Webster G. Tarpley, 15.03.2010

Google bereitet sich nun darauf vor China zu verlassen, ein Resultat der eigensinnigen Ablehnung Googles sich an die chinesischen Gesetze zu halten. Google verlangt in Wirklichkeit Exterritorialität und Immunität gegenüber den Rechtsnormen des Gastgeberlandes, eine Forderung, die bis zu den ungleichen Verträgen zurückreicht, die den Chinesen von den Imperialisten, speziell den Briten, zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgezwungen wurden. Es überrascht nicht, dass die Antwort der Chinesen auf diese arrogante Einmischung in innere Angelegenheiten eines souveränen Staates streng gewesen ist.

Wir müssen uns ebenfalls vergegenwärtigen, dass Google mit Hilfe der Geheimdienstgemeinde der USA gegründet worden ist und nun praktisch als Arm der US-National Security Agency fungiert, der elektronischen Spionagebehörde der US-Regierung. Die Arroganz von Google-NSA und die Heuchelei sind unerträglich, besonders wenn man sich an die unzähligen Male erinnert, wo die Suchmaschinen von Google dazu verwandt worden sind um Exposés über Falsche Flagge Operationen der US-Regierung zu unterdrücken, am bekanntesten darunter 9/11 oder andere sensible Themen.

Der Konflikt zwischen Google-NSA und China hat zwei Seiten. Auf der einen Seite befindet sich die große Internetmauer, welche von den Chinesen errichtet wurde um sich vor Versuchen der USA und Großbritanniens zu schützen aus ethnischen und sozialen Spannungen innerhalb Chinas Kapital zu schlagen und dort eine farbige Revolution, einen von CIA Leuten befähigten Staatsstreich oder postmodernen Putsch, einzuleiten. Auf der anderen Seite steht Googles Behauptung, dass für die chinesische Regierung arbeitende Hacker die E-Mail-Server von Google stürmten. Der letztgenannte Vorwurf wurde von den Chinesen formell zurückgewiesen.

Selbst jetzt, wo Google sich darauf vorbereitet seine Geschäfte in China zu beenden, bahnt sich etwas Größeres und wesentlich Böseres an. Die von Wall Street kontrollierten US-Medien laufen auf Touren um die Öffentlichkeit über eine unmittelbar bevorstehende Cyberkriegsführung und einen Internetkonflikt aufzuklären. Wir können erkennen, dass Andrew Marshall, der berüchtigte achtzigjährige Yoda des Pentagons vom Office of Net Assessment, hinter den Kulissen eine Schlüsselrolle spielt. Diese Anstrengung wurde im Mai 2009 formell durch niemand anders als Obama eingeleitet, der den Aufbau von US-Internetkriegskapazitäten verkündete und sein Projekt durch die Behauptung veranschaulichte, seine eigene Internetseite sei während des Wahlkampfs 2008 gehackt worden, was ihn dazu veranlasste beim FBI, der CIA, der NSA und dem Rest Hilfe anzufordern.

Einer der Höhepunkte der US-Propagandakampagne war ein zweistündiges Doku-Drama Spezial vom 20.02.2010 – 21.02.2010, das mehre Male wiederholt wurde. Darin simulierte man einen massiven Internetangriff auf die Vereinigten Staaten, der mit Handys beginnt und dann auf die Computer übergeht. Dem Angriff folgen der Zusammenbruch der Telefonkommunikation und später der Ausfall von Flughäfen und Bahnhöfen. Schließlich wird der größte Teil des US-Stromversorgungsnetzes zum erliegen gebracht, was für Panik und Chaos sorgt. Die Simulation wird in Form des Treffens des Nationalen Sicherheitsrats dargestellt, während die USA zur gleichen Zeit unter Angriff stehen. Zu den Stars der Sendung gehörten einige der Protagonisten der 9/11-Vertuschung, darunter Jamie Gorelick (sie spielte die US-Generalstaatsanwältin), John Negroponte (spielte den Außenminister) und Michael Chertoff (in der Rolle des Direktors des Nationalen Sicherheitsrats).

Ein weiteres wichtiges Zeichen unserer Zeit erschien am 28.02.2010 in Form einer Kolumne von Admiral Mike McConnell in der Washington Post. McConnell, der unter Clinton Chef der NSA war, gehört nun zu den leitenden Geschäftsführern von Booz Allen Hamilton, eine der Militärberatungsfirmen die behaupten im Bereich der Internetkriegsführung die größte Expertise vorweisen zu können. Admiral McConnells grundlegende Idee ist, dass uns der Internetkrieg nun erreicht hat und die Erfahrung des Kalten Kriegs der USA als relevantes Modell für eine Reaktion darauf herhalten muss.

Die Resultate dieser Kampagne vorbereitender Propaganda können unter den folgenden vier Punkten zusammengefasst werden:

1. Der erste Punkt ist die unaufhörliche Übertreibung dessen, was Cyberkriegsführung zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt zu leisten imstande ist. Von der Öffentlichkeit nimmt man nun an, dass sie glaubt Computerviren und Denial of Service Angriffe könnten dazu benutzt werden um das Telefonnetz lahmzulegen, Flughäfen zum Stillstand zu bringen, Züge vom Fahren abzuhalten, Atomreaktoren zu sabotieren und praktisch über die gesamte USA hinweg Stromnetze zum Erliegen zu bringen. Viele dieser Behauptungen wurden durch relativ düstere Artikel von CIA Beamten oder Wall Street Journal Autoren eingeführt. Es ist nicht klar, ob die Cyberkriegsführung die Sachen kann, welche von den interessierten Parteien behauptet werden. Viel eher ist es aktuell die beste nachrichtendienstliche Einschätzung, dass wir uns inmitten einer neuen Welle zynischer und demagogischer Angstreiberei befinden, ähnlich den Massenvernichtungsablenkungswaffen-Behauptungen der Neokonservativen gegen den Irak, während man zwischen 2002 und 2003 die Kriegshysterie aufbaute. Die Idee, dass ein Internetkrieg Stromnetze zum Erliegen bringt, gehört sehr wahrscheinlich in dieselbe Kategorie, wie Tony Blairs lächerliche Behauptung Saddam Hussein verfüge über die Möglichkeit London innerhalb von 45 Minuten anzugreifen. Das war eine abstruse Lüge.

2. Das Leitmotiv besteht in der Überleitung der Begrifflichkeiten und der Mentalität des Kalten Krieges und der nuklearen Konfrontation in die moderne Internetarena. Die CNN-Simulation arbeitet in Richtung der Sanierung der Ansichten zur Abschreckungs-, Vergeltungs- und Erstschlagspolitik, die man im trendigen Jargon des Computerzeitalters verpackt. Auffassungen zu Präventivangriffen werden ebenfalls wieder aufpoliert. Ein großer Unterschied auf den die Propagandisten nicht hinweisen ist, dass – während der Nuklearkrieg von den meisten Beamten als ein undenkbares und letztes Mittel angesehen wurde – die neue Propaganda den Internetkrieg alles in allem nicht als undenkbar darstellt, sondern als etwas, dem man sich mit relativer Straffreiheit hingeben kann.

Sehr wichtig sind die rechtlichen Fragen, die in diesem Zusammenhang aufgeworfen werden. Stellt ein Cyberangriff einen bewaffneten Angriff dar? Kann ein Cyberangriff ein Kriegsgrund und Grund für eine Kriegserklärung sein? Ist eine Eskalation von Computern hin zu Bomben legal? Kann ein Cyberangriff eine Bedrohung des internationalen Friedens und Sicherheit im Sinne der Charta der Vereinten Nationen darstellen? Kann ein Cyberangriff genutzt werden um Artikel V des NATO-Vertrags in Kraft zu setzen, welcher zur gemeinsamen Verteidigung aufruft?

3. Ein weiterer Aspekt dieses gegenwärtigen Mediengewitters ist, dass eine ganze Reihe neuer Feinde hochgezüchtet und auf die Bühne gebracht werden, ausgerechnet jetzt, wo die schattenhaften Feinde von gestern auf einen weniger prominenten Platz verbannt werden, zumindest was die Cyberaggression betrifft. In der CNN-Simulation gibt es einige Gespräche über die mögliche Rolle „Al-Qaedas“ und „Bin Ladens“ bei den anhaltenden Anschlägen. Aber diese Idee wird schroff, ja fast verächtlich mit der Antwort abgetan, dass diese Typen in Höhlen leben und daher kaum über das Equipment verfügen, welches für das Führen eines Cyberkriegs notwendig ist, selbst wenn sie wünschten dies zu tun. Für die Produzenten von CNN und ihre Berater aus der Geheimdienstgemeinde sind die Ziele klar: Russland (speziell die Stadt Irkutsk), China und Sudan sind die drei Länder, die als Quellen der Internetangriffe genannt werden, welche den Zusammenbruch der US-Wirtschaft zur Folge haben. Damit sind wir nun weit über die engen Eingrenzungen des Nahen Ostens hinausgegangen um das größte Land der Welt, das größte Land in Asien und das größte Land in Afrika ins Visier zu nehmen. Die neue Zielliste beinhaltet auch zwei Großmächte und nicht einfach nur den Irak oder Iran. Wir können hier erkennen, wie von den Autoren des US-Szenarios größere und noch verrücktere Abenteuer vorbereitet werden.

