kreditausweitungsmaßnahmen in den Schatten stellen sollte.

Heute sind die Arterien des weltweiten Geldsystems mit Schulden zugekleistert. Und da diese Schulden nicht alle bedient oder zurückgezahlt werden können, werden sie es auch nicht. Unsere Politiker würden jedoch zu nichts taugen, wenn sie nicht fest entschlossen wären, den kommenden Generationen die Rechnung aufzuhalsen.

Darüber hinaus werden die Zentralbanker von den konventionellen Finanzmedien nach wie vor auf den Thron gehoben. Nachdem die Financial Times die Ernennung von Mark Carney zum neuen Chef der Bank von England gefeiert hat, erklärte sie nun auch noch den EZB-Präsidenten Mario Draghi zur Person des Jahres 2012, weil er „bei der dreijährigen Eurozonenkrise das Blatt gewendet hat.“

Solche Auffassungen sind für den Rest von uns, die des Kaisers neue Kleider sofort erkennen, wenn wir sie sehen, einfach nur erstaunlich.

Die Fondsmanager Lee Quaintance und Paul Brodsky von QB Asset Management schreiben bereits seit langer Zeit mit großer Deutlichkeit über die Natur des Problems. Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus ihrem jüngsten Kommentar:

„Die Goldbugs können nicht begreifen, wie die Öffentlichkeit so unwissend und nichtsahnend sein kann, wie hochintelligente politische Entscheidungsträger so unmoralisch und die Massenmedien so gleichgültig sein können. Wir können nicht begreifen, warum sich nicht mehr Männer und Frauen aus der Investmentbranche ihren erfolgreicheren Vertretern angeschlossen haben und in Edelmetalle gegangen sind …

Die unbegrenzte Inflation wird der Öffentlichkeit offenbar werden,

1) wenn die Banken damit anfangen, ihre neuen Reserven einzusetzen, um zu versuchen, mehr Kredit zu schaffen;
2) wenn spontan mysteriöse ´Lebensgeister` – also das Aufeinandertreffen von verschuldungsfähigen Bilanzen und allgemeiner Gier – entfacht werden; oder
3) nächsten Dienstag, ohne ersichtlichen Grund.

Aber warum all der Wirbel darum, was der Auslöser sein oder wann es passieren könnte …?
Die meisten Anleihen mit nennenswerten Laufzeiten und Aktien – die vornehmlich von gehebelten Finanzinstitutionen gehalten werden – … dürften real wahrscheinlich zu Verlustbringern werden. Im Gegensatz dazu sind Edelmetalle (in physischer Form oder in der Erde befindlich) und Bodenschätze mit unelastischen Nachfrageeigenschaften erheblich unterkapitalisiert.“

Das Team von QB Asset Management hat für seinen jüngsten Bericht auch den „Schattengoldpreis“ ermittelt. Hierfür bedienen sie sich der Bretton-Woods-Kalkulationsmethode zur Ermittlung der festen Wechselkursbindung, mit der Gold an den US-Dollar gekoppelt wurde: US-Geldbasis / US-Goldreserven = Schattengoldpreis. Sie kommen so auf einen aktuellen Schattengoldpreis von USD 10.000 pro Unze.

Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei diesem Preis nicht zwingend um das Preisziel für Gold handeln muss. Dennoch legt die Kalkulation nahe, dass all das Gerede, Gold befände sich einer Blase, absoluter Blödsinn ist, speziell wenn man hier noch berücksichtigt, dass

a) Gold von den meisten institutionellen Vermögensverwaltern überhaupt nicht gehalten wird und
b) Gold zurzeit mit rund USD 1.700 pro Unze gehandelt wird (und nicht mit, sagen wir, USD 10.000 pro Unze).

[In der nachfolgenden Grafik wird die jüngste Ankündigung der US-Notenbank Federal Reserve, monatlich USD 85 Milliarden an Schulden zu monetisieren, bereits berücksichtigt und bis Juni 2015 extrapoliert.]

shadowgoldprice

Natürlich würden wir das Jahr 2012 gerne mit einem positiveren Resümee über die Investmentszene ausklingen lassen – doch dank der widerwärtigen Kombination aus Zentralbankwahnsinn und Finanzmedien-Affentheater wäre ein solches Resümee ein Angriff auf den gesunden Menschenverstand.

Und obschon wir uns ein freundlicheres Investmentklima wünschen würden, müssen wir die Dinge so nehmen, wie sie sind: Eine Welt, die durch die von tölpelhaften Kontrollfreaks verursachten geldpolitischen und finanziellen Verzerrungen massiv in Mitleidenschaft gezogen wird.

Daher bleiben wir auch weiterhin bei unserem disziplinierten Investment-Ethos: Während der Pessimist sich über den Wind beschwert und der Optimist davon ausgeht, dass sich der Wind wieder ändert, richtet der Realist die Segel neu aus.

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