Laut dem Geschäftsführer des größten Goldminenunternehmens der Welt dürfte die weltweite Goldproduktion selbst dann nicht wachsen, wenn die Preise beträchtlich steigen – und diese Einschätzung machte er im November 2012. Hier kommt noch hinzu, dass die Goldminenbranche an sich stets erheblichen Produktionsrisiken ausgesetzt ist, wie die jüngsten Entwicklungen eines Großprojekts an der chilenisch-argentinischen Grenze zeigen

Michael J. Kosares, USAGold, 12.05.2013

Der Geschäftsführer von Barrick Gold, Jamie Sokalsky, hat einiges bezüglich der Goldminenbranche zu berichten, das für viele Goldbesitzer überraschend sein dürfte. In einer Rede auf der LBMA-Konferenz in Hongkong im November letzten Jahres ging Sokalsky auf die sich größtenteils im verborgenen abspielende Krise der Goldminenbranche ein: Die stagnierende Goldproduktion – die die letzten paar Jahr auf den Goldpreisanstieg überhaupt nicht reagierte – dürfte selbst bei einem steigenden Goldpreis nicht weiter wachsen.

„Es gibt nur ganz wenige mega-große Goldminen auf der Welt, die in Betrieb sind. Schaut man sich alle Minen der Branche in Bezug auf ihre Größe an, dann gibt es rund 400 Goldminen, die derzeit produzieren. Nur 156 dieser Minen oder 40% produzieren jährlich mehr als 100.000 Unzen … 21 Minen produzieren über 500.000 Unzen pro Jahr … Nur sechs Minen produzieren über 1 Million Unzen pro Jahr …

Interessant ist die Tatsache, dass, obwohl es einige neu entdeckte Goldvorkommen gibt, keine dieser Entdeckungen als super-riesig beschrieben werden kann – gemeint sind hiermit, Vorkommen von über 20 Millionen Unzen. Sie sind immer schwerer zu finden, und das hat einen direkten Einfluss auf das Produktionswachstum, weil diese super-riesigen Vorkommen genau die sind, die einen substantiellen Einfluss auf die Goldversorgung haben können.“

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Laut der U.S. Geological Survey ist die Goldminenversorgung innerhalb der letzten zwölf Jahre mehr oder minder unverändert geblieben. 2001 lag die Goldminenproduktion bei 2.560 Tonnen und 2012 bei 2.700 Tonnen. 2008 kam es mit einer Produktion von 2.280 Tonnen zu einem kleinen Einbruch.

Übrigens gab es für Barrick Gold Ende April auch schlechte Neuigkeiten, als bekannt wurde, dass ihr Pascua Lama Projekt – eine Goldlagerstätte mit 17,9 Millionen Unzen (also nach Sokalskys Worten fast schon „super-riesig“), die sich entlang der chilenisch-argentinischen Grenze erstreckt – von den chilenischen Gerichten wegen Umweltschutzgründen gestoppt wurde.

Diese Schwierigkeiten tauchten aber erst nach Sokalskys Rede auf der LBMA-Konferenz in Honkong auf, und das heißt, dass sich der Ausblick für die weltweite Goldproduktion nun sogar noch stärker eingetrübt haben dürfte. Auf argentinischer Seite finden nach wie vor Arbeiten statt, aber Barrick erklärte, dass man gezwungen sein könnte, die Investitionen in die Mine einzustellen, sollten die Probleme bezüglich der Regulierungen und Auflagen „unklar bleiben“, so ein Bericht von Reuters.

Und obwohl natürlich die Aussicht darauf besteht, dass die Gerichtsentscheidung wieder aufgehoben wird, unterstreichen die Probleme von Barrick entlang der chilenisch-argentinischen Grenze die hohen Risiken, denen die Goldminenbranche ausgesetzt ist und auf die Sokalsky in seiner Rede einging. Selbst strategisch wichtige Megaprojekte wie Pascua Lama können durch externe Faktoren unerwartet aus der Spur geraten.

Stellt man die stagnierende weltweite Goldproduktion der wachsenden weltweiten Nachfrage gegenüber, dann bekommt man auch ein Gefühl dafür, dass uns hier noch einiges bevorsteht. Die Daten der Angebotsseite werden von den Gold-Advokaten oftmals übersehen, da sie dazu neigen, sich auf die geldpolitischen Gründe zu konzentrieren, die für den Goldbesitz sprechen. Früher oder später werden die Spannungen zwischen der Goldversorgung und der Goldnachfrage jedoch an die Oberfläche drängen.

Sokalsky schloss seine Rede mit den Worten:

„Die Branche ist wie ein Supertanker. Es braucht lange Zeit, um zum Halten zu kommen oder die Richtung zu ändern. Das geht nicht von heute auf morgen. Die meisten Projekte, die zurzeit gebaut werden oder in einer bereits weit vorangeschrittenen Bauphase sind, werden nicht betroffen sein. Der Ausblick, dass es in den nächsten paar Jahren bei der Goldversorgung ein Wachstum geben wird, gerät aber immer stärker in Gefahr. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Goldversorgung künftig sinken wird. Wir werden kein bedeutendes Wachstum sehen, selbst wenn der Goldpreis erheblich steigen wird.“

Das hört sich so an, als sei Sokalsky von dem chilenischen Gerichtsurteil überrascht worden. Das Pascua Lama Projekt war zum Zeitpunkt des Stopps in einer „vorangeschrittenen Bauphase“. Barrick hatte bereits „bis zu USD 8,5 Milliarden“ für das Projekt ausgegeben, so der Reuters-Bericht. Creamer Media´s Mining Weekly meldet, dass Barrick das Projekt nun wieder zur obersten Priorität erklärt hat, „viele Experten jedoch sagen, dass das ungeliebte Projekt einen schweren Kampf vor sich hat.“

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