Die politischen Eliten in den USA versuchen derzeit alles, um den vollen Ausbruch und den Höhepunkt der Staatsschuldenkrise abzuwenden. Doch selbst ein Krieg dürfte ihnen nicht mehr allzu viel Zeit bescheren. Sie werden den Wettlauf gegen die Zeit verlieren – so viel steht fest

Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 27.08.2013

Frage: „Ich lese immer Ihre Artikel, aber Ihre letzten Artikel haben mich ein wenig verwirrt. Zuvor meinten Sie, dass es eine Flucht in Richtung Qualität geben wird, da die USA über den größten Schuldenmarkt des Planeten verfügen. Und Sie erwähnten, dass diese Flucht in Richtung Qualität die Schuldenkrise in den USA bis Ende 2015 weiter verschlimmern wird.

In Ihren jüngsten Artikeln scheinen Sie aber nahezulegen, dass es keine Flucht in Richtung Qualität, sondern stattdessen eine Umschichtung in Richtung privater Vermögenswerte geben wird. Wenn dem so ist, bedeutet das dann, dass die Staatsschuldenkrise sich nicht verschlimmern, sondern stattdessen bis 2025 hinausgezögert werden wird? Wenn das Kapital in Privatschulden fließt, bedeutet das, dass sich die Wirtschaft dann wieder erholen und wachsen wird?“

Antwort: Es gibt zwei Arten der Flucht in Richtung Qualität.

1. Zunächst einmal haben wir den natürlichen zyklischen Kapitalfluss innerhalb eines Landes, wo die Gelder zwischen dem Staatssektor und dem Privatsektor hin- und herfließen. Nachdem die private Welle mit dem Crash von 1929 ihr Ende fand, wandte sich das Kapital wieder dem Staat zu. Aktien liefen schlecht und Staatsanleihen gut. Als die Welle 1985 umschwenkte, explodierte der Dow Jones und der Markt legte eine Rally von 1.000 Punkten auf bisher fast 16.000 Punkte hin.

2. Und dann gibt es noch die internationalen Kapitalströme. Das Kapital flieht aus Regionen mit wirtschaftlichen und geopolitischen Verwerfungen.

Als 1985 die G5 gegründet wurden, gingen sie gegen die Kapitalkonzentration in den USA vor, was mit dem Crash von 1987 seinen Höhepunkt fand. Das Kapital wandte sich daraufhin Japan zu, wo es dort 1989 für eine Blase sorgte. Danach strömte das Kapital nach Südostasien und diese Blase platzte 1994, da das Kapital wieder (moderat) in die USA zurückkehrte und nach Russland strömte.

Als Russland dann 1998 mit Long-Term Capital Management in die Krise abrutschte, floss das Kapital nach Europa in den Euro. Daraufhin floss es ab dem Jahr 2000 in die USA in die Dot.com-Blase, die 2002 crashte. Danach strömte es für die nächsten 4,3 Jahre in Hypotheken – diese Blase platzte 2007. Und dann strömte es in Gold, und das fand 2011 seinen Höhepunkt. Dann kehrte es wieder zurück in den Dow Jones und wendet sich derzeit von Staatsanleihen ab. Diese Entwicklung dürfte in 4,3 Jahren oder im Herbst 2015 ihren Höhepunkt finden. Die Kapitalflüsse ändern sich immer alle 4,3 Jahre.

Die Flucht in Richtung Qualität findet also aus den langlaufenden Schulden statt. Das Kapital wird in kurzlaufenden Schulden und im US-amerikanischen Privatsektor gehalten, wo es sich konzentriert. Man braucht dafür lediglich den inländischen wie auch internationalen Kapitalströmen zu folgen.

Und was die Staatsschuldenkrise anbelangt – ja, sie kann aufgrund von Krieg hinausgezögert werden, da Krieg die Menschen davon ablenkt, was die Regierung getan hat. Das ist möglich, und es scheint, als würden die Machthaber in Washington gegen Syrien in den Krieg ziehen wollen. Russland wird aber als Gegner auftreten, und sie laufen Gefahr, dass es zu einem Krieg gegen Russland kommt, während sie sich selbst einreden, dass Putin falsch liegt.

Aber es wird Washington sein, das den Krieg anfängt – nicht Russland. Putin reagiert auf die zunehmende Aggression der USA, die darauf aus zu sein scheinen, vom gesamten Problem der Staatsschuldenkrise abzulenken.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die US-Notenbank angewiesen, US-Staatsanleihen zum Nennwert zu stützen. Diese Regelung wurde dann 1951 wieder aufgehoben und die Anleihen gingen in den freien Fall über. Diese Leute wissen, dass sie es mit einer Schuldenkrise zu tun haben – und das ist auch der Grund dafür, warum sie gegenwärtig das US-Heimatschutzministerium DHS bewaffnen und auf inländische Aufstände vorbereiten.

ub1798-y-maTrotzdem machen sie der Wirtschaft weiterhin den Garaus. Eher werden sie die ganze Welt vernichten, als dass sie bereit sind, freiwillig irgendetwas an Macht abzugeben. Ich habe immer gesagt, dass sie niemals sang- und klanglos im Dunkel der Nacht verschwinden werden – sie werden die ganze Zeit über wild schreien und um sich schlagen.

Die beste Möglichkeit, sich Zeit zu kaufen, ist, eine Ablenkung zu schaffen. Darin haben sie Erfahrung. Wir müssen respektieren, dass sie eine Hinauszögerung der Staatsschuldenkrise realisieren können, da der Kriegszyklus in 2014 von vorne beginnt. Also: Bedauerlicherweise erlaubt ihnen die Zeit, das zu tun. Die aktuelle private Welle endet nicht vor 2032, was heißt, dass sie bedauerlicherweise die Zeit dafür haben.

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese Welle Mitte 1985 begann und der entscheidende Brennpunkt 31,4 Jahre später oder im Januar 2017 ist. Das dürfte der maximale Zeitraum sein, um den Beginn der Staatsschuldenkrise [der Kernwirtschaft USA] hinauszuzögern, wobei der Höhepunkt maximal bis 2025 hinausgezögert werden kann, das Optimum ist 2020.

Sie werden verlieren. Das steht außer Frage. Vielleicht demolieren sie im Rahmen dieses Prozesses die ganze Welt. Sie können sich nicht den Hass vorstellen, der in den Augen einiger dieser Menschen funkelt. Sie trauen niemandem. Und im Ergebnis werden sie ungeheuerliche Maßnahmen ergreifen unter dem Vorwand, dass ihre Feinde noch viel Schlimmeres planen. Sie kämpfen gegen die Geister in ihrem eigenen Kopf.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner