Michael Snyder, The Economic Collapse, 19.07.2013

Wussten Sie, dass die Zahl der Arbeitslosen in den G20-Ländern mittlerweile auf 93 Millionen Menschen gestiegen ist und Tag für Tag größer wird? Wie Sie sehen, sind die Vereinigten Staaten nicht das einzige Land, das mit einer systemischen Arbeitslosenkrise zu kämpfen hat. Diese Krise findet zurzeit buchstäblich überall auf dem Planeten statt.

Aber was ist die Ursache für diese Krise? Und besteht überhaupt noch Hoffnung darauf, dass das Ruder wieder herumgerissen werden kann?

Bedauerlicherweise haben wir es hier mit einigen langfristigen Trends zu tun, die sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt haben und eine große Rolle dabei spielen, warum wir überhaupt an diesen Punkt gelangt sind.

Zunächst einmal wird die Weltwirtschaft mittlerweile von gigantischen Konzernen beherrscht, die gelernt haben, wie sich viel mehr Geld machen lässt, wenn man teure Arbeitnehmer, die in den großen Industrieländern leben, durch Arbeiter aus Nationen ersetzt, wo Sklavenlöhne legal sind. Es ist also kein großes Mysterium, warum wir in der westlichen Welt ein so massives Beschäftigungsproblem haben.

Warum sollte ein Konzernchef Arbeitnehmer beschäftigen, die das 10- oder 20-fache von dem kosten, was andere Arbeiter kosten? Ein Arbeiter ist ein Arbeiter, und in den letzten zehn Jahren konnten wir beobachten, dass die Arbeitsplätze en masse in Länder abgewandert sind, wo Arbeitskräfte weniger kosten.

Hier kommt noch hinzu, dass die großen Konzerne versuchen, so viele Arbeitsplätze als möglich zu streichen, indem sie Technologie einsetzen. Wenn ein Konzern einen Computer oder eine Maschine dazu bringen kann, die Arbeit billiger zu erledigen als ein Mensch, ja warum soll der Konzern dann weiterhin Menschen dafür einsetzen wollen?

Und dann haben wir natürlich noch beobachten können, dass es in der westlichen Welt in den letzten Jahren insgesamt zu einer Abschwächung der Wirtschaft gekommen ist, und das gilt besonders für die Vereinigten Staaten.

Und während sich diese Langzeittrends weiter intensivieren, schaukelt sich die weltweite Beschäftigungskrise immer mehr hoch und wird zunehmend schlimmer.

So ist beispielsweise der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation überzeugt davon, dass die Arbeitslosigkeit in den G20-Ländern weiter steigen wird. CNBC meldete am Freitag:

„In der Gruppe der 20 größten Wirtschaftsmächte wird die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich stark weitersteigen, sollten nicht umgehend Maßnahmen ergriffen werden, so Guy Ruyder, der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation gegenüber CNBC am Freitag, der die Arbeitsmarktkrise mit der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 verglich und warnte, dass sie dringend angegangen werden müsste.

´Wir haben Rückschritte gemacht. Es ist ziemlich alarmierend, das zu beobachten … die Arbeitslosigkeit ist nicht gesunken, sondern sogar noch gestiegen`, sagte Ryder CNBC auf dem G20-Treffen der Finanzminister in Moskau.

Er sagte, dass in den G20-Ländern derzeit 93 Millionen Menschen arbeitslos sind.“

Und wenn diejenigen, die in den G20-Ländern leben, ihre Jobs verlieren, ist die Tendenz die, dass sie über sehr lange Zeit hinweg keine neue Arbeit finden. Fakt ist, dass 30% der Arbeitslosen in den G20-Ländern Langzeitarbeitslose sind, die bereits seit mindestens einem Jahr keiner Beschäftigung mehr nachgehen.

Die großen Industrieländer überall auf dem Planeten sind heute nicht mehr länger in der Lage, für ihre Bevölkerungen genügend Arbeitsplätze zu schaffen. In vielen „reichen Ländern“ ist die Arbeitslosenquote bereits in den zweistelligen Prozentbereich vorgedrungen. Nehmen wir nur die folgenden Zahlen:

  • Die Arbeitslosenrate Südafrikas liegt bei über 25%.
  • Die Arbeitslosenrate Frankreichs ist jüngst auf ein 15-Jahreshoch gestiegen.
  • Die Arbeitslosenrate Italiens ist auf 12,2% gestiegen, was einem 35-Jahreshoch entspricht.
  • In der Eurozone liegt die Arbeitslosenquote auf einem Allzeithoch von 12,2%.
  • In Polen liegt die Arbeitslosenrate bei 13,2%.
  • Die irische Arbeitslosenquote ist jetzt auf 13,6% gestiegen.
  • In Portugal ist die Arbeitslosigkeit auf 17,7% geschossen.
  • Die Arbeitslosenrate Griechenlands liegt derzeit bei 26,9%, und es wird damit gerechnet, dass die Marke von 30% demnächst durchbrochen wird.
  • Die Arbeitslosenquote Spaniens ist sogar noch höher als die von Griechenland; sie beläuft sich auf atemberaubende 27,2%.

