Die westlichen Politiker werden nie verstehen, dass sie selbst das Problem sind und die Krisen nur noch verschlimmern. Die Staaten gehen immer an wirtschaftlichem Selbstmord zugrunde. Ein Zusammenbruch der westlichen Wirtschaften scheint daher unvermeidlich
Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 31.05.2013
Um die Welt um uns herum zu verstehen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir begreifen, dass sich alles in der Natur auf zyklische Art und Weise bewegt. Die Energie bewegt sich zyklisch.
Die Wellen im Ozean vermitteln den Eindruck, dass sich das Wasser bewegt. Wirft man aber eine Flasche auf die Wasseroberfläche, stellt man fest, dass die Flasche steigt und fällt, sich aber nicht mit den unter ihr vorbeiziehenden Wellen mitbewegt. Warum? Weil die Welle lediglich Energie ist, die sich durch das Wasser hindurchbewegt, nicht das Wasser selbst. Die Wasserbewegungen sind die stattfindende Strömung, aber die findet separat statt und unterscheidet sich von der Wellenbewegung.
Ist man sich erst einmal der Tatsache gewahr, dass sich Energie durch ein Medium hindurchbewegt – sei es nun der Weltraum, Luft oder Menschenmengen (was dann zu dem kollektiven Verhalten führen kann, das wir Panik nennen) –, sieht man die Welt plötzlich in einem völlig neuen Licht.
Diesen Herbst wird es beim Wetter zu mehr Chaos kommen. Uns steht eine Phase wilden Wetters bevor, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es zu extremen Schwüngen in beide Richtungen kommt. Der tödlichste Tornado in den USA war der Tri-State-Tornado vom 18.03.1925, bei dem die meisten Menschen ums Leben kamen. Der Tornado, der die meiste Verwüstung anrichtete, war der St. Louis Tornado vom 27.05.1896.
Aus zyklischer Perspektive befinden sich Tornados in den USA nach dem Ausbruch der jüngsten Tornado-Serie in einem Bullenmarkt. Die Intensität nimmt derzeit zu, und viele haben versucht, diese Tatsache für sich zu vereinnahmen, und erklärt, dass die Erderwärmung die Ursache dafür sei. Die Daten zeigen aber, dass es bereits vor der Erfindung des Autos zyklische Wettermuster gab, die bisher noch nicht erreicht worden sind – aber das wird kommen, zumindest was die Intensität anbelangt.
Unsere Korrelations-Modelle deuten darauf hin, dass es im Herbst immer zu gewaltsamen Stürmen und Wirbelstürmen kommt, wenn ihm ein kalter Frühling vorausgeht. Das funktioniert wie ein Pendel. Umso mehr man in das Extrem der einen Seite schwingt, desto extremer fällt die entgegengesetzte Bewegung aus. Märkte funktionieren genauso.
Das hier ist ein Foto mit fliegenden Staren. Die Staren-Gruppe bewegt sich nicht nur in zyklischen Bewegungsmustern, sondern weist in der Luft sogar eine solche Ordnung auf, dass sie der Chaostheorie entspricht.
Schauen Sie sich die Chaos-Formation der Wetterdaten an. Es gibt äußere Grenzen, die alle Bewegungen in den Extrembereichen eingrenzen. Das Chaos wurde zuerst bei der Wetterforschung entdeckt. Was oberflächlich betrachtet zufällig erscheint, verfügt in Wirklichkeit über eine verborgene Ordnung.
Edward Norton Lorenz (1917 – 2008) war ein amerikanischer Mathematiker, Meteorologe und ein Pionier der Chaostheorie. Er entdeckte eine merkwürdige Formation namens Lorenz-Attraktor, die dann später auch der Schmetterlingseffekt genannt wurde. Der Lorenz-Attraktor veranschaulicht, dass innerhalb eines chaotisch erscheinenden Systems in Wirklichkeit eine unglaubliche Ordnung steckt.
Überdies veranschaulicht seine Entdeckung, dass Vorhersagen über die Zukunft in höchstem Maße kompliziert sind, da
- wir es mit einer riesigen Anzahl an Variablen zu tun haben, nicht mit einer einzelnen Ursache und Wirkung, und
- diese Komplexität ein nichtlineares System darstellt, das eine innerhalb definierter Parameter, äußerer Grenzen stattfindende Unvorhersehbarkeit schafft.
Wenn der nicht eingeweihte Beobachter, dem diese Muster wie bei den Staren nicht bekannt sind, irgendeine Datenreihe sieht – ganz gleich, ob wir dabei nun über das Wetter oder die Märkte sprechen –, dann sind das für ihn bloß umherspringende Bahnen mit wilden Kurvenverläufen und Richtungswechseln. Ein wildes Hin und Her ohne Vorwarnung. Und genau diese Leute sind die Mehrheit, die kaufen oder verkaufen, weil die Gruppe es tut, und sich bei diesem Gruppenverhalten auch am wohlsten fühlen.
