„Man kann die Schulden für eine gewisse Zeit weiter ausweiten und nichts passiert. Dann fährt man jedoch gegen die Wand und – Peng! – was wie ein kleiner Schock aussah, den die Märkte unter anderen Umständen einfach abgeschüttelt hätten, wird auf einmal riesig.“

Michael Snyder, The Economic Collapse, 20.01.2013

Warum erklären so viele Politiker auf der ganzen Welt, dass die Schuldenkrise „zu Ende“ sei, wo doch die Schulden/BSP-Verhältnisse überall auf dem Planeten weiter durch die Decke schießen?

Nie zuvor hat die Weltwirtschaft etwas zu Gesicht bekommen, das mit unserer jetzigen Schuldenblase vergleichbar wäre. Die Vereinigten Staaten, Japan und praktisch alle bedeutenden europäischen Länder versinken zurzeit in Schulden. Aus Europa kamen die letzten Jahre jede Menge Meldungen zum Thema „Austerität“, dennoch steigen die Schulden/BSP-Verhältnisse in Griechenland, Spanien, Italien, Irland und Portugal unvermindert weiter an.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die meisten Ökonomen ein Schulden/BSP-Verhältnis von 100% als die entscheidende „Gefahrenschwelle“ erachten, und die meisten Wirtschaften der westlichen Welt haben diese Marke entweder bereits überschritten oder nähern sich ihr immer schneller an.

Der größte Schuldensünder unter allen Ländern sind natürlich die Vereinigten Staaten. Das US-Schulden/BSP-Verhältnis ist von 66,6% in 2007 auf heute 103% gestiegen, und die US-Regierung hat während Barack Obamas erster Amtszeit mehr neue Schulden gemacht, als die ersten 42 US-Präsidenten zusammengenommen.

Diese völlig irrsinnige Staatsschuldenblase wird solange aufgebläht werden, bis der Tag der Abrechnung da ist und das System implodiert. Niemand kann exakt vorhersagen, wann dieser Moment gekommen sein wird, aber es steht außer Frage, dass es eines Tages soweit sein wird.

Verfolgt man jedoch die US-amerikanischen Massenmedien, müsste man eigentlich zu der Schlussfolgerung gelangen, dass diese gigantische Schuldenblase in Wirklichkeit kaum Grund zur Sorge ist. Nehmen wir beispielsweise einen jüngst in der Washington Post veröffentlichten Artikel von Ezra Klein, wo sie schreibt: „Hier ist ein Geheimnis: Ungeachtet all des Krachs und Getöses macht Washington bezüglich der Schulden gegenwärtig in Wirklichkeit echte Fortschritte.“

Wie oft haben wir das bereits gehört?

Vor zehn Jahren prognostizierten die Regierungsvertreter, dass die USA heute in gigantischen Außenhandelsüberschüssen schwimmen würden. Stattdessen türmen die USA billionenschwere Außenhandelsdefizite auf.

Bezüglich der Wirtschaft gibt es aktuell aber jede Menge Optimismus. Der Aktienmarkt kletterte jüngst auf ein 5-Jahreshoch und die Unternehmerschaft liebt all die falsche Prosperität, die wir uns mit den Schulden kaufen.

Selbst Warren Buffett scheint bezüglich der explodierenden US-Staatsverschuldung nicht wirklich besorgt zu sein und erklärte vor kurzem: „Es ist keine gute Sache, wenn sie [die Staatsverschuldung] im Verhältnis zum BSP ansteigt. Das sollte stabilisiert werden. Aber die Schulden selbst sind kein Problem.“

Ach ja? Schulden in Höhe von USD 16 Billionen „sind kein Problem“? Vielleicht sollten wir alle damit anfangen, so mit unserem Geld umzugehen.

Warum melden wir alle nicht einfach 20 Kreditkarten an, reizen diese dann bis zum Anschlag aus und erklären den Kreditkartenfirmen im Anschluss, dass wir die Schulden zwar nicht zurückzahlen können, das „aber kein Problem“ sei?!

Das echte Leben sieht anders aus. Die Wahrheit ist, dass die Staatsverschuldung weltweit gerade zu einem monströsen Problem wird. Dafür brauchen wir uns nur anzusehen, wie stark die Schulden/BSP-Verhältnisse in den letzten fünf Jahren gestiegen sind:

USA

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 66,6%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 103%

Großbritannien

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 43,4%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 85,0%

Frankreich

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 63,7%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 86%

Deutschland

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 67,6%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 80,5%

Spanien

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 39,6%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 69,3%

Irland

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 24,8%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 106,4%

Portugal

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 63,9%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 108,1%

Italien

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 106,6%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 120,7%

Griechenland

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 106,1%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 170,6%

Eurozone

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 64,8%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 87,3%

Japan

Schulden/BSP-Verhältnis in 2007: 172,1%
Schulden/BSP-Verhältnis in 2012: 211,7%

Wir wird das Ganze ausgehen?

