Michael Snyder, The Economic Collapse, 22.05.2013

Wird der kommende Finanz-Kollaps inflationär oder deflationär sein? Steht uns eine galoppierende Inflation oder eine lähmende Deflation ins Haus? Diese Frage wird unter den US-Ökonomen heiß diskutiert. Einige beharren darauf, dass all die wilden Gelddruckmaßnahmen der US-Notenbank in Verbindung mit den außer Kontrolle geratenen Staatsausgaben letztlich zur Hyperinflation führen werden, während andere auf die deflationären Faktoren in der US-Wirtschaft verweisen und behaupten, dass es zu einer massiven Deflation kommen wird, wenn die Blasenwirtschaft, in der wir aktuell leben, zusammenbricht.

Also, was ist jetzt wahr? Nun, angesichts der Punkte, die ich in diesem Artikel aufliste, gehe ich davon aus, dass wir beides erleben werden. Die nächste große Finanzpanik wird zunächst eine bedeutende deflationäre Welle schaffen, und danach werden wir eine beispiellose Inflation sehen, da die Zentralbanker und Politiker auf die Krise reagieren werden.

Das wird alles so schnell vonstattengehen, dass viele Menschen ein „finanzielles Schleudertrauma“ erleiden werden, während sie versuchen, herauszufinden, was sie mit ihrem Geld tun sollen. Wir bewegen uns nun immer stärker in Richtung einer extremen Instabilität des Finanzsystems und verschiedene Phasen werden uns verschiedene Strategien abverlangen.

Also: Warum werden wir zunächst einmal eine Deflation sehen? Im Folgenden finden Sie einige der bedeutenden deflationären Kräfte, die die US-Wirtschaft derzeit beeinflussen:

Die Geldumlaufgeschwindigkeit notiert auf einem 50-Jahrestief

Die Rate, mit der das Geld in der US-Wirtschaft zirkuliert, notiert auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 50 Jahren. Seit Ende der 90er Jahre ist die Geldumlaufgeschwindigkeit fortwährend gefallen, was ein unzweideutiger Hinweis darauf ist, dass sich die Wirtschaftsaktivität abschwächt.

Velocity-Of-Money

Bei den in der oben stehenden Grafik grau hinterlegten Bereichen handelt es sich um Wirtschaftsrezessionen, und wie Sie sehen können, geht die Geldumlaufgeschwindigkeit im Rahmen einer Rezession stets zurück. Und obschon die US-Regierung behauptet, dass sich die USA derzeit nicht in einer Wirtschaftsrezession befänden, fällt die Geldumlaufgeschwindigkeit aktuell buchstäblich wie ein Stein zu Boden. Das ist einer der Faktoren, die bei der US-Wirtschaft einen unglaublich deflationären Druck erzeugen.

Das US-Außenhandelsdefizit

Monat für Monat verlässt weit mehr Geld das Land, als eingeführt wird. Fakt ist, dass die Geldmenge, die das Land verlässt, die Menge an Geld, die ins Land gelangt, um USD 500 Milliarden pro Jahr übersteigt. Das ist extrem deflationär.

Die US-Wirtschaft verliert so fortwährend Geld, und das ist einer der Gründe, warum die Bundesregierung so eine starke Notwendigkeit verspürt hat, riesige Haushaltsdefizite aufzutürmen, und warum die US-Notenbank der Meinung ist, so viel Geld drucken zu müssen. Sie versuchen, das fortwährend abfließende Geld wieder ins System zurückzupumpen. Seit 1975 sind USD 8 Billionen mehr ausgeführt als eingeführt worden.

Trade-Deficit

Das US-Außenhandelsdefizit stellt eines der größten Wirtschaftsprobleme der USA dar und trotzdem wissen die meisten US-Bürger noch nicht einmal, was das ist. Wie Sie in der oben stehenden Grafik sehen können, hat sich das Außenhandelsdefizit seit Ende der 90er Jahr massiv verschlechtert.

