Steve Saville, The Speculative Investor, 07.04.2013

Bei den Inflations-Deflations-Debatten wird oft darüber diskutiert, was wahrscheinlicher ist: Deflation oder Hyperinflation. Da die Deflation und die Hyperinflation über einen für den normalen Anleger überschaubaren Investmentzeitraum hinweg aber extrem unwahrscheinlich sind, geht es bei diesen Debatten im Grunde darum, welches dieser beiden unwahrscheinlichen Szenarien nun das am wenigsten wahrscheinliche ist. Sinnvoller wäre es, mit der Frage zu beginnen: Kommt es zur Deflation oder wird alles beim Alten bleiben (jede Menge Inflation, aber keine Hyperinflation)?

Die Inflations-Deflations-Debatte wird von den „Deflationisten“ – also jenen, die mit einer Deflation rechnen – auch gerne als Deflations-Hyperinflations-Debatte dargestellt. Das ist eine Art von Scheinargument, da die Prognosen einer erhöhten Inflation so einfach beiseite gewischt und durch Hyperinflationsprognosen ersetzt werden, die leichter diskreditiert werden können. Schließlich ist es sehr schwer, zu argumentieren, dass eine weitere Inflation in den USA unwahrscheinlich ist, wo es in den USA seit 1933 nichts als Inflation gegeben hat. Da ist es viel leichter, zu behaupten, dass eine Hyperinflation unwahrscheinlich ist, weil es für die Hyperinflation eines dramatischen Wandels der Geldpolitik und der Psychologie der Öffentlichkeit bedürfte.

Um fair zu sein, sollten wir hier auch darauf hinweisen, dass einige Inflationisten nicht nur den Fehler gemacht haben, zu behaupten, dass die Hyperinflation eine Unvermeidlichkeit sei, sondern überdies auch noch erklärten, dass sie in unmittelbarer Zukunft einsetzen würde.

So haben einige Inflationisten beispielsweise Charts der Ereignisse in Deutschland zu Beginn der 1920er Jahre angeführt und nahegelegt, dass in den USA in den kommenden ein bis zwei Jahren eine ähnliche Entwicklung wahrscheinlich sei. Dadurch haben sie es den Deflationisten natürlich leicht gemacht, da ein schlechtes Argument für eine Theorie für die Glaubwürdigkeit viel schädlicher sein kann, als ein gutes Argument dagegen.

Die Deflationisten weisen natürlich auf die Prognostiker hin, die eine unmittelbar bevorstehende US-Hyperinflation vorhersagen, und behaupten dann: „Die US-Notenbank hat Unmengen an Geld gedruckt, aber es gibt überhaupt keine Hinweise auf die von Ihnen vorhergesagte Hyperinflation. Sie liegen also offenkundig falsch!“ Das ist natürlich richtig, aber wie eingangs bereits erwähnt, verzerren die Deflationisten die Wahrheit oft, indem sie nahelegen, dass alle Inflationisten behaupten würden, dass eine Hyperinflation unmittelbar bevorsteht.

Doch während die Deflationisten in der Regel recht schnell dabei sind, sich die Hyperinflations-Prognostiker vorzuknöpfen, sind sie bedauerlicherweise nicht so schnell, wenn es darum geht, zu erklären, warum sie mit ihren eigenen Prognosen ebenfalls komplett danebenliegen.

Wir wollen, dass uns die Deflationisten – die uns 2008/2009 sagten, dass die US-Notenbank nicht über die Macht verfügen würde, die Deflation zu vermeiden –, erklären, warum es in den USA in den letzten vier Jahren so viel Inflation gegeben hat, und zwar völlig unabhängig davon, wie wir das Wort „Inflation“ nun definieren wollen.

Unseres Erachtens hat die Deflationstheorie in den letzten paar Jahren sehr stark an Zuspruch gewonnen, was vornehmlich auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die Schuldenmenge im Vergleich zu der Geldmenge riesig ist. Die Deflationstheorie war damals schlecht und ist es heute immer noch, da sie Geld mit Schulden durcheinanderbringt.

Ende 2008 und Anfang 2009 musste man den Unterschied zwischen Geld und Schulden kennen, um zu begreifen, warum es in den USA keine Deflation geben wird, solange die US-Notenbank an ihren aggressiven Gelddruckprogrammen, die September 2008 begannen, festhält. Und im Laufe der Zeit wurde es allein anhand der simplen Beobachtung der Preisentwicklung zunehmend offenkundiger, dass an der beliebten Deflationstheorie etwas nicht stimmen konnte.

Die Frage, die uns die Deflationisten heute beantworten müssen, ist: Wie sehen Ihre aktuellen Deflationsprognosen aus, nachdem sich die Theorie, die US-Notenbank sei nicht in der Lage oder willens, Inflation zu schaffen, mittlerweile als völlig falsch herausgestellt hat?

Wir sind der Auffassung, dass es in den USA letztlich zu einer Hyperinflation kommen wird – aber es besteht keine realistische Chance darauf, dass dies innerhalb der kommenden 24 Monate der Fall sein wird (und es macht keinen Sinn, weiter in die Zukunft zu blicken). Dieser Meinung sind wir, seit wir vor zwölf Jahren unseren Newsletter-Service aufgelegt haben. Und obwohl die Wahrscheinlichkeit einer Deflation in den kommenden 24 Monaten höher ist als die einer Hyperinflation, ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Deflation extrem niedrig.

In den nächsten zwei Jahren dürfte es weder eine Deflation noch eine Hyperinflation geben, sondern schlicht mehr Inflation – und zwar Geldinflation wie auch Preisinflation. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass es zu einem abermaligen „Deflations-Schrecken“ kommen wird, also die irrationalen Ängste bezüglich einer Deflation zunehmen, während in der Realität eine hohe Geldinflation zu beobachten ist.

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