Henry Bonner, Sprott Asset Management, 03.07.2013

Eric Sprott gründete 2001 Sprott Asset Management und hat sich in den letzten zehn Jahren einen Namen als einer der bedeutendsten Anleger der Edelmetallbranche gemacht. Casey Research hielt am 25.06.2013 eine Diskussionsrunde mit Goldexperten ab, an der auch Eric Sprott teilnahm, um den aktuellen Goldmarkt zu beleuchten:

„Ich hatte während des ersten Quartals, bis zum 15.04., das Gefühl, dass es zahlreiche Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Angebotsverknappung bei Gold geben würde. Vor rund einem Jahr hatten wir einen Artikel mit dem Titel ´Haben die Zentralbanken noch irgendwelches Gold übrig?` geschrieben, in welchem wir quantifizierten, dass es wohl seit dem Jahr 2000 jedes Jahr rund 2.300 Tonnen an zusätzlicher Nachfrage gegeben haben dürfte, während die Goldproduktion in diesem Zeitraum aber nicht gestiegen ist.“

Doch anstelle einer Angebotsverknappung, die den Goldpreis weiter in die Höhe getrieben hätte, ist Gold von fast USD 1.700 pro Unze zu Beginn dieses Jahres jetzt in der Spitze auf ein neues Tief von rund USD 1.200 pro Unze gefallen. Aber wie kann es sein, dass der Preis fällt, wenn es wirklich eine Angebotsverknappung gibt?

„Ich verweise hier auf die Leute, die Gold shorten – es ist sehr gut belegt, dass bestimmte Marktteilnehmer bei Gold sehr große Shortpositionen gehalten haben. Shorter, von denen erwartet wurde, dass sie Gold ausliefern, das sie nicht ausliefern konnten, könnten diesen Abwärtssog herbeigeführt haben, damit wieder Gold in den Markt gelangt.“

„Aber das ging komplett nach hinten los.“ Der plötzliche Preisrückgang habe zu einer extremen Nachfrage nach dem physischen Metall geführt, und das obwohl „Papiergold“ zur selben Zeit massiv abverkauft worden sei, so Sprott, der auf die Daten zur physischen Goldnachfrage in China und Indien verwies.

„Ich würde sogar behaupten, dass wir bei der Verbrauchsrate, die wir derzeit haben, durchaus eine 4.000 Tonnen Angebotslücke in einem 4.000 Tonnen Markt haben könnten.“ Ja aber wie könnte der Goldmarkt diese Lücke überbrücken?

„Ich vermute, dass die westlichen Zentralbanken heimlich Gold auf den Markt geworfen haben. Wir haben ja gesehen, wie die Lagerbestände [der US-Rohstoffbörse]COMEX innerhalb der letzten paar Monate von 11 Millionen Unzen auf rund 7,6 Millionen Unzen eingebrochen sind, und mir kommt es so vor, als würden die Menschen nun endlich damit anfangen, dass Gold aus dem System abzuziehen“, so Sprott weiter.

Die Papiermärkte hätten die Preisfindung bei Gold dominiert – und diese Papiermärkte sind von dem physischen Metall oftmals abgekoppelt:

„Es ist jede Menge darüber geschrieben worden, dass nur ein sehr kleiner Prozentsatz an Papiergold – beispielsweise an der COMEX – tatsächlich physisch ausgeliefert wird. Diese Papierprodukte haben den Goldpreis bestimmt.

Ich bin absolut überzeugt davon, dass man Gold in physischer Form besitzen sollte. Ich mag die Tatsache nicht, dass jemand mit jeder Menge Geld den Preis kurzfristig beeinflussen kann, wenn ich sehe, dass die Fundamentaldaten für physisches Gold sehr positiv sind.“

Und, werden die Goldbesitzer „zuletzt lachen“?

„Ja, ich glaube, das werden sie“, so Sprott, der noch einmal daran erinnerte, dass Gold seit dem Jahr 2000 und selbst nach den jüngsten Abverkäufen immer noch mit knapp 500% im Plus liegt, während beispielsweise der Dow Jones – der im Jahr 2000 mit rund 11.800 Punkten notierte und im bisherigen Jahresverlauf im Schnitt bei 14.500 Punkten lag – im selben Zeitraum lediglich um 23% gestiegen ist.

„Es ist ja bereits ein großartiger Ritt gewesen. Aber wie geht es von hieraus nun weiter? Einige Leute glauben, dass es abwärts geht. Ich glaube aber, dass es höher gehen wird. Ich glaube, dass wir bei Gold bedeutend höhere Preise sehen werden.“

Sprott fordert die Anleger auf, sich zwei fundamentale Fragen zu stellen: „Glauben wir an die Nullzinssätze und glauben wir an das Gelddrucken?“

„Und um auf meine Theorie zurückzukommen, dass gar kein Gold mehr da ist, das noch verkauft werden könnte: Eines der Dinge, die man tun könnte, ist, den Goldpreis nach unten zu hämmern und damit zu beginnen, die Auslieferung des ETF [börsennotierter Goldfonds] einzuleiten – weil hier hat man echte physische Lagerbestände. Und das Gold wurde dann auch in 2013 die ganze Zeit über aus dem GLD [größter börsennotierte Goldfonds der Welt] abgezogen.“

Laut Sprott könnten die Marktteilnehmer – die Gold für die Auslieferung bräuchten oder es einfach nur physisch besitzen wollten – die ETFs also durchaus als Mittel genutzt haben, um ihre Ziele zu erreichen: „Ich erachte diese teilweise Trockenlegung des GLD als ein extrem positives Ereignis, das uns wirklich etwas über die physische Verknappung sagt, die derzeit vorherrscht.“

Und, kauft Eric Sprott aktuell Gold oder Goldminenaktien?

„Ich kaufe gegenwärtig Goldminenaktien. Das letzte Mal, als Gold in 2008 nach unten gehämmert wurde, stiegen die Aktien in den darauffolgenden neun Monaten um 250%. Ich glaube, dass wir dieselbe Art von Kursbewegung wiedersehen werden, bei der die Aktien die Gold-Performance um das Zwei- bis Dreifache überflügeln könnten.“

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