Patrick Wood, The August Forecast, 29.05.2013

Der systemische wirtschaftliche Niedergang zieht eine Kreditkontraktion nach sich, und das führt wiederum zu Deflation, Währungskriegen und letztlich zu echtem Krieg.

2002 schrieb ein renommierter Ökonom: „Ignorieren Sie den Geist der Deflation.“ Ein anderer merkte an: „Deflation ist eine aufgebauschte Sorge.“

Am 21.11.2002 hielt Ben Bernanke, damals noch Fed-Gouverneur, vor dem National Economists Club in Washington D.C. eine Rede mit dem Titel „Deflation: Sicherstellen, dass sie hier nicht stattfindet“. Er begann seine Rede mit der folgenden Prämisse:

„Vor dem Hintergrund, dass die Inflationsraten in den Vereinigten Staaten derzeit ziemlich niedrig sind, haben sich einige besorgt gezeigt, dass wir schon bald mit einem neuen Problem konfrontiert sein könnten – der Gefahr der Deflation oder fallender Preise.“

Bernanke weiß natürlich nur zu gut, dass der Gradmesser für Deflation nicht fallende Preise sind, sondern es ist der Rückgang der Gesamtkreditmenge, was wiederum zu fallenden Preisen führen kann oder auch nicht. In seiner Rede argumentiert er dann gegen fallende Preise, während er auf die Kreditkontraktion praktisch überhaupt nicht eingeht.

Nichtsdestotrotz führte er die zwei Hauptgründe an, warum die USA nach seinem Dafürhalten in den kommenden Jahren keine Deflation erleben würden:

  • Die „Widerstandsfähigkeit und die strukturelle Stabilität“ der US-Wirtschaft an sich,
  • das Federal Reserve System an sich.

Mit einer gewissen Vermessenheit führte Bernanke dazu aus:

„Ich bin zuversichtlich, dass die Fed alle notwendigen Mittel ergreifen würde, um eine bedeutende Deflation in den Vereinigten Staaten zu verhindern, und dass die US-Zentralbank gemeinsam mit anderen Teilen der Regierung, sollte dies nötig sein, über genügend politische Instrumente verfügt, um sicherzustellen, dass jedwede Deflation, die auftreten könnte, mild und kurz ausfallen würde …

Daher ist, wie ich bereits ausgeführt habe, die Verhinderung der Deflation besser, als sie heilen zu müssen. Wenn wir in eine Deflation fallen, können wir jedoch darauf vertrauen, dass sich die Logik der Druckerpresse durchsetzen wird, und letztlich werden ausreichende Geldinjektionen immer zu einer Umkehr der Deflation führen.“ [Hervorhebungen hinzugefügt]

Heute, 2013, können wir über elf Jahre zurückblicken und uns anschauen, wie akkurat die Einschätzung von Bernanke gewesen ist. Die Politik des billigen Geldes der US-Notenbank hat die größte Eigenheimblase – mitsamt dem daraufhin einsetzenden Platzen der Blase – seit der Großen Depression der 1930er Jahre hervorgebracht. Die Fed drückte die Inlandszinssätze nahe null und pumpte Billionen US-Dollars an Liquidität ins Bankensystem. Und obwohl in den letzten drei Jahren einige wirtschaftliche Verbesserungen beobachtet werden konnten – in bestimmten Branchen zumindest –, hat die US-Wirtschaft an sich statistisch gesehen kaum Fortschritte erzielt.

Und wo ist all das Geld hingegangen?

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In der oben stehenden Grafik von Zero Hedge wird gezeigt, wie die QE-Gelder auf kleine Banken (blau), große US-Banken (rot) und ausländische Banken (gelb) verteilt worden sind. Die Korrelation beläuft sich auf 100%! Und all jene, die gerne gegen inländische Banken wie JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup usw. austeilen, wären schockiert zu erfahren, dass die US-Banken von dem überwiegenden Teil der Gelder überhaupt nicht profitiert haben!

Lassen Sie mich daher folgende Frage stellen: Konnte Bernankes Geheim-Rettung (vornehmlich) europäischer Banken Europa retten? Die Antwort ist natürlich: Nein! Europa befindet sich jetzt wieder offiziell in einer Rezession, während einige europäische Länder immer noch am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs und einer Wirtschaftsdepression stehen.

Die Werkzeuge, von denen Bernanke glaubte, dass sie der Fed zur Verfügung stünden, haben sich also als illusorisch herausgestellt. Ungeachtet all des Getöses, der Maßhalteapelle und Überredungskünste hat sich die Fed in allen operativen Bereichen als wirkungslos herausgestellt. Der Deflations-Schrecken, der ursprünglich in Japan aufgrund der dortigen Entwicklungen in den 1990er Jahren entstand, hält unvermindert an, und das Weltwirtschaftssystem ist heute messbar schwächer und gestörter als 2002.