4. Ein unmissverständlicher Beiklang des aktuellen Propagandabombardements ist die Gefahr, die wir unter der Überschrift virtueller Falsche Flagge Terrorismus zusammenfassen können. Die Welt der Cyberkriegsführung ist für den Durchschnittsbürger außerordentlich schleierhaft und unergründlich und handfeste Bestätigungen für Behauptungen sind kaum zu erhalten, so dass Schurkenbürokraten in den Regierungen der USA und Großbritannien in der Lage sein werden mit nahezu Allem vorpreschen zu können, ohne Angst haben zu müssen widerlegt zu werden. Google beschuldigt China der Hackerangriffe ohne dafür überzeugende Beweise zu liefern und China bestreitet den Vorwurf. Was soll der gewöhnliche Bürger glauben? Was hält Hacker davon ab gemeinsam mit den unsichtbaren Schurkenmaulwürfen der NSA absichtlich US-Anlagen anzugreifen und dies dann China in die Schuhe zu schieben, um somit eine große internationale Provokation vom Zaum zu brechen, ohne großes Risiko dabei erwischt zu werden?

Wenn Millionen von Menschen im Dunkeln sitzen und es zu Flugzeug- und Zugunfällen kommt, ist es ein Leichtes eine Stellungnahme von Hackern herauszugeben, die im Dienste Russlands, der Chinesen, der Sudanesen, der Iraner oder anderer Regierungen stehen. Die beschuldigten Regierungen können sicherlich Dementi herausgeben, aber es ist nicht klar, wie ein derartiger Vorwurf überzeugend abgestritten werden könnte.

Die CNN Simulation beinhaltet auch Gespräche über den Unterschied zwischen Ort und Zuschreibung, was bedeutet, dass lediglich die Tatsache, ein Angriff gehe von dem Territorium eines Landes aus, nicht damit gleichzusetzen ist, dass die Regierung auch dafür verantwortlich ist. „Der Ort ist nicht die Zuschreibung.“ stimmt der Außenminister Negroponte an einer Stelle an. Aber wir können bereits jetzt die unvermeidlichen Stimmen der neokonservativen Kriegstreiber hören, die à la Bush behaupten, dass keine Unterscheidung zwischen den Servern, die den zerstörerischen Virus verbreiten und der Regierung, auf deren Territorium der Server beheimatet ist, gemacht werden muss. Für die Neokonservativen stimmen Ort und Zuschreibung sicherlich überein. Das eröffnet die Möglichkeit einen Konflikt zu starten, indem Provokateure das Territorium der Nation unterwandern, auf die man es abgesehen hat und diese von dort einen Cyberangriff starten lässt. Noch einfacher sind sogenannte Botnets auf gehackten Computern, durch die gesteuerte Trojaner und Viren zum Einleiten eines Angriffs genutzt werden können.

Es muss nicht extra erwähnt werden, dass die Wegelagerer und Pentagon-Vertragsnehmer versessen darauf sind lukrative Verträge einzusacken, die sich nun abzeichnen. Im größeren Zusammenhang kann die Cyberkriegsführung im Zeitalter der Unterfinanzierung und Unternehmenszerschlagung als ein großartiges Alibi zum Zwecke der Vermeidung zivilrechtlicher Haftung herhalten. Wenn wir den nächsten Unfall in der Washingtoner U-Bahn haben, kann der Nationale Transportsicherheitsrat die Jahrzehnte der Unterfinanzierung übergehen und die gesamte Schuld ganz einfach Russland, China und dem Sudan geben und den Familien der Opfer erklären, sie sollen doch diese Regierungen verklagen. Daher ist es an der Zeit eine Bekämpfungskampagne der internationalen öffentlichen Meinung gegen dieses neue Gruppe bedrohlicher Lügen einzuleiten, die der Welt gerade aufgehalst wird.

Sehen Sie sich ein Interview von Webster G. Tarpley auf Russia Today zu diesem Thema an:

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