Robert Fitzwilson, King World News, 24.03.2013

Die Mittelmeerinsel Kreta ist die Wiege einer der größten Zivilisationen gewesen, der Minoer. Die Minoer stiegen vor rund 5.000 Jahren auf und ihre Kultur entwickelte sich über 3.500 Jahre. Zu ihren Errungenschaften zählt beispielsweise, dass sie die Ersten waren, die in Europa Sprache in Schriftform festhielten. Ihr Untergang begann mit einem kataklysmischen geologischen Ereignis auf einer anderen Mittelmeerinsel, die unter dem Namen Santorin bekannt ist.

Bei dem Ereignis, das den Niedergang der Minoer einleitete, handelte es sich um einen monströsen Vulkanausbruch auf Santorin. Wer Santorin heute besucht, wird von einer der schönsten Städte der Welt begrüßt, aber die Überreste des Vulkans, der einst mit solch verheerenden Auswirkungen ausbrach, sind eine dauerhafte Erinnerung daran, was vor 1.500 Jahren geschah.

Der Vulkanausbruch schuf ganze Wellen an Tsunamis, die sich in Richtung Kreta und der Minoer aufmachten. Man geht davon aus, dass die Tsunamis 15 Meter hoch waren und alle 30 Minuten aufschlugen. Es gab praktisch keine Vorwarnung.

Solche Monsterwellen bewegen sich nicht nur mit einer phänomenalen Geschwindigkeit vorwärts, sondern sorgen auch oftmals kaum für sichtbare Veränderungen an der Wasseroberfläche, bis sie dann an der Küste aufschlagen. Die Welle steigt kurz vor der Küstenlinie abrupt an und richtet dann ihre Verheerungen an. Und seit letzter Woche haben wir eine weitere Mittelmeerinsel, die über das Potenzial verfügt, Schaden anzurichten, der weit über das hinausgeht, was die Minoer erlebten.

Auf dem Höhepunkt der griechischen Finanzkrise sagten wir, dass es sich bei Griechenland finanziell gesehen um die Achillesferse des europäischen Geldsystems handeln würde. Die Griechen wussten, dass ein Schuldenschnitt und die Vernichtung ihres Landes zu einer Ansteckung führen könnten, die auf das Geldsystem in ganz Europa überspringt.

Schulden sind Geld. Und das heißt, dass die Vernichtung von Schulden zu einem Zusammenbruch des Geldsystems, der Banken, ja sogar der Euroländer selbst führen könnte. Daher durfte man eine Staatspleite Griechenlands auch nicht zulassen.

Zypern ist eine unheilvollere Version Griechenlands. In Zypern geht es nicht nur darum, dass die zypriotischen Banken große Mengen an griechischen Schulden halten, sondern – wie wir letzte Woche auf King World News lesen konnten – auch um Russen, den KGB und wohlmöglich riesige Mengen an Erdgas, das sich in den Gewässern von Zypern befindet. Die ganze Geschichte ist eine echte Matrjoschka – umso mehr Schichten man entfernt, desto komplizierter wird die Situation.

Ein bedeutender potenzieller Tsunami kommt also von der Position Zyperns und seines Bankensystems innerhalb des großen Konstrukts der Europäischen Union und des Euros selbst. Der andere interessante potentielle Tsunami sind die die Maßnahmen der Reichen und die Auswirkungen, die die Geschichte auf ihr Geld haben wird. Dieser Tsunami wäre wahrhaft globalen Ausmaßes und hätte praktisch auf alle Vermögensklassen Auswirkungen.

Es gab einmal eine Phase, wo sich die Welt noch auf die Schaffung von Vermögen konzentrierte. In den letzten 10 bis 15 Jahren wurden die Vermögensmaschinerie und die sie schützenden Brandwände jedoch abgebaut. Danach ging es nur noch darum, so viel existierendes Vermögen als möglich an sich zu reißen und alle noch verbliebenen Werte mittels der exzessiven Geld- und Schuldenschaffung zu konfiszieren.

Einem kleinen Prozentsatz der Weltbevölkerung ist es gelungen, gigantische Geldsummen anzuhäufen, und wir gehen davon aus, dass ein Großteil dieses Vermögens nach wie vor in Finanzinstrumenten, auch in Bankeinlagen, steckt.

Die Ereignisse von vergangener Woche haben gezeigt, dass all die Annahmen, dass Finanzinstrumente sicher und sakrosankt seien, grundfalsch sind. Bankkonten können konfisziert werden, und die schockierende Art und Weise der angedachten Beschlagnahmung legt überdies nahe, dass die Geldsysteme selbst gerade an ihr Ende gelangen.

Anstatt einfach fortwährend immer mehr Schulden zu schaffen, war das, was wir nun erlebt haben, im Grunde eine Machtergreifung, die darauf abzielt, die zuvor geschaffenen Schulden in Form von Bankeinlagen zu vernichten.

Und da Geld in Wirklichkeit eine Forderung auf das Eigentum und die Arbeit eines Dritten darstellt, haben die Deutschen damit vielleicht gesagt, dass sie nicht bereit sind, die Mittel zur Begleichung dieser Forderungen bereitzustellen. Und die direkteste Art dies zu tun, ist die Beschlagnahmung.

Die wirklich Vermögenden sind nun also genau denselben Risiken ausgesetzt wie der kleine Anleger. Sie sind jetzt mit der Frage konfrontiert, was sie tun sollen. Wenn sie ihr Geld weiter im Finanzsystem halten, sind sie ein leichtes Ziel für die Konfiskation. Entscheiden sie sich dafür, die Risiken abzumildern, wirft das natürlich die Frage auf, wo und in was das Geld investiert werden soll. Man kann in Realwerte wie hochwertige Immobilien, Rohstoffe, Gold und Silber gehen – aber von diesen Investments ist nicht genug für alle da.

Wir hatten uns in 2012 ja bereits der Thematik angenommen, wie Menschen als Gruppe in einer Panik reagieren. Wenn man sehr reich ist, gehört man dann zu den Glücklichen, die frühzeitig in Panik geraten, oder ist man Teil der Masse und gerät erst zu spät in Panik? Wenn man zur letzteren Gruppe gehört, ist es recht wahrscheinlich, dass das eigene Vermögen vernichtet wird. Die möglichen Alternativen sind zu diesem Zeitpunkt bereits von all jenen ergriffen worden, die frühzeitig in Panik verfielen.

Und genau wie ein Tsunami kann sich das Ganze in aller Stille in den weltweiten Finanzmärkten ausbreiten. Wir sollten daher wachsam sein und nach Welleneffekten Ausschau halten, die darauf hindeuten, dass die Ersten versuchen, ihre Vermögenswerte in Sicherheit zu bringen, bevor es zu spät ist. Wenn die Reichen als Gruppe in Panik geraten, werden wir praktisch in allen Märkten das Äquivalent eines 15 Meter hohen Tsunamis sehen.

Es heißt, es sei viel schwerer, vermögend zu bleiben, als ein Vermögen zu machen. Die Reichen stehen jetzt kurz davor, diese Lektion abermals zu lernen.

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