Nichtsdestotrotz entspricht das anscheinend chaotische, zufällige Verhalten des Wetters oder der Märkte dem Lorenz-Attraktor und bewegt sich immer auf ordentliche Art innerhalb beschränkter Außengrenzen des Systems. Der Lorenz-Attraktor ist die eigentliche Karte aller möglichen Zustände innerhalb des Systems, das immer innerhalb dieser faszinierenden Form bleibt und die äußeren Bewegungsgrenzen nicht überschreitet.
Bei der Wirtschaft handelt es sich heutzutage immer noch um ein nichtlineares System, das oberflächlich betrachtet von einem Augenblick zum nächsten völlig unvorhersehbar ist, und dennoch unterliegt es festgelegten äußeren Beschränkungen. Das ist der Grund, warum ich sage, dass man den Goldmarkt oder irgendeinen anderen Markt nicht isoliert betrachten kann. Alles ist mit allem verbunden, und der Wahnsinn hat Methode.
Jede Preisbewegung – ganz egal, wie alarmierend die Kursschwünge auch ausfallen mögen – bricht immer in sich zusammen und erholt sich dann wieder. Das ist die Energie, die alles um uns herum schafft – die Schwünge zwischen den beiden Extremen sind wie unser Herzschlag.
Und selbst unsere Wirtschaften sind ein komplexes System, das von den Regierungen nicht manipuliert werden kann – was auch der Grund dafür ist, warum der Marxismus/Keynesianismus jämmerlich gescheitert ist.
Die Bürokraten und Banker hassen mich dafür, dass ich aufstehe und aufdecke, dass das, was sie tun, das System nur verschlimmert und dafür sorgt, dass wir bis an die Extreme, die äußeren Grenzen jeder Seite vorstoßen. Das sorgt dafür, dass sie nach noch mehr Macht streben und ihre Hände um den Hals der Wirtschaft legen und sie erwürgen – alles nur, um an der Macht zu bleiben. Und umso stärker sie auf diese Art reagieren, desto größer wird die Volatilität, was wiederum dafür sorgt, dass sie noch fester zupacken, und zwar solange, bis sie selbst zu ihren größten Feinden werden.
Das ist der Grund, warum ich sage, dass Regierungen immer durch ihre eigene Hand scheitern – es ist wirtschaftlicher Selbstmord. Umso mehr Macht die Politiker verlieren, desto drakonischer werden sie. Das ist das Schicksal aller Imperien, Nationen und Stadtstaaten. Sie verstehen einfach nicht, dass ihr größter Feind immer sie selbst sind.
Die Politiker würden eher Jahrhunderte an Zivilisation vernichten, bevor sie aus Vernunftgründen den gescheiterten Sozialismus aufgeben. Die Banken wollen der Einäugige unter den Blinden sein – aber dadurch, dass sie mit gezinkten Karten spielen, um den perfekten Trade zu bekommen, vernichten sie bloß die Gesellschaft. Sie werden vielleicht tatsächlich zum Einäugigen unter den Blinden und können dann all ihr Vermögen zählen – aber es wird am Ende nichts mehr da sein, es wird keinen Ort mehr geben, wo sie ihr Vermögen dann noch ausgeben könnten. Aus historischer Sicht ist genau das der Moment, wo selbst Gold seinen Wert verliert, so wie es nach dem Untergang Roms der Fall war.
Kurz bevor John Maynard Keynes 1946 starb, berichtete er Henry Clay, einem Professor für Sozialwirtschaft und Berater der Bank von England, von seinen Hoffnungen, dass die „unsichtbare Hand“ von Adam Smith Großbritannien dabei helfen würde, sich aus der Wirtschaftsdepression zu befreien: „Ich stelle fest, dass ich bezüglich einer Lösung unserer Probleme immer mehr auf die unsichtbare Hand vertraue, die ich vor 20 Jahren aus dem wirtschaftlichen Denken zu verbannen versuchte.“
Selbst Paul Volcker musste in seiner Abhandlung „Die Wiederentdeckung des Wirtschaftszyklus“ einräumen, dass das Konzept, die Regierung könnte im Zeitalter der „Neuen Ökonomie“ die Wirtschaft lenken, gescheitert ist.
Niemand in der Regierung ist bereit, Macht wieder abzutreten, hat man sie sich erst einmal angeeignet. Das ist wie die Verurteilungsrate in New York City – die liegt bei 99%. Die Bürger können gegen die Banken der Regierung rein gar nichts gewinnen. Die Politiker werden niemals zugeben, dass sie selbst die Ursache des Problems sind. Und daher sieht es ganz danach aus, als müssten wir in Schutt und Asche gelegt werden.