All jene, die glauben, dass ein viel niedrigerer Goldpreis zu einem Rückgang der Goldminenproduktion führen wird, da die Minen dadurch unwirtschaftlich werden, könnten enttäuscht werden – zumindest kurzfristig, langfristig dürfte es in der Tat so sein

Lawrence Williams, Mineweb.com, 16.04.2013

Da die Einschätzung der Rentabilität vieler neuer Goldminenprojekte gewöhnlich auf den jüngsten Tiefs des Goldpreises beruht, könnte man in der Tat zu der Auffassung gelangen, dass ein fallender Goldpreis automatisch zu einem Einbruch der Goldminenproduktion führt, was dazu beitragen könnte, dass der Rückgang des Goldpreises abgemildert wird. Aber das ist nicht unbedingt wahr, gerade im Hinblick auf die kurzfristige Entwicklung.

Sollte der Goldpreis auf dem jetzigen Niveau verharren oder gar noch weiter fallen, könnte dies ironischerweise sogar zu einem vorübergehenden Anstieg der weltweiten Goldproduktion führen. Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag, ist in Wirklichkeit aber völlig logisch.

Die Goldminen, die dazu in der Lage sind, werden wahrscheinlich versuchen, ihre Umsätze und Gewinne zu schützen, indem sie sich zunächst darauf konzentrieren, die goldhaltigeren Bereiche ihrer Minen auszubeuten – und die Kombination aus goldhaltigeren Minensektoren bei gleichzeitig unveränderter Durchsatzrate führt zu einer höheren Goldproduktion.

Und selbst die Minenunternehmen, die bei einem Goldpreis von USD 1.300 bis USD 1.400 pro Unze damit beginnen, unprofitabel zu werden – und von diesen Firmen gibt es jede Menge –, werden versuchen, so lange als möglich im Geschäft zu bleiben. Sie werden also ebenfalls versuchen, sich auf die goldhaltigeren Sektoren in ihren Minen zu konzentrieren (auch wenn dies bei ihnen nur stark eingeschränkt möglich ist), in der Hoffnung, dass die Preise wieder steigen werden.

Daher könnte ein drastischer Goldpreisrückgang im Endergebnis sogar dazu führen, dass mehr Gold produziert wird, anstatt weniger.

Langfristig gesehen handelt es sich aber um eine völlig andere Geschichte, da die neue Minen, Entwicklungsprojekte und Erweiterungen abgeblasen werden, noch bevor sie überhaupt gestartet sind. Die Finanzierung – die heute bereits schwierig ist – wird dann für jedes Projekt, das nicht darlegen kann, dass die Gesamtproduktionskosten, sagen wir, weit unter USD 1.000 pro Unze liegen, praktisch unmöglich.

Vergessen Sie die reinen Betriebskosten, die sind irreführend, da dabei gewöhnlich bedeutende Kosten wie die Rückzahlung von Krediten und die Kapitalkosten an sich überhaupt nicht berücksichtigt werden. Daher sind die Gesamtkosten so wichtig, und sie werden ja mittlerweile auch von vielen der großen Goldminenfirmen – nach einigem Druck von Mineweb – veröffentlicht.

Und was die jüngste Goldpreisentwicklung anbelangt, so kam es am Dienstag zu einer kleinen Erholung, aber wir werden wohl abwarten müssen, um zu sehen, ob diese Erholung nachhaltig ist oder nicht.

Bei einer ordentlichen Zahl an Investoren dürfte das Vertrauen in Gold erheblich geschwächt worden sein, und das dürfte mit Sicherheit dazu führen, dass die Goldpreisentwicklung an Fahrt verliert, obwohl interessant ist, dass ein respektierter technischer Analyst aus Europa, der am Dienstag von CNBC interviewt wurde, darauf verwies, dass er ein Goldpreistief in dem Bereich, wie es am Montag erzielt wurde, vorhergesagt hat, nun jedoch davon ausgeht, dass bis August dieses Jahres eine Erholung auf USD 1.920 pro Unze stattfindet. Viele Goldanleger werden händeringend hoffen, dass er richtig liegt.

Bei Gold gibt es derzeit fast gleich viele Preisvorhersagen, die positiv wie negativ sind. Einige Prognosen dürften aber einfach nur Wunschdenken sein – und zwar nach unten wie nach oben, je nachdem, welche Position die Analysten zuvor eingenommen haben, für oder gegen Gold.

Es überrascht wenig, dass die meisten Bankanalysten – die ohnehin dazu neigen, rückwärtsgewandt zu sein – ihre Prognosen für den durchschnittlichen Jahresgoldpreis nun rasch nach unten revidieren. Das ist nur logisch, selbst wenn sich Gold wieder erholen wird. Gold dürfte bis auf weiteres volatil bleiben – und das gilt in noch stärkerem Maße für Silber.

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