Es geht heute nicht mehr darum, zu schauen, was die Regierung als nächstes tun wird; die entscheidende Frage ist, was wir als Investoren tun werden

Dennis Miller, Casey Research, 01.08.2013

Also wenn ich sage, dass sich das Investmentparadigma verändert hat, dann meine ich damit eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Es gibt keine soliden, sicheren Investments mehr, die noch irgendeine vernünftige Rendite abwerfen, von der die meisten Ruheständler den Rest ihres Lebens komfortabel leben könnten. Und diesen Satz sollten Sie, wenn nötig, noch einmal lesen.

Die Anleger sehen sich jetzt gezwungen, auf der Jagd nach Rendite immer mehr Risiken einzugehen. Einige Anleger zielen dabei darauf ab, dass ihre Investments regelmäßiges Einkommen generieren, andere nicht.

Die Zinsen für Spareinlagen sind nicht nur sinnlos niedrig, sie sind im Grunde schon eine Beleidigung. Und Anleihen wurden einst als die sichersten Investments erachtet, die man halten kann. Aber heute bekommt man dafür praktisch gar nichts, während sie mit jeder Menge Risiken einhergehen. Ich erwähne hier nur einmal Griechenland, Irland oder das jüngste Beispiel Detroit.

Die US-Regierung pumpt unterdessen Geld in die Wirtschaft, um Arbeitsplätze zu schaffen. Aber was sollen das für Arbeitsplätze sein? Keine Ahnung – die meisten Jobs im Fertigungsbereich sind ja weg. Ich stelle bloß fest, dass mir bei meinem Starbucks um die Ecke der Kaffee immer häufiger von jungen Menschen mit Hochschulabschluss serviert wird. Ich bin mir nicht sicher, ob das nur hier bei mir so ist oder landesweit, aber irgendwie glaube ich nicht, dass mein Starbucks ein Monopol auf überqualifizierte Kellner hat.

Vor kurzem habe ich einige Statistiken gesehen, die darauf hindeuten, dass die Fertigungsjobs in den USA aktuell auf demselben Stand sind wie 1941 – also vor 72 Jahren! Das Realeinkommen ist in den letzten zehn Jahren um 7% gesunken.

Ich hatte mal einen Freund, der mich beschuldigte, ein Angsttreiber zu sein. Ach ja! Erzähl das doch mal Betty B., einer unserer Langzeit-Leserinnen bei Money Forever. Vor ein paar Monaten schrieb sie mir, um sich für die Offenheit von Money Forever zu bedanken. Im Folgenden finden Sie einen Auszug, der ihren gesamten Brief gut zusammenfasst und auch erklärt, warum ich mich der Meinung meines Freundes nicht anschließe:

„Ich hoffe einfach darauf, dass mein Geld solange reichen wird, wie ich lebe. Ich habe einst sehr gut gelebt, aber jetzt versuche ich sparsam zu sein. Ich mache mir Sorgen über ältere Menschen, die außer ihrer Rente nichts haben, worauf sie zurückgreifen könnten, und erstmals muss ich zugeben, dass ich mich auch schon auf meinen Rentenscheck freue.“

Ja erzähl das mal der Firma, in der mein Sohn arbeitet, wo alle Mitarbeiter Gehaltskürzungen hinnehmen mussten, um ihre Arbeitsplätze zu retten. Erzähl das mal den Millionen von Rentnern, die das getan haben, was Betty erwähnt hat – nämlich sehr sparsam zu werden, weil sie Angst haben. Ich frage mich, ob mein Freund diese Anschuldigung nicht vielleicht deshalb vorgebracht hat, weil er der Realität einfach nicht ins Auge sehen will.

Egal! Wir sollten nach vorne blicken, und wenn die Regierung doch einmal etwas richtig macht, dann ist es halt eine angenehme Überraschung – aber Sie sollten nicht darauf setzen.

Also: Was können wir tun? Zunächst einmal müssen wir die neuen Spielregeln akzeptieren. Und damit sind nicht nur die Privatanleger gemeint, sondern auch Broker, Geldmanager und Newsletter-Redakteure. Die Tage, wo man sich ein Papier ausgesucht hat, auf der Aufwärtswelle geritten ist und dabei zusah, wie das eigene Geld immer mehr wurde, und sich selbst für clever hielt, sind vorbei. Wir müssen heute anders denken, anders investieren und härter und noch cleverer arbeiten, als wir es in der Vergangenheit taten.