Es wird auf alle Fälle ziemlich chaotisch werden – auch wenn es sehr schwer ist, exakt vorauszusagen, wann das System unter seiner Schuldenlast kollabieren wird. Einige Länder wie Japan sind bisher in der Lage gewesen, extrem hohe Schuldenlasten zu tragen, da die Inlandsbevölkerung eine sehr hohe Sparquote aufweist. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind erstaunliche 95% aller japanischen Staatsanleihen von den Japanern selbst aufgekauft worden.

Andere Länder brechen zusammen, noch bevor sie ein Schulden/BSP-Verhältnis von 100% erreicht haben. Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus einem aktuellen Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses:

„Es ist schwer vorherzusagen, an welchem Punkt die Anleihehalter die Schulden als nicht mehr tragfähig erachten würden. Es gibt ein paar weitere fortschrittliche Wirtschaften, deren Schulden/BSP-Verhältnisse höher sind als das der Vereinigten Staaten. Einige dieser Länder in Europa mussten jüngst miterleben, wie ihre Finanzierungskosten so stark stiegen, dass sie nicht mehr in der Lage waren, ihre Defizite ausschließlich über die Privatmärkte zu finanzieren. Aber Japan hat das höchste Schulden/BSP-Verhältnis unter allen Industrienationen und ist weiterhin in der Lage gewesen, seine Schulden zu extrem niedrigen Kosten zu finanzieren.“

Wenn eine Regierung riesige Mengen an Schulden auftürmt, spielt sie mit dem Feuer. Sicher, eine Weile lang lassen sich die Staatschuldenberge auftürmen, aber am Ende wird man von der Realität eingeholt.

In den vergangenen zehn Jahren, ist die US-Staatsverschuldung durchschnittlich um 9,3% pro Jahr gestiegen – die US-Wirtschaft ist während desselben Zeitraums aber nur um 1,8% pro Jahr gewachsen. Das ist schon per Definition nicht nachhaltig.

Für die US-Schuldenorgie der letzten zehn Jahre wird am Ende ein unglaublich hoher Preis zu zahlen sein. Während Obamas erster Amtszeit wurden für jeden US-Haushalt neue Schulden in Höhe von rund USD 50.521 aufgetürmt. Das ist einfach nur komplett durchgeknallt. Die USA haben während dieser Zeit mehr neue Schulden gemacht, als von der Amtseinführung von George Washington bis zum Ende der Amtszeit von Bill Clinton zusammengenommen.

Die meisten Amerikaner haben bereits begriffen, dass hier etwas richtig schief läuft. Bei einer jüngst durchgeführten Umfrage kam heraus, dass nur 34% der US-Bürger der Meinung sind, dass sich das Land zurzeit auf dem richtigen Weg befindet, während 60% der Befragten der Auffassung sind, dass die USA den falschen Weg eingeschlagen haben.

Wenn die USA weiterhin so viele Schulden auftürmen, wird irgendwann der große Krisenpunkt kommen. Und wenn dieser Augenblick gekommen ist, könnte das dazu führen, dass das gesamte weltweite Finanzsystem im Chaos versinkt. Beispielsweise begreifen die meisten Menschen überhaupt nicht, welche Bedeutung die US-Staatsanleihen für den Derivatemarkt haben. Der Finanzblog Zerohedge.com führte hierzu aus:

„Dieses Mal wird die Lage bedeutend schlimmer sein, sollte es keine Lösung geben. Wenn die USA das nächste AAA-Kreditrating verlieren, könnte das für die Finanzmärkte zu einem systemischen Risiko werden. Der Grund dafür ist, dass US-Staatsanleihen zu den wichtigsten Formen von Kreditsicherheiten zählen, die von den Banken genutzt werden, um den über USD 600 Billionen schweren Derivatemarkt abzusichern.

Wie Ihnen jeder Trader, der mit Kredithebeln arbeitet, bestätigen kann, wird man von der Gegenseite des Trades aufgefordert, für die Besicherung der Trades mehr Kapital nachzuschießen, sollte die ursprüngliche Kreditsicherheit auf einmal in Frage gestellt werden. Das kann zur Folge haben, dass die Vermögenswerte en masse abverkauft werden – ungefähr so wie es nach der Lehmann-Pleite zu beobachten war – und die Lage sehr schnell sehr hässlich wird.“

Weitere Details zu den Risiken der Finanzderivate für unser Finanzsystem finden Sie hier.

Noch einmal: Niemand kann exakt vorhersagen, wann die Staatsschuldenblase platzen wird, aber wenn wir den jetzigen Kurs beibehalten, wird es eines Tages ganz unvermeidlich soweit sein. Laut der Professorin Carmen Reinhart kann es nach dem Platzen dieser Blase ziemlich schnell zu einem massiven Chaos kommen:

„´Diese Prozesse sind nicht linear`, warnt Prof. Reinhart. ´Man kann die Schulden für eine gewisse Zeit weiter ausweiten und nichts passiert. Dann fährt man jedoch gegen die Wand und – Peng! – was wie ein kleiner Schock aussah, den die Märkte unter anderen Umständen einfach abgeschüttelt hätten, wird auf einmal riesig.`“

An irgendeinem Punkt wird das weltweite Finanzsystem gegen die Wand rasen, vor der Reinhard gewarnt hat. Sind Sie darauf vorbereitet?

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