Währungskrieg

Warum greife ich das Thema überhaupt auf? Ich glaube, dass die vorgenannten Entwicklungen die globale Elite dazu zwingen werden, ihre Taktik, wenn nicht gar ihre Strategie zu ändern, um zu ihrer geliebten „Neuen Weltordnung“ zu gelangen. Sie machen sich extreme Sorgen darüber, dass die Marktkräfte stärker sein könnten als ihre manipulativen Fähigkeiten und sie dadurch letztlich um Jahrzehnte zurückgeworfen werden könnten.

Was der Elite gegenwärtig am meisten Sorgen bereitet, ist die Ausweitung des Währungskriegs, der durch die oben beschriebenen, gestörten Kapitalflüsse ermöglicht und verschlimmert wird. Aus historischer Sicht sind Währungskriege das Ergebnis einer schrumpfenden Wirtschaft, bei der die Nationalstaaten um einen schwindenden Anteil an der Weltwirtschaft in Wettbewerb treten müssen. Darüber hinaus führen Währungskriege unvermeidlich zu echten Kriegen, so wie es beim Ersten Weltkrieg und auch beim Zweiten Weltkrieg der Fall war. Das ist der globalen Elite natürlich nicht entgangen.

Und während der Dollar in den letzten Wochen drastisch gestiegen ist, gab es eine ganze Reihe an Artikeln, in den der Tod des US-Dollars beschworen wird. Ein Autor merkte jüngst dazu an: „Der Zusammenbruch des US-Dollars ist nun bereits seit Jahren in den Karten.“ Er hat aber nicht geschrieben, wem die Karten gehören oder wer der Dealer ist.

CNBC veröffentlichte heute einen Artikel mit dem Titel: „Stirbt der Dollar? Warum sich die US-Währung derzeit in Gefahr befindet“. Darin heißt es: „Der prozentuale Anteil des Dollars an der weltweiten Währungsversorgung geht zurück, was Sorgen hervorruft, dass der Dollar als führende Weltwährung nun kurz vor dem Ende steht.“

Lassen Sie mich hier eines klarstellen: Der Dollar liegt nicht im Sterben. Der Grund dafür, dass der US-Dollar im Wert steigt, hat nichts mit irgendwelchen positiven, der US-Wirtschaft innewohnenden Aspekten zu tun. In Wirklichkeit hat es mit dem Währungskrieg zu tun, bei dem andere Nationen versuchen, ihre eigene Währung auf Kosten des Dollars zu entwerten. Ihre Währungen sinken, unsere steigt.

Alle Anstrengungen der US-Notenbank, den Wert des Dollars zu abzusenken – ja, die US-Notenbank tritt ebenfalls als Währungs-Manipulant auf –, sind gescheitert, und das ist vornehmlich darauf zurückzuführen, dass die Fed nicht größer ist, als Dutzende von Nationen, die aktuell händeringend versuchen abzuwerten.

Und das führt uns auch zu einem Vortrag, der jüngst von C. Fred Bergsten, einem leitenden Mitglied und dem emeritierten Direktor des Peterson Institute for International Economics, gehalten wurde.

Bergsten gehört zu den Gründungsmitgliedern der Trilateralen Kommission und ist einer der frühen Hauptarchitekten der „Neuen Internationalen Wirtschaftsordnung“, die von der Trilateralen Kommission verfochten wird. In dem Papier mit dem Titel „Währungskrieg: Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten und die Reform des internationalen Währungssystems“ wird seine größte Sorge offengelegt. Nach einer langen Rede kommt er zu dem Schluss:

„Ich würde gerne mit einer historischen Randnotiz schließen, die über 40 Jahre zurückliegt und einige Parallelen zu unserer heutigen Situation aufweist. Vier Tage nach den Nixon-Schocks von August 1971 bat ihr Architekt John Connally vier Außenstehende – ich hatte die Regierung ein paar Monate zuvor verlassen –, einen Tag mit ihm und seiner von Paul Volcker beim US-Finanzministerium angeführten Spitzenmannschaft zu verbringen.

Er begann mit den Worten: ´Sie wissen, was wir getan haben. Bitte erklären Sie mir, was wir als nächstes tun sollten.` – und genau das war der Punkt, wo ich anfing, mir richtige Sorgen zu machen! Er diskutierte dann persönlich über sechs Stunden mit uns, wobei er auf die Möglichkeiten hinwies, die sie im Hinblick auf eine systemische Reform geschaffen hatten – speziell, um in Richtung flexibler Wechselkurse zu gehen.

Mir wurde zunehmend klarer, dass Connally dabei nicht systemische Ziele im Sinn hatte, und er beendete die Diskussion schließlich mit den Worten: ´Ich bin Ihnen für Ihre Vorschläge dankbar, meine Herren, und nun will ich Ihnen meine Philosophie mitteilen, bevor wir die Versammlung auflösen: Die Ausländer sind gerade dabei, uns übers Ohr zu hauen, und unsere Aufgabe ist es, sie als erstes übers Ohr zu hauen. Vielen Dank und auf Wiedersehen.`

Nachdem ich fast drei Jahre als Kissingers Stellvertreter für Außenwirtschaftspolitik tätig war, dachte ich, dass ich mich bezüglich Washingtons und der Welt eigentlich ziemlich gut auskennen würde – aber selbst ich war über Connallys Fremdenhass verblüfft (was ich umgehend Kissinger unterbreitete, der davon nichts wusste – aber das ist eine andere Geschichte). Die Bedeutung für die heutige Zeit ist natürlich, dass einige der Ausländer die Vereinigten Staaten (und weite Teile der Welt) nun abermals übers Ohr gehauen haben, um hier einmal Connallys schillernde Terminologie zu nutzen.

Die Entscheidung ist heute dieselbe wie damals; reagieren wir nationalistisch und unilateral oder systemisch und multilateral – oder reagieren wir, wie es höchstwahrscheinlich der Fall sein dürfte, mit einer Kombination aus beidem, hoffentlich mit einer klaren strategischen Entscheidung, dass wir nationale Maßnahmen nutzen, um eine weltweite Reform zu erzielen. Unser Ziel muss es sein, damit anzufangen, diese essentiellen Probleme zu lösen, indem wir das weltweite System entscheidend reformieren, bevor der nächste John Connally daherkommt.

Während seiner Rede zur Lage der Nation im Februar nutzte Präsident Obama, als er die Internetsicherheit ansprach – ein anderes vitales Thema der nationalen Interessen der USA, bei dem China eine zentrale Rolle spielt – die folgenden Worte: ´Wir können nicht in ein paar Jahren zurückblicken, um uns dann zu fragen, warum wir nichts getan haben!`

Ich würde hier noch hinzufügen, dass dieselbe Einstellung auch im Hinblick auf die weitflächige Währungsmanipulation an den Tag gelegt werden sollte – eine Manipulation, die gegen die grundlegendsten Regeln der internationalen Wirtschaftssysteme verstößt, während in unserer eigenen Wirtschaft und in den Wirtschaften zahlreicher anderer Länder Wachstum und Arbeitsplätze vernichtet werden. Die Zeit zum Handeln ist nun ganz eindeutig gekommen. Es ist jetzt an der Zeit, den Währungskriegen den Krieg zu erklären.“ [Hervorhebungen hinzugefügt. Anmerkung d. Autors: Kissinger und Volcker waren ebenfalls Mitglieder der Trilateralen Kommission.]

Die extreme Sorge von Bergstein geht unschwer aus seiner Rede hervor, der Hauptpunkt ist aber, dass dadurch seine globalistische Agenda aus dem Gleis gerät. Bergsteins ursprüngliches und naives Design „flexibler Wechselkurse“ wird durch gierige und eigennützige Ausländer, die untereinander und gegenüber den Vereinigten Staaten den Währungskrieg ausgerufen haben, zunichte gemacht.

Es ist ironisch, dass die Mitglieder der Trilateralen Kommission 1973 kein Problem damit hatten, die Welt auszuplündern, es heute jedoch, wo sie selbst „von einigen Ausländern … übers Ohr gehauen“ werden, für einen nationalen Aufschrei sorgt. Ironisch ist auch, dass, obwohl die Mitglieder der Trilateralen Kommission die US-Verfassung, den Nationalstaat und die Souveränität damals links liegen ließen, sie heute auf denselben Nationalstaat als Mittel zur Lösung blicken.

Ein bedeutender Teil der Paranoia der Elite rührt von ihrer Angst vor einem weltweiten und unkontrollierten Krieg her. Gemäß dem schumpeterschen Konzept der Schöpferischen Zerstörung sind regionale und lokale Konflikte kontrollierbar – und somit profitabel –, ein uneingeschränkter Krieg hingegen führt letztlich aber zur Vernichtung der Produktionsmittel.

Nur die allerwenigstens Amerikaner wünschen sich Krieg, aber wir sollten uns im Klaren darüber sein, dass, sollte der Währungskrieg nicht eingedämmt werden, ein echter Konflikt folgen wird. Und obschon es so scheint, als wären wir im Hinblick auf den Währungskrieg auf Linie mit der globalen Elite, könnten die Motive nicht unterschiedlicher ausfallen: Wir sind auf Freiheit aus – sie auf weltweite Vorherrschaft.

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