Ja es ist traurig, aber es sieht nicht so aus, als würde sich die Lage in nächster Zeit bessern. Fakt ist, dass die weltweite Zuversicht bei den Unternehmen nun auf den tiefsten Stand seit der letzten Rezession eingebrochen ist.

Und was ist mit den Vereinigten Staaten?

Nun, die Wahrheit ist, dass die offiziell vermeldeten Zahlen natürlich nicht so schlecht aussehen wie im Rest der Welt. Trotzdem lag die offizielle US-Arbeitslosenquote 54 Monate in Folge bei 7,5% oder höher. Zumindest liegt sie noch nicht im zweistelligen Prozentbereich.

Die Lage könnte also schlimmer sein.

Das hat aber nun nicht zu bedeuten, dass in den USA alles rundläuft.

Die Massenmedien versuchen uns davon zu überzeugen, dass alles in bester Ordnung sei, weil die US-Arbeitslosigkeit „fällt“. Schaut man sich die Zahlen aber genauer an, ist das so nicht richtig.

Die New York Times hatte jüngst darauf hingewiesen, dass der Rückgang der US-Arbeitslosigkeit praktisch ausschließlich auf den Rückgang der Erwerbsbeteiligung zurückzuführen ist:

„Treten wir einen Schritt zurück. Viele Menschen haben ihre Arbeit während der Großen Rezession verloren. Und die große Überraschung danach war, wie viele Menschen danach noch nach neuer Arbeit gesucht haben. Die Erwerbsbeteiligung – also der Anteil von Erwachsenen, die arbeiten oder versuchen, Arbeit zu finden – stagniert bei rund 63,5% und liegt somit 3 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau.

Die Arbeitslosenrate ist praktisch allein aufgrund dieses Rückgangs bei der Erwerbsbeteiligung gesunken. Mit anderen Worten: Die Arbeitslosigkeit ist nicht gefallen, weil die Menschen Arbeit finden, sie ist gefallen, weil weniger Menschen nach Arbeit Ausschau halten.“

Wer wissen will, was sich in den USA tatsächlich abspielt, braucht sich bloß die Beschäftigungsquote anzuschauen. Die Beschäftigungsquote ist ein prozentualer Gradmesser, der darüber Auskunft gibt, wie viele Menschen im arbeitsfähigen Alter tatsächlich einer Beschäftigung nachgehen.

Wie aus der nachfolgenden Grafik hervorgeht, ist der Prozentsatz an US-Bürgern im arbeitsfähigen Alter seit dem Jahr 2000 fortwährend gesunken:

Employment-Population-Ratio-20131

Wie Sie sehen, hat es am Arbeitsmarkt in Wirklichkeit nie eine Erholung gegeben.

Wenn Ihnen die Massenmedien erklären, dass die Beschäftigungszahlen im Juni „großartig“ waren, ist das nicht ehrlich. Die Wahrheit ist, dass die Beschäftigungsrate im Juni in 28 Bundesstaaten gestiegen und lediglich in 11 Bundesstaaten gesunken ist, und, wie ich gestern erwähnte, gingen im Juni in Wirklichkeit sogar noch 240.000 Vollzeitstellen verloren.

Hier wird also überhaupt nichts besser, und die Beschäftigungsprobleme in den Vereinigten Staaten und Europa werden sich aller Vorausschau nach in den nächsten Jahren noch weiter verschlimmern.

Für die meisten von uns ist das außerordentlich schlecht, da für die Mehrzahl von uns die Arbeitskraft oftmals das Einzige ist, was wir auf dem Markt anbieten können. Wenn der Wert, der der Arbeit zugebilligt wird, fortwährend sinkt, geraten wir in eine sehr schwierige Situation.

Es ist so, als würden wir alle „Reise nach Jerusalem“ spielen. Jedes Mal, wenn die Musik anhält, werden weitere Stühle (Arbeitsplätze) aus dem Spiel genommen. Sicher, das mag eine Weile funktionieren, aber was ist, wenn die Musik anhält, und auf einmal Ihr Stuhl aus dem Spiel entfernt wird? Das ist etwas, worüber man vielleicht einmal nachdenken sollte …

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