Wenn ich so an unsere eigene Research-Abteilung denke, dann finde ich es sehr interessant, wie viele Stunden sie damit zubringen, die Welt nach Unternehmen und Investments abzusuchen, die in einem langfristigen wirtschaftlichen Abschwung überleben und prosperieren werden. Die Abteilung nutzt einige der komplexesten Computerprogramme, die man sich für Geld kaufen kann, und verfügt über die schlausten und engagiertesten Analysten, die Ihnen jemals begegnen werden. Aber selbst mit diesen beeindruckenden Werkzeugen können sie leicht eine Woche oder länger damit zubringen, um in irgendeiner speziellen Branche nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, die wir später vielleicht besprechen und unseren Abonnenten empfehlen können.

Wenn wir dann eine engere Auswahl an Kandidaten zusammenhaben, analysieren wir sie unter Verwendung der nachfolgenden Kriterien. Einige dieser Kriterien wären für uns vor 2007 noch völlig bedeutungslos gewesen, aber heute müssen wir sie bei jeder Aktie, Anleihe, bei jedem börsennotierten Rohstoff- oder Aktienfonds oder irgendeinem anderen Investment prüfen:

1. Handelt es sich um eine solide Firma oder ein solides Investment?

Die überwiegende Mehrheit unserer Leser kann sich Fehlgriffe nicht leisten. Deswegen ist es von essentieller Bedeutung, dass man in Unternehmen oder Investmentvehikel investeiert, die sicher sind. Und das gilt selbst für den spekulativen Bereich unseres Portfolios.

2. Generiert das Investment ein gutes Einkommen?

In der heutigen Niedrigzinswelt, wo man für Spareinlagen und US-Staatsanleihen nichts bekommt, wird auch jedes Investment unter dem Gesichtspunkt seiner Rendite betrachtet. Und obschon die Rendite bei einigen Investments sehr niedrig sein oder gar bei null liegen kann, empfehlen wir sie trotzdem, wenn wir davon ausgehen, dass die Wertsteigerung die Investitionen im Laufe der Zeit rechtfertigen wird.

3. Besteht eine gute Aussicht auf Wertsteigerung?

Während sich das wie eine Binsenweisheit anhört, muss man sich diese Frage im Detail anschauen. In vielen Fällen haben wir gute solide Firmen, die pünktlich Dividenden ausschütten – aber ihre Aktienpreise können derweil kaum mit der Inflation mithalten. Es kommt vor, dass man sich zwischen zwei Kandidaten entscheiden muss. Die eine Firma zahlt eine etwas geringere Dividende, wächst aber, während wir auf der anderen Seite vielleicht ein Versorgungsunternehmen oder etwas Ähnliches haben, das eine leicht höhere Dividende aufweist.

Bei der letztgenannten Gruppe sind die Aktienpreise in der Regel zinssensibler als bei einer expandierenden Firma. Sollten die Zinsen steigen, könnte es bei ihnen schnell zu einem Rückgang des Aktienpreises kommen. Und das hat in jüngster Zeit wieder zunehmend für Bedenken gesorgt: Wenn man Aktien oder Fonds von Versorgern im Portfolio hat, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Titel einer Neubewertung zu unterziehen.

4. Bietet das Investment einen Inflationsschutz?

Ja, diese Frage ist eigentlich die allesentscheidende. Wenn ich gefragt werde, ob ich einer dieser schwarzmalerischen Inflations-Freaks bin, antworte ich mit einer Gegenfrage: Können Sie mir eine Fiatwährung in der Geschichte nennen, bei der sich die Regierung nicht darauf zurückgezogen hätte, ihre Rechnungen durch eine massive Geldvermehrung zu bezahlen, was dann letztlich zu einer hohen Inflation und dem Zusammenbruch der Währung führte?

Also mir fällt da keine ein. Aber dafür fallen mir aus dem Stegreif Österreich, Argentinien, Brasilien, Ungarn, Mexiko, Zimbabwe und die Weimarer Republik ein, wo genau das passiert ist. Und für die Bürger dieser Länder war es katastrophal. Und während ich nicht in der Lage bin, die Wahrscheinlichkeit einer hohen Inflation oder einer Hyperinflation zu benennen, weiß ich, dass, sollte es passieren, viele Rentner und Sparer um ihre in US-Dollars investierten Lebensersparnisse gebracht werden.

Bei uns zuhause hat es nie gebrannt, trotzdem haben wir eine Feuerschutzversicherung, weil ein Feuer einen bedeutenden Teil unseres Nettovermögens vernichten würde, sollte es doch mal passieren. Daher schaue ich mir bei einem Investment auch an, inwiefern es ein Inflationsschutz ist und somit als Portfolio-Versicherung dienen kann. Genausowenig wie ich mir ein Feuer wünsche, will ich, dass mein Portfolio mit einem Schlag ausgelöscht wird.

5. Ist das Investment leicht liquidierbar?

Als jemand, der das Thema „Problemlösung“ selbst gelehrt hat, kann ich Ihnen eines der Kriterien verraten, die ich bei der „Entscheidungsanalyse“ verwende: Ist das Investment liquidierbar, falls man einen Fehler gemacht hat?

Das ist auch der Grund, warum wir bei vielen stark gehandelten Aktien, die in unserem Portfolio sind, Stop-Loss-Order setzen. Und es ist einer der Gründe, warum wir uns in unserem Alter nicht mehr mit Immobilieninvestments herumschlagen. Und was ist mit den börsennotierten Immobilienfonds? Sicher, die schauen wir uns an, aber Immobilien selbst werden von uns nicht mehr berücksichtigt.

2007 hielten wir überhaupt nichts davon, ein fünfjähriges Einlagenzertifikat mit einer Rendite von 6% zu kaufen. Heute liegt die Rendite für denselben Zeitraum bei 1,3%. Es ist von Anfang an ein Verlustgeschäft und könnte sogar noch schlimmer werden. Und man kommt im Grunde nicht raus, ohne saftige Abschläge zu zahlen.

Die Spielregeln verändern sich gerade. Es ist eine Tatsache, dass, sollten die Verhandlungen zur Vermeidung der nächsten „Fiskalklippe“ oder „Schuldenobergrenze“ – oder welche Finanzkrise uns auch immer als nächstes erwarten wird – abgeschlossen sein, riesige Steuererhöhungen auf uns zukommen werden, und zwar nicht nur bei Zinserträgen, sondern auch bei Dividenden, Kapitalerträgen und ähnlichem. Darüber hinaus gibt es derzeit Gerüchte, dass die Steuerabzugsfähigkeit von Hypothekenzahlungen abgeschafft werden soll, was massive Folgen für die ohnehin bereits angeschlagene Baubranche hätte […]

Und den alten Spruch „Sell in May and go away,“ können Sie auch vergessen. Übrigens liegt Mai schon eine Weile hinter uns. Für den Privatinvestor ist es von entscheidender Bedeutung, die richtigen Quellen zu nutzen und wachsam zu bleiben, ganz gleich, ob es sich dabei nun um einen Broker, Geldverwalter, Newsletter oder Research-Tools handelt.

Wir müssen begreifen, dass wir es hier mit einer neuen Version des Investierens zu tun haben. Man kann es auch als „Investieren 2013“ sehen, und die Version „Investieren 2014“ kommt demnächst auf den Markt. Unser Programm braucht zahlreiche Updates, um den aktuellen Veränderungen Rechnung zu tragen und zu überleben. Man sollte

  • begreifen, was in der heutigen Investmentwelt vor sich geht;
  • die beste Forschung und die besten Quellen verwenden, die einem zur Verfügung stehen;
  • seine Ersparnisse cleverer und härter verwalten als je zuvor und
  • sich für den Schutz der Lebensersparnisse entsprechend Zeit nehmen.

Es ist an der Zeit, für seine Finanzen selbst Verantwortung zu übernehmen. Ja sicher, es geht um viel und wir tragen alle das Risiko; es ist unser Geld … und wir müssen sicherstellen, dass es ein Leben lang da bleibt. Der sicherste Weg, dafür zu sorgen, dass man solange Geld macht, wie man muss, ist, einen sicheren Einkommensstrom zu haben, das gilt speziell für all jene, die nicht mehr arbeiten gehen.

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