Martin Armstrong, Armstrongeconomics.com, 29.08.2013

Der wichtigste Aspekt, der im Hinblick auf Bullenmärkte verstanden werden muss, ist die richtige Definition: Damit ein Bullenmarkt stattfindet, muss der Wert in allen Währungen steigen, ansonsten handelt es sich nur um eine Anpassung an örtliche Gegebenheiten.

Im Folgenden sehen Sie die Goldpreisentwicklung in US-Dollars und ausgepreist in einem Währungskorb von 1982 bis 1991. Und während damals bezüglich Gold alle extrem bullisch waren und prognostizierten, dass es ab 1985 wieder steigen und auf über USD 1.000 pro Unze klettern würde, zeigten diese beiden Charts, warum sich Gold zu jener Zeit nicht in einem Bullenmarkt befand und dieser Trend lediglich durch Währungsschwünge von 40% verschleiert wurde.

Die indische Regierung setzt derzeit alles daran, ihre Bürger vom Goldkauf abzuhalten, was zur Folge hat, dass der indische Schwarzmarkt für Gold immer größer wird. Das ist nicht darauf zurückzuführen, dass sich Gold in einem Bullenmarkt befindet, sondern es hängt mit der einbrechenden Indischen Rupie zusammen.

gold-1982-1991Dasselbe Problem hatten wir mit Gold nach 1985 und bei der Gründung der G5, wo die Vertreter öffentlich verkündeten, dass sie darauf aus sind, den US-Dollar um 40% abzuwerten. Gold legte eine Rally hin – aber nur in US-Dollars. Ausgepreist in einem Währungskorb befand sich Gold nach wie vor in einem Abwärtstrend und der Bärenmarkt hielt bis 1999 an.

Gold ist in Indien am Wochenende auf ein 9-Monatshoch gestiegen. Das ist nicht bullisch für Gold in Dollars, sondern nur isoliert für Gold in Rupien. Wenn wir nicht nur die Kapitalströme betrachten, sondern uns auch anschauen, wo das Gold eigentlich hingeht, entdecken wir interessante Fakten, die aufzeigen, was sich in Asien derzeit abspielt.

Ja, die Goldbestände der börsennotierten Goldfonds hatten im Dezember 2012 mit 2.632 Tonnen (93 Millionen Unzen) ein Allzeithoch verzeichnet. Während der ersten Jahreshälfte 2013 lagen die Goldabflüsse jedoch bei rund 670 Tonnen. Und die Goldverkäufe reichten bis in den August hinein, wobei sich die Verluste auf fast USD 60 Milliarden beliefen.

Schauen wir uns die Sache genauer an, sehen wir, dass das Gold wie üblich aus Großbritannien in die Schweiz ging, wo die Scheideanstalten beheimatet sind. Im ersten Halbjahr 2013 wanderten fast 800 Tonnen Gold in die Schweiz – während desselben Vorjahreszeitraums waren es gerade einmal 92 Tonnen. Von der Schweiz geht das Gold dann typischerweise nach Hongkong – aber die Abflüsse aus der Schweiz beliefen sich auf weniger als die Hälfte, und das bedeutet, dass über 400 Tonnen Gold in der Schweiz verblieben sind.

Es sind also fast 400 Tonnen Gold nach Asien gegangen. Dieses Gold dient als Absicherung gegen die fallenden asiatischen Währungen, es ist nicht gekauft worden, weil Gold jetzt auf neue Hochs steigt. Wir haben es hier mit lokalen Währungsproblemen zu tun.

Der echte Goldbullenmarkt wird wahrscheinlich nach Herbst 2015 einsetzen, wenn die Menschen weltweit in verstärktem Umfang damit anfangen werden, ihre Regierungen zu hinterfragen (vorausgesetzt, dass Obama nicht den Dritten Weltkrieg vom Zaun reißt, um die Schuldenkrise zu übertünchen).

Fragen Sie doch mal den Normalbürger, ob er glaubt, dass die US-Regierung nicht in der Lage sein wird, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen. Man wird Sie für verrückt halten.

Es ist für das finanzielle Überleben von essentieller Bedeutung, dass man begreift, dass es nicht bloß Gold sein wird, das im Rahmen von Währungsrückgängen steigt, sondern alle handfesten Formen von Vermögen, zu denen auch Aktien und Immobilienwerte gehören. Selbst als in Deutschland die Hyperinflation herrschte, wurde die neue Währung, mit der die inflationierte Währung ersetzt wurde, mit Immobilienwerten gedeckt – nicht mit Gold.

Alles steigt, weil alles über einen internationalen Wert verfügt, sei es nun Arbeit oder Immobilien, die das Kapital anlocken. Die Unternehmen verlegen ihre Büros nach Polen, weil sie dort eine gut gebildete Arbeiterschaft vorfinden, das Land politisch stabil und die Arbeitskräfte sehr billig sind. China begann seine Arbeitsplätze auf die Philippinen und nach Indien auszulagern, weil die Arbeitskosten in China zu steigen begannen und die Qualität in vielen Bereichen fragwürdig ist.

Ich erlebte, wie Londons Immobilien in Britischen Pfund 1985 auf Rekordhochs stiegen, als das Pfund auf USD 1,03 fiel. Ausländisches Kapital strömte ins Land und die Einheimischen konnten den internationalen Wert ihrer Immobilien nicht erkennen, weil sie den Wert nach wie vor in Pfund ermittelten und es nicht aus Perspektive der Dollar-Anleger sahen.

Währungen sind wie eine Sprache. Wenn ich sagen würde, dass ich Ihnen während der Inflationsphase 1 Billion Zimbabwe-Dollars gebe, dann müssten Sie zunächst Zettel und Stift herausholen und ermitteln, was das in Ihrer eigenen Währung wert wäre. Dann, und erst dann, wüssten Sie, was das Geld wert ist.

Ganz gleich, was Sie über Geld denken, selbst die wildesten Gold-Verfechter geben ihre Prognosen immer noch in US-Dollars an, um Ihnen eine Wertvorstellung zu vermitteln. Das ist die Art, wie wir Vermögen messen – nicht in Gold. Wir rechnen es nicht in Goldgramm um. Wir nutzen unsere einheimische Währung als Gradmesser. Und in Indien ist es dasselbe.

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