Löhne und Gehälter als prozentualer Anteil am BIP

Einer der Haupttreiber für die Inflation sind die Verbraucherausgaben. Aber die Verbraucher können nur dann Geld ausgeben, wenn sie auch welches haben. Und zum jetzigen Zeitpunkt notieren die Löhne und Gehälter als prozentualer Anteil am BIP nahe Allzeittiefs. Das ist eine sehr deflationäre Angelegenheit.

Der prozentuale Anteil von Niedriglohnbeschäftigungen in der US-Wirtschaft nimmt fortwährend zu, und in den letzten Jahren ist es bei der Gruppe der „Erwerbsarmen“ buchstäblich zu einer Explosion gekommen. Damit die Verbraucherpreise bedeutend steigen, muss der amerikanische Durschnitt-Konsument aber erst einmal mehr Geld in die Hand bekommen:

Wages-And-Salaries-As-A-Percentage-Of-GDP1
Wenn die Schuldenblase platzt

Aktuell leben wir in der größten Schuldenblase in der Geschichte der Menschheit. Und wenn eine Schuldenblase platzt, sorgen Angst und Panik typischerweise dafür, dass es zu einem massiven Einbruch bei der Geldumlaufgeschwindigkeit und der Kreditvergabe kommt.

Das konnte beispielsweise zu Beginn der Großen Depression während der 30er Jahre beobachtet werden, wir sahen es auch in 2008 und wir werden es abermals erleben. Der Fremdkapitalabbau ist von Natur aus deflationär, und das kann dazu führen, dass die Wirtschaftsaktivität sehr schnell zum Erliegen kommt.

Während der nächsten großen Welle des Wirtschaftskollaps wird es Zeiten geben, wo es einem so vorkommen wird, dass überhaupt niemand mehr Geld hat. Das „billige Geld“ wird dann der Vergangenheit angehören und viele Menschen und kleine Unternehmen werden dann kaum noch an Kredite herankommen.

Wenn die Schuldenblase platzt, ist Cash King – zumindest wird das für eine kurze Phase der Fall sein. Und all jene, die dann über keinerlei Ersparnisse verfügen, werden echte Probleme bekommen.

Und einige Vertreter der Finanzelite scheinen sich auch schon für die kommenden Entwicklungen zu positionieren. Beispielsweise sitzt Warren Buffett – obwohl er öffentlich erklärt, wie großartig Aktien derzeit sind – gegenwärtig in Wirklichkeit auf USD 49 Milliarden an Bargeld. Noch nie zuvor hat Buffett so viel Bargeld gehalten.

Weiß er vielleicht etwas?

Logisch, dass die US-Regierung und die US-Notenbank enorm unter Druck geraten werden, irgendetwas zu tun, wenn der Finanzcrash einsetzt. Die Antwort der Bundesregierung und der Federal Reserve wird aller Vorausschau nach extrem inflationär ausfallen, da sie versuchen werden, das System wiederzubeleben. Wahrscheinlich wird die Inflation dann bei Weitem dramatischer ausfallen, als alles, was wir bisher erlebt haben.

Bargeld wird also nicht allzu lange King sein. Fakt ist, dass das Bargeld letztlich Müll sein wird. Die Maßnahmen, mit der die US-Regierung und die US-Notenbank auf die kommende Finanzkrise reagieren werden, werden weite Teile der Welt verärgern und den Tod des US-Dollars herbeiführen.

Das ist der Grund, warum sich Gold, Silber und andere Realwerte langfristig so gut entwickeln werden. Kurzfristig werden sie wilde Preisschwünge erleben, aber wer mit diesen Schwankungen klarkommt, hat am Ende gut lachen.

In den kommenden Jahren werden wir also Inflation und Deflation erleben – und nichts von dem wird sonderlich angenehm werden. Sie sollten sich vorbereiten, solange noch Zeit ist, denn langsam rennt uns die Zeit